Und Trost und Warnrng dringen nun
Nicht mehr in der Verlass,icn Brust. —
Zurück! zurück! in deinen Himmel!
Asträa! weile länger nicht! —
Nur eine Mitleidsthrane ginne ihnen,
Und dann entflieh! entflieh auf cwig!^ — —
— Das wolltest du? — der Themis Tochter, —
Du?
Besinne dich! Noch sind die Wahrheit und das
Recht
Nicht ganz verdrängt von dieser Erde;
Noch wandelt hier im grausen Sturm
Der bösen Zeit so mancher deiner stillen Freunde,
Und sehnet sich nach deiner Wiederkehr. —
Du suchst ihn unter denen nur,
Die fern von Glanz und Erdenhoheil leben?
Die unbemerkt im engen Kreise Gute« wirken?
O, nein, du findest ihn auch dort,
Wo die Versuchung, tugendlos zu handeln,
So immerwährend und so mächtig ist;
Du findest ihn auf — einem Fürstculhrone.
Gedenk', Asträa, doch des Landes, wo du bist!
Gedenke dieses schönen, langst ersehnten Tag:s!—
Hier, wo ei.n großer Geist einst waltete.
Wo Friedrich, der Unsterbliche, oer Einzige,
Auf eine höh're Stufe seine Völker führte,
Hier ward der Sinn für das, was edel ist und gut,
Noch nicht erstickt. Und dieser Tag, —
Er glanzt so freundlich unter kummervollen Tage»;
Ihm jauchzten die Bewohner dieses Landes oft ent«
gegen
Warum? — Es ist der Festlag der Geburt
Des guten, biedern, theuren Königes.
Ja, heilig, immer heilig bleibt ein Tag,
An dem ein guter Mensch ins Leben trat,
Den das Geschick zum weiten Wirkungskreise rief.
Rur selten sah die Welt sei« jener gvldncn Zeit
Die stille Tugend auf dem Throne;
Nur selten widerstand ein Fürstenherz
Dem so gefährlichen Bewußtsein großer Macht;.
Nur selten blieb es stark und fest
Im Kampfe gegen list'ge Schmeichelei,
Womit der feile Knechts,nn die Gewalt umstrickt.
Doch Friedrich Wilhelms Herz erlag im Kam,
pfe nicht. —
O, freue dich, Asträa! — labe dich am Anblick diese«
Redlichen! —
Eich, wie so einfach, fromm und still
Der gute König lebt! Sieh I h n.
Das Muster der Bescheidenheit, dem mehr
Al» eitler Prunk, das u au teste Famrlicnbaav
Genügt! — Sieh, wie Er muthig in Gefahr,
Im Unglück standhaft, — dem gegebnen Worte treu,
Unlautre Rctiungsmittcl würdevoll verschmäht,
Und mit Ergebung in das furchtbare Vcrhängniß nun
Die »ich« jertreine» Früchte Seines Vaterlandes
Zu neuer, innrer Kraft so gern erheben will. — —
O, Friedrich Wilhelm! werth bist Du,
In einer bessern Zeit zu leben,
Wo Recht und Wahrheit allen Erdbewohnern heilig
sind! —
Sey mir willkommen dann, o Tag,
Der Ihn gebar! — Ich lausche tief gerührt
Den Jubeltöncn Seines Volks - ich hör entzückt - - -
— Doch wie? cs ist so öde um mich her!
Kein sanftes Morgenlicht erhellet diese Flur;
Ein schwerer, dichter Nebel-ruht auf ihr,
Und keinen Laut der Fröhlichkeit vernimmt mein Ohr.—
Warum verstumm« die Treue und die Liebe?
Es ahndet mir, des Vaters lange Trennung
von den Kindern,
Und düstres Drohen aus zerschmetternden Gewitter,
wölken,
— Das preßt die — sonst so freie — Brust zu,
sammen,
Das mischt in ihren Frcudenkelch
Der Wehmulh bittre, bittre Thräne. —
So soll ich denn so einsam hier verweilen? —
Soll keines Menschen Antlitz mir erscheinen,
Aus dessen frohen Zagen ich
Des heut'gen Tages Lust erkenne?
Soll ich denn ohne Tröstung jenes herben Kummer«
Von hinnen scheiden? Nun — so sey«! —
Asträa kann des Schickssals eisernem Gebot
Nicht wehren. — —
( inNm sic fortgehe» wiU, wird sie zwei Kinder gewahr.)
Wae erblick' ich dort? —
Zwei Kinder finde, die festlich schön geschmückt,
So sorgenlos, so fröhlich wandeln.
Ihr unbefangnes Herz fühlt keinen Gram und keine
Bangigkeit.
Vor ihren Blicken liegt die ganze Welt,
Ein bunter Blumen - Teppich, deren süßer Duft
Sie freundlich laben wird. O, wie erquicke
Mich ihre Unschuld! Aber ach!
Ich höre schon das Zischen gifl'ger Nattern, die
Mit unheilbaren Wunden ihnen drohen. — Könnte ich
Sie retten! - jene Ruhe ihnen sichern.
Nach der in dieser Zeit die Sterblichen
Vergebens ringen Ja, ein Wort der Warnung,
Ein Wort der Liebe will ich ihnen gebenz
Es dringt in ihre offne Lindesbrust,