Der
Berliner Courier,
ein Morgenblatt
für
Theater, Mode, Eleganz, Stadtleben und Localitat,
herausgegeben
von
M. G. Saphir,
(Redakteur der „Berliner SchnellpoN")
No. 668, Dienstag, den 21. April. 1829.
Krönik der Berliner Novitäten.
Königliches Opernhaus.
Am 20- Stück:
„Maria St»an."
Aufführung.
Nur über diese ist etwas zu sagen, denn die Dichtung selbst
loben oder radeln zu wollen, wäre wahrlich überflüssig. Aller
dings ist Maria in ein zu Helles und reines, Elisabeth in ein
etwas zu ungünstiges Licht gestellt, aber ein Dichterwerk soll
idealistren und wenn Schiller selbst den Grundsatz aufstellt, daß
Mitleid Zweck jeder Tragödie sei, so mußte er natürlich die
Maria Stuart unS so frei von Schuld und steckenrein, als
möglich schildern, ihren Tod uns so viel als möglich unverdient
darstellen, um unser Mitleid in hohem Grade zu erregen. Ob
das Weglassen des Schlusses unbedingt zu billigen sei, ist Refe
rent zweiselhaft. Es ist zwar wahr, das Schicksal der Haupt
personen, der Maria, ist abgerundet und so weit das Interesse
an ihr beendet, und eS könnten die Scenen nach Leicetlers lies
erschütternden Monolog dessen Eindrücke schwächen. Aber aus
der anderll Seite ist eS auch wieder ergreifend die Elisabeth die
Frucht ihrer Saat ilrndten zu sehen und sie in chrem Schmerz