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Deutschland geschehen könnte, um die Einheit, die im
Innern unsers Gemüths schon vorhanden sey, auch
im Aeußern darzustellen.
Das Unwandelbare ist der Deutsche Boden.
Ihn begrenzt und schließt der Vers, nach den ur<
sprünglichen Bestimmungen de« Erdbodens, und theilt
ihn wieder in einzelne Landschaften oder Gauen, von
denen jede durch Flußgebiete begrenzt ist. Entgegen«
gesetzt ist da« Wandelbare, das im Volk und im
Staat liegt. Dieser Theil der Schrift ist der aus
führlichste.
Um Einheit unter das Deutsche Volk zu brin«
gen, wäre cs gut, wenn alle Deutsche außerhalb Lan
des eingetauscht würden gegen die in Deutschland
ansässigen Ausländer. Da dieser Völ-
kertausch aber theils zu schwierig, theils auch zu
schmerzhaft seyn würde, auch bei den Juden, die kein
Mutterland mehr haben, nicht Anwendung finden
kann: so wird das langsamere Mittel einer Volks-
erzichung vorgezogen. Sie wird bewirkt durch
Aufhebung der Schutzgenvffcnschaflen (Kolonien), die
dann auch in Schulen, Kirchen und im gemeinen Le«
den nicht nur ihre alte Landessprache gegen die Deut
sche, sondern auch ihre Namen gegen inländische ver
rauschen müssen. Von Seiten der Urdeurschen aber
wäre nöthig, sich aller Ausländereien streng zu ent
halten, und ihre kräftige Ursprache nicht mit frem
dem Flitterstaat aufzustapeln. Hier bietet sich ein
breites Feld dar über Reinheit der Sprache, und
mittelbar auch der Gesinnung. Bei dieser Gelegen
heit wird einer Gesellschaft erwähnt, die sich in Ber
lin gebildet hak, um reines Deutsch zu sprechen, und
auf jede Ausländerei dieser Art eine Geldstrafe ge
setzt ha«. (Gern hallen wir in einer Note über diese
Gesellschaft etwa« Ausführlicheres gelesen!) Zugleich
wird der, von Andern schon geäußerte Wunsch aus
gesprochen, daß in unsern Volsschulen das alt - Deutsche
Heldenbuch der NiebelungenLied gelesen werden
möchte, wodurch auch noch Deutsche Mundarten er
lernt werden könnte» — ein Wunsch, der viele Geg
ner finden möchte. Vor allen Dingen wird hier, und
mit Recht, gewünscht, daß die Fürsten sich in ihren
Kundmachungen und Benennungen inner rein-Deut
schen Sprache befleißigen möchten. Ein Gleiches
würde bei den Inschriften auf öffentlichen Denkmä
lern geschehen können. Sehr zweckmäßig in dieser
Hinsicht erscheint die für unser Zeughaus vorgefchla,
gene Ueberfchrift
Freunden zum Schutz,
Feinden zum Trutz,
und die Umänderung des Namens Gen«d'armen-
Markt in Schauspielplatz, so wie schon eia
anderer der Opernplatz (Singspiel-Platz) heißt.
Zur Belebung des Volksgeistes und Beförderung
der Einheit wird eine große gemeinschaftliche Unter
nehmung vorgeschlagen, und zwar unter mehrern denk
baren am liebsten eine Entdeckungsreise. Zur Kosten-
bestreiiung findet der Verf. einen guten Anfang in den
zu Luthers Denkmahl gesammelten 20,000 Rthlrn.,
(von denen man lange nicht« gehört har), und wünscht,
daß das Hauptschiff dieser Reise dem großen Refor
mator zu Ehren Luther genannt werden möglc.
Nächst der Einheit der Staarelenkung und Staats
sicherung wäre auch die Einheit der SiaaiSgesctzge-
bung höchst wünschenSwerlh. Wir haben jetzt in
Deutschland zwei vorzügliche Gesetzbücher: da« Preu
ßische Laiidrechl und das Napoleons-Gesetzbuch (co-
dexNapoleon). Mil Zuziehung beider würde sich ein
ächt »deutsches Gesetzbuch, etwa ein Dcutschenspicgel,
wie es einen Sachsen« und Schwabenspiegel gab, aus
arbeiten lassen. Könnte dies in kurzen kräftigen Sprä
chen, oder in gereimter Rede geschehen: so gäbe Deutsch
land das erste Beispiel einer ganz volksihümlichen
Gesetzgebung.
Um auch in die Staatseinkünfte und deren Er
hebung Einheit zu bringen, schlägt der Derf. eine
F rei hei ts abga be vor, nach welcher der Bürger
ohne Unterschied des Standes und der Beschäftigung
a» einem bestimmten Tage, etwa nach der Aerme, sei
nen Beitrag nach seinem Gefühl und Gewissen dar
brächte. — Was indessen sich der Verf. auch davon
versprechen mag: eine solche Abgabe kann schon ih
rer Willkür und Ungewißheit wegen kein Haupt,
Staats-Einkomme» seyn; denn dieses muß sich be
rechnen lassen können.
Desto zweckmäßiger ist der Vorschlag zurEinfüh-
führung einesund desselben Maaße« und Gewichtes in
Deutschland, wobei der Sckundenpendcl zu Grunde
gelegt werden könnte. Alle diese Maaße und Gewich
te könnten, der Bequemlichkeit des Rechnen» wegen,
nach Zehnteln eingetheilt seyn, oder immer durch die
Zweiheit g-spalicnkwerde», wie imDeukschcn gewöhn
licher ist.
Das letzte starke Band zur Beförderung der
Staalseinhcit findet der Verf. in der Einheit der
Kirche. Er will (mit vielen andern frommen Den
kern) eine Vereinigung der evangelischen und katho
lische» Kirche zu cinerDeutschen Kirche, die er sich
möglich denkt, wenn die altgläubige Kirche in Aus
hebung der Klöster und in Gestaltung der Priester-