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der Strudel ergreift ihn und die Gesellschaft, welche ihn unter
gehen sah, bringt die Nachricht seines gewissen LvdeS nach Messina,
«on wo aus die Verwandten des jungen Mannes sie ebenfalls
erhalten, und den geliebten Sohn, Bruder und Freund betrauern.
Indeß war dieser nicht untergegangen; seine Kraft hau» dem
Elemente getrotz und er schwimmt gegen Calabrien, wo er einen
Kahn zu seiner Hülfe erblickt. Mit dem Vorsatze von Calabrien
aus bald sich wieder übersetzen zu lassen, ruht er dort ein Paar
Stunden aus; fällt aber auf der Rückfahrt einem Tunesischen
Kaperboot in die Hände, das ihn und die Fischer welche ihn
übersetzten, rüstige junge Leute, als gute Prise betrachteten. Er
ward als Sklave in Tunis verkauft, kam nach 15 jähriger Ge,
sangenschaft und unsäglichen Leiden wieder nach Italien, wo er
Landsleute traf, die sich seiner annahmen, höchst erstannt de»
Todtgeglaubten in ihm wieder r» finden. Er reist mit diese«
«och nach Paris, und kommt in der vorigen Woche in Posen
an, mit dem Vorsätze, seine Familie aus sein Erscheinen 'erst
vorbereiten zu lassen. Den einen Morgen frühstückt er mit
seinen Freunden in einer Conditorei, wo mehrere rum Landtag«
versammelte Edelleute sich befinden. Er hört den Namen seiner
Familie nenne» und findet hier seinen Bruder, den er als Kind
verlassen batte. Dar Entzücken raubt ihm die Sprache und nur
mit dem Ausrufe der namenlosen Freude, stürzt er unter Thräne«
jubelnd seinem Bruder in die Arme, den die wackern Freunde
von der Sache unterrichten- Die Brüder bereiten durch eine«
Brief die fernen Eltern vor, und den andern Lag führt der
Jüngere den Aelteren, Vielgeprüskeii wieder in das väterliche
Haut- Die Freude des Wiedersehens dort mit zu erleben —
muß ein Hochgenuß gewesen sein, den keine Feder zu schildern
vermöchte. — Gäbe das nicht eine treffliche Novelle? —
t d. T-