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Volume Nr. 22., 17. März 1810

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1810 (Public Domain)

i3i^ 
No, 22. 
Berlin 
o b t r 
d e r Preußische Hausfreund. 
-Sonnabend, Hen 17. März. 
Salahim, Fürst im Morgenlande. 
3^1 Lande, wo die Palme sprießt, regierte einst vor 
grauen Jahren ein Fürst, mit Namen Salahim, 
von seinem Volk der Weise genannt. 
Ihn fragte einst Der Lsa'lhe Zitier, Alrahi: 
„Herrr, sage mir, wie köml's, daß deine Hoheit mir 
der Macht, die sie besitzt, der Vorfahr'» Beispiel 
folgend, Dein Reich nicht zu vergrößern strebt? Die 
Sonne sieht in ihrem Laufe kaum ein größer Land, 
und zahllos, wie -die Sterne um Himmel, sind die 
Heere, die Dir zu Gebot stehn: und doch ziehst Du 
de» Frieden dem Kriege vor. Darf dein Knecht fra 
gen: warum? 
Da faßte Salahim die Hand feines Raths, 
und führte ihn mit sich auf das Placidach seine» 
Pallast es. 
Hier breiteten sich in unabsehbarer Ferne blähende 
Felder n»d friedliche Dörfer mit ihren Fruchtgäncn 
vor ihren Blicken au». And Salahim wandte sich 
zu seinem Begleiter, und.sprach, indem er hie Hand 
vor sich hinstreckte: «siehe, wie diese Fluren so schön 
sind, diese Dörfer und Gärten so Herrlich und reich! 
Glaubst da wol, baß ich hier gern weile, und mit 
Vergnügen betrachte, was du umschaust? 
„Allerdings,Herr", erwiederte der Rath: „denn 
Deine Weisheit sorgte dafür, daß dein Reich so blü« 
I. 
hcnd und schön .ward, blühender und schöner, wir 
unter keinem Deiner Vorfahren er war." 
Salahim schien der Schmeichelei nicht zu ach 
ten, oder ihrer zu gewohnt zu seyn; denn er fuhr 
ruhig fort:,, dort hinter jenen Bergen Liegen viele 
reiche Lander, von andern Fürsten beherrscht. Glaubst 
.du wyl, baß umer diesen nicht auch einer, wie ich, 
auf scinemDache weile, und muVergnügen betrachte 
sein reiches Land? 
Gewiß, Herr! wenn fr cs liebt, wie Du." 
„Wie? wenn ich aber käme, gerüstet zum Streit, 
zöge kriegerisch ein in des Nachbars .friedliches Land: 
der Huf meiner Rosse zerstampfte die Flur: die krie 
gerische Wuth meiner Heere.verbrennte die Dörfer, 
und ich zöge dann ein, ei» Sicher, in den Pallast 
des Besiegten, — sein Herr, — und träte hinaus auf 
da» Plattdach seines Pallastcs: was, meinst du, würd' 
jch da fch'n?" 
„Was Du genannt hast, Herr, zerstampfte Felder 
und verbrannte Dörfer." 
„Und glaubst Du, daß ich diese» Anblicks mich 
freuen könnte?" Der Rath schwieg, senkend da« 
Auge. — 
„And wenn ich nun wieder heimkehrte, ein Sie 
ger im festlichen Triumph, und träte nun wieder hicher 
auf du« Plattdach meines Pallaflee, und sähe diese
	        
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