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Volume Nr. 32., 22. April 1809

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1809 (Public Domain)

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Die Studirenden zu Leyden trugen also damals 
Degen. Dies scheint erst im siebzehnten Jahrhun 
dert allgemeine Mode geworden zu seyn. In Kon- 
ringS Xnüguicatibua Academü.is findet sich nichts 
darüber angemerkt. In den Staturen der Universität 
Erfurt (gestiftet »§92) heißt es: deutln» cum »r- 
mis offensivis in plateis incedat, sub poena airnt- 
sionis arrnorum. (S. MetschmannS Erfordia literata 
T-1.654.) Auf der letztgenannten Universität lebte in 
der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts ein 
Professor, Namens Meyfart, welcher ein Buch 
schrieb von der akademischen Disciplin. Er klagt da 
rin, daß die Studenten den Mantel abgelegt haben, 
und nun daher gehen in Federn und Degen; er schilt 
sie Feder-Junker und Degen -Stutzer. Zu Jena wurde 
das Degcntragen 1625 verboten, zu Skraßburg 1629, 
zu Königsberg a6gz. Daß es durch den dreißigjäh 
rigen Krieg Mode geworden, bestätigt auch Dör 
fchens in einer 1629 gedruckten anonymen Schrift 
Tailium exnlana. Nach dieser Zeit trugen alle Ge 
lehrte und Professoren Degen. Auf den katholischen 
und englischen Universitäten ist es nie üblich gewesen, 
weil von Altere her Professoren und Studirendc zum 
Klerus gerechnet wurden. (S. PfafL Diss, de Eccle- 
lia -sauguinem non sitiente. 1740.) 
6v(sr6a«, M„ Sch u lze. 
Einige Bemerkungen rc. 
die Universität Frankfurt betreffend. 
( Fortsetzung.) 
Länger als ein Jahr waren die Meinungen, Urtheile 
und Vorschläge, die Errichtung einer neuen Univer 
sität betreffend, im Publikum verhandelt, und zum Ta 
gesgespräch geworden, ohne daß sich aus der Mitte 
der Universität Frankfurt eine Stimme darüber hö 
ren ließ. Endlich erschienen mit dem Anfange dieses 
Jahres zwei kleine Schriften auf einmal von dem in 
seinem Fache sehr verdienstvollen Kriminalrath und Pro 
fessor der Rechte, zu Frankfurt Herrn Meister. Da 
dieser akademische Lehrer sich ganz bestimmt gegen 
die Errichtung einer neuen Universität (besonders in 
der Residenz) erklärt, und ganz für die Beibehal 
tung und Unterstützung der Universität Frankfurt ge 
schrieben har: so ist es gewiß für die Vorbereitung ei 
nes reisen Urtheils über diese wichtige Angelegenheit 
nicht ohne Nutzen, und für die zahlreichen Leser des 
Hausfreundes nicht ohne Interesse, wenn Referent 
aus Diesen Schriften Einiges aushebt, und mit fei’ 
nen eigenen Bemerkungen begleitet. Um Mißver. 
ständniffen und gehässigen Insinuationen vorzubeugen, 
stehe hier ein für allemal die Versicherung, daß der 
Schreiber dieses weder in Frankfurt wohnt, noch mit 
irgend einem der dortigen Profefforen in besondern 
Verhältnissen fleht, sondern daß es ihm nur um Wahr 
heit, um die Sache selbst, und um das allgemeine 
Beste zu thun sey. Referent hat indessen selbst in 
Frankfurt studiert, und kennt den Zustand der Univer 
sität bis heute aus eigner Ansicht, schätzt die großen 
Verdienste des Herrn Professors Meister, und hat 
ihn selbst gehört; dagegen hat er den Herrn Geh. 
Rath Schmalz nie mit Augen gesehen, und nie mit 
diesem Mann in Verbindung gestanden. Er ist es 
sich also bewußt, daß sein Urtheil völlig unpartheiisch 
ist. Die erste und gehaltvollste dieser Meisterschen 
Schriften führt den Titel: Auch ein Paar Worte 
zu dem Tagesgespräch über Universitäten. 
Und beiläufig ein Wort für die Univer 
sität Frankfurt a. d. O. V on Meister b.R. D. 
u. s. w. (Das Wort: beiläufig sollte indessen auf 
dem Titel fehlen, denn der Inhalt beweist es, daß 
die ganze Schrift für die Universität Frankfurt ge 
schrieben ist.) 
Der Herr Professor beginnt seine Schrift mit der 
Aeußerung: „öffentliche und geheime Flugschriften 
wären über die Reform der der Universitäten im Um 
lauf; und auch in der zweiten Schrift ist beständig 
von einer Fluch und Schmähschrift die Rede, gegen 
welche Herr Meister habe auftreten müssen. In der 
zweiten Schrift sagt cs Herr Meister ohne Rück 
halt, das Gerächt nenne den Herrn Geheime-Rath 
Schmalz als den Verf. der von ihm sogenannten 
Schmähschrift, und Herr Meister läßt gegen Herrn 
Schmalz seine volle Galle aus. Referent muß hier 
nur gleich das Bekenntniß ablegen, daß er von der, 
von dem Herrn Meister geschmähten Schmäh,chrift 
(außer in der ersteren Schrift, nie etwas gelesen noch 
gehört hat, und daher außer Stand ist, zu beurihei« 
len, in wiefern die Beschuldigungen des Herrn Mei 
ster gegen Herrn Schmalz gegründet sind oder 
. nicht ; er kann aber nicht umhin, zu bedauern, daß 
Herr Meister in einem so leidenschaftlichen Tone 
geschrieben, und durch die häufigen Personalitäten 
den Verdacht der Partheilichkeit erweckt und seiner 
eigenen Sache geschadet hat. 
Herr Meister beantwortet zuerst die Frage: Ist 
cs rarhsam, die Universität Frankfurt nach Berlin zu 
verlegen? oder— wenn man diesem Ausdruck günsti 
ger ist — mit Aufhebung jener eine neue in Berlin 
zu stiften? Der Verf. ist der Meinung, e« sey in die 
Augen leuchtend, daß eine Universität zu Beilin ne 
be»
	        
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