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( Beylage
hauen, wobei sie ihm das rechte Auge a'isschlagt.
??u schwach, um sich aufzurichten, kann da» arme
Thier zuletzt auch nicht mehr schreien, sondern nur
entkräftet wimmern. Hierauf kommt sie zu mir herauf
und meldet: sie habe den Hund selbst todt geschlagen.
„Gottlob!" sage ich, „daß seine Lual einmal ein
Ende hat; ist er auch schon ganz todt?" Nein! er
lebt noch etwa» und wimmert. „Um Gottes Willen!
flieg herunter, nimm die große Holz-Axt und ende
durch einen Hieb seine Qual, oder erwürg' ihn."
Nach einer Weile stürzen alle die Meinigen und die
andern Dienstboten weinend und schluchzend zu mir
in'« Zimmer mit der Nachricht, daß die unbarmher
zige, thörichte Köchinn, statt der Holzax«, das Hacke
messer genommen, dem armen Hunde damit den gan,
zen Kopf zerhackt, die Zunge abgehauen, seinen
Körper auf das Schändlichste zugerichtet habe und
daß der arme Hund so fürchterlich wimmere, schreie
und heule, daß man für Schmerz vrrgchen mögtc.
Eilig ergriff ich einen Strick und war so glücklich,
da« andre Mädchen, unter Verheißung einer ansehn
lichen Belohnung, zu bewegen, ihn damit, nach
seiner zstündigen Marter, zu erwürgen, welche« nun
sehr leicht geschah.
Die Meinigen, besonder» meine Kinder, waren
über den Tod ihre» guten Lieblings, ihre« sorgsamen
Wärter», nicht zu trösten und letztere begruben ihn,
unter heißen Thränen und unter den von ihrer Zärt
lichkeit ausgedachren Ceremonien, noch an demselben
Tage im Garten. Diese widerstrebten mit ihren
Bitte» meinem Vorsatze, ihm den Hals öffnen zu
taffen. Indessen erfuhr ich bald die wahrscheinliche
Ursache seine« Tode«. Zn der Straße, wohin er de»
Morgens zu gehen pflegte, halten einige Buben schon
mehrere Grausamkeiten an Thieren begangen, z. B.
einer Kaye da« Fell vom Schwänze abgezogen und
fie so zugerichtet, Über die Straße laufen laffen.
Einem schönen Hofhunde hatten sie, einige Tage vor-
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her, ein Butterbrod mit Stecknadeln zu fressen ge«
geben, der auch einen schrecklichen Tod gehabt Hane.
Wahrscheinlich empfing mein Liebling von denselben
Händen den mordenden Biffen.
Ich überlaffe nun der Kunst des Lesers den Ver
such, da» Bild von den Eigenschaften dieses Thiers
mit den ihm von Menschen bereiteten Schicksalen in
ein solches Ganze zu stellen, daß letztere dabei den
Ausdruck der edlen Menschlichkeit behalten. Ich ver
mag^ es nicht! — Doch wird, wie ich glaube, sein
Gefühl sich dabei besonders gegen diejenigen empören,
welche die nächste Veranlassung zu seinem Tode wa
ren. Welche Abscheulichkeit! Wie gräßlich offenbart
sich die moralische Korruption schon in dem Zuacnd«
herzen! Was kann der Staat, was können die Burger
von solchen jungen Bösewichlern für die Folge er»
warten! Ist die Religion nicht mehr so wirksam,
daß sie das junge Herz mit Gefühl für die Wahrheit
erfüllen kann: „der Gerechte erbarmt sich auch seines
Viehes" — nun so ersetze die Polizei mit ihrem einzig
kräftigen kategorischen Imperativ die Stelle der Re
ligion! — Rühmen^ wir den Atheniensern nach, daß
sie einem siebzehnjährigen Knaben, der einer Krähe
muthwillig die Augen ausgestochen hatte, ebenfalls
beide Augen zur öffentlichen Warnung ausstechen
ließen, warum sind wir denn so unthätig gegen die
empörenden Beispiele von Unmenschlichkeit und Roh
heit unter der Jugend unseres Volkes? O christliche
Athcnienserl o heidnische Christen! — Mögte die
Polizei bei den Fuhrleuten, Kutschern, Schlächtern
und Köchinnen immerhin anfangs manche Grausam
keit zu bestrafen, manche abscheuliche Gewohnheit zu
bekämpfen haben — gleichviel — der Anfang muß
dazu doch einmal gemacht werden, und wenn der
Mensch sich durch die Religion nicht mehr will zum
Menschen bilden laffen, so zwinge man ihn durch die
Strenge des Gesetzes!
Kon.'gktkls, dcn i, sker. 1809. E. H —g.
Neuigkeiten und
Berlin.
An die St. Petri-Gemeinde.
Nachdem des Königs Majestät uns den Mitgebrauch
der hiesigen Äönigl. Ober-Pfarr- undDomkirche, zu
unsern öffentlichen gottesdienstlichen Versammlungen,
allergnädigst verliehen haben, so ist, in Vereinigung
mit dem hochwürdigen Hof- und Dom-Ministerio
und dem Hochlöbl-Dom-Kirchen-Direciorio, die nö
thige vorbereitende Einleitung und Uebereinkunsr,
auf das freundschaftlichste und mit zuvorkommender
Geneigtheit von Seiten der genannten Collegien, be
reits dahin getroffen, daß am bevorstehenden tasten
Sonntage nach Trinitatis, als am 26 November, der
«ist« sonntägliche Gottesdienst unserer Seils im Dom
wird gehalten werden.— Da indeß die Stunden Eines
Tages, zumal in den kurzen und dunkeln Tagen der Win
termonate zu fünf verschiedenen Gokreedicnstcn die ge
hörige Zeit und Zwischenzeit nicht verstatten, so kan» und
wird, unserer Scics, an Sonn- und Festtagen nur der
Früh-und der Vormittags > Gottesdienst im Dom, die
Nachmittagsprcdtgtabcr, unter VergunstigungE.Hoch-
cdlen Magistrat« 1» der Hospitalkirchc zu Sk. Ger-
traudt, auf dem sogenannten Spittelmarkie, gehalten
werden. Dagegen bleiben die, auf Montag und Mil-
«ewoch fallende» Wochenpredigien, so wie auch die
Korrespondenzen.
Vorbercitungsprediglen an den Sonnabenden imDom«
— Taufen und Vertranungen werden an den Sonn
tags-Vormittagen, so wie auch Montag« und Mitt
wochs Vormittags, unmittelbar nach den Predigten,
im Dom, außerdem aber, nämlich an den Sonntags-
Nachmittage», und, im Norhfalle, an andern als den
Prcdigllagcn, in der St. Gercraudlskirche verrichtet
werden — Die Ordnung nuferer öffentlichen Andach
ten ist nun für die Zukunft, und bis wir uns wieder
eines eigenthümliche» Gotteshauses zu erfreuen ha
ben, folgendermaßen bestimmt: An Sonn- und Fest«
tagen ist um bald Sieben Uhr Morgens Fruhpredigt
und Abendmahlshaltung, wozu im Winter nicht wird
eingeläutet werden. Pünktlich um halb Neun Uhr
gehr sodann der vormittägliche Gottesdienst an, bey
welchem nur zwey Lieder gesungen werden, damit die
Predigt genau um Neun Uhr ihren Anfang nehmen
kann. Der nachmittägliche Gottesdienst in der St.
Geriraudtskirche beginnt um Punkt Zwey Uhr. Die
Wochenpredigien am Montag und Mittwoch werden,
wie gewöhnlich umNeun Uhr gehalten. Die Vorder
rcilungsprcdigt aber» am Sonnabend, geht, anstatt
bisher um i Uhr, künftig um »2 Uhr an, und wird
damit schon am »gste» diese» Monat» der Ansang 1«
Dom gemacht werde«.