Sanität» - Polizei.
159
während im Mai schon für denselben Preis eine recht gute Butter abgegeben
wurde und inindcr gute aber reine Butter für 0,80 Mark zu haben war.
Nicht selten wird schon ältere (etwas ranzige) Butter mit Wasicr und etwas
Soda durchgeknetet und mit frischer Butter vermischt. Hierzu wird namentlich
die reine, aber meist etwas ranzige Galizifche und Amerikanische Butter benutzt,
welche nur 60 — 70 Pf. kostet. Auf diese Weise wird für die Butter ein
Preis erzielt, der ihr nicht zukommt, doch kann das Verfahren kaum als
Verfälschung charaktcrisirt, die Butter nicht als verdorben bezeichnet werden.
Die mitunter als „Bäcker. Butter" feilgehaltene Butter ist eine reine,
durch Ausschmelzen der Reste auS de» Butterfässern gewonnene, stets mehr
oder weniger ranzige Schmelzbutter. Ihrer Verwendung zum Backen steht,
wenn fie nicht zu stark ranzig ist, nichts entgegen.
Die Untersuchung der Butter hat unmcntlich, was den wesentlichsten Punkt
derselben, den Nachweis fremder Fette betrifft, nicht geringe Schwierigkeiten.
ES wurde hierzu die allgemein angewandte Hehncr-AngeU'fche Methode benutzt,
nach welcher die Menge der nicht flüchtigen Fettsäuren bestimmt wird. Nach
Hehncr, dessen Angaben auch von den Materialien zur technischen Begründung
des Gesetz-Entwurfs gegen Verfälschung der Nahrnngs- und Gcnnßmittel rc.
(Gesetz, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln rc. von Dr. Fr. Meyer
und Dr. C. Finkelnburg, Berlin 1880) aufgenommen sind, soll reine Butter
zwischen 85,5—87,5 nicht flüchtige Fettsäuren enthalten, während alle andern
thierischen Fette 95—95,5°/ 0 davon haben.
Die zahlreichen Beobachtungen des Dr. Bischofs, die namentlich auch an
Butterproben aus den besten Quelle» und von sonst vorzüglicher Beschaffenheit
angestellt sind, haben denselben jedoch zu der Ueberzeugung gelangen lassen,
daß die Hehner'schc Grcnzzahl zu niedrig gegriffen ist und vollkouinien reine
Butter bis zu 90"/« nicht flüchtiger Fettsäuren enthalten kann. Zu ähnlichen
Ergebniffen find auch andere Untersucher und namentlich das Laboratorium
des Landwirthschastlichen Instituts zu Poppelsdorf (Bonn) gelangt.
Hierdurch wird der Werth der Hehner'schcn Methode einigermaßen ver
ringert, denn ein mäßiger, unter Umständen nicht geringer Zusatz fremder Fette
wird hiernach erfolgen könne», ohne daß die Butter mehr als 90"/« nicht
flüchtiger Fettsäuren aufweist und deshalb beanstandet werden dürfte.
Auf die bloße Thatsache hin, daß eine Butter mehr als 87,5"/«
(Hchncr'S Grcnzzahl) solcher Fettsäuren enthält, wird sic vor Gericht nicht
als verfälschte hingestellt werden können, sondern mit Sicherheit nur, wenn 90°/«
überschritte» worden, wenn auch Butter mit einem dieser Grcnzzahl nahe
kommenden Fettsäure-Gehalt als höchst wahrscheinlich gefälscht angesehen werden
darf. Derartige Buttcrprobcn kamen mehrfach zur Untersuchung, doch mußte