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Anstand und Talent erhalten sollte! Allein die Rose ist
schon so schwarz und so abgeschossen, daß sie zwei Drittheile
ihrer Kraft verlor, und dem Aschenbrödel nur Muth verlieh.
Herr Fackler, der ein umsichtiger Regisseur ist, sollte diese Rose
einmal waschen und aufplätten lassen, sonst ist's mit An-
stand und Talent aus. Mlle. Holzbechcr har den angenehme»
Eindruck, den Aschenbrödel machen muß, verwischt, es wird ei.
nem immer weinerlich dabei zu Muthe. Wenn schon die Aschen
brödels so precivs, so geziert und sauertöpfisch sind, wie müssen
Ciorinde und Tbisbe sein? Mir dem Singen aber sollte Mlle.
Hvlzbccher sich und uns verschonen. Man sagt zwar dem Rei
nen ist alles rein, aber doch diese Stimme nicht, auch kommt
sie ihr zu hoch! Wahrlich im Dur-Duett und im Moll-Terzett
schrien alle drei Damen gewaltig, wir find doch gute Menschen,
was schreien sie so mit uns?! Ja, die Damen Clorinde (Mlle.
Gehse) und Tbisbe (Mlle. Thorschmidt) werden es mir schon
nicht übel nehmen, wenn ich ihnen sage, sie haben etwas ge
schrieen, vorzüglich Tbisbe. Mlle. Gehse zeigte Heute wieder,
welche schöne, starke Stimme sie habe, wie kräftig und sonor,
aber sie muß sich mäßigen, und nicht wie die Erfurter Glocke
die ganze Gegend beherrschen wollen. Auch etwas besser aus
wendig lernen, es ist nur des Publikums halber. Der Bolero
im zweiten Akte ist eine schwierige Aufgabe.' Herr Dich sang
den Prinzen zwar schwach, aber angenedm und gut. Herr Krvw
sang den Alidor ansprechend, aber ganz ohne Spiel, so wie
überhaupt dieses Haus ein solides ist, in dem nicht stark gespielt
wird, höchstens einmal ein jen de commerce. Herr Meixner gab
sich Mühe komisch zu sein, es ist ihm nicht ganz mißlungen,
wenn er aber zu solchen Evtemporationen, wie: „das ist ja ein
Hundevater," seine Zuflucht nimmt, so wird er von MontefiaS-
cvne nur da« Fiasco machen. Herr Schmelka paßt zwar nicht
für den Dandini, gab ihm jedoch mit der ihm eigenen Fülle
von Hnmor und Laune.