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Höchste sammelt ste alle und vereint sie für Euch zum Diadem der
Vergeltung. Groß ist die Noth, lasset groß die Hülfe sein.
Ergriffen von dem gränzenlosen Elend so vieler Armen habeu
die Gebrüder Gericke den edlen Entschluß gefaßt künftigen Mittwoch
l.den 10- Febr.) ihr T'voii in der gewohnten festlichen Weise zu
eröffnen nnd den unverkürzten Ertrag dieses TageS den Armen zu
kommen zu lassen. So eilt denn hinaus, Ihr Menschenfreunde,
unterstützt dies verdienstvolle Unternehmen und verschafft Euch ein
zwiefaches Vergnügen durch den Gedanken an die Freude, die Ihr
durch Eure Lust so vielen Eurer Mitmenschen bereitet. — Seelig
sind die Barmherzigen und Milden, denn der Herr wird sich auch
ihrer erbarmen! 4 — 6.
Leiden eines Mädchens vom Lande.
Die schlechten Wege verspäteten gestern unsere Ankunft in
Berlin so sehr, daß wir erst kurz vor Eröffnung des Theaters die
Stadt erreichten. Da wir Billette zur Oper (die Belagerung von
Corinth) vorfanden, meine Tante aber von der Reise fich ange,
griffen fühlte, wurde beschlossen ich sollte der Vorstellung allein
beiwohnen. Zwei alte Damen saßen vorn in der Loge, wozu mein
Billet war, ich setzte mich nur erst zu ihnen, als Herren, worunter
einige Offiziere, den übrigen Raum der Loge füllten; kurz vor Auf,
gang des Vorhangs traten mehrere Damen in die Nebenloge, eine
derselbe», welche fich neben mich setzte, trug einen großen mit lan
gen Tüllstreise» besetzten schwarzen Hut, fie war nicht groß, trug
ihr Haupt gebückt und brachte den Besatz des Hutü dem Polster
des Logen,Bordes so nabe, daß jch nur, wenn ich mich tief bückte
von der Scene etwas erblickte. Meine Nachbarinnen in der Loge
konnten ebenfalls nicht sehen. Dies wirkte ungünstig auf ihre Stim
mung. Erst Beschwerden über den Hut, dann über mich. Ich
drückte mich wie ein Knäuel zusammen, indeß hinderte dies nicht,
daß die beiden Damen die unerlaubtesten und bittersten Bemer,
kungen halb laut über mich machten. Nur selten wagte ich einen
Blick durch Senkung meines Körpers mir zu verschaffen, als ich
dies aber einmal versuchte, riß mich meine Nachbarin mit krampf
hafter Geb'rde zurück und sagte, ich sollte grade fitzen. Ueberrascht
durch dies Betragen, konnte ich nur durch Thränen antworten und
würde denSaal sogleich verlassen haben, wenn der Bediente, der
mich abholen sollte, schon hätte da sein können; ich mußte mithin
mein Schicksal tragen. So saß ich nun in stiller Angst bewegungs
los, bis, weiß der Himmel wie, ich dennoch meiner strengen Nach
dem aufs Neue mißfallen mußte, und sie mich so heftig anstieß, daß