Lif. Auch bei ihm hat man Lifdragon, Lcibdragoner
Liffarg, Leibfarbe u. s, w. Dagegen setzen andere
Nationen diese Worte in richtigerer Bedeutung zu
sammen. So nennt der Engländer die Leibspeise
lavourttc dish, die Leibfarbe favourite colour, den
Leibkutscher coachman to bis majesty; der Italiener
da« Leibeffen: vivanda Favorita, den Leibschneider
»artore orcliuario u. s. w. Wer aber wollte wohl in
der deutschen Sprache im Leibschneider den Kleider
macher erkennen? In seinem richtigen Verstände
bezeichnet dieses Wort doch wohl den, der einen
Leib schneidet, wie Formschneider, Srcmpelschneider,
Pfropfenschneider, und so würde analogisch eher dem
Anatomen al« dem Kleidermacher der Name de« Leib-
schneider« zukommen. Leibirompeter, Leibpauker geben
gar keinen Sinn, man müßte denn Pauken nach dem
Ausdrucke de« gemeinen Manne« für Prügeln nehmen,
und dann wäre der Korporal der eigentliche Leib
pauker. Der Leibarzt bezeichnet ganz richtig, wa« er
seyn soll, da ee auch Seelenärzte giebt, oder wenig
sten« geben sollte. Der Leibkoch ist überflüssig, denn
er kocht ja ohnehin nur für den Leib. Dieselbe Be-
wandniß hat e« mit Mundkoch. Leibspeise könnte
eher, wie B. Mehlspeise, Milchspeise, u. s. w. von
dem Esten de« Leibe« irgend eine« Thiere«, al» von
der Lieblingsschüffel gebraucht werden. Leibstückchen
,st doch wohl ohne Zweifel ein Stückchen vom Leibe,
wie Ribbenstück, Seitenstück u. s. w. Den Leibkut
scher laß ich gelten, den» er fährt den Leib und oft
nicht« al« einen Leib. Aber ist der Leibschuster nicht
wieder baarer Unstnn? die Leibfarbe nicht zu ver,
gesten.
Eben so lächerlich muß e« dem Fremden vorkom
men, wenn er in Gesellschaft die Frauen mit den
Titeln ihrer Männer belegen hört. Wenn auch die
Frau Pryfestorn insgeheim die Profefforinn ihre»
Gemahle» ist, so möchte er denn doch wohl öffentlich
nicht gern für ihren Schülerzgehalten werden; auch
ginge e« nicht ganz gut an, daß die Frau Profefforn
im Namen ihre« Gemahle« den Lehrstuhl bestiege.
Mancher gute oder üble Rath de« Herren Rathe«
mag wohl einer Gardinenpredigt der Frau Räthinn
sein Daseyn verdanken, dennoch aber würden die
Herrn College« de« Herrn Rathe« der Frau Räthinn
seinen Sitz in der Amtsstube nicht einräumen. Manche
Frau Doctorinn verschreibt ihrem Herrn Gemahl
da« Recept der Thätigkeit, damit!er sich in den
Stand setze, dem,Ausbruche ihrer gefährlichsten Krank
heit: unbefriedigte Laune, zuvorzukommen; aber bei
einer medizinischen Consultation käme die FrauDoc-
torinn doch sehr übel weg. Ob nicht manche Frau
Obristinn oder Generalinn den Herrn Gemahl Obrifi
oder General in strengem Kommando hält, möcht«
wohl keine Frage seyn; da« Bataillon oder Regiment
aber, da« sie kommandiren wollte, würde denn doch
schwerlich dem Kommando gehorchen. Au» allem diesem
leuchtet deutlich ein, daß nur die öffentliche Aus
übung eines Amte» Recht giebt, einen Titel zu füh
ren, denn wenn jeder Rath in schwierigen Fällen
den Rather zum Rathe machte, wo wollte man mit
allen den Räthen hin? und nun vollend« gar die
Doktoren! beinahe jede» alte Weib weiß ein Mittel,
wenn einem wa« zustößt, und so fände man unter
zehn Menschen immer gewiß sech« Doctoren.
Noch alberner find ich die Benennungen der
Männerwürden bei Damen, wenn der Titel de«
Manne« in u- ausgeht; wie Diaconu» — (Diaconus*
sinn; Archivarin« — Archivariussinn; Bibliotheka
rin» — Bibliothekariusflnn, worau« denn der gemeine
Mann, dem diese Endungen zu ungeläufig sind, ge
wöhnlich: Diakonsche — Archiwarsche — Biblivthr,
karsche macht.
Warum nennt man die Frauen nicht mit den
Namen ihrer Gatten? Madame A— Frau von B—
Baroninn von C — Gräfinn von F u. s. w.?
Ä — «. C — r.
Alldeutscher Witz und altdeutscher Ernst.
Aut W.Zmt-res: Teuncher«»li»n.Nug au-gewrochcurr W-i-heit,
Frankfurt rSZz. V. ZMit in 12m.
Al« Kaiser Karl der fünfte durch Frankreich
reiste und in Pari« mit einer Rede empfangen wurde,
in welcher der Redner ihm alle Regententugenden
beilegte, bezeigte er ihm seinen Beifall. Bi« hieher
möchte er denn wohl noch jetzt Mehrere seine« Glei
chen finden; daß er aber später zu einem seiner Ver
trauten sagte; Die Rede hat mir darum gefallen,
weil sie mich erinnert hat, wie ich seyn sollte und
leider nicht hin — dg» möchten ihm nicht Diel«
nachsagen. Me
». Pfalzgrak