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Volume Nr. 29., 11. April 1809

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue3.1809 (Public Domain)

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Die Gewerke selbst würden dabei »ach ibrcn 
Beschäftigungs-Branchen auf einander folgen, z. B. 
die, welche für unsre Lebensbedürfnisse sorgen, als. 
Bäcker, Fleischer, Brauer, Gärtner u. s. w. die, wel 
che unsre Wohnungen bereiten, Maurer, Zimmer« 
teure re. die, welche sich mir unsrer Kleidung beschäf 
tigen, und so alle übrige. t 
Jedes der »8 obern Fenster des Zeughauses wurde 
mit einer, in Pappe geschnittenen Devise ausgefüllt; 
die Vorderseite dieses Tableaus wäre marniorirl an- 
estrichen, die Hinterfeue aber mit verschieden-far- 
igem, transparenten Papier überzogen, hinter wel 
chem Lampen mit Reverbercn angebracht wäre», um 
die Devisen in Feuerschrift lesbar darzustellen. — 
Die Snperporte erhielte ein erleuchtetes allegorisches 
Gemälde, Gehorsam, Treue und Vaterlandsliebe dar 
stellend. Lin Chor von Sängern und Musikern, am 
Zeughaus« postirt, würde die sanft, beleuchteten De 
visen singen und spielen. 
Stail der kostspieligen, schwerfälligen und ver 
alteten Ehrenpforten, die dem Auge keinen überra 
schenden Anblick gewahren, und immer ein. Beweis 
von Mangel an Erfindungskraft, sind, wurden 7- ge 
fällige Darstellungen von Portalen, in Vorschlag ge 
bracht, welche folgende Benennungen führten: der 
Fahnen« Krön« Flora- Iris-Portikus, die Arkade, 
der Hermes- und der Obelisken-Portikus. Don jedem 
reichte der Erfinder eine Zeichnung ein. 
1) der Fahnen - Portikus. Von den beiden 
Laternen-Trägern der Königübrücke »ach der Conrre- 
Escarpe zu, laufen, in schräger Richtung zwei Fah 
nenstange» mit seidenen Fahnen, die 2—3 Quadrat- 
Ellen groß sind; ihre mittlere Fläche ist mit dem 
Sradtwappen, einem Goldbär, und jede ihrer 4 Ecken 
mit Eichenlaub und Oelzweigen bemalt. Um den 
Bären läuft die Inschrift: Senat», Popuiusque üe- 
rolinenü, (der Rath und die Bürgerschaft von Ber, 
lin). Lin horizontaler iz Fuß weiter Kranz von 
Eichenlaub Verbinder die beiden Fahnenstangen, die 
sich bis auf einen Fuß nähern, und deren Spitzen 
mit einem vergoldeten Adler geziert sind. 
2) Der Krön-Portikus an derKlosterstraßenr 
Ecke zwischen dem Segcrschen und Bindemann- 
schen Haus« besteht in einer Krone und einer alle 
gorische» Darstellung der Eintracht und des Fleißes. . 
3) Der Flora-Porti kus. Von der Raihhaus« 
Ecke bis zu dem, gegen über stehenden Weiskopf- 
fchen Eckhause läuft ein leicht-gearbeiteter, terras 
senförmiger Dogen mit Konsolen herüber, auf wel 
chem Vasen mir. Blumen und Ananas ic. stehen. Der 
Bogen ivird von Lallen gemacht, mit Laubwerk ver 
ziert ; Basen und Blumen bestehen aus Pappe mit 
farbigem Papier überzogen. Dieser und der Kron- 
Porukus würden durch zwei dünne Schnüre an sc» 
Fenstern der drillen Etage befestigt. 
4) Der Iris-Porri kn s. Von der Posthaus- 
Ecke bis nach dem gegen über stehenden Eckhause an 
der Burgstraße Nr. 69 wird ein siebenfarbigcr Re 
genbogen, als Sinnbild des Friedens und der Freude 
nach dem Leide dargestellt. Dieser Bogen wird dop 
pelt von Kattun angefertigt und gehörig gemalt; zwi 
schen beiden cio» ä -l», gezogenen Bogen, die etwa 2 
Fuß von einander abstehen, wcrdenLampcn angebracht. 
Die Sonnenstrahlen, welche den Regenbogen hervor 
bringen, wcrder» durch 4c,» Lampen gebildet, welche 
an. den Pfeilern der Srechbahn die Name» Friedrich 
Wilhelm und Luise erleuchte». 
5) DicArkade. ' n derncucnFriedrichestraßcn- 
Ecki von demSalon onschen bis nach dem,gegen 
überstehenden kiebmannfchen Haufe, ferner, von 
dem Gouvernemcnlshause bis nach dem Eckhause wür 
de ein Fcston von Blumen- und Eichenlaub gezogen. 
6) DerHermes-PorrikuS. Zwischen derEcke 
des Schlosses und der Slcchbahn laufen vom dritten 
Stockwerk etwa 10 bis i2F. lange Schnüre, in deren 
untern Schlingen ein horizontaler Thyrsusstab von 
12 bis 14 Fuß Länge ruht. Von diesem Stabe hangt 
links und rechts ein weiß seidener, oder muffeliner 
Vorhangs jedes Blatt etwa 16 Ellen lang, und in der 
Mitte seitwärts mit Lyoner berroddelrer Rundschnur 
zurückgebunden. Außerdem wird noch ein 7 bis 9 
Ellen langes Blatt blauer Taffent (Muffelin) mir 
seinen Enden an das linke und rechte Ende des Thyr- 
sus-Stabes befestigt, so, daß dieses mittelste Blatt 
über die beiden Seitenvorhänge bogenartig und wol- 
kenäbnlich hinläuft. Oben in der Mitte des Thyrsur- 
fiabcs steht eine^ aus starker Pappe geschnittene und 
bemahlte Hermessaulc. 
7) Der O b c li s k e n-P 0 r t i k u s. Zehn Schritte 
von der Hundcbrücke ab ließen sich noch zwei hohe 
Obelisken errichten, deren Gestell mit Guirlanden 
von Eichenlaub und Blumen umwunden wäre. An 
diesen Obelisken würden Medaillons mit Inschriften 
angebracht. 
Bei allen diesen Portalen und Arkaden, die durch 
Feucrkvrbe oder Fackeln ihre vollständige Beleuch 
tung erhielten, ständen Chöre von Musikern und 
Saugern, so wie Genien, die dem Königlichen Paare 
Blume» entgegen streuten; an der Königsbrücke und 
auf dem Schloßplätze bildeten sich noch zwei Grup 
pen von Jünglingen und Mädchen, welche, die männ 
lichen und weiblichen Tugenden vorstellend, um den 
Wagen der Majestäten einen Rcihentanz hielten, 
durch welches Ensemble obige Koliffen erst Leben 
erhalten würden. 
Der Erfinder erbot sich, zur Ausführung seiner 
Ideen die nöthigen Künstler zu schaffen^ und fügte 
eine» Kostenanschlag bei, dessen Maximum sich auf 
650 Thlr. beläuft, eine Summe, wofür sonst kaum 
eine präsenrablc Ehrenpforte aufgeführt werden kann. 
Der hiesige Magistrat Hai, wie sich erwarten 
ließ, mit seiner bekannten Humanität diese sinnreichen 
Vorschläge aufgenommen, und dem Erfinder in einem 
Anlwortsschreiben vom aasten Decbr. v. I. dafür 
gedankt, mit der Aeußerung, daß wenn auch nicht 
der erwünschte Gebrauch davon sollte gemacht werden 
können, doch der patriotische Eifer des Hn.Verf.au» 
dem ganze» Projekt unverkennbar hervorgehe. 
Hiebei ist zugleich zu bemerken, daß Herrn Eck 
hardts Devisen auf die Rückkunft beider Majestäten 
von Herr» Hcnnig (letzte Straße Nr. 49) zum 
Singen am Forte-Piano in Musik gesetzt sind, und 
von diesem zu r Thlr. 8 Gr. Cour, verkauft werden. 
Sie sind 3Bogen stark, gut geschrieben, und empfeh 
len sich durch Leichtigkeit der Melodie, welches dem 
Charakter eines Volksgesanges argemeffen ist. 
Plltair, am rSSen MSrj. 
Züge des höchsten Muths und der Nichtachtung 
des Lebens, sobald cs der Beruf und ein seltenes 
Pflichtgefühl erfordert, dürfen der Nation, als er 
munterndes Beispiel, nicht unbekannt bleiben. So 
denke ich, und deshalb schicke ich Ihnen eine kurze 
Erzählung, in der ich jedes Wort verbürge — von 
einer Handlung, die unter meinen Augen' begonnen 
und glücklich vollbracht wurde. Am liebsten sahe ich 
cs, wenn Sie dieser Erzahtnng eine Stelle im Pr.
	        
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