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Volume No. 56., 15. Juli 1809

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1809 (Public Domain)

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gehen wird; Andere solche Zahne, daß sie immer 
mehr essen werde», als sie bezahlen können. 
Manche werden solches Sausen in ihren Ohren 
haben, daß sie nie einen Gläubiger eher hören wer« 
den, als bis er ihnen auf die Schullcrn klopft. Ei 
nige werden so im Gemüth zerstör« seyn, daß sie kei 
nen guten Gedanken behalten, sich selbst zufrieden 
zu stellen. Einige werden so wunderlich in ihrem 
Gange seyn, daß sie keinen Schritt ohne Thorheit 
werden thun können. Viele Herren, die Land für 
Papier verkaufen, werden durch Reue gestraft wer 
den. Die, welche das meiste Gold haben, werden 
am wenigsten Wohlwollen beweisen. Einige, die e» 
gut meinen, werden schlecht dabei fahren, und wer 
keinen Kredit gehabt hat, wird keinen Gewinn haben. 
Veranlassung zur Errichtung der Universität 
Frankfurth. 
ürzlich ist in diesen Blättern der Universität Frank 
furth öfter» erwähnt worden. Aus derEcschichle dieses 
vaterländischen Musensiyes ließe sich manches Merk 
würdige und Unterhaltende herausheben, nichts aber 
scheint so auffallend, als daß diese Akademie (wie 
einer unsrer vorzüglichsten Schriftsteller meint,) ihr 
Entstehen zum Theil einer gewissen Krankheit ver 
dankt, die seit der Entdeckung von Amerika ein Pro 
bestück für die Acrzic und eine Zuchlrulhe für die 
Lüstlinge ist. 
Es ist bekannt, daß schon Kurfürst Johann, 
ein großer Freund der Gelehrten und der Gelehrsam, 
keil selbst, damit umging, in seinem Lande eine Uni 
versität zu stiften, und daß er, sterbend seinem Sohne 
Joachim l. diesen seinen Lrcblingsplan empfahl. 
Oie Ursachen zur Errichtung dieser hohen Schule 
lagen in der wohlthätige» Sorge unsrer Fürsten für 
die Geisteskulrur ihrer Unterthanen, die damals so 
gering war; in der bei den Märkern allmählig er 
wachenden Liebe zu den Wiffenschaften; in der Hoff 
nung, dem Lande, durch die hierher gelockten Frem 
den einen Vortheil zu stiften und in dem Bedürfniß 
geschickter Juristen, Aerzte und Theologen, die man 
nur in dem Auslande suchen konnte. J,»J. 1495 haue 
Kaiser Maximilian!. den zu Wmme versammleien 
Kurfürsten den Rath gegeben, daß jeder in seinem 
Lande eine Universität anlegen sollte. Kurfürst Jo 
hann war nicht saumselig in Ausführung dieser 
Idee. Er hatte bereit»'vom Kaiser und vom Papst, 
wie es damals erforderlich war, die Erlaubniß er- 
erhaltcn; der Ort war ausgesucht; die nöthigen 
Fond« waren angewiesen, ce fehlte nichts — als 
das Haupterforderniß einer hohen Schule: brauch 
bare Lehrer. Ein glückliches Zusammentreffen von 
Umständen führte einen Mann herbei, der d^n schläf 
rigen Gang der Sache rascher bewegt«. 
Der Kurfürst litt an der Wassersucht. Die damals 
ungewöhnliche Kur der Abzapfens konnte kein Arzt 
im Lande verrichten; deshalb ward Dr. Simon Pi, 
storis, Professor und SyndicuS zu Leipzig, nach 
Berlin gerufen, der dem Leidenden auch eine große 
Erleichterung verschaffte. Dem geachteten Arzt» gefiel 
es bei dem dankbaren Fürsten, und er blieb um so 
lieber, da er in Leipzig mit seinem Collegen Dr. 
Martin Poll ich aus Mellerstadt, eine lebhafte 
und ärgerliche Fehde hatte. Denn dieser halte mit 
dem Italiener Leoniceni behauptet, daß eine ge 
wisse, damals zuerst sichtbar gewordene Krankheit, 
die Ausgeburt zügelloser Begierden, welche mit bei- 
sprellvscr Schnelle alle vornehmen Lüstlinge Europa» 
überfiel, eine neue Epidemie sey, die durch die Luft sich 
verbreitend auch ohne Berührung mit einem Ange 
steckten forterbe; Pi storis hingegen wollte die Krank, 
heil nicht für ganz neu gelten lassen und meinte, sie 
könne sich nur durch Berührung mittheilen. Beide 
Professoren stritten mit dem damals gewöhnlichen 
Eifer der Gelehrten uns verbitterten einander das 
Leben so sehr, daß jeder gern den Ort verließ, wo 
er in der Nahe seines Todfeindes keinen ruhigen 
Augenblick harte. Eifrig ergriff also Pistoris den 
Plan des Kurfürsten, machte den Entwurf zur Er 
richtung der Universtlät Frankfurth, und lud mehrere 
Professoren aus Leipzig dahin ein. Kaum horte P ol- 
lich, welche Ehre sein Nebenbuhler in Berlin ge-? 
nösse, und wie er durch die Anlegung ScrAkademie im 
Brandenburgischen, seinen Namen unsterblich machen 
werde, so bewog er seinen Herrn, Friedrich den Wei 
sen, in Wittenberg gleichfalls eine Universitär zu 
gründen Dies Unterm hme» ward rasch ausgeführt; 
1302 ward Wittenberg eingeweiht und Poll ich erster 
Rektor daselbst. Kurfürst Johann war unterdessen 
*499 gestorben; Pistoris glaubte, seitdem sei» Ri 
val nicht mehr in Leipzig war, dort ruhiger leben 
zu können und kehrte wieder dahin zurück; dem Kar-
	        
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