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Volume Nr. 50., 23. Juni 1810

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1810 (Public Domain)

lichen Vereins, auf sdcren Erfüllung die Sicherheit 
jedes Einzelnen beruh«, nicht minder heilig. Aber auch 
hier wägt sic nicht die Größe des Verdienstes, die 
Schwere des Verbrechens: sondern sieht nur darauf, 
daß das eine anerkannt und belohnt, dar andere be 
straft «werde; und daß selbst züchtigend die Würde 
de» Menschen erhalten werde, daß ihn nur seine Der- 
brechen, nicht die Züchtigungen zur Würde eines Staats 
bürgers unfähig machen können. Um dieses gesellige 
Band immer enger und fester zu knüpfen, und den 
Sinn für legale Freiheit, für Rech« zu erhöhen, bleibt 
die Polizei nicht bei der Erhaltung der äußeren 
Würde im Menschen stehen: sondern sucht diese auch 
in Sitten, Lebensart und äußeren Umgebungen dar 
zustellen, und so selbst in den an sich erlaubten Hand 
lungen überall den Keim der Menschheit zu entwickeln. 
Sie ist e«, die zuerst für Bildung und Unterricht 
sorgte; sic, die den Streit um die Obergewalt, zwi 
schen Staat und Kirche schlichte», die blutigen Reli 
gions-Kriege der Bürger gegen Bürger beendet, und 
überall als Vermittler zwischen Staat und Mensch 
erscheint; sic ist es endlich, der das höchste Gur des 
Menschen, Denk- Gewissens- und Religionsfreiheit 
anvertraut ist! — 
Humanität also ist das Symbol der Polizei; 
und ihrePflichr ist es, auch selbst den Verirrten lieb 
reich auf die rechte Bahn zu begleiten. Nur der Bö 
sewicht mag vor ihrem zürnenden Antlitz fliehen, 
und sich vor ihrem Strafgericht verbergen: dem 
Menschen wird sie stet» eine schirmende, Gottheit 
seyn. Kremnitz. 
Luthers Denkmal! 
Ein Finalwort. 
uther hat sein Denkmal über den ganzen Norden 
und über den ganzen kultivirren Erdkreis; er bat'« 
in dem Namen seiner Glaubenekinder; in allen Schu 
len und Kirchen, die er gereinigt Hai; in allen Ver 
fassungen, die aus seine Lehre sundirr sind; in allen 
streitigen und unsireitigcn Lchrpunkien seines Glau, 
benrsystems; er Hais in allen seinen und seiner M"- 
bckcnner Schriften, vorzüglich in der herrliche» Ue< 
bersctzung der heiligen Schrift, die ihres Gleichen 
nicht ha« und wohl nicht finden wird; er Hais in je 
dem hohe» Trost, und Glaubensliede, da« die cvan, 
gclische Kirche singt. Jedes Kind trägt seine» Lu 
ther in seinem vortrefflichen kleinen Katechismus 
zur Schule, und darf durch kein Monument erinnert 
22Z — 
werden; fast in jeder nicht unbedeutenden evangeli 
schen Kirche sieht man sein wohlgctrvffnes Dildniß; 
wie viel Münzen, Schaustücke, Gedächinißschriften, 
alte und neue Bücher tragen es? Seinen Namen 
nennt dankbar der lebende und sterbende Christ! 
Soll man Luthern ein Denkmal fetzen? Dem 
Vater so vieler Kinder, die seiner nicht vergessen 
können! Dem Befreier der Völker au- harten Kcireu! 
Dem Finder einer neuen Well! Denn eine neueWell 
wars, wohin er führte. Er unser Columbus, in 
dessen heiligem Glaubcnsschiff eine bewährte Muzahl 
Heller und muthigcr Männer das große feste Land 
unbekannter Wahrheit sahn und erlangten, auf dem 
wir jetzt, so gewonnenen Spieles, wandeln können. 
Will der Denkmalsfreund, außer obgenannien, noch 
etwas, so nenne ich ihm die Wartburg, des Maunes 
PalhmoS und Felsenburg, die Niemand ohne Drang 
gefühl für den Namen des Mannes, der sie bewohnte, 
sehn oder besteigen kann; ich nenne seinen Hörsal und 
seinen Lehrstuhl zu Wittenberg, die man n»ch sicht, sein 
Bcgrabniß und sein Original-Bildniß in der Kirche da 
selbst, seine Zelle zu Erfurt, sein Haus zu Eislcben, seine 
Handschriften in hundert Bibliotheken, seine Kraftwor 
te, die im Volke sprüchwörtlich herumgchn — und wa« 
soll ich von dem Manne sagen? was erinnert nicht an 
ihn? was spricht nicht von ihm? JstS nicht selbst der 
Fall des Lutherlhums, der ihn hebt, ihn aus der 
Asche aufweckt und seine große Sache bewährt? Ist» 
nicht der Mirfall des Papstthums und alle andere 
Jrrsystcmc, die durch ihn und mit ihm begraben wur 
den? Jsts nicht die Hoffnung stillglaubiger redlicher 
Seelen, denen Luther nie starb, die ihm Monumente 
bau«, und seiner Wiederkehr in» Reich der Wahrheit 
entgegen sieht? Endlich, Schauspiele und Theater 
feiern ihn, um die Kirche zu erinnern, daß sie ihn, 
den Heldenmann, nie vergessen soll noch kann. 
Sollten jedoch, und darf ich nicht vergessen, alle 
die jetzt genannten großen Monumente, die Luther» 
in jedem Augenblick seinen Glaubensgenossen ins An 
denken rufe»/ weiterfori so verfallen und vergehn, wie 
sic jetzt im Vergehn und Verfallen sind: nun dann mag 
man allerdings dem schwachen Gedächtniß der Luthe, 
rancr zu Hülfe kommen, und ihnen neue Monumente 
bauen, die ihnen sagen mögen, daß einmal ein Lu 
ther in der Welt war. DieNothwendigkeit in jeder 
Stadl eins zu haben, würde dann einleuchten. 
Wigand. 
N a ch t b « ch. 
behauptet in seiner Philosophie der 
Naturgeschichte, daß Träume eine wahre Charakie
	        
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