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Volume Nr. 12., 29. Januar 1807

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue2.1807 (Public Domain)

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Gehäuse ras Innere der Nhr. Ernst gab cS bei 
Hofe keine andern als dreigehäusige vhren, und spa 
nische Grandez;«. Beides ist jetzt auS der Mode. Man 
trägt Uhren mit einer einfachen Einschließung, die 
bald von achtem, bald von gemischtem Golde, viele 
von Silber, andere von Tombach, jedoch vergoldet sind. 
Mit dem Uhrschlüsscl der VolkSvorur- 
theile und herkömmlichen Gewohnheiten zieht man die 
Eraatsmaschiene auf. 
Jedes Zeitalter bedarf eines neuen Schlüssels, 
denn oft wird er durch den zu häufigen Gebrauch ab 
genutzt und ausgeweitet. — 
Wenn die Feder einer Uhr gut ist, und eS entsteht 
dennoch eine Stockung in letzterer, so liegt der Fehler 
unstreitig in den andern Uhrthcilen, etwa in der Trom 
mel oder in der Kette, und dann müssen diese untaug 
lichen Theile herausgenommen und bessere dafür ein 
gesetzt werden, um den Hauptzweck der Verbindung 
— eine recht friedliche gute und glückliche Zeit — zu 
erreichen. D — r. 
GotzkowSky. 
( Fvrtstxung. ) 
Bei aller dieser Willfährigkeit konnte jedoch Tottleben 
das Hauptgesuch GotzkowSkyS, den Berlinern Nachlaß, 
von der noch zu zahlenden Kontribution und Aufschub 
der Zahlung zu verstatten, nicht gewähren. Seine Voll 
macht reichte dazu nicht hin; cr verwies deshalb die 
Sache an den Feldmarschall Fcrmor, nach dessen Haupt 
quartier, AhrenSwalde, sich also GotzkowSky auf den 
Weg machen mußte. Dies war vorauszusehen, und 
GotzkowSky hatte ohnehin ein Spanisches Rohr, dessen 
goldener Knopf reich mit Diamanten besetzt war, dem 
General en Chef im Namen der Stadt Berlin, zum 
Dank für die ihr bewiesene Schonung, zu überreichen. 
Allein dies Geschenk reichte nicht zu; denn man war 
im Russischen Lager äußerst darüber erbittert, daß der 
König den Berliner Kaufleuten untersagt hatte, die 
ausgestellten Wechsel zu bezahlen, und drohte ihrem 
Abgeordneten mit Deportation nach Preuße» oder gar 
nach Rußland. 
Unter diesen Umständen suchte GotzkowSky sich zu 
Helsen so gut er konnte. Er brachte in Erfahrung, 
daß zwei Herrn viel bei dem General Fernior vcrmog- 
ten; diese ließ er, unter dem Dorwande ihnen seine 
mitgebrachten Waaren zu zeigen, in sein Quartier la 
den, bat, als sie erschienen, um ihre Verwendung, und 
gab jedem von ihnen, auf den Fall des Gelingens die 
Erlaubniß, sich nach eigner Wahl, rine Tabatiere au§ 
feinem gesammten Dorrath von Kostbarkeiten zu wäh 
len. Sie zeigten den besten Willen, ihm zu dienen, und 
gaben obcnein den guten Rath, auch den Kammerdie 
ner und den Mundkoch des Generals zu gewinne», und 
jedem eine goldene Uhr zu versprechen; ein Rath, der 
nicht überhört wurde. 
Nun ging alle« nach Wunsch. Fcrmor, dem Gotz 
kowSky daS Geschenk der Stadt Berlin in Gegenwart 
der versammelten Generalität nicht anzubieten wagte, 
nahm es in einer Privatandienz, als einen Beweis der 
Dankbarkeit an, und trug nun ferner kein Bedenken, 
den patriotischen Bürger Berlins zu entlassen. Doch 
sah sich GotzkowSky genöthigt, aus Abschlag .der Kon 
tribution in seinem eigenen Namen einen Wechsel 
über 150,000 Thlr. auszustellen, und das doppelte Ver 
sprechen zu ertheilen: nichts über die militairischcu 
Anstalten, die cr bemerkt, auszusagen, und dann: nach 
Verlauf eines MonathS zur völligen Berichtigung der 
Kontributionsangelegcnhcit in das Hauptquartier, wo 
dieses sich auch befinden möge, zurückzukehren. 
Vor seiner Abreise aber mußte GotzkowSky noch 
der Abzählung, der auS Berlin mitgenvmmnen Gel 
der beiwohnen; kein angenehmes Geschäft, denn cS 
wurde i» einem engen Stübchen von 20 Russen voll 
bracht, die von Ungeziefer wimmelten. Endlich kaufte 
er sich durch das Versprechen loS, einem Offizier, der 
100,000 Thlr. von diesem Gelde in Emvfang nehmen 
sollte, aus jedes Tausend Einen Thaler für den mög 
lichen Desckt in Voraus zu bezahlen. Beim Abschiede 
bezeigte Fcrmor noch Luft, die goldne Dose, die Gotz- 
kowsky zu seinem eignen Gebrauch bei sich führte, zn 
kaufen, cr fand sie aber zu theuer, weil der Besitzer 
des SchenkcnS müde war; er begnügte sich daher mit 
dem Gemählde Friedrichs, welches die Dose zierte, 
und dem Wunsch, sie zu erhalten, znm Vorwand gedient 
hatte. Der ganze Aufwand, den GotzkowSky bei dieser 
Reise machte, belief sich auf 15000 Thlr-, und wurde 
von ihm nicht in Rechnung gestellt. Auch mußte der 
wackre Mann sich sehr elend behelfen, und in seinem 
Wagen schlafen, well zwei Russische Offiziere sich tu 
Besitz dcS ZimmcrchenS setzten, welche» er für 25 Thlr. 
gemiethet hatte. 
Auf seiner Rückreise nach Berlin gerieth Gotz- 
kowsky in die größte Verlegenheit. Zur Sicherung 
gegen Marodeurs gab ihm der General Tottleben nach 
Pyritz eine Bedeckung von 50 Mann und einen Trom 
peter mit. Dieser streifte während der Mittagsmahlzcit.
	        
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