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Volume No. 611., Dienstag, den 10. Februar 1829

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue2.1829 (Public Domain)

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Entgegnung des Couriers. 
So angenehm es mir immer ist von Damen gewünscht zu 
werden, so befremdend ist es mir von einer Dame auf den 
Kirchhof gewünscht zu werden. Eie ist doch nicht etwa 
Bühnendichterin? Der arme Saphir! wenn ein Komödien- 
zettelaufden Kirchhof kommt soll ich Auskunft geben! Menn's im 
Sommer gewesen wäre, so konnte man sagen derFaust wolle auf 
einen grünen Zweig kommen. Ader im Winter? Nun im 
Winter hat der Faust zu einem Baume Zuflucht genommen, 
«eil er keine Blatter hat folglich keine Kritiken lieSt. Aber 
warum gerade auf dem Kirchhofe? Vielleicht gehört der 
Faust zu den Seligen; denn selig sind die Armen am Geiste. 
Aber die Seligen wachsen doch nicht auf Kirchhof-Bäumen? 
Vielleicht war dieser Baum ein tragischer Purzelbaum, 
der auf einem Kirchboke eben so an £nt und Stelle ist, als der 
Faust. Over vielleicht war er eine Thräne »weide und da 
der Faust auch eine Weide für Ldräinen ist, so haben sie sich 
zusammengefunden. Oder war es eine Zypresse, als die ein 
zige Presse, die Faust an sich zieht? 
Allein wer hat den Zettel allda angezettelt? Hmc 
iUä! gewiß hat ein Bühnendichter eines seiner entschlafenen 
Kindlein allda besucht und aus Verzweiflung einem Baum eins 
angehängt. Vielleicht ist es ein Stückchen von Faust selbst, 
der Zettel war blos Täuschung, die Straßenjungen waren idyl 
lische Fantome aus der volkSthümliche« Welt, daß sie den 
Saphir auf den Kirchhof wünschte war auch eine Einflüsterung 
des Bösen. 
Auf jedem Falle ist es ungeheuere Ironie und dieser 
Straßenjunge war kein gewöhnlicher Straßen,unge. Denn welche 
tiefe Wehmutd, welche unendliche Ironie liegt nicht in den 
Worten: „Js bet vor die Dodigen." Wahrhaftig! Lesfing, 
Schlegel und Tieck können in Folianten nicht mehr kritische 
Derbheit bringen, als dieser gebildete Straßenjunge in die 
Worte: „IS bet vor die Dodigen." Sollte mich aber eine 
Dame wieder einmal auf den Kirchhof wünschen, so mochte ich 
ihr zuflüstern: „Js det yvr die Dodigen." 
Don diesem Blatte erscheint täglich, mit Ausnahme bei Sonntag« 
ein Birtelbvgcn. Der Pränumcrationsvrei« ist für »in ganze« 
Jahr 2 Rthlr. 15 Sgr., halbjährlich l Rihlr. 15 Sgr. , viertel, 
jährlich 25 Sgr. Man pränumeriri auf allen wohllöblichen Post. 
ämtern und in allen soliden Buchhandlungen de« In- und Aus 
lande«, und in Berlin bei dem Berleger 
Leopold Wilhelm Krause, 
»dlerstraße 3if 6.
	        
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