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Die Gewerke selbst würden dabei »ach ibrcn
Beschäftigungs-Branchen auf einander folgen, z. B.
die, welche für unsre Lebensbedürfnisse sorgen, als.
Bäcker, Fleischer, Brauer, Gärtner u. s. w. die, wel
che unsre Wohnungen bereiten, Maurer, Zimmer«
teure re. die, welche sich mir unsrer Kleidung beschäf
tigen, und so alle übrige. t
Jedes der »8 obern Fenster des Zeughauses wurde
mit einer, in Pappe geschnittenen Devise ausgefüllt;
die Vorderseite dieses Tableaus wäre marniorirl an-
estrichen, die Hinterfeue aber mit verschieden-far-
igem, transparenten Papier überzogen, hinter wel
chem Lampen mit Reverbercn angebracht wäre», um
die Devisen in Feuerschrift lesbar darzustellen. —
Die Snperporte erhielte ein erleuchtetes allegorisches
Gemälde, Gehorsam, Treue und Vaterlandsliebe dar
stellend. Lin Chor von Sängern und Musikern, am
Zeughaus« postirt, würde die sanft, beleuchteten De
visen singen und spielen.
Stail der kostspieligen, schwerfälligen und ver
alteten Ehrenpforten, die dem Auge keinen überra
schenden Anblick gewahren, und immer ein. Beweis
von Mangel an Erfindungskraft, sind, wurden 7- ge
fällige Darstellungen von Portalen, in Vorschlag ge
bracht, welche folgende Benennungen führten: der
Fahnen« Krön« Flora- Iris-Portikus, die Arkade,
der Hermes- und der Obelisken-Portikus. Don jedem
reichte der Erfinder eine Zeichnung ein.
1) der Fahnen - Portikus. Von den beiden
Laternen-Trägern der Königübrücke »ach der Conrre-
Escarpe zu, laufen, in schräger Richtung zwei Fah
nenstange» mit seidenen Fahnen, die 2—3 Quadrat-
Ellen groß sind; ihre mittlere Fläche ist mit dem
Sradtwappen, einem Goldbär, und jede ihrer 4 Ecken
mit Eichenlaub und Oelzweigen bemalt. Um den
Bären läuft die Inschrift: Senat», Popuiusque üe-
rolinenü, (der Rath und die Bürgerschaft von Ber,
lin). Lin horizontaler iz Fuß weiter Kranz von
Eichenlaub Verbinder die beiden Fahnenstangen, die
sich bis auf einen Fuß nähern, und deren Spitzen
mit einem vergoldeten Adler geziert sind.
2) Der Krön-Portikus an derKlosterstraßenr
Ecke zwischen dem Segcrschen und Bindemann-
schen Haus« besteht in einer Krone und einer alle
gorische» Darstellung der Eintracht und des Fleißes. .
3) Der Flora-Porti kus. Von der Raihhaus«
Ecke bis zu dem, gegen über stehenden Weiskopf-
fchen Eckhause läuft ein leicht-gearbeiteter, terras
senförmiger Dogen mit Konsolen herüber, auf wel
chem Vasen mir. Blumen und Ananas ic. stehen. Der
Bogen ivird von Lallen gemacht, mit Laubwerk ver
ziert ; Basen und Blumen bestehen aus Pappe mit
farbigem Papier überzogen. Dieser und der Kron-
Porukus würden durch zwei dünne Schnüre an sc»
Fenstern der drillen Etage befestigt.
4) Der Iris-Porri kn s. Von der Posthaus-
Ecke bis nach dem gegen über stehenden Eckhause an
der Burgstraße Nr. 69 wird ein siebenfarbigcr Re
genbogen, als Sinnbild des Friedens und der Freude
nach dem Leide dargestellt. Dieser Bogen wird dop
pelt von Kattun angefertigt und gehörig gemalt; zwi
schen beiden cio» ä -l», gezogenen Bogen, die etwa 2
Fuß von einander abstehen, wcrdenLampcn angebracht.
Die Sonnenstrahlen, welche den Regenbogen hervor
bringen, wcrder» durch 4c,» Lampen gebildet, welche
an. den Pfeilern der Srechbahn die Name» Friedrich
Wilhelm und Luise erleuchte».
5) DicArkade. ' n derncucnFriedrichestraßcn-
Ecki von demSalon onschen bis nach dem,gegen
überstehenden kiebmannfchen Haufe, ferner, von
dem Gouvernemcnlshause bis nach dem Eckhause wür
de ein Fcston von Blumen- und Eichenlaub gezogen.
6) DerHermes-PorrikuS. Zwischen derEcke
des Schlosses und der Slcchbahn laufen vom dritten
Stockwerk etwa 10 bis i2F. lange Schnüre, in deren
untern Schlingen ein horizontaler Thyrsusstab von
12 bis 14 Fuß Länge ruht. Von diesem Stabe hangt
links und rechts ein weiß seidener, oder muffeliner
Vorhangs jedes Blatt etwa 16 Ellen lang, und in der
Mitte seitwärts mit Lyoner berroddelrer Rundschnur
zurückgebunden. Außerdem wird noch ein 7 bis 9
Ellen langes Blatt blauer Taffent (Muffelin) mir
seinen Enden an das linke und rechte Ende des Thyr-
sus-Stabes befestigt, so, daß dieses mittelste Blatt
über die beiden Seitenvorhänge bogenartig und wol-
kenäbnlich hinläuft. Oben in der Mitte des Thyrsur-
fiabcs steht eine^ aus starker Pappe geschnittene und
bemahlte Hermessaulc.
7) Der O b c li s k e n-P 0 r t i k u s. Zehn Schritte
von der Hundcbrücke ab ließen sich noch zwei hohe
Obelisken errichten, deren Gestell mit Guirlanden
von Eichenlaub und Blumen umwunden wäre. An
diesen Obelisken würden Medaillons mit Inschriften
angebracht.
Bei allen diesen Portalen und Arkaden, die durch
Feucrkvrbe oder Fackeln ihre vollständige Beleuch
tung erhielten, ständen Chöre von Musikern und
Saugern, so wie Genien, die dem Königlichen Paare
Blume» entgegen streuten; an der Königsbrücke und
auf dem Schloßplätze bildeten sich noch zwei Grup
pen von Jünglingen und Mädchen, welche, die männ
lichen und weiblichen Tugenden vorstellend, um den
Wagen der Majestäten einen Rcihentanz hielten,
durch welches Ensemble obige Koliffen erst Leben
erhalten würden.
Der Erfinder erbot sich, zur Ausführung seiner
Ideen die nöthigen Künstler zu schaffen^ und fügte
eine» Kostenanschlag bei, dessen Maximum sich auf
650 Thlr. beläuft, eine Summe, wofür sonst kaum
eine präsenrablc Ehrenpforte aufgeführt werden kann.
Der hiesige Magistrat Hai, wie sich erwarten
ließ, mit seiner bekannten Humanität diese sinnreichen
Vorschläge aufgenommen, und dem Erfinder in einem
Anlwortsschreiben vom aasten Decbr. v. I. dafür
gedankt, mit der Aeußerung, daß wenn auch nicht
der erwünschte Gebrauch davon sollte gemacht werden
können, doch der patriotische Eifer des Hn.Verf.au»
dem ganze» Projekt unverkennbar hervorgehe.
Hiebei ist zugleich zu bemerken, daß Herrn Eck
hardts Devisen auf die Rückkunft beider Majestäten
von Herr» Hcnnig (letzte Straße Nr. 49) zum
Singen am Forte-Piano in Musik gesetzt sind, und
von diesem zu r Thlr. 8 Gr. Cour, verkauft werden.
Sie sind 3Bogen stark, gut geschrieben, und empfeh
len sich durch Leichtigkeit der Melodie, welches dem
Charakter eines Volksgesanges argemeffen ist.
Plltair, am rSSen MSrj.
Züge des höchsten Muths und der Nichtachtung
des Lebens, sobald cs der Beruf und ein seltenes
Pflichtgefühl erfordert, dürfen der Nation, als er
munterndes Beispiel, nicht unbekannt bleiben. So
denke ich, und deshalb schicke ich Ihnen eine kurze
Erzählung, in der ich jedes Wort verbürge — von
einer Handlung, die unter meinen Augen' begonnen
und glücklich vollbracht wurde. Am liebsten sahe ich
cs, wenn Sie dieser Erzahtnng eine Stelle im Pr.