Path:
Volume No. 812, Sonnabend, den 17. October 1829

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue2.1829 (Public Domain)

2 
Bischen Würze, was noch im französischen Dialoge war, ist in 
der Ueberseyung auch noch verloren gegangen, und er gleicht 
einem wahrhaftest Weibergewäsch. Das Ding ist übrigens nicht 
so gräßlich als man glaubt, und da zu Polders Verstümmlung 
seiner eignen Hand ein moralisches Motiv zu Grunde liegt, so 
kann die ergreifende Lbeatercoup vor dem Forum der Kritik 
allerdings Gnade finden. 
Aufführung. 
Die Darstellung war sehr mittelmäßig, überall holperte es. 
Polder wurde 'von Herrn Meirner mit ziemlich ergreifender 
Farbengebung dargestellt, und nur er schien «m amore zu spie 
len. Herr Haas schien mit s-.inem Friedrich nicht recht zufrieden 
)« sein und ließ uns seinen Unwillen recht auffallend merken. 
Mlle. Herold entwarf «IS Elise ein recht ansprechendes Bild von 
kindlicher Zartheit und warmer Liebe, manchmal schien uns ihr 
Loncolotir nur gar zu düster. Herr Wegner (Dandek) sprach 
die Lpposikionsscene so schnell, daß uns immer von 5 Worten 
6verloren gingen. An Feuer fehlt eS diesem Schauspieler nicht, 
er läßt sich aber von seiner Begristrung zu sehr hinreißen. Der 
ist nur ein Künstler, der seine Leidenschaft dominiren kann. 
Herr Seeliger stattete seinen Bürgermeister mit einer Dosts 
Ironie aus, die nicht hinreichend war. Mad. Scholz und Herr 
Gcnfichen standen sich würdig zur Seite. Bei den ernstesten 
Dingen machten sie frohe Gesichter. Die Besetzung macht dem 
Regisseur Herrn Risike ungeheuere Ehre! 
Sonstiges. 
Das Haus war gut besetzt; die Aufnahme lau. Von 
Herrn Stegmayerö Musik läßt sich nur über zwei Nummern 
sprechen. Eine gut gearbeitete Conzert-Huvertüre, die aber in 
Tonart und im Eintritt des Allegro an Webers Jubel-Ouveri 
küre errinnert und ein recht gemüthliches Liedchen im ersten Akt, 
dies ist alles — die übrigen sind gute alte Bekannte, die wir 
herzlich grüßen lassen. E. S.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.