»—o y j a
Man sagt: Wie war e« möglich, daß der weise
König glaub«,, konnte, die Tapferkeit der Soldat-» fitze
mehr am adligen als im bürgerliqen Blute? Man
sagt: halten wir den Soldaten nach wahrem Verdienst
ohne Unterschied des Stande» befördert, so hätten wir
die Echlachien an der Saale nicht verloren, und un
sere Festungen behalten. Man sagt: die adligen Of
fiziere haben die Giäben. Hecken und Zäune gesucht,
um sich ,u verbergen, wie der Kanonendonner erschallte.
Man sagt: Generale haben ihren Regimentern zuge
rufen: e« ist alle» verloren, werft die Gewehre weg,
rettet euch, und lauft was ihr könnt. Man sagt: In
Mannsfeld sey ein Kavallerie-Regiment < die Offiziere
ohn« Hüte und Degen) eiligst davon gesprengt, weil
man den Preußischen Backerei Train, der sich lang
sam nach der Stadt hinbewegle, für ein Regiment
Chasseur» in der Entfernung angesehen hatte. Alle«
die» sagt man. Die drei letzten Sagen enthalten That,
fachen, di« bewiefcm werden müssen, ehe man sie glau
ben kann. Man sagte eben solch« Dinge von den
Franzosen bei Roßbach, und damals war jeder preu
ßischer Tambour ein Held; dennoch fanden sich auch
jn dieser damals so tapfern A>mce Offiziere, die die
Gegenwart des Geistes bei einem Ucberfall verloren,
so wie die ihnen untergcbcneu Soldaten. Davon, ein
Beispiel:
Bei einem Regiment, welche« unter dem General
Kleist einen Theil de» Avant-Korps des Prinzen Hein
rich aulmachte, war eine Eskadron de« Abend« in einem
Dorfe angelangt. Ein Lieutenant fand in seinem Quar
tiere keinen Pferde-Stall, und mußte seine Picrdr zu
den Kühe» in den Stall bringen lassen, da er zu gut
müthig war, diese herauszujagen. Jn der Nacht wurde
Lärm geblasen, der Feind machte einen Ueberfall, der
Offizier half seinem Kerl satteln, dieser bringt die
Pferde im Finstern au» dem Stalle, der Offizier will
aufsitzen, und hat in der EU sich vergriffen, und statt
seines Pferdes die Knh feine« Wuchs gesattelt. Diese
Anekdote ist wahr, ich will dadurch keineewegcs die
Bravheit dies«» Offizier« anlasten, die er öfter« bewie
sen hat, auch ist er letzt noch am Leben, aber ich will
nur dadurch anzeigen, daß auch der tüchtigste Offizier
sich erschrecken kann. Wäre dieser Soldat dainals in
der französischen Armee placir« gewesen, so würde man
dies Faktum al» den stärkste» Beweis von Feigheit
publizlrt haben, da sie die geschlagene war.
Doch dies führt nicht zur Beantwortung der Haupt,
Frage. Daß die Besetzung der Offizier- Stellen durch
Edelleute, da« Unglück der Armee begründet hätte,
kann schon deshalb nicht für ausgemacht angenommen
werden, weil unter Friedrich, der die« Prinzip auf-
stellre, die nämliche Armee di« unüberwindliche genannt
wurde. Johannes von Müller sagt in seiner letzter»
Vorlesung von dem Ruhm Friedrich» über diesen Punkt:
„Wenn Friedrich nicht leicht einen gcbornen Bürger,
liche» in den höhern Stufen de« Milrtair« brauchte,
lag nicht auch wohl darin ein Grund, daß man damal«
zu viel zu thun hatte, Industrie und Handel zu wek,
ken, als daß rathsam scheinen konnte, den dritten
Stand von de» eben entsprießenden Künsten abzuzie
hen?" Wäre die« der Fall gewesen, so hätten alle
Fabiikstädie von ber Militair - Conskription eximirt
werden müssen, und war «in Theil de» dritten Stau,
de» einmal in der Armee angestellt, so konnte der Ko,
nig unbeschadet der Industrie unter diesen, den quali,
sizirlen zum Offizier erheben. Da« war nicht der Be-
wcggrund, welcher Friedrich zu diesem Schritte leitete.
Er hat ihn selbst in der Geschichte seiner Zeit angegtkcn,
wo er sag!: Man findet in dem Bürgerstande bi« setzt
noch nicht da« Gefühl der Ehre, welches in dem Adel
ist, dies muß auf den Offizier-Stand übertragen wer«
den u. s. w. An er'iiem andern Orte sagt aber der
König: Diejenigen sind Thoren, welche da glauben:
der Verstand sitze im Blut«, und ein Bürgerliches
könne nicht das nämliche leisten wie ein Adliger. Die«
scheinen Widersprüche zu seyn, find es aber nicht: Maw
wolle nur die wahre Ehre von der mililairiichen, der»,
-k'ldel im Jahre 1740 von dem Adel 1807 unterscheiden.
Die wahre Ehre ist der Abglanz der Tugend, daran,
hat. jeder Mensch einen Anspruch, die militairische war
«ine au» dem Geist der Chcvallerie aus den Adel über»
»ragene Idee: daß der Edelmann, der ehemal«, so wie.
er da« Tageslicht erblickte, Soldat war, nie ander»,
im Kriege al« auf Kommando seinen Posten verlassen
und im gemeinen Leben keine Beleidigung auf sich
fitzen lassen dürfe, sondern sie mit Blut abwaschen
müsse. Alle positiven Gesetze sind nicht hinlänglich ge,
wesen, dieses Phantom auszulöschen, und die Duelle
aufhören zu machen.
Es kann jemand sehr gut wahre Ehre und doch?
nicht die militairische besitzen, und ce kann jemand die
letzte nie verlegt haben, ohne je auf die erstere. An,,
spruch machen zu dürfen* Das heißt: es kann-jMemd
der tugendhafteste Mann sey.», mW doch eür Dmll.