Wog.
Nr* 39.
Dienstag, den 16. Mai.
OOOOOOOOOOOOCX^OOOOOO^OOOOCOCOO
Zwiefache Anficht der Zahleniotterie.
n Nr. Z7 de» preußischen Hausfreunde«, vom gten
Mai d. 2- befindet fich unter dem Artikel Kor resp.
die Nachricht, daß die Zahleniotterie aufgehoben wer«
den solle; in der hiefigen Spenerschen Zeitung aber,
Nr. 55 von dem nämlichen Dato, macht die Königliche
Lotterie-Direktion ausdrücklich bekannt: daß die Zah
lenlotterie, Ziehungen regelmäßig von drei zu drei
Wochen, so wie bisher, vor fich gehen werden.
Au« dieser legiern Bekanntmachung leidet es kei
nen Zweifel, daß die Aufhebung der Zahlenlotterie
nicht statt finden wird; es dürfte daher nicht unzweck
mäßig seyn, etwas zur Rechtfertigung der Beibehal
tung dieser Lotterie anzuführen, weil, nach der Mei
nung de« Korrespondenten in dem preuß. Hausfreund,
die wahren Staat« < und Volksfreunde fich über die
Aufhebung der Lotterie freuen müssen, indem dadurch
eine Hauptguelle der Armuth und de« Elendes ver
stopft werde.
Man kann freilich nicht in Abrede stellen, daß
mehrere, besonders aus den untern Vvlksklaffen, Dienst
boten, Tagelöhner und dergl. sich diesem Spiel, zu
ihrem Nachtheil, oft leidenschaftlich ergeben, und die
wenigen sauer erworbene» Dreier und Groschen für
einen höchst unstchern Gewinn dem Zufall opfern; es
frugt sich aber, womit eines Theils die beträchtlichen
jährlichen Staatseinnahmen, die alle zu gcmeinnütz,
ll.
lichen Zwecken verwendet werden, zu ersetzen find,
und ob andern Theils, bei der Lage de« preußischen
Staats, durch die Aufhebung der Lotterie, dieser
Hang zum Spiel überhaupt unterdrückt werden wird?
Au« den Ueberschüffen der Lotterie wurden bisher
eine beträchtliche Anzahl invalider Soldaten verpflegt,
erhielt die Officier - Wiitwenkaffe eine ansehnliche Sum
me, um die Zahlung der Wittwen-Pensionen zu lei,
sten; ferner bekamen daraus die hiesigen Erziehungs
und Armenanstalken große Unterstützung, und bei je
der Ziehung auf die fünf herausgezogene Nummern,
fünf arme Mädchen jedes 50 Thl. zur Ausstattung.
Me diese wohlthätigen Staatsausgaben würde»
daher, bei Aufhebung der Lotterie, neue Auflagen nö
thig gemacht haben. Diese aber wären gewiß einem
großen Theil de« Publikum«, besonders unter den jetzi
gen Umständen, wo die Unterthanen durch die Drang
sale des Krieges schon viel gelitten und in ihrem
Wohlstände hcruntergckommcu sind, weit drückender,
als die schon so lange bestehende Lotterie, woran da«
Publikum bereit« gewöhnt ist, und wo e« ganz von
dessen Willkühr abhängt, wie viel es, nach seinem
Vermögen, zum Besten solcher wohlthätigen Institu
te, beisteuern will. Die Vorzüge indirekter Steuer»
vor direkten, hak der biedere patriotische Greis Ni
colai, in Ansehung der Accisc, in einem lesenswer-
«hen Aufsatze in der neuen berlinische» Monatsschrift