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Volume Nr. 35., 1. Mai 1810

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1810 (Public Domain)

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seine Wohnung und ein Jahrgchalt. Hierzu half 
ihm außer Büsching eine höhere zeitliche Hand, 
die Quinius Jcilius dahin geleitet halle. Doch 
nicht zur Ruhe kam der arbeitsame Geist; denn er 
übersetzte dann noch den Homer und Pi »dar. 
Zwar arm am äußern Menschen; aber reich am in, 
nern ging er erst am -7sten Mai 1778 ein in die 
Ruhe. Der Mustkrirecior Buch holz schreibt: 
„Damm blieb bis an den letzten Athemzug bei vollem 
Verstände seiner Meinung getreu, und starb einer 
sehr sanften Todes. „Wer kann verdammen den Mann, 
der nicht wiederschalt, da er gescholten wurde, der 
der heiligen Einfall, die am Mittage auf öffentlichem 
Markt vor ihm aurspie und ihn schmähet«:" Der, 
flucht seist du! Verflucht sei dein Eingang, verflucht 
dein Aurgang!" in Gegenwart der ihm hohnspre 
chenden Menge erwiederte: „Goir vergebe es ihm, 
mein Freund! Christus, mein Meister hat mich ge 
lehrt: Gegner die euch fluchen; bitter für die, die 
euch beleidigen!" Wer will ihn verdammen? Friede 
seiner Asche! 
Von den übrigen Kollegen de« Gymnasiums nenne 
ich nur Joachim Christoph Dodenburg und 
Johann Jakob Wippel, die nachher dar Reeio- 
rar im Berlinischen Gymnasium bekleideten, und mir 
dem unvergeßlichen Sieg mund Streit die erste 
Cvrrcsponderiz wegen seiner Stiftung führten, und Ge 
org Gottfried Küster, den fleißigen Sammler 
vaterlckndischerNachrichten, der zuletzt als Rector dem 
Friedrich-Werderschcn Gymnasium vorstand. 
Anton FriedrichBüsching, zuvor Prediger 
und Stifter einer Schule in Sk. Petersburg, hielt 
sich nach der Niederlcguna feines Amtes in Altona 
auf. Dorr erhielt er den Ruf zum Rcciorat des zu 
vereinigenden Gymnasiums j. I. 1766. Seine Ver 
dienste als Direcror und Lehrer haben Gedike und 
Spalding; er selbst sein Leben und seinen Charak 
ter freimüthig gezeichnet. Hier genüge es zu sagen: 
Water Büsching, auf dessen Besitz auch wir stolz 
zu seyn Ursache haben, eröffnete bei der Vereinigung 
der drei obern Klaffen de» Gymnasiums auch die 
Köllnische Schule im Mai 1767 mit fünf Schülern 
außer der Currcnde. Viele Hindernisse stemmten sich 
dem Emporkommen der Schuic heimlich und öffent 
lich sowohl von de» Einwohnern Köllns, als den 
Lehrern selbst entgegen; denn sie mahnten sich durch 
das Eingehen eines eignen Gymnasiums tief gekrankt, 
so daß Büsching einigemal um die Abnahme der 
Dircctio» dieser Schule ansuchte. Und doch kam der 
uncrmädet thätige Man» oft hiehcr, eriheilte selbst 
in den ersten Jahren den sämmtlichen Schälern Dien- ' 
stags von 8 bis 9 Uhr Unterricht zur Verbesserung 
der Herzen und Sitten. Sei» rastloser Eifer, der 
selbst wider seinen Charakter nicht ausharren zu kön 
nen, schien— aber nur schien — siegte, so daß Bü 
sching 178' öffentlich bezeugen konnte, daß die seit 
verschiedenen Jahren inAbnahme gcratheneKöllnische 
Schule durch den muntern und geschickten Betrieb 
ihrer Lehrer wieder in die Höhe gestiegen sei. 
Als nämlich 1778 die vom Köllnischen Gymna 
sium noch übrig gebliebenen zumThcil bejahrten und 
schwachen Lehrer bis auf Semler, welcher in den 
Ruhestand versetzt wurde, ausgestorben waren, wur, 
den jüngere Männer angestellt, welches Büsching 
in den Zeitungen bekannt machte. Galtermann 
und ich; wir gehörten zu ihnen. Wir fanden zwar 
nur, außer der Currende, i7Zäglinge, die in einigen 
L-clionen vereinigt, in andern in zwei Klaffen abgeson, 
derl waren. Wir jüngern Männer ivurden vom Vater 
Büsching mit Feuer und regem Triebe, nützlich zu 
werden, erfüllt. O, wenn er kam, wie gern sahen 
wir ihn! Dank dem Entschlafenen für jede Beleh« 
rung, die er uns, den Neulingen in der praktischen 
Lehrkunst gab. Herzlich gegeben, herzlich empfangen, 
willig und eifrig geübt, verstrichen uns die Jahre 
des Lehramts unter ihm. Er ging heim am aflsten 
Mai 179z. Seine Hülle ruhet unter Blumen. OieKöllr 
nische Schule wird sein ewig gedenken! 
Friedrich Gedike, zuerst Büsching« Bei» 
stand, dann seit 179z sein Nachfolger, wich in pckda« 
gogischen Grundsätzen zwar hin und wieder ab; aber 
unter ihm, dem Kräftigen, hob sich der Schulstand 
noch mehr. Seine durchdachten Plane, Ideen und 
Methoden galten als Muster im In - und Auslande. 
Er ließ das Gute Büschinas nicht sterben, und 
fügte hinzu, was vermehrte Ein- und Umsicht dem 
Geiste des Zeitalters gemäß zur Bildung jugendli 
cher Gemüther zweckmäßig erachtete. Zu schwach, 
sein Lob nach Würden zu preisen, sind Sie, m. H. 
noch durchdrungen von seinen Verdiensten um den 
öffentlichen Unterricht. Unter ihm mußte die Köllni« 
schc Schule gedeihen. Sein Ruhm ist unvergänglich! 
Er entschlief am 2len Mai 1803. 
Seil 1804 verehren wir in Ihnen, theurer Herr 
Direcior Bellermann, unser» Vorsteher. Ihr Cha 
rakter und unser Verhältniß vergönnen mir nicht, an 
dieser Stelle meine Gefühle andere als durch den 
Wunsch laut werden zu lassen: Got« erhalte Sic uns 
lange, und schenke Ihnen Freude an Lehrern und Ler 
nende»! — 
. Was soll ich Ihnen sagen, mein theurer Gehülfe 
Gattermann, der Sic mit Ernst und Eifer, mit seit« 
ner Gewissenhaftigkeit und mit unermädciem Fleiße 
seit 32 Jahren, als ich mit Ihnen hier als Lehrer 
eintrat, bei unserer Anstalt wirkten. Sie sind mir — 
und gewiß Vielen, die Sie näher kennen, ehrwür 
dig wegen Ihrer Amtsführung, ehrwürdig wegen 
I hres kindlichen und brüderlichen Sinnes, ehrwür 
dig wegen Ihrer Fürsorge für unsere Wittwcncaffe, 
deren Bestes Sie redlich und nicht ohne Aufopferung, 
auch für uns, Ihre Gehülfen, befördern. Wenig ge 
nossen Sie der gewöhnlichen Freuden des Lebens, 
nach welchen der sinnliche Mensch jägt; Ihre Freude 
gewährte Ihnen die Muse der Tonkunst. Sie nähe 
ren sich vor mehr als einem halben Menschenaller— 
schon im Jahr 1766 — als Einer der Letzten noch dem 
dahin welkende,» Köllnischen Gymnasium, gleichsam 
in seiner Sterbestunde, und beschlossen mir einem ge 
liebten Bruder und drei Andern die Reihe der für 
dasselbe Jmmairikulirtcn. Sie, als Jüngling, ahn 
ten damals, als sie dies Gebäude zuerst betraten, 
nicht, daß Sie einst für eine so lange Zeit Lehrer 
an dem übrig bleibenden Theil der Anstalt seyn soll 
ten! Wir wollen es uns gestehen; nicht immer war 
unsere Bahn hier dornenfrei; doch genossen wir auch 
den höchsten Lohn der Lehrers durch manche gme 
Frucht, die wir und unsere wackern Gehülfen von 
Tausenden, denen wir im Knaben- und Jünglingsal 
ter Bildung gaben, einsammelten. Uns ward — Sie 
erkannten es oft — nicht selten die selige Freude, 
von unsern frühern Schülern und jetzt geachteten 
Mitbürgern, wieder Söhne im Unterricht zu haben. 
Wir standen im Verein mit einem Brohm, Go er, 
hold, Horn, Jörden«, dem Bruderpaar Köpke, 
Lcwezow, Moritz, Nieräse, Pfund, Rha«, 
Schneider, Skahn, Zeune und andern, die mir
	        
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