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gehen wird; Andere solche Zahne, daß sie immer
mehr essen werde», als sie bezahlen können.
Manche werden solches Sausen in ihren Ohren
haben, daß sie nie einen Gläubiger eher hören wer«
den, als bis er ihnen auf die Schullcrn klopft. Ei
nige werden so im Gemüth zerstör« seyn, daß sie kei
nen guten Gedanken behalten, sich selbst zufrieden
zu stellen. Einige werden so wunderlich in ihrem
Gange seyn, daß sie keinen Schritt ohne Thorheit
werden thun können. Viele Herren, die Land für
Papier verkaufen, werden durch Reue gestraft wer
den. Die, welche das meiste Gold haben, werden
am wenigsten Wohlwollen beweisen. Einige, die e»
gut meinen, werden schlecht dabei fahren, und wer
keinen Kredit gehabt hat, wird keinen Gewinn haben.
Veranlassung zur Errichtung der Universität
Frankfurth.
ürzlich ist in diesen Blättern der Universität Frank
furth öfter» erwähnt worden. Aus derEcschichle dieses
vaterländischen Musensiyes ließe sich manches Merk
würdige und Unterhaltende herausheben, nichts aber
scheint so auffallend, als daß diese Akademie (wie
einer unsrer vorzüglichsten Schriftsteller meint,) ihr
Entstehen zum Theil einer gewissen Krankheit ver
dankt, die seit der Entdeckung von Amerika ein Pro
bestück für die Acrzic und eine Zuchlrulhe für die
Lüstlinge ist.
Es ist bekannt, daß schon Kurfürst Johann,
ein großer Freund der Gelehrten und der Gelehrsam,
keil selbst, damit umging, in seinem Lande eine Uni
versität zu stiften, und daß er, sterbend seinem Sohne
Joachim l. diesen seinen Lrcblingsplan empfahl.
Oie Ursachen zur Errichtung dieser hohen Schule
lagen in der wohlthätige» Sorge unsrer Fürsten für
die Geisteskulrur ihrer Unterthanen, die damals so
gering war; in der bei den Märkern allmählig er
wachenden Liebe zu den Wiffenschaften; in der Hoff
nung, dem Lande, durch die hierher gelockten Frem
den einen Vortheil zu stiften und in dem Bedürfniß
geschickter Juristen, Aerzte und Theologen, die man
nur in dem Auslande suchen konnte. J,»J. 1495 haue
Kaiser Maximilian!. den zu Wmme versammleien
Kurfürsten den Rath gegeben, daß jeder in seinem
Lande eine Universität anlegen sollte. Kurfürst Jo
hann war nicht saumselig in Ausführung dieser
Idee. Er hatte bereit»'vom Kaiser und vom Papst,
wie es damals erforderlich war, die Erlaubniß er-
erhaltcn; der Ort war ausgesucht; die nöthigen
Fond« waren angewiesen, ce fehlte nichts — als
das Haupterforderniß einer hohen Schule: brauch
bare Lehrer. Ein glückliches Zusammentreffen von
Umständen führte einen Mann herbei, der d^n schläf
rigen Gang der Sache rascher bewegt«.
Der Kurfürst litt an der Wassersucht. Die damals
ungewöhnliche Kur der Abzapfens konnte kein Arzt
im Lande verrichten; deshalb ward Dr. Simon Pi,
storis, Professor und SyndicuS zu Leipzig, nach
Berlin gerufen, der dem Leidenden auch eine große
Erleichterung verschaffte. Dem geachteten Arzt» gefiel
es bei dem dankbaren Fürsten, und er blieb um so
lieber, da er in Leipzig mit seinem Collegen Dr.
Martin Poll ich aus Mellerstadt, eine lebhafte
und ärgerliche Fehde hatte. Denn dieser halte mit
dem Italiener Leoniceni behauptet, daß eine ge
wisse, damals zuerst sichtbar gewordene Krankheit,
die Ausgeburt zügelloser Begierden, welche mit bei-
sprellvscr Schnelle alle vornehmen Lüstlinge Europa»
überfiel, eine neue Epidemie sey, die durch die Luft sich
verbreitend auch ohne Berührung mit einem Ange
steckten forterbe; Pi storis hingegen wollte die Krank,
heil nicht für ganz neu gelten lassen und meinte, sie
könne sich nur durch Berührung mittheilen. Beide
Professoren stritten mit dem damals gewöhnlichen
Eifer der Gelehrten uns verbitterten einander das
Leben so sehr, daß jeder gern den Ort verließ, wo
er in der Nahe seines Todfeindes keinen ruhigen
Augenblick harte. Eifrig ergriff also Pistoris den
Plan des Kurfürsten, machte den Entwurf zur Er
richtung der Universtlät Frankfurth, und lud mehrere
Professoren aus Leipzig dahin ein. Kaum horte P ol-
lich, welche Ehre sein Nebenbuhler in Berlin ge-?
nösse, und wie er durch die Anlegung ScrAkademie im
Brandenburgischen, seinen Namen unsterblich machen
werde, so bewog er seinen Herrn, Friedrich den Wei
sen, in Wittenberg gleichfalls eine Universitär zu
gründen Dies Unterm hme» ward rasch ausgeführt;
1302 ward Wittenberg eingeweiht und Poll ich erster
Rektor daselbst. Kurfürst Johann war unterdessen
*499 gestorben; Pistoris glaubte, seitdem sei» Ri
val nicht mehr in Leipzig war, dort ruhiger leben
zu können und kehrte wieder dahin zurück; dem Kar-