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so lange die Schule der Mütter noch so viele»
Töchtern verschlossen ist; wachet so lange wenigstens
mit Muuergcist, mit Muttcrzanheik »her die zar
ten Herzen; und vergesset nicht, daß die Jungfrau
gebildet werden soll nicht für die Welt, nicht für
das Hervortreten vor dasVvlk, nicht für die Schau
plätze der Ueppigkeit und der lauten Freuden, nicht
für die gesellschaftlichen Zirkel, nicht für die Hör-
sälc der Weisen und für die Prachtsalc der Kunst;
— nein: für die häusliche Stille, für das häus
liche Wirken, für die zurücktretende Bescheidenheit,
für das rege Zartgefühl, für die wohlthätige, from
me, tugenvsamc Offenbarung eines reinen Herzens
und einer unbefleckten Unschuld! Das haltet fest
im Auge, damit nicht einst Väter und Mütter und
Gatten und Kinder, der jetzt Verwahrlvfctcn über
euch seufzen, damit die Frucht eurer Arbeit nicht
eine bittere Frucht sey, deren ihr euch einst-schämet."
Dann aus der roten Predigt, welche die sey« so in
teressante Frage beantworte«: „Wer wird der neuen
Ordnung der Dinge, die uns bevorsteht, mit Freuden
«ntgegensehn? " Es wird im zlen Theile gcaruwor,
eet: „wer mit Vertrauen und Hoffnung auf Gott und
Menschen das Veste auch von dieser neuen Ordnung
«nvartet." „Wir aber," ruft der Vers, S-iW-m«
ächt patriotischer Begeisterung aus,
„wir aber — o m. Z., lasset mich da« in unser
aller Namen aussprcchen: wir haben Glauben au
den Gott, der mit uns ist, und Vertrauen auf die
Menschen, die in seinem Namen konmirn und wir
ken. Es giebt — nie wollen wir c« bezweifeln.—
c« giebt auch in unserem Lande, auch ui.ler unse
rem Volke eine herrliche Zahl gerechter und guter,
kräftiger uiw edler Menschem Es giebt — wohl
uns, daß der König, den wir ehren und lieben, a»
ihrer Spitze steht! — einen Bund von deutschen
Männern aus allen Ständen und Klassen, welche
Gott fürchten und recht thun, welche das Beste wol
len, und was fie wollen, mit Kraft und Liebe thun.
Es giebt — wohl uns, daß die Königinn, .die wir
ehren und lieben, an ihrer Spitze steht! — deutsche
Frauen und Mütter aus allen Ständen und Klaffen
des Vaterlandes, welche Andacht und Frömmigkeit
ehren, die Einfalt der Sitten lieben, die Kinder
erziehen in der Furcht de« Herrn, und den guten
Willen haben, i» Hauswesen und Kinderzuch« auch
Das noch abzuthun, was nicht gut ist, und Das
hinzuzuthun, was zum Bcfferwcrdcn noch mattgelt.
Es giebt eine Zahl von Guten und Edeln im
Volke, welche schweigend den Bund geschloffen,
und still und fromm'einander Sie Hand gereicht
Haben zu dem herrlichen Zwecke: „durch Tugend
zu ersetzen, was uns an Macht gebricht, und nach
der Unruhe und dein Jammer des Krieges den Frie-
denGoltcs über uns zu bringen, der höher ist denn
alle Vernunft!"
Köni'gsbergifche Zeitschriften.
Rach der Folge ihrer Entstehung.
»Die M o r g e n z e i t u n g. Wochenschrift.
Sie begann am Anfange des. Jahre» 1806 unter
anonymer Redaction, auf Kosten de« Herrn Stadt
raths Buchdrucker Dege«, welcher bis jetzt beinahe
alle Unternehmungen der Art enirirre. Einigen Scha
den mag es ihr allerdings im Anfange gethan haben,
daß sic mit einer Fehde gegen Herrn vonKotzcb.ue
begann, und diese, ohne Aninrort von seiner Seite,
eine Weile fortsetzte; dann daß die Thcalerkrilikcr
sämmtlich, und diese füllten eine» großen-Theil de«
Blattes, oberflächlich hingesprochene Urtheile ohne
Begründung, de» wie und warum waren. Das Beste
in dem ersten Jahrgange sind einige Erzählungen.
Von Mitarbeitern nannten sich Thrandorff, Krau
se, Symansky, Zander, Teschner» v. Schen
ken dorf. Im zweiten Jahre traten zu diesen noch
F rieb länder, Flcissch er, Ca rnirr und derüebcr-
seycr der Grübbksche» Volkslieder, den Herr Kriegs,
rath Scheffner. Diese Lieder sind die Zierde des
ganzen Jahrganges. Unter die vorzüglichern Artikel
gehören noch ferner zwei Erzählungen: die- Rettung
und die beiden Geliebten. Die übrigen Erzählungen
sind Mittelgut. Republiken,Despotismus ist halb au«
Meiner «Briefe» über die Schweiz abgeschrieben, und
der Lehnstuhl das langweiligste Ding von der Welt.
Einig« Gedichte von F le i sch e r. zeichnen sich au»,
erste Versuche scheinen Fricdländar» Beiträge zu
seyn. Die Theaterkritiken blieben was sie waren,
unreife Urtheile oft sehr inurban. ausgesprochen. Im
Anfange des dritten Jahres (iZo3) übernahm Herr
Candidat Waygo-ldt die Redaction, und die Na
men: Rosenh.eyn, Richter und andere erschienen
unter de» Mitarbeitern. Da« Gelungenste diese»
Jahrganges möchte ungefähr folgendes seyn: Der
Sylvesierabend, die Weihe der preußischen Königs
krone, der Wahnsinnig«, der Meßkatalog, über Miß
griffe in der Erziehung, am za. December rZog..—
Die mythologischen Briefe, welche schon im vorigen
Jahre anfingen und bis »Zog fortdauerten, hätten ein
geschrieben bleibe» mögen, so wie die Briefe über
Schiller. Wa« im vorige» Jahrgange.die allcmam
nische» Lieder, waren, di« Zierde, de« Blatte«, wur
den in diesem die Theaterkritiken, welche mit B . ^
unterzeichnet waren. Sie hallen einen seltenen Grad
der Vollendung, beurkundete» ausgebreitete Belesen
heit i» der dramatischen Literatur de« Inn - und Aus
landes, welche mir manchinal mit.zuvieler Ostenta
tiv» zur Schau gestellt wurde; Bekanntschaft mit der
Darstelluugsart und den Darstellern der Dritten,
Franzosen und Jtaliäner; mit den vorzüglichsten