Path:
Volume No. 657., Montag, den 6. April 1829 Extra-Courier, Beilage zum Berliner Courier No. 657

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue2.1829 (Public Domain)

Ich empfehle mich allerlustigst Ihrer Vornehmheit zu einer 
allgemeinen Holzerei und bin mit phlegmatischer Laune Ihr 
wohlaffektioniner 
Saphir, Iran Paul, Benzel-Strrnau uud Berlin. 
Hygiastische Anschauung der vier Tageszeiten. 
(Schluß.) 
3. Der Abend. 
O, beglückt! wer seines Lebens 
Kühlen Abend still begrüßt, 
Und zum Lohne seines SirebenS 
Run verdiente Ruh' genießt. 
Hä seli. 
Mit dem Sinken der Sonne nimmt die Atmosphäre an reizen 
der Kraft allmädlig ab. Der Mensch nährt sich der Erschöpfung, 
seines Pulses Schläge nehmen eine beinahe fieberhafte Schnel 
ligkeit an. Die Phantasie bekömmt das Ucbergewicht über die 
andern Seelenvermögen, bis endlich eine allgemeine Ermattung 
die zu hohe Thätigkeit begränzl und die Sehnsucht nach Ruhe 
immer mehr und mehr hervorsieigt. Ruhe ist der Punkt, zu dem 
sich Alles dreht, von dem Alle» ausgeht und zu den Alles hin 
zieht, wie die Radien zum Centrum. — „Ruhige Anschauung 
ist das Paradies aller Völker" — überall sehen wir den süßen 
Zug aller Geschöpfe nach Ruht; allein jede süße Ruhe kann nur 
durch vorhergegangene Thätigkeit vermittelt werden, des Genus 
ses jener freien ungebundenen Wirksamkeit in den Anwenden der 
Ruhe, jenes göttlichen Dolce l'ar uieute, ist nur der gebildete, 
an Anstrengung gewöhnte Geist fähig. Ruhe nach zu geringer 
Anstrengung ist kein Genuß, sondern bewirkt «in lästiges Gefühl 
der Einförmigkeit, der Langweile und der Kraftlosigkeit. Ist 
nun des Nachmittags zweite Hätte in Thäligkeit vollbracht, sind 
die Geschäfte des TageS vollendet, so lebt man der Erdohlung, 
widmet den Abend dem stillen Genüße, der aus dem Bewußtsein 
zweckmäßiger Thätigkeit quillt. Man beschäftigt sich mit der 
Erinnerung des Vollbrachten, der schickliche Zeitpunkt ftir die 
geselligen Freuden, für gesellschaftlichen Ideenaustausch, in wel 
chem der Geiß bald mehr bald weniger beschäftigt wird, man 
labt sich an Gebilden schriftstellerischer Phantasie, ergötzt sich a» 
Schöpfungen classischer Dichter, besucht musikalische und drama 
tische Vorstellungen in mäßiger Abwechslung, schreibt Briefe 
oder entwirft Pläne zur künftigen Anstrengung. Allmäblig 
werden wir durch die den Tag über fortgesetzte Thätigkeit immer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.