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Gehäuse ras Innere der Nhr. Ernst gab cS bei
Hofe keine andern als dreigehäusige vhren, und spa
nische Grandez;«. Beides ist jetzt auS der Mode. Man
trägt Uhren mit einer einfachen Einschließung, die
bald von achtem, bald von gemischtem Golde, viele
von Silber, andere von Tombach, jedoch vergoldet sind.
Mit dem Uhrschlüsscl der VolkSvorur-
theile und herkömmlichen Gewohnheiten zieht man die
Eraatsmaschiene auf.
Jedes Zeitalter bedarf eines neuen Schlüssels,
denn oft wird er durch den zu häufigen Gebrauch ab
genutzt und ausgeweitet. —
Wenn die Feder einer Uhr gut ist, und eS entsteht
dennoch eine Stockung in letzterer, so liegt der Fehler
unstreitig in den andern Uhrthcilen, etwa in der Trom
mel oder in der Kette, und dann müssen diese untaug
lichen Theile herausgenommen und bessere dafür ein
gesetzt werden, um den Hauptzweck der Verbindung
— eine recht friedliche gute und glückliche Zeit — zu
erreichen. D — r.
GotzkowSky.
( Fvrtstxung. )
Bei aller dieser Willfährigkeit konnte jedoch Tottleben
das Hauptgesuch GotzkowSkyS, den Berlinern Nachlaß,
von der noch zu zahlenden Kontribution und Aufschub
der Zahlung zu verstatten, nicht gewähren. Seine Voll
macht reichte dazu nicht hin; cr verwies deshalb die
Sache an den Feldmarschall Fcrmor, nach dessen Haupt
quartier, AhrenSwalde, sich also GotzkowSky auf den
Weg machen mußte. Dies war vorauszusehen, und
GotzkowSky hatte ohnehin ein Spanisches Rohr, dessen
goldener Knopf reich mit Diamanten besetzt war, dem
General en Chef im Namen der Stadt Berlin, zum
Dank für die ihr bewiesene Schonung, zu überreichen.
Allein dies Geschenk reichte nicht zu; denn man war
im Russischen Lager äußerst darüber erbittert, daß der
König den Berliner Kaufleuten untersagt hatte, die
ausgestellten Wechsel zu bezahlen, und drohte ihrem
Abgeordneten mit Deportation nach Preuße» oder gar
nach Rußland.
Unter diesen Umständen suchte GotzkowSky sich zu
Helsen so gut er konnte. Er brachte in Erfahrung,
daß zwei Herrn viel bei dem General Fernior vcrmog-
ten; diese ließ er, unter dem Dorwande ihnen seine
mitgebrachten Waaren zu zeigen, in sein Quartier la
den, bat, als sie erschienen, um ihre Verwendung, und
gab jedem von ihnen, auf den Fall des Gelingens die
Erlaubniß, sich nach eigner Wahl, rine Tabatiere au§
feinem gesammten Dorrath von Kostbarkeiten zu wäh
len. Sie zeigten den besten Willen, ihm zu dienen, und
gaben obcnein den guten Rath, auch den Kammerdie
ner und den Mundkoch des Generals zu gewinne», und
jedem eine goldene Uhr zu versprechen; ein Rath, der
nicht überhört wurde.
Nun ging alle« nach Wunsch. Fcrmor, dem Gotz
kowSky daS Geschenk der Stadt Berlin in Gegenwart
der versammelten Generalität nicht anzubieten wagte,
nahm es in einer Privatandienz, als einen Beweis der
Dankbarkeit an, und trug nun ferner kein Bedenken,
den patriotischen Bürger Berlins zu entlassen. Doch
sah sich GotzkowSky genöthigt, aus Abschlag .der Kon
tribution in seinem eigenen Namen einen Wechsel
über 150,000 Thlr. auszustellen, und das doppelte Ver
sprechen zu ertheilen: nichts über die militairischcu
Anstalten, die cr bemerkt, auszusagen, und dann: nach
Verlauf eines MonathS zur völligen Berichtigung der
Kontributionsangelegcnhcit in das Hauptquartier, wo
dieses sich auch befinden möge, zurückzukehren.
Vor seiner Abreise aber mußte GotzkowSky noch
der Abzählung, der auS Berlin mitgenvmmnen Gel
der beiwohnen; kein angenehmes Geschäft, denn cS
wurde i» einem engen Stübchen von 20 Russen voll
bracht, die von Ungeziefer wimmelten. Endlich kaufte
er sich durch das Versprechen loS, einem Offizier, der
100,000 Thlr. von diesem Gelde in Emvfang nehmen
sollte, aus jedes Tausend Einen Thaler für den mög
lichen Desckt in Voraus zu bezahlen. Beim Abschiede
bezeigte Fcrmor noch Luft, die goldne Dose, die Gotz-
kowsky zu seinem eignen Gebrauch bei sich führte, zn
kaufen, cr fand sie aber zu theuer, weil der Besitzer
des SchenkcnS müde war; er begnügte sich daher mit
dem Gemählde Friedrichs, welches die Dose zierte,
und dem Wunsch, sie zu erhalten, znm Vorwand gedient
hatte. Der ganze Aufwand, den GotzkowSky bei dieser
Reise machte, belief sich auf 15000 Thlr-, und wurde
von ihm nicht in Rechnung gestellt. Auch mußte der
wackre Mann sich sehr elend behelfen, und in seinem
Wagen schlafen, well zwei Russische Offiziere sich tu
Besitz dcS ZimmcrchenS setzten, welche» er für 25 Thlr.
gemiethet hatte.
Auf seiner Rückreise nach Berlin gerieth Gotz-
kowsky in die größte Verlegenheit. Zur Sicherung
gegen Marodeurs gab ihm der General Tottleben nach
Pyritz eine Bedeckung von 50 Mann und einen Trom
peter mit. Dieser streifte während der Mittagsmahlzcit.