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setzen dcrBilligkeit entscheiden und bestimmen, welche
für ihre Kinder das Schulgeld entweder gar nicht,
oder nur zum Theil zu bezahlen, vermöge», und den
hierdurch entstehenden Ausfall am Schulgelde sollen
sic soviel als möglich durch Zuschüsse aus Armenmil»
,eln, aus den Kirchenkassen, durch Schul - Collekten,
durch freiwillige Beiträge bemittelterer Gemeinde
glieder re. zu decken suchen. UeberdieS steht es nicht
allein einer jeden Gemeinde frei, sondern die Regie»
rung weiset sie auch ausdrücklich an, das rcglements-
mäßige Schulgeld in Schulbcitrage zu verwandeln,
und dabei nach den angeführten Bestimmungen des
Allg. L. Rechts zu verfahren.
(Beschluß folgt.)
Neuigkeiten und
Berlin.
Theater» und Konzert-Nachrichten.
Ein neues Stück, D e v d a t a,*j von Kotzebue, ist auf
unsrer Bühne gegeben worden. Die Begebenheit fällt
in's Mittelalter, und trägt daeGegräge der Kotzebue»
fchen Stücke an sich. An Ueberraschungcn, Verschlin
gung des Fadens, prächtigen Dekorationen, artiger
Musik und recht hübschen Tänzen hat cs der Verfasser
und die Direktion nicht fehlentlassen. Desto mehr fehlt
c» aber dem Stücke selbst an innerer Ordnung und
Wahrscheinlichkeit. Dieser Mangel ist besonders auf
fallend in der letzten Scene des ersten Aufzugs, wo
Rüdiger mit Deodara in dem Augenblick, als
Theobald den Befehl zum Sturmlaufen und einer
Anzahl Bogenschützen den Auftrag giebt, Alles nie
derzuschießen, was den Sturmanlauf hindern will, auf
dicZugbrücke vor demBurgthore tritt, und den Stür
menden, indem er einen Dolch auf D eo d atasBrust
zuckt, droht, diese in dem Augenblick zu durchboren,
wo jener die Burg erstürmen würde. Anstatt daß die
Bogenschützen, oder auch nur einer derselben, da sie
Loch wahrscheinlich ihres Handwerks geübt waren,
Len Drohenden niederstrecken, giebt Theobald nach
einer Menge fentimenlaler Tiraden den Befehl zum
Einhalt des Sturm«, und zieht ganz geduldig mit
Sang und Klang und einer langen Nase wieder ab
von den Mauern der Burg. Noch mehr als hier trift
dieser Vorwurf der Unwahrschcinlichkcit das Stück in
der Scene, wo die Reisigen desThcobald der De o-
d a l a auflauern, sich in die Höhle eines Waldes, wo
hin dieselbe, einen Schutz zuhaben, kommen soll, ver
bergen, und in derselben durch ein Fallgitter, das,
da sie doch mehrere Lage zuvor in der Höhle zuge
bracht haben, unmöglich ihren Augen und Ohren ganz
unbcmcrkbar angebracht werden kann, gerade in dem
Augenblick, wo sie hervorstürzen wolle», gefangen
werden. So etwas, ein echter Theatercoup^ gefällt
der Eallcrie von oben ganz besonders, und würde auch
hier recht hübsch seyn, wenn cs mit der gehörigen
Wahrscheinlichkeit verbunden wäre.
JmUcbrigen aber zeichnet sichDeodata vor vie»
len der neuern Stücke des Herrn v. Kotzebue rühm
lich aus. Man trifft wieder auf die gewohnte Leben»
digkeil undRaschheit derBegebenheilen und Charaktere,
welche man in Herrmann und Unna, Johanna
Monifaucvn, womit es, in cinigerHinsichl, auch
Aehnlichkeit hat, mit Vergnügen sieht.
Hauptrollen hatten Herr Mattausch, als Rüdi
ger, Herr Bethmann als Theobald und Demoi»
feile Schick als Deodata, welche letztere vie ihrige
nur nicht unbefangen genug spielte. Unter den Neben
rollen zeichnete sich Herr Iffland, als alter Diet
rich, ein lebendiges Gemählde, und HerrBesch o rt,
als Narr, ganz besonders aus. Die legte Scene, wel
che die Zerstörung der Burg durch Flammen darstellt,
bildet ein überraschende», brillantes Feuerwerk. Man
sicht die Flamme von auffen und im Innern der Burg
auflodern, das Gemäuer Stück für Stück mit großem
•) Muß kurz (Deoäata), nicht, wie im Theater gkbvrt
»icd, lang gesprochen werde», d, R,
Korrespondenzen.
Geprassel herabrollen, und endlich da» Ganze in ei
nem großen Feucrregen, unter dem Sinken des Vor
hangs, zusammenstürzen. Die sehr gedrängte Ver
sammlung des schaulustige» Publikums wird wahr
scheinlich die Kaffe für den großen Aufwand, welchen
dies Stück jedesmal erfordert, entschädigen.
Unter den letztcrn Konzerten, wodurch unser hor
chender Sinn ergötzt wurde, erheben sich besonder»
das Konzert des Herrn H e nn i gViolinisten, und das
der Herren Bits euer und Tausch jun., Klarinet
tisten, beide im Saale des Nationaliheaters gegeben.
Da» Letztere war besonders sehr zahlreich an Zuhö
rern, und die Stücke, welche man Höne, so wie d:e
Personen, welche sich hören ließen, sehr gut gewählt.
Weniger zahlreich, aber nicht minder gehaltvoll und
werth, von jedem Kenner und Musikfreunde gehört
zu werden, war dar Konzert de» Herrn Henning,
wie man sagt, das erste, welches derselbe hier giebt.
Mit einem Ausdruck und einer Präcision, die eben so
sehr das feine Gefühl, als die Fertigkeit des Künstler-
auf seinem Instrumente bekundeten, wurden die von
ihm gesetzten Stücke auch von ihm vorgetragen. Ihm
wurde dafür der allgemeine und lauteste Beifall seiner
Zuhörer zu Theil, der ihm und der Kunst mit Recht
gebührte, und selbst die Zweifel an seine Eomposition,
die man besonders in dem Adagio und ber Polonoisc,
mit welchen er sich in dem B l i sen er» und Tau s ch-
schen Konzerte hören ließ, für von Möser oder
Dupui» halten wollte, möchten ihm ehcrzum Ruhm,
als zum Vorwurf gereichen. A. F.
KönlaSbcrz in Preußen.
Herr W. Lanz wird hier ein Museum errichten.
Eine solche Anstalt fehlte bis jetzt unserer Stadl, die
sich so mancher trefflichen Einrichtungen und Anstal
ten erfreut. — Nächsten» wird die Bibliothek des
verstorbenen ConsistorialrathsHennig vcrauktionirt.
Sein Sohn, Dr. Hcnnig, befindet sich noch hier
und arbeitet mit unermüdelcm Eifer an seinem Ge
schäfte. In dem Jahre seines Hiersein» hat er über
600 Lief- Est- und Knrländische Urkunden in drei
Exemplaren nach Rußland geliefert. — Glän
zend und durch literarische Arbcllcn voriheilhaft be
kannt sind die Namen unserer Professoren. Außer de
nen, die schon längst die Zierde der Akademie waren,
nenne ich nur zum Beweise : Delbrück, Gas pari,
Schweiger und Vater. — Wir besitzen jetzt viele
Zeitschriften. Der Spiegel, von Carnier und
Fleischer herausgegeben, verdient seiner Trefflich
keit wegen auch eine wünschenSwcnhe Verbreitung
außerhalb den Bezirken der Hauptstadt. DerVolks-
freund und das B ü r g e r b l a 11 haben bis jetzt un
gehinderten Fortgang. Der Königsberger Kor
respondent liefert in den neuesten Stucken man
chen interessanten Aufsatz. A. K —e.
Mit dem May wird die Pestalozzische Methode
hier viel Neue» bringen. Zu Ende April komme»
viele hieher berufene Prediger und Lehrer au» der
f rovinz, die P. Methode im Normalinstitute de»
eilet zu lernen; sie bleiben einen Monat hier.