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Volume No. 63., 7. August 1810

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1810 (Public Domain)

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t r \ ( K 
Monarchin» mir Rührung in fich erneuen! Wer nicht 
gern bei dem Bilde dieser Milde und Güte verwei, 
len! d. R. 
Die Gruft der Erhabnen. 
Ehrfurchtsvoll, npt leisem Beben, 
Grüßt der Grüfte düst'res Haus; 
Denn vom gottgeweihtcn Streben, 
Ruhet hier ein Engel aus. 
Heilig sey uns diese Halle, 
Wem Sie wohlthat, kniee her! 
Rah'n die Dankerfüllten Alle, 
Wird die Staue nimmer leer! 
Ob dann Pracht Sie uns erwähne, 
Wahrheit spreche stolz Gestein; 
Doch, wird der Verwaisten Thräne, 
Höchster Schmuck des Denkmals seyn. 
F. W. Gubitz. ' 
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Canut und seine Höflinge. 
^er König ging zur Frühlingszeit 
Lustwandelnd an dem Meer, 
Und viele Herrn, ihm beigesellt, 
Mit ihm und nebenher. 
Nun sprach mit List und Schmeichelei 
So mancher große Thor, 
Und mancher reiche Bösewicht, 
Ein Wörtlcin Eist ihm vor. 
„Herr!" — sprach ein Thor — „in eurer Hand 
Liegt alles Wohl und Weh! ... 
Ihr seid der Herr, und euch gehorcht 
Sogar die weite. Sec!" — 
„Ihr seid so gut, so demulhevoll, 
Und könntet stolz wohl seyn: 
Der Stolz ist einem solchen Herrn 
Doch wahrlich zu verzeih»!" — — 
Da setzt am Ufer sich Canut 
Jn'S frische Frühlingegras, 
Und ruft: „Meer! ich befehle dir, 
Mach' mir den Leib nicht naß!" — 
ES braus't das Meer, die Woge schäumt. 
Und schont des Königs nicht;. 
Die Tropfen netze» ihm Gewand 
Und Fuß und Angesicht. 
D'rob wendet sich der große Mann 
Zu seine» Schmeichlern hin: 
„Ihr feilen Lügner! sehr ihr wohl, 
Was ich großmachlig bin?" — 
„Kein Tropfen weicht auf mein Gebot, 
Und ich soll mächtig seyn? — 
Rur Gott ist mächtig, und der Stolz 
Ist keinem zu verzeih»!" — 
Marwitz. I a n i s ch. 
Neuigkeiten und 
Berlin. 
Die Kunst beeifert sich auf mannigfache Art, das 
Andenken der erhabnen Königinn zu feurn. Hr.Prof. 
Gubitz hat eine Elegie, betitelt: Empfinden und 
Ahnen, gedichtet, die fich durch zaries Gefühl und 
«die» Ausdruck empsiehlt, und vom Herrn Mufikdirck- 
»or Seidel in deffen bekannter, trefflichen Manier 
«omponirt ist. (Berlin, bei Duncker u. Humblor): 
Den 4ten August wurde da» Nationalihealer wie, 
der eröffnet. Die Vorstellung begann mit einer Ein- 
lcrlungimusik von Reichar'd, worauf Hr. Iffland 
die vortreffliche Ode reciiirte, die Klopftock im I >75r 
auf de» Tod der Königinn Luise dichtete, und die nach 
Weglassung der fünften Strophe auch auf den Gegen, 
pan» unsrer Klage so paffend ist. Dann folgte Ouver 
türe von Gluck, da« Requiem von Mozart, au« 
Händel» Oratorium der Messias, und Halleluja. — 
Das ganze Personale des Theater« nebst der Kapelle 
«rnd allen dazu gehörigen Choristen, sämmtlich schwarz 
gekleidet, füllten da» Proscenium, da« durch dieFlor- 
Dvrhange, die sich schwebend über den ganzen Raum 
verbreiteten, und durch die zweckmäßige Erleuchtung 
neu feierlich »schönen und rührende» Anblick ge, 
ährte. — Die Einnahme war dem Luisenstist bestimmt. 
Am Degräbnißrage unsrer verewigten «heuern Ko, 
chginn versnstalttts»» zwei hiesige Familien eine stille 
Korrespondenzen. 
Todlenfeier auf der Luiseninsel im Thiergarten. Sie 
ließen da« dort stehende Monument mit einem Zypres 
senkranz umwinden, ein Silberband, mit schwarzen 
Frangen eingefaßt, war dadurch geschlungen, und ent 
hielt folgende Strophe: 
Liebe reichte Dir fröhlich jüngst die Schale, 
Liebe füllt sie jammernd mit Thränen jetzt. 
Weh! sie wecken Dich nicht! doch liebend flehst Tu 
Seeliger Engel von dort, der Thränen glühende» 
Opfer. 
Aus der auf dem Monument stehenden Schale loderte 
eine Opferstamme empor. Diese kleine aber wohlge 
meinte Tvdtenseier ward den zten August wiederholt. 
Kein Zweifel, daß auch viele andre der edlen Verstarb, 
nen Opfer derVerehrunq und der Liebe oder desDank« 
mit wehmüthigen Thränen in häuslicher Grille gebracht 
haben, und ferner noch lange dringen werden. 
Neustrelitz, den sy. Juli. 
Auch wir fühlen schmerzlich den Verlust einer 
Königinn, in der wir die Tochter unser« würdigen 
Herzog« beweinen. Viel ist Ihm und uns entrissen, 
und nur die Religion vermag unser Unglück zu mil 
dern. Herr Superiniendciit Glaser sündigte uns 
diesen höchst schmerzlichen Todesfall bei Haltung de» 
ersten Gottesdienstes durch folgendes Gebet an;
	        
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