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Die Studirenden zu Leyden trugen also damals
Degen. Dies scheint erst im siebzehnten Jahrhun
dert allgemeine Mode geworden zu seyn. In Kon-
ringS Xnüguicatibua Academü.is findet sich nichts
darüber angemerkt. In den Staturen der Universität
Erfurt (gestiftet »§92) heißt es: deutln» cum »r-
mis offensivis in plateis incedat, sub poena airnt-
sionis arrnorum. (S. MetschmannS Erfordia literata
T-1.654.) Auf der letztgenannten Universität lebte in
der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts ein
Professor, Namens Meyfart, welcher ein Buch
schrieb von der akademischen Disciplin. Er klagt da
rin, daß die Studenten den Mantel abgelegt haben,
und nun daher gehen in Federn und Degen; er schilt
sie Feder-Junker und Degen -Stutzer. Zu Jena wurde
das Degcntragen 1625 verboten, zu Skraßburg 1629,
zu Königsberg a6gz. Daß es durch den dreißigjäh
rigen Krieg Mode geworden, bestätigt auch Dör
fchens in einer 1629 gedruckten anonymen Schrift
Tailium exnlana. Nach dieser Zeit trugen alle Ge
lehrte und Professoren Degen. Auf den katholischen
und englischen Universitäten ist es nie üblich gewesen,
weil von Altere her Professoren und Studirendc zum
Klerus gerechnet wurden. (S. PfafL Diss, de Eccle-
lia -sauguinem non sitiente. 1740.)
6v(sr6a«, M„ Sch u lze.
Einige Bemerkungen rc.
die Universität Frankfurt betreffend.
( Fortsetzung.)
Länger als ein Jahr waren die Meinungen, Urtheile
und Vorschläge, die Errichtung einer neuen Univer
sität betreffend, im Publikum verhandelt, und zum Ta
gesgespräch geworden, ohne daß sich aus der Mitte
der Universität Frankfurt eine Stimme darüber hö
ren ließ. Endlich erschienen mit dem Anfange dieses
Jahres zwei kleine Schriften auf einmal von dem in
seinem Fache sehr verdienstvollen Kriminalrath und Pro
fessor der Rechte, zu Frankfurt Herrn Meister. Da
dieser akademische Lehrer sich ganz bestimmt gegen
die Errichtung einer neuen Universität (besonders in
der Residenz) erklärt, und ganz für die Beibehal
tung und Unterstützung der Universität Frankfurt ge
schrieben har: so ist es gewiß für die Vorbereitung ei
nes reisen Urtheils über diese wichtige Angelegenheit
nicht ohne Nutzen, und für die zahlreichen Leser des
Hausfreundes nicht ohne Interesse, wenn Referent
aus Diesen Schriften Einiges aushebt, und mit fei’
nen eigenen Bemerkungen begleitet. Um Mißver.
ständniffen und gehässigen Insinuationen vorzubeugen,
stehe hier ein für allemal die Versicherung, daß der
Schreiber dieses weder in Frankfurt wohnt, noch mit
irgend einem der dortigen Profefforen in besondern
Verhältnissen fleht, sondern daß es ihm nur um Wahr
heit, um die Sache selbst, und um das allgemeine
Beste zu thun sey. Referent hat indessen selbst in
Frankfurt studiert, und kennt den Zustand der Univer
sität bis heute aus eigner Ansicht, schätzt die großen
Verdienste des Herrn Professors Meister, und hat
ihn selbst gehört; dagegen hat er den Herrn Geh.
Rath Schmalz nie mit Augen gesehen, und nie mit
diesem Mann in Verbindung gestanden. Er ist es
sich also bewußt, daß sein Urtheil völlig unpartheiisch
ist. Die erste und gehaltvollste dieser Meisterschen
Schriften führt den Titel: Auch ein Paar Worte
zu dem Tagesgespräch über Universitäten.
Und beiläufig ein Wort für die Univer
sität Frankfurt a. d. O. V on Meister b.R. D.
u. s. w. (Das Wort: beiläufig sollte indessen auf
dem Titel fehlen, denn der Inhalt beweist es, daß
die ganze Schrift für die Universität Frankfurt ge
schrieben ist.)
Der Herr Professor beginnt seine Schrift mit der
Aeußerung: „öffentliche und geheime Flugschriften
wären über die Reform der der Universitäten im Um
lauf; und auch in der zweiten Schrift ist beständig
von einer Fluch und Schmähschrift die Rede, gegen
welche Herr Meister habe auftreten müssen. In der
zweiten Schrift sagt cs Herr Meister ohne Rück
halt, das Gerächt nenne den Herrn Geheime-Rath
Schmalz als den Verf. der von ihm sogenannten
Schmähschrift, und Herr Meister läßt gegen Herrn
Schmalz seine volle Galle aus. Referent muß hier
nur gleich das Bekenntniß ablegen, daß er von der,
von dem Herrn Meister geschmähten Schmäh,chrift
(außer in der ersteren Schrift, nie etwas gelesen noch
gehört hat, und daher außer Stand ist, zu beurihei«
len, in wiefern die Beschuldigungen des Herrn Mei
ster gegen Herrn Schmalz gegründet sind oder
. nicht ; er kann aber nicht umhin, zu bedauern, daß
Herr Meister in einem so leidenschaftlichen Tone
geschrieben, und durch die häufigen Personalitäten
den Verdacht der Partheilichkeit erweckt und seiner
eigenen Sache geschadet hat.
Herr Meister beantwortet zuerst die Frage: Ist
cs rarhsam, die Universität Frankfurt nach Berlin zu
verlegen? oder— wenn man diesem Ausdruck günsti
ger ist — mit Aufhebung jener eine neue in Berlin
zu stiften? Der Verf. ist der Meinung, e« sey in die
Augen leuchtend, daß eine Universität zu Beilin ne
be»