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bungen, die bequeme Gelegenheit, die Augen sogleich senken zu
können, ist eine Gelegenheit, aus einer Verlegenheit zu kommen;
man kaun das Gespräch mit der Masche zugleich fallen lassen, und
mit der neuen Masche ein neues Gespräch aufnehmen. Wenn wir
jedoch wüßten, wie viel Seufzer, Wünsche, Verlegenheiten, heiße
Gebete und bittergesaljene Thränen in manchen Sirumpf mit eia,
gestrickt werden, wir würden mit ehrfurchtsvollen Augen einett
solchen Strumpf den einzigen, heimlichen Vertrauten stillet Lust
und stillen Weh's, betrachten. Wir Männer wissen aber mit un
sern Händen gar nicht wo aus, wir spielen mit den Uhrketten,
wir schreiben mit den Fingern auf den Tisch, oder auf die Kniee,
oder wir streichen uns daS Schöpfchen, oder wir zupfen an den
Halskragen, oder wir wickeln uns den Schnurrbart um den Fin<
ger, oder wir spielen mit der Dose, oder wir wenden und drehen
ein Stückchen Papier zwischen den Fingern, anstatt daß wir den
Gegenstand der Conversativn drehen und wenden sollten.
Um es uns aber ja nicht zu verhehlen, daß wir Langeweile
haben, nehmen wir noch zwei oder drei Zeugen dazu und spielen
Karten. Denn eine Parihie Whist, oder L'hombre, oder Boston,
ist doch gar nichts ander« als ein stillschweigendes Gedächtniß,
welches sich vier Personen gegenseitig machen, daß sie nicht wissen,
was ste miteinander anfangen sollen. Wir könnten unsere 52 Wo
chen ohne die 52 Karten gar nicht mehr herumbringen. Den Da,
men verzeihe ich es noch, denn ste finden, in der ihnen eigenen
Scharffinnigkeit, in den dreizehn Kartenblättern ein ganzes Sit
ten, und Lebensbüchlein; bei der „Eins" denken fie: einen Ge
genstand muß man lieben und keinen mehr; bei der „Zwei:" daß
es doch besser ist, ein Paar zu sein; bei der „Drei:" an die Ge,
walt der Grazien; bei der „Vier:" an die weise Einrichtung der
vier Temperamente; bei der „Fünf:" an die Macht der fünf
Sinne; bei der „Sechs:" an die häuslichen Geschäfte der sechs
Wochentage; bei der „Sieben" und „Achtdaß die Männer sich in
Acht nehmen keine böseSiebenzu heiratben; bei der „Neun:"
an die neun Musen, ohne welche es doch keine Grazien giebt; bei
der „Zehn:" an die sonderbare Einrichtung, daß eine Nulle durch
eine hinzugefügte Einzelheit erst zu hohem Werthe kommt, diese
Einzelheit aber wieder durch diese Nulle zehnmal mehr werth wird.
Bei den Duden denken sie sich, was sie sich bel allen Gecken und
kaffe» denken: sie sind gerade gm genug, um mir ihnen zu spielen.
Mir den Damen gehen sie wie mir den Damen im reden um, machen
ihnen anscheinlich die Honneurs, können ste ihnen aber bei gurec
Gelegenheir einen Stich versetzen, oder sie rllchrig abtrumpfen, so un
terlassen sie es auch nicht; bei dem König endlich zeigen sie sich alS
gute Royalisten.