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Da die Schutzengilden aller Städte im Besitz sol
cher mit Medaillen geschmückter Ordensbänder sind,
so ist es zu wünschen, daß dieses, von der Hauptstadt
ausgehende Beispiel, zum Besten des Staate bald
allgemeine Nacheiferung bewirken möge.
Unter den Gaben, welche die Unterthanen dem
Staate darbringen, verdient auch noch bemerkt zu
werden, daß ein hiesiger Bürger vor Kurzem eine,
sorgfältig aufbewahrte meffingene Kanone dem Gou
vernement zuschickte, welches diesen Beweis uneigen
nütziger Vaterlandsliebe dankbar annahm, und dem
Geber in einem freundlichen Schreiben darüber sein
Wohlgefallen bezeugte.
Die hiesige Münze hat neue Achtgroschenstücke
ausgeprägt. Auf der Vorderseite steht das Brustbild
unsers Königs im Kostüm eines Römischen Kaiser
kopfs, mit der Umschrift:^Friedr. Wilhelm 111 Koe-
nigvcn Preussen. Die Rückseite ist, wie bei den allen
Achtgroschenstücken Friedrichs 11, (z einen Reiche-
thaler), hat aber noch die Umschrift: Zwei und
Vierzig Eine Feine Mark. Da sie nur um weniges
größer als die Preußischen Viergroschenstäcke sind: so
scheinen sie leicht einer Verwechselung unterworfen,
und für den Handel unbequem zu seyn, daher man
auch glaubt, daß man zur Abhclfung dieses Uebelstan
des einen größeren Stempel wählen werde.
Die Todtenlistc der legren Woche gibt ein trau
riges Resultat. Es waren 90 geboren und 146 ge
storben. Unter letzter» befanden sich auch 8 Kinder,
die ein Raub der natürlichen Pocken geworden sind.
Mehrere darunter sind von z und zJahren, eins von
9 Jahr, so daß sich die Eltern nicht damit entschul
digen können, daß dieseKrankhci« ihre Kinder zu früh
befallen habe. Es scheint nicht, daß die große Wenge
durch bloße Vcrnunflgründe zur Annahme der Schutz
pocken zu bestimmen wäre.
Wie sehr die Regierung dahin strebt, allen trü
gerischen Schein von ihren Unterthanen zu entfernen,
beweist unter ander» auch ein neuerdings ergangener
KabinetSbefchl, nach welchem Sr. Majestät Selbst zu
dem Entschluß sich bewogen gefunden haben,
„daß (wie die eigenenWortc lauten) künftig keine
Lire!, welche ein Amt bezeichnen, mehr gegeben
werden sollen, weshalb es auch gerne gesehen wer
ben wird, wenn die noch im Dienste begriffenen
Officianlen, die einen andern Titel führen, diesen
ablegen, und den ihres Amts annehmen; daß der
Karaktcr GehcimerKriegsrath und Kriegsrath künf
tig eine wirkliche Charge ausschließlich im Kriegs-
Ministerium bezeichnen soll, und daß diejenigen,
welchen dieser Posten verliehen ist, so lange, bis
die jetzigen Titularen auSgcstorbcn sind, zum Un
terschied das Prädikat wirklich führen sollen."
So wäre denn das, was ein geistvoller Mitarbeiter
des Preuß. Hausfreunde« über'die Äriegsrälhe (Nr.
6.J gesagt hat, von der Regicruna selbst als wahr
und zweckmäßig anerkannt, und zur Freude Aller, die
Simplilität und Wahrheit lieben, realisir« werden.
Aus einem Schreiben aus KSnigSbcrg,
den ex. Mal.
— — Wie oft denke ich jetzt an unsre traulichen
Spaziergänge im vorigen Sommer, die wir des Abends,
nach vollendeten Geschäften, durch den schönen Thier
garten zurücklegten! wie wirnur wenig über politisch-
Gegenstände — dafür aber, gleichsam als Verwaisete,
lieber von unserm entfernten Könige sprachen; wie wir
uns der frohen Rückerinncrung überließen, bei dem
Anblick dieser wder jener Allee, wo, in den früheren
glücklichen Jahren das Königliche Paar, ohne Pomp
und Begleitung, im hohen Selbstbewußtseyn, im Frie
den mit der Welt und geliebt von seinem Volke, uns
vorbeifuhr nach Charlottenburg, um dort in den Schooß
der zärtlich < hoffenden Familie empfangen zu wer en!
— und wie wir uns nun aufs neue nach seiner Nähe
und nach seinem Anblick sehnten Diese Sehnsucht,
dieserinnige Wunsch wurde mir gestern gewährt! Mit
ernster Stimmung ging ich hier zum ersten Male in
die Kirche, die gedrängt voll war. Unserguter, wahr
haft frommer König, so w,c da« ganze Königliche
Haue, befand sich „1 dieser Stunde der Andacht unter
uns. Ich erblickte Ihn in der Loge, dem Hofprediger
Weyl gegenüber, welcher in einer durchdachten Pre
digt über die Worte sprach: „der verborgene Gott ist
uns immer nahe!" — O Freund. was ist doch die
äußere Welt! Wie unglücklich, wer nur ihre Güter
kennt, wer nur diese als sein einzig vorgesteckte« Ziel
zu erreichen strebt! — Nur durch uns selbst, durch
Ausbildung unsere Innern können wir glückl ch wer
den, und mit hohem Gleichmuih die Schicksale der
Welt betrachten rc.
In der Grafschaft Warwik Hat sich folgender tra
gische Auftritt »ereignet. Lieutenant Sharp lag zu
Daventry in Garnison, erhieli Zutritt auf dem be
nachbarten Schlosse Schuckburgh, und faßte eine leb«
haste Neigung gegen die älteste 19jährige schöne Toch
ter vom Hause Seine Zärtlichkeit wurde erwiedert,
und seine Besuche dauerten fort, bis Sr. Schuckburgh,
der'Nachricht von der niedrigen Herkunft des Lieu
tenants eingezogen, sie verbot. Zugleich bewarb sich ei»
anderer um die Hand der jungen Dame, welche jedoch
wahrscheinlich Verkehr, vielleicht auchZusammenkänsre
mit ihrem Geliebten halte Den Lüsten März früh
Morgens ritt dieser nach Schuckburgh, schickt den Be
dienten sammt den Pferden zurück, mit der Versicherung,
daß er sich einige Tage hier aufhalten werde, trat un
ter das Fenster der Miß, und erhielt auf seinen Ruf zur
Antwort, in Z Minuten werde sie bei ihm im Garten
seyn. Ein Bediente, der dies beobachtete, schlich ihnen
heimlich nach, sah, daß sie in einen Pavillon gingen,
dessen Thür eilig verschlossen, und Hörle kurz hinter
einander 2 Pistolenschüsse. Da er die Thür nicht zu
öffnen vcrmogte, rief er die Familie, man drang mit
Gewalt ein und traf beide Unglückliche entseelt. Der
Bediente hatte nach dem Schuß blos ihren Fall, aber
keinen Seufzer vernommen. Sharp haue noch ei
ne Zie Pistole bei sich, und auf ein Papier mit Blei
stift die Worte geschrieben: Ich besorgte, nicht Ent
schlossenheit genug zur Ausführung meines Vorsatzes
zu haben, jetzt bin ich meiner gewiß.
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Neapel.
Marie Avalla, ein arme» Mädchen, wurde kürz
lich durch die fürchterliche Slrafpieoigt eine« Geist
lichen so erschüttert, daß sic au« der Kirche nach Hau
se eilte, ein Crucifix umarmte, und sich wie rasend in
einen Brunnen stürzte. Zwei junge Handwerker, die
das bemerkten, retteten sie mit Gefahr ihres eigenen
Lebens, und überließen die ihnen von der Polizei an
gebotene Belohnung der Unglücklichen, die man wie
der zur Vernunft bekehrt hat.