Charlottcnburg.
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Charlottenburg bei entsprechender Windrichtung auf das Aergste belästigt,
so bringt der jetzige Zustand der sogenannten Desinfektionsanstalt auf Wil-
mersdorfer Gebiet, durch welche das Wasser des schwarzen Grabens vor
seinem Einttitt in Charlottenburger Terrain gereinigt werden soll, die
eminenteste Gefahr für die Gesundheit der Bewohner von Charlottenburg
mit sich. Denn die auf Wilmersdorfer Gebiet zur Reinigung des Wassers
befindlichen Einrichtungen und die angewandten Desinfektionsmittel sowie
die Art der Anwendung derselben sind so mangelhafter Natur und so un
zureichend, daß ein Theil von Charlottenburg, besonders nach einem Regen
und darauf folgendem Sonnenschein, mit unerträglichen üblen Gerüchen
erfüllt und die Lust von den Ausdünstungen der Reinigungsanstalt voll
ständig verpestet ist. Auch die auf dem Kurfürstendamm aus dem Grune-
wald zurückkehrenden Personen, sowie namentlich die Bewohner des Joachims-
thal'schen Gymnasiums haben unter den Zersetzungsgasen arg zu leiden.
Auch eine Konferenz, welche am 17. September 1885 zwischen Ver
tretern aller Betheiligten, sowohl der höchsten Staats- als auch der Bezirks
und Gemeindebehörden stattfand, fühtte eine Beseitigung dieser ästhetisch
wie hygienisch unerttäglichen Zustände nicht herbei, lieber den endlichen
Abschluß und die hoffentlich dauernde Beseitigung dieses langgestreckten
Schmutzkanals wird sich der nächste Bericht zu verbreiten haben.
Der sogenannte Hopfengraben, welcher von Charlottenburg kommend
durch den zoologischen Garten zum Hauptgraben geht, sollte die Teiche des
letzteren, zufolge einer Beschwerde der Direktion vom Oktober 1885 verpesten;
eine genaue Untersuchung der örtlichen Verhältnisse stellte fest, daß die Ver
stopfung alter Kanäle ein Ueberfließen der hierher gelangenden unreinen
Wässer zur Folge hatte. Die Abstellung des Mißstandes fällt in das
Jahr 1886.
Unerlaubtes Abladen trockner Haus- und Küchenabsälle, denen öfter
auch Fäkalien beigemischt waren, fand durch Berliner und Charlotten
burger Unternehmer bei Deutsch-Wilmersdorf und Plötzensee statt und
wurde auf diesseitige Anordnung beseitigt.
5. Wasser.
Die Stadt Charlottenburg hat nach Jahre langen Verhandlungen mit
der Aktiengesellschaft: „Charlottenburger Wasserwerke", welche an die Stelle
der durch H. Quistorp gegründeten Westend-Gesellschaft getteten ist, unter
dem 16. September 1884 einen Verttag abgeschlossen, zufolge dessen die
genannte Gesellschaft die Versorgung der Stadt mit Wasser von guter und