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welches ich aber la grace de 'la modestie nennen möchte, geho
ben. Eines muß fich Mlle. Lanrestre vor Allem abgewöhnen,
nämlich die Gewohnheit, bei ihrem ersten Erscheinen stets in
directer Linie bis ans Orchester fast heranzulausen. Bei ihren
Anlagen wird sie ohnehin schnell genug Vorwärts kommen.
Vorzügliches leistete Herr Delcvnr als Dubreuil. Den
verhaltenen Schmerz sowohl, als die Momente der Liebe bezeich
nete er wahr und eindringend. Eben mit solcher Wahrheit
stellte uns Herr Duruissel seinen Schmerz und seinen Kummer
im zweiten Akte dar. Herr Alix und Mlle. Antonin befriedigten
in ihren kleinen Rollen. Im zweiten Stücke theilten fich Mlle.
Lanrestre und Herr Jfidore in den gerechten Beifalßdes Publi
kums, so wie Herr Francisque sehr Ergötzliches leistete.
Sonstiges
Es ist erfreulich, daß fich die Theilnahme des Publicum»
an das französische Schauspiel erhöht. Dieser Umstand ist ein
neuer Beweis, daß das Publicum stets kömmt; man bereichere
nur das Repertoir mit guten Stücken und das Personal mit
vorzüglichen Talenten. Das Haus war sehr gut besetzt, und
der lebhafteste Beifall bezeigte die gerechte Anerkennung des
Publikums.
Alldem erker.
Wunsch.
Bei der nächsten Vorstellung des Ballettes: „Die Nacht
wandlerin" hat Herr Titus seine Rolle an Herrn Senger ab
gegeben. Die Verehrer des Herrn Titus, nämlich alle, die
Gelegenheit hatten, ihn in dieser seiner Glanzparthie, unstreitig
seine beste Leistung auf seiner Kunstbahn, zu sehen und zu be
wundern, wünschen; Herr Titus möge zur Verherrlichung des
Abends die Parthie, mit seiner bekannten Feinheit und Grazie,
selbst spielen. Herr Titus, der das Vergnügen des Publikums
sowohl durch die originelle, ganz eigene Erfindung seiner genia
len Ballette z. B. eben „die Nachtwandlerin" «. d. m., als
durch den edlen Styl der Harmonie und Sittlichkeit, den er in
die Solvparthien sowohl, als Ensembles zu bringen weiß, so
vielseitig erhöbet, wird auch diesem Wunsche gütigst nachkom
men und in der „Nachtwandlerin" dem Publicum sein Talent
nicht entziehen.