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Bischen Würze, was noch im französischen Dialoge war, ist in
der Ueberseyung auch noch verloren gegangen, und er gleicht
einem wahrhaftest Weibergewäsch. Das Ding ist übrigens nicht
so gräßlich als man glaubt, und da zu Polders Verstümmlung
seiner eignen Hand ein moralisches Motiv zu Grunde liegt, so
kann die ergreifende Lbeatercoup vor dem Forum der Kritik
allerdings Gnade finden.
Aufführung.
Die Darstellung war sehr mittelmäßig, überall holperte es.
Polder wurde 'von Herrn Meirner mit ziemlich ergreifender
Farbengebung dargestellt, und nur er schien «m amore zu spie
len. Herr Haas schien mit s-.inem Friedrich nicht recht zufrieden
)« sein und ließ uns seinen Unwillen recht auffallend merken.
Mlle. Herold entwarf «IS Elise ein recht ansprechendes Bild von
kindlicher Zartheit und warmer Liebe, manchmal schien uns ihr
Loncolotir nur gar zu düster. Herr Wegner (Dandek) sprach
die Lpposikionsscene so schnell, daß uns immer von 5 Worten
6verloren gingen. An Feuer fehlt eS diesem Schauspieler nicht,
er läßt sich aber von seiner Begristrung zu sehr hinreißen. Der
ist nur ein Künstler, der seine Leidenschaft dominiren kann.
Herr Seeliger stattete seinen Bürgermeister mit einer Dosts
Ironie aus, die nicht hinreichend war. Mad. Scholz und Herr
Gcnfichen standen sich würdig zur Seite. Bei den ernstesten
Dingen machten sie frohe Gesichter. Die Besetzung macht dem
Regisseur Herrn Risike ungeheuere Ehre!
Sonstiges.
Das Haus war gut besetzt; die Aufnahme lau. Von
Herrn Stegmayerö Musik läßt sich nur über zwei Nummern
sprechen. Eine gut gearbeitete Conzert-Huvertüre, die aber in
Tonart und im Eintritt des Allegro an Webers Jubel-Ouveri
küre errinnert und ein recht gemüthliches Liedchen im ersten Akt,
dies ist alles — die übrigen sind gute alte Bekannte, die wir
herzlich grüßen lassen. E. S.