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gestreckten Armen gegen den Himmel, als wollten sie sagen: da
oben wird Euch die Gabe, die ihr diesem Conzerte
„ auf der G e h - S e i t e"
widmet, belohnt werden.
Wie lieber Wandler? wie, liebe Wandlerin? dringen Dir
die herben Durlaute und die wehmüthigen Moll tone dieser
armen Conzcrtgeber nicht in das Her»? Sieh'! der Quell ihres
LichtS ist versiegt, der Brunnen des Sehens auSgeschvrft; sie
können nicht die beredten Boten der Augen, die Blicke bittend
zu Dir senden; aber sie schicken den befiederten Gesandten deS
Tons an Dein Herr und wenn es auch Dissonanzen find, so
dringen sie desto zerreißender ein in'S Gemüth und schreien das
trüge Mitleid auf. — Dieses Conzert
„auf der Geh-Seite"
berührt alle Seiten der Menschlichkeit; hier handelt eS sich nicht
um das zu Lode Kitzeln einer Darmsaite; hier bandelt es sich
nicht um das Schlittschuhlaufen eines Roßhaares auf einem
xizzikirlen Katzendarm. Nein es ist die erschütterndste Stelle
aus der Passions «Musik der leidenden Menschheit; es ist ein
schmerzhafter Griff des Geschickes auf dem Griffbrette Deiner
leidende» Mitmenschen; es ist ein seeleiizerschneideilde« Pizzicato
der Finger des Unglücks; es ist ei» LhrünenerregendcS Dolvroso
deS Mitleids; dieses Concert
„auf der Geh-Seite"
besuche, lieber, mitleidiger Leser, Du brauchst Dich nicht tu
drängen, Du brauchst nicht dabei zu schwitzen; nein!
aber nur eine kleine Gabe für diese Conzertgebcr» wenn
Du hier gehest und Dein Geh«Schlüssel wird zum Himmels-
Schlüssel, und Du kömmst eher hier durch zwei Groschen zu einer
Eintrittskarte in das Reich der Vergeltung, als sonst durch Zwei
Thaler.
Wahrhaftig, ein Schauder ergreift mich sund eine unge-