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seine Wohnung und ein Jahrgchalt. Hierzu half
ihm außer Büsching eine höhere zeitliche Hand,
die Quinius Jcilius dahin geleitet halle. Doch
nicht zur Ruhe kam der arbeitsame Geist; denn er
übersetzte dann noch den Homer und Pi »dar.
Zwar arm am äußern Menschen; aber reich am in,
nern ging er erst am -7sten Mai 1778 ein in die
Ruhe. Der Mustkrirecior Buch holz schreibt:
„Damm blieb bis an den letzten Athemzug bei vollem
Verstände seiner Meinung getreu, und starb einer
sehr sanften Todes. „Wer kann verdammen den Mann,
der nicht wiederschalt, da er gescholten wurde, der
der heiligen Einfall, die am Mittage auf öffentlichem
Markt vor ihm aurspie und ihn schmähet«:" Der,
flucht seist du! Verflucht sei dein Eingang, verflucht
dein Aurgang!" in Gegenwart der ihm hohnspre
chenden Menge erwiederte: „Goir vergebe es ihm,
mein Freund! Christus, mein Meister hat mich ge
lehrt: Gegner die euch fluchen; bitter für die, die
euch beleidigen!" Wer will ihn verdammen? Friede
seiner Asche!
Von den übrigen Kollegen de« Gymnasiums nenne
ich nur Joachim Christoph Dodenburg und
Johann Jakob Wippel, die nachher dar Reeio-
rar im Berlinischen Gymnasium bekleideten, und mir
dem unvergeßlichen Sieg mund Streit die erste
Cvrrcsponderiz wegen seiner Stiftung führten, und Ge
org Gottfried Küster, den fleißigen Sammler
vaterlckndischerNachrichten, der zuletzt als Rector dem
Friedrich-Werderschcn Gymnasium vorstand.
Anton FriedrichBüsching, zuvor Prediger
und Stifter einer Schule in Sk. Petersburg, hielt
sich nach der Niederlcguna feines Amtes in Altona
auf. Dorr erhielt er den Ruf zum Rcciorat des zu
vereinigenden Gymnasiums j. I. 1766. Seine Ver
dienste als Direcror und Lehrer haben Gedike und
Spalding; er selbst sein Leben und seinen Charak
ter freimüthig gezeichnet. Hier genüge es zu sagen:
Water Büsching, auf dessen Besitz auch wir stolz
zu seyn Ursache haben, eröffnete bei der Vereinigung
der drei obern Klaffen de» Gymnasiums auch die
Köllnische Schule im Mai 1767 mit fünf Schülern
außer der Currcnde. Viele Hindernisse stemmten sich
dem Emporkommen der Schuic heimlich und öffent
lich sowohl von de» Einwohnern Köllns, als den
Lehrern selbst entgegen; denn sie mahnten sich durch
das Eingehen eines eignen Gymnasiums tief gekrankt,
so daß Büsching einigemal um die Abnahme der
Dircctio» dieser Schule ansuchte. Und doch kam der
uncrmädet thätige Man» oft hiehcr, eriheilte selbst
in den ersten Jahren den sämmtlichen Schälern Dien- '
stags von 8 bis 9 Uhr Unterricht zur Verbesserung
der Herzen und Sitten. Sei» rastloser Eifer, der
selbst wider seinen Charakter nicht ausharren zu kön
nen, schien— aber nur schien — siegte, so daß Bü
sching 178' öffentlich bezeugen konnte, daß die seit
verschiedenen Jahren inAbnahme gcratheneKöllnische
Schule durch den muntern und geschickten Betrieb
ihrer Lehrer wieder in die Höhe gestiegen sei.
Als nämlich 1778 die vom Köllnischen Gymna
sium noch übrig gebliebenen zumThcil bejahrten und
schwachen Lehrer bis auf Semler, welcher in den
Ruhestand versetzt wurde, ausgestorben waren, wur,
den jüngere Männer angestellt, welches Büsching
in den Zeitungen bekannt machte. Galtermann
und ich; wir gehörten zu ihnen. Wir fanden zwar
nur, außer der Currende, i7Zäglinge, die in einigen
L-clionen vereinigt, in andern in zwei Klaffen abgeson,
derl waren. Wir jüngern Männer ivurden vom Vater
Büsching mit Feuer und regem Triebe, nützlich zu
werden, erfüllt. O, wenn er kam, wie gern sahen
wir ihn! Dank dem Entschlafenen für jede Beleh«
rung, die er uns, den Neulingen in der praktischen
Lehrkunst gab. Herzlich gegeben, herzlich empfangen,
willig und eifrig geübt, verstrichen uns die Jahre
des Lehramts unter ihm. Er ging heim am aflsten
Mai 179z. Seine Hülle ruhet unter Blumen. OieKöllr
nische Schule wird sein ewig gedenken!
Friedrich Gedike, zuerst Büsching« Bei»
stand, dann seit 179z sein Nachfolger, wich in pckda«
gogischen Grundsätzen zwar hin und wieder ab; aber
unter ihm, dem Kräftigen, hob sich der Schulstand
noch mehr. Seine durchdachten Plane, Ideen und
Methoden galten als Muster im In - und Auslande.
Er ließ das Gute Büschinas nicht sterben, und
fügte hinzu, was vermehrte Ein- und Umsicht dem
Geiste des Zeitalters gemäß zur Bildung jugendli
cher Gemüther zweckmäßig erachtete. Zu schwach,
sein Lob nach Würden zu preisen, sind Sie, m. H.
noch durchdrungen von seinen Verdiensten um den
öffentlichen Unterricht. Unter ihm mußte die Köllni«
schc Schule gedeihen. Sein Ruhm ist unvergänglich!
Er entschlief am 2len Mai 1803.
Seil 1804 verehren wir in Ihnen, theurer Herr
Direcior Bellermann, unser» Vorsteher. Ihr Cha
rakter und unser Verhältniß vergönnen mir nicht, an
dieser Stelle meine Gefühle andere als durch den
Wunsch laut werden zu lassen: Got« erhalte Sic uns
lange, und schenke Ihnen Freude an Lehrern und Ler
nende»! —
. Was soll ich Ihnen sagen, mein theurer Gehülfe
Gattermann, der Sic mit Ernst und Eifer, mit seit«
ner Gewissenhaftigkeit und mit unermädciem Fleiße
seit 32 Jahren, als ich mit Ihnen hier als Lehrer
eintrat, bei unserer Anstalt wirkten. Sie sind mir —
und gewiß Vielen, die Sie näher kennen, ehrwür
dig wegen Ihrer Amtsführung, ehrwürdig wegen
I hres kindlichen und brüderlichen Sinnes, ehrwür
dig wegen Ihrer Fürsorge für unsere Wittwcncaffe,
deren Bestes Sie redlich und nicht ohne Aufopferung,
auch für uns, Ihre Gehülfen, befördern. Wenig ge
nossen Sie der gewöhnlichen Freuden des Lebens,
nach welchen der sinnliche Mensch jägt; Ihre Freude
gewährte Ihnen die Muse der Tonkunst. Sie nähe
ren sich vor mehr als einem halben Menschenaller—
schon im Jahr 1766 — als Einer der Letzten noch dem
dahin welkende,» Köllnischen Gymnasium, gleichsam
in seiner Sterbestunde, und beschlossen mir einem ge
liebten Bruder und drei Andern die Reihe der für
dasselbe Jmmairikulirtcn. Sie, als Jüngling, ahn
ten damals, als sie dies Gebäude zuerst betraten,
nicht, daß Sie einst für eine so lange Zeit Lehrer
an dem übrig bleibenden Theil der Anstalt seyn soll
ten! Wir wollen es uns gestehen; nicht immer war
unsere Bahn hier dornenfrei; doch genossen wir auch
den höchsten Lohn der Lehrers durch manche gme
Frucht, die wir und unsere wackern Gehülfen von
Tausenden, denen wir im Knaben- und Jünglingsal
ter Bildung gaben, einsammelten. Uns ward — Sie
erkannten es oft — nicht selten die selige Freude,
von unsern frühern Schülern und jetzt geachteten
Mitbürgern, wieder Söhne im Unterricht zu haben.
Wir standen im Verein mit einem Brohm, Go er,
hold, Horn, Jörden«, dem Bruderpaar Köpke,
Lcwezow, Moritz, Nieräse, Pfund, Rha«,
Schneider, Skahn, Zeune und andern, die mir