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Entgegnung des Couriers.
So angenehm es mir immer ist von Damen gewünscht zu
werden, so befremdend ist es mir von einer Dame auf den
Kirchhof gewünscht zu werden. Eie ist doch nicht etwa
Bühnendichterin? Der arme Saphir! wenn ein Komödien-
zettelaufden Kirchhof kommt soll ich Auskunft geben! Menn's im
Sommer gewesen wäre, so konnte man sagen derFaust wolle auf
einen grünen Zweig kommen. Ader im Winter? Nun im
Winter hat der Faust zu einem Baume Zuflucht genommen,
«eil er keine Blatter hat folglich keine Kritiken lieSt. Aber
warum gerade auf dem Kirchhofe? Vielleicht gehört der
Faust zu den Seligen; denn selig sind die Armen am Geiste.
Aber die Seligen wachsen doch nicht auf Kirchhof-Bäumen?
Vielleicht war dieser Baum ein tragischer Purzelbaum,
der auf einem Kirchboke eben so an £nt und Stelle ist, als der
Faust. Over vielleicht war er eine Thräne »weide und da
der Faust auch eine Weide für Ldräinen ist, so haben sie sich
zusammengefunden. Oder war es eine Zypresse, als die ein
zige Presse, die Faust an sich zieht?
Allein wer hat den Zettel allda angezettelt? Hmc
iUä! gewiß hat ein Bühnendichter eines seiner entschlafenen
Kindlein allda besucht und aus Verzweiflung einem Baum eins
angehängt. Vielleicht ist es ein Stückchen von Faust selbst,
der Zettel war blos Täuschung, die Straßenjungen waren idyl
lische Fantome aus der volkSthümliche« Welt, daß sie den
Saphir auf den Kirchhof wünschte war auch eine Einflüsterung
des Bösen.
Auf jedem Falle ist es ungeheuere Ironie und dieser
Straßenjunge war kein gewöhnlicher Straßen,unge. Denn welche
tiefe Wehmutd, welche unendliche Ironie liegt nicht in den
Worten: „Js bet vor die Dodigen." Wahrhaftig! Lesfing,
Schlegel und Tieck können in Folianten nicht mehr kritische
Derbheit bringen, als dieser gebildete Straßenjunge in die
Worte: „IS bet vor die Dodigen." Sollte mich aber eine
Dame wieder einmal auf den Kirchhof wünschen, so mochte ich
ihr zuflüstern: „Js det yvr die Dodigen."
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ein Birtelbvgcn. Der Pränumcrationsvrei« ist für »in ganze«
Jahr 2 Rthlr. 15 Sgr., halbjährlich l Rihlr. 15 Sgr. , viertel,
jährlich 25 Sgr. Man pränumeriri auf allen wohllöblichen Post.
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