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Volume No. 83., 14. Oktober 1809

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1809 (Public Domain)

Lif. Auch bei ihm hat man Lifdragon, Lcibdragoner 
Liffarg, Leibfarbe u. s, w. Dagegen setzen andere 
Nationen diese Worte in richtigerer Bedeutung zu 
sammen. So nennt der Engländer die Leibspeise 
lavourttc dish, die Leibfarbe favourite colour, den 
Leibkutscher coachman to bis majesty; der Italiener 
da« Leibeffen: vivanda Favorita, den Leibschneider 
»artore orcliuario u. s. w. Wer aber wollte wohl in 
der deutschen Sprache im Leibschneider den Kleider 
macher erkennen? In seinem richtigen Verstände 
bezeichnet dieses Wort doch wohl den, der einen 
Leib schneidet, wie Formschneider, Srcmpelschneider, 
Pfropfenschneider, und so würde analogisch eher dem 
Anatomen al« dem Kleidermacher der Name de« Leib- 
schneider« zukommen. Leibirompeter, Leibpauker geben 
gar keinen Sinn, man müßte denn Pauken nach dem 
Ausdrucke de« gemeinen Manne« für Prügeln nehmen, 
und dann wäre der Korporal der eigentliche Leib 
pauker. Der Leibarzt bezeichnet ganz richtig, wa« er 
seyn soll, da ee auch Seelenärzte giebt, oder wenig 
sten« geben sollte. Der Leibkoch ist überflüssig, denn 
er kocht ja ohnehin nur für den Leib. Dieselbe Be- 
wandniß hat e« mit Mundkoch. Leibspeise könnte 
eher, wie B. Mehlspeise, Milchspeise, u. s. w. von 
dem Esten de« Leibe« irgend eine« Thiere«, al» von 
der Lieblingsschüffel gebraucht werden. Leibstückchen 
,st doch wohl ohne Zweifel ein Stückchen vom Leibe, 
wie Ribbenstück, Seitenstück u. s. w. Den Leibkut 
scher laß ich gelten, den» er fährt den Leib und oft 
nicht« al« einen Leib. Aber ist der Leibschuster nicht 
wieder baarer Unstnn? die Leibfarbe nicht zu ver, 
gesten. 
Eben so lächerlich muß e« dem Fremden vorkom 
men, wenn er in Gesellschaft die Frauen mit den 
Titeln ihrer Männer belegen hört. Wenn auch die 
Frau Pryfestorn insgeheim die Profefforinn ihre» 
Gemahle» ist, so möchte er denn doch wohl öffentlich 
nicht gern für ihren Schülerzgehalten werden; auch 
ginge e« nicht ganz gut an, daß die Frau Profefforn 
im Namen ihre« Gemahle« den Lehrstuhl bestiege. 
Mancher gute oder üble Rath de« Herren Rathe« 
mag wohl einer Gardinenpredigt der Frau Räthinn 
sein Daseyn verdanken, dennoch aber würden die 
Herrn College« de« Herrn Rathe« der Frau Räthinn 
seinen Sitz in der Amtsstube nicht einräumen. Manche 
Frau Doctorinn verschreibt ihrem Herrn Gemahl 
da« Recept der Thätigkeit, damit!er sich in den 
Stand setze, dem,Ausbruche ihrer gefährlichsten Krank 
heit: unbefriedigte Laune, zuvorzukommen; aber bei 
einer medizinischen Consultation käme die FrauDoc- 
torinn doch sehr übel weg. Ob nicht manche Frau 
Obristinn oder Generalinn den Herrn Gemahl Obrifi 
oder General in strengem Kommando hält, möcht« 
wohl keine Frage seyn; da« Bataillon oder Regiment 
aber, da« sie kommandiren wollte, würde denn doch 
schwerlich dem Kommando gehorchen. Au» allem diesem 
leuchtet deutlich ein, daß nur die öffentliche Aus 
übung eines Amte» Recht giebt, einen Titel zu füh 
ren, denn wenn jeder Rath in schwierigen Fällen 
den Rather zum Rathe machte, wo wollte man mit 
allen den Räthen hin? und nun vollend« gar die 
Doktoren! beinahe jede» alte Weib weiß ein Mittel, 
wenn einem wa« zustößt, und so fände man unter 
zehn Menschen immer gewiß sech« Doctoren. 
Noch alberner find ich die Benennungen der 
Männerwürden bei Damen, wenn der Titel de« 
Manne« in u- ausgeht; wie Diaconu» — (Diaconus* 
sinn; Archivarin« — Archivariussinn; Bibliotheka 
rin» — Bibliothekariusflnn, worau« denn der gemeine 
Mann, dem diese Endungen zu ungeläufig sind, ge 
wöhnlich: Diakonsche — Archiwarsche — Biblivthr, 
karsche macht. 
Warum nennt man die Frauen nicht mit den 
Namen ihrer Gatten? Madame A— Frau von B— 
Baroninn von C — Gräfinn von F u. s. w.? 
Ä — «. C — r. 
Alldeutscher Witz und altdeutscher Ernst. 
Aut W.Zmt-res: Teuncher«»li»n.Nug au-gewrochcurr W-i-heit, 
Frankfurt rSZz. V. ZMit in 12m. 
Al« Kaiser Karl der fünfte durch Frankreich 
reiste und in Pari« mit einer Rede empfangen wurde, 
in welcher der Redner ihm alle Regententugenden 
beilegte, bezeigte er ihm seinen Beifall. Bi« hieher 
möchte er denn wohl noch jetzt Mehrere seine« Glei 
chen finden; daß er aber später zu einem seiner Ver 
trauten sagte; Die Rede hat mir darum gefallen, 
weil sie mich erinnert hat, wie ich seyn sollte und 
leider nicht hin — dg» möchten ihm nicht Diel« 
nachsagen. Me 
». Pfalzgrak
	        
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