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Volume No. 93., 18. November 1809 Beylage zu No. 93.

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1809 (Public Domain)

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( Beylage 
hauen, wobei sie ihm das rechte Auge a'isschlagt. 
??u schwach, um sich aufzurichten, kann da» arme 
Thier zuletzt auch nicht mehr schreien, sondern nur 
entkräftet wimmern. Hierauf kommt sie zu mir herauf 
und meldet: sie habe den Hund selbst todt geschlagen. 
„Gottlob!" sage ich, „daß seine Lual einmal ein 
Ende hat; ist er auch schon ganz todt?" Nein! er 
lebt noch etwa» und wimmert. „Um Gottes Willen! 
flieg herunter, nimm die große Holz-Axt und ende 
durch einen Hieb seine Qual, oder erwürg' ihn." 
Nach einer Weile stürzen alle die Meinigen und die 
andern Dienstboten weinend und schluchzend zu mir 
in'« Zimmer mit der Nachricht, daß die unbarmher 
zige, thörichte Köchinn, statt der Holzax«, das Hacke 
messer genommen, dem armen Hunde damit den gan, 
zen Kopf zerhackt, die Zunge abgehauen, seinen 
Körper auf das Schändlichste zugerichtet habe und 
daß der arme Hund so fürchterlich wimmere, schreie 
und heule, daß man für Schmerz vrrgchen mögtc. 
Eilig ergriff ich einen Strick und war so glücklich, 
da« andre Mädchen, unter Verheißung einer ansehn 
lichen Belohnung, zu bewegen, ihn damit, nach 
seiner zstündigen Marter, zu erwürgen, welche« nun 
sehr leicht geschah. 
Die Meinigen, besonder» meine Kinder, waren 
über den Tod ihre» guten Lieblings, ihre« sorgsamen 
Wärter», nicht zu trösten und letztere begruben ihn, 
unter heißen Thränen und unter den von ihrer Zärt 
lichkeit ausgedachren Ceremonien, noch an demselben 
Tage im Garten. Diese widerstrebten mit ihren 
Bitte» meinem Vorsatze, ihm den Hals öffnen zu 
taffen. Indessen erfuhr ich bald die wahrscheinliche 
Ursache seine« Tode«. Zn der Straße, wohin er de» 
Morgens zu gehen pflegte, halten einige Buben schon 
mehrere Grausamkeiten an Thieren begangen, z. B. 
einer Kaye da« Fell vom Schwänze abgezogen und 
fie so zugerichtet, Über die Straße laufen laffen. 
Einem schönen Hofhunde hatten sie, einige Tage vor- 
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her, ein Butterbrod mit Stecknadeln zu fressen ge« 
geben, der auch einen schrecklichen Tod gehabt Hane. 
Wahrscheinlich empfing mein Liebling von denselben 
Händen den mordenden Biffen. 
Ich überlaffe nun der Kunst des Lesers den Ver 
such, da» Bild von den Eigenschaften dieses Thiers 
mit den ihm von Menschen bereiteten Schicksalen in 
ein solches Ganze zu stellen, daß letztere dabei den 
Ausdruck der edlen Menschlichkeit behalten. Ich ver 
mag^ es nicht! — Doch wird, wie ich glaube, sein 
Gefühl sich dabei besonders gegen diejenigen empören, 
welche die nächste Veranlassung zu seinem Tode wa 
ren. Welche Abscheulichkeit! Wie gräßlich offenbart 
sich die moralische Korruption schon in dem Zuacnd« 
herzen! Was kann der Staat, was können die Burger 
von solchen jungen Bösewichlern für die Folge er» 
warten! Ist die Religion nicht mehr so wirksam, 
daß sie das junge Herz mit Gefühl für die Wahrheit 
erfüllen kann: „der Gerechte erbarmt sich auch seines 
Viehes" — nun so ersetze die Polizei mit ihrem einzig 
kräftigen kategorischen Imperativ die Stelle der Re 
ligion! — Rühmen^ wir den Atheniensern nach, daß 
sie einem siebzehnjährigen Knaben, der einer Krähe 
muthwillig die Augen ausgestochen hatte, ebenfalls 
beide Augen zur öffentlichen Warnung ausstechen 
ließen, warum sind wir denn so unthätig gegen die 
empörenden Beispiele von Unmenschlichkeit und Roh 
heit unter der Jugend unseres Volkes? O christliche 
Athcnienserl o heidnische Christen! — Mögte die 
Polizei bei den Fuhrleuten, Kutschern, Schlächtern 
und Köchinnen immerhin anfangs manche Grausam 
keit zu bestrafen, manche abscheuliche Gewohnheit zu 
bekämpfen haben — gleichviel — der Anfang muß 
dazu doch einmal gemacht werden, und wenn der 
Mensch sich durch die Religion nicht mehr will zum 
Menschen bilden laffen, so zwinge man ihn durch die 
Strenge des Gesetzes! 
Kon.'gktkls, dcn i, sker. 1809. E. H —g. 
Neuigkeiten und 
Berlin. 
An die St. Petri-Gemeinde. 
Nachdem des Königs Majestät uns den Mitgebrauch 
der hiesigen Äönigl. Ober-Pfarr- undDomkirche, zu 
unsern öffentlichen gottesdienstlichen Versammlungen, 
allergnädigst verliehen haben, so ist, in Vereinigung 
mit dem hochwürdigen Hof- und Dom-Ministerio 
und dem Hochlöbl-Dom-Kirchen-Direciorio, die nö 
thige vorbereitende Einleitung und Uebereinkunsr, 
auf das freundschaftlichste und mit zuvorkommender 
Geneigtheit von Seiten der genannten Collegien, be 
reits dahin getroffen, daß am bevorstehenden tasten 
Sonntage nach Trinitatis, als am 26 November, der 
«ist« sonntägliche Gottesdienst unserer Seils im Dom 
wird gehalten werden.— Da indeß die Stunden Eines 
Tages, zumal in den kurzen und dunkeln Tagen der Win 
termonate zu fünf verschiedenen Gokreedicnstcn die ge 
hörige Zeit und Zwischenzeit nicht verstatten, so kan» und 
wird, unserer Scics, an Sonn- und Festtagen nur der 
Früh-und der Vormittags > Gottesdienst im Dom, die 
Nachmittagsprcdtgtabcr, unter VergunstigungE.Hoch- 
cdlen Magistrat« 1» der Hospitalkirchc zu Sk. Ger- 
traudt, auf dem sogenannten Spittelmarkie, gehalten 
werden. Dagegen bleiben die, auf Montag und Mil- 
«ewoch fallende» Wochenpredigien, so wie auch die 
Korrespondenzen. 
Vorbercitungsprediglen an den Sonnabenden imDom« 
— Taufen und Vertranungen werden an den Sonn 
tags-Vormittagen, so wie auch Montag« und Mitt 
wochs Vormittags, unmittelbar nach den Predigten, 
im Dom, außerdem aber, nämlich an den Sonntags- 
Nachmittage», und, im Norhfalle, an andern als den 
Prcdigllagcn, in der St. Gercraudlskirche verrichtet 
werden — Die Ordnung nuferer öffentlichen Andach 
ten ist nun für die Zukunft, und bis wir uns wieder 
eines eigenthümliche» Gotteshauses zu erfreuen ha 
ben, folgendermaßen bestimmt: An Sonn- und Fest« 
tagen ist um bald Sieben Uhr Morgens Fruhpredigt 
und Abendmahlshaltung, wozu im Winter nicht wird 
eingeläutet werden. Pünktlich um halb Neun Uhr 
gehr sodann der vormittägliche Gottesdienst an, bey 
welchem nur zwey Lieder gesungen werden, damit die 
Predigt genau um Neun Uhr ihren Anfang nehmen 
kann. Der nachmittägliche Gottesdienst in der St. 
Geriraudtskirche beginnt um Punkt Zwey Uhr. Die 
Wochenpredigien am Montag und Mittwoch werden, 
wie gewöhnlich umNeun Uhr gehalten. Die Vorder 
rcilungsprcdigt aber» am Sonnabend, geht, anstatt 
bisher um i Uhr, künftig um »2 Uhr an, und wird 
damit schon am »gste» diese» Monat» der Ansang 1« 
Dom gemacht werde«.
	        
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