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Volume No. 907, Mittwoch den 10. Februar 1830

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue3.1830 (Public Domain)

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übertragen und mit betn deutschen Ernste zu erfreulichem Einklän 
ge verbundn »erbe. — Da nun für die Leistung de« französischen 
Schauspiel« in der Residenz im Allgemeinen nur bar Genügen der 
Postulate an ein gute« Daubevillen-Theater al« beurtheilender 
Maaßstab gelten soll, so kann hier unsere Feber, heute wie immer, 
keine kritistrenbe, sondern nur eine reserirende abgeben; denn in jedem 
der heutigen 3 Vaudevillen spielten die Mitwirkenden, wie wir eS 
nun schon einmal von ihnen gewohnt sind, mit Liebe, Gewandheit 
und erforderlicher Raschheit, und so werden die dargebotenen Ob, 
jekte, wie gering sie sich auch zu denen der höheren dramatischen 
Kunst verhalte», zu wiederholten Malen mit völlig ungeschwächrer 
Lust genossen. Der launige Inhalt de« ersten Daudevill's von 
Rougemonr ist seine« Interesse wegen ',in einem unserer früheren 
Referate den geneigten Leser umständlich mitgetheilt worden und 
haben wir seitdem mit Vergnügen vernommen, daß diese Mitthei 
lung einem geschickten und mit der Bühne näher vertrauten jun 
gen Manne Impuls zur Bearbeitung desselben für die vaterländi 
sche Bühne werden soll. Auch heute war die passive Komik de« 
wackern Herrn Francisque al« Robert, so wie das von dem vielsei 
tigen Herrn Marius repräsenritte Original im alten Präceptvr Goge 
sehr ergötzlich. Herr Marius versteht es vortrefflich hinter den je 
desmal angenommenen Charakter seine Jndimdualikät dem Zu 
schauer zu verbergen. Das zweite Vaudeville ist eine« von den äl 
teren und preiswürdigeren Fabrikarbeiten Scribe«. E« ist natur- 
treuer und doch mit guter Kunst staffirt, um idm einen gefälligen 
Anstrich zugeben. Dasselbe kann, gut in« Deutsche übertragen, 
für jede Privatbühne eine sehr brauchbare Kleinigkeit werden; je« 
spielen in demselben nur 3 Personen, aber freilich mußte auch nuk 
ein so schönes Trifolium wie Mad. Brice, HerrDelcour und Herr 
Duruissel das herrliche Ensemble darin bilden, um diesen D. ei» 
mehr al« gewöhnliches Interesse abzugewinnen. Demdriltea, 2ak- 
tigen Vaudeville von Darkois fehlt es gleichfalls nicht an Scherz 
und Lust, so wie auch die Handlung in demselben rasch und ab 
wechselnd >st. Herr Isidor giebt den Cavallerie-Osficier St. Leon 
mit Kunst und Kraft; HerrAlix legt dem Regiments Cavalier, der 
sonderbar genug Ladvuceur benannt ist, einen eigenthümlichen Cha 
rakter bei, der den Zuschauer amüfirt und MUe. Lemery ist als 
Suzane mit ihrem launigem Geberdenspicl unübertrefflich; diese 
junge Künstlerin sucht in den Soubrettenrollen, in welchen sie so 
ganz Narur, so ganz Regsamkeit und so ganz Schelmerei ist, auf 
deutsche» Bühnen schwerlich ihres gleichen. Herr Herault ist der 
Rolle des betrunkenen Kutschers noch nicht ganz Herr, die Dar 
stellung eine- solchen Glücklichen scheint zwar leicht ist aber immer 
schwer. S. Küsters».
	        
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