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derbar, afs Me fce» Hauses in Loretto. Sic wird von
den Geistlichen i» Czenstochau auf folgend« Art erzählt r
Nach der Himmelfahrt Jesu lebte seine Mutier
Maria in Jerusalem in dem Hause des alte» Zcbeväu«,
de« Water» der beiden Apostel Jakobu» und Johanne».
Letzterm war sie von Christo am Kreuze empfohlen
worden, und er nahm fie von Stund an zu sich und
versorgte sie bis zu ihrer Himmelfahrt. Hundert und
zwanzig fromme Jungfrauen hatten sich vereinigt, un
ter der Aufsicht der frommen Maria zu leben, und
ihre Bildung, und ihren Unterricht zu genießen. Diese
Jungfrauen wünschte» sie durch irgend einen berühm
ten Künstler malen zu lassen, um wenigsten« ihr Por,
traik zu haben, wenn sie ihnen dereinst für diese Well
genommen werden sollte.
Um diese Zeit kam der Evangelist Lukas, der ein
sehr berühmter Maler war, in Gesellschaft de« Apo
stel« Paulus nach Jerusalem, um sich bei der Maria
nach einigen Lebensumstanden Jesu zu erkundigen, da
er sein Evangelium zu schreiben sich vorgenommen
hatte- Diesen baten jene Jungfrauen, die Mutier Jesu
zu malen; wozu er auch sogleich bereitwillig war.
Er malte sie auf eine Tafel von Zypreffeuholz, und,
wie man leicht denken kan», mir dem Originale völlig
übereinstimmend; und diese» Gemälde ist nun vasienige,
welches in Czenstochau zu sehen ist, und da« außeror
dentliche Dinge thut.
In der Zerstörung Jerusalems wurde dieses Ge
mälde wunderlhätig erhalten, und in demselben Hause,
ln welchem er Luka« gemalt harte, aufbewahrt.
Nachdem Kaiser Konstantin der Große zum Chri
stenthum« übergetreten war, so machte seine Mutier
Helena eine Reise nach Jerusalem, um dort da« Kreuz
Christi and die Leidensinstrumenk« aufzu,uchen. Nach
langem vergeblichen Suchen war man endlich so glück
lich, dieses Heiligthum mit Hülfe der dort wohnenden
Christen zu entdecken, und so die groß« und ehrwür
digste unter allen Reliquien an« licht zu bringen. He
lena erkundigte sich hierauf in dem noch nnversehrt
gebliebenen Haufe, in welchem Maria ehedem gewohnt
halte, nach dem vom Lukas gemalten Bildnisse dieser
Heiligen, und war so glücklich, auch diesen Schatz in
ihre Hände zu bekommen.
Sie sandte e« hierauf nach Konstantinopel an ih
ren Sohn, den Kaiser Konstantin, wo cs als ein gro
ßes Heiligihum empfangen und verwahrt wurde, und
sich durch «ine Menge der größten Wunder, besonder»
während der Zeit, als Konftantinopel feindlich belagert
wurde verherrlichte. Zur Zeit der großen Bildcrstär-
mung wurde es wunderlhaiig erhalten. Im Jahre »o,
schenkte c» der morgenländifche Kaiser Nizephoru« an
Kaiser Karl den Großen, nebst vielen andern Reliquien,
die in Aachen aufbewahrt werden. Bon Karl dem
Großen erhielt es der Russische Fürst Leo, der es auf
sein Schloß Bcle bringen ließ, wo es da« Reich gegen
die Einfälle der Tartaren schützen sollte.
Auf tiefem Schlosse fand es der damalige Fürst.
Zahrg. II. (Januar.)
von Dppeln Uladislau», ein naher Verwandter des
Königs von Ungarn und Polen Ludwig, den letzterer
zum Vicckönig gemacht hatte 1370; und die anziehen«
de Kraft diese» Bilde«, von der sich Uladislau« sogleich
durchdrungen fühlte, bewog ihn, dieser Schloß zu sei
nem Auftnthalre zu wählen.
Hier hatte er «inst rinen auffallenden Beweis der
wunderihatigen Kraft des Gnadenbilde«. Da« Schloß
wurde von den Tartarcn bestürmt, und während daß
seine Truppen tapfer fochten, um den Sturm abzu
schlagen, lag er vor dem Bilde aus seinen Knjeen, und
flehte um Hülfe. In demselben Augenblicke flog ein
Tartariicher Pfeil durch, Fenster der heiligen Kapelle,
in der diese» Wunderbjid fich befand, und brachte ihm
die Wunde am Halse bei, die e« noch hat, und die
durch keine Kunst verwischt werden kann. Aber so
gleich folgte die Rache Gotte« dieser Frevelthat auf
der Stelle. Der Schwarm der Tartaren wurde plötz
lich mit einer große» finstern Wolke umgebe», aus wel
cher fürchierliche Riesen auf sie los stürmte», und sie
mit Angst und Schrecken erfüllten, worauf sie von
ihrem Sturme ablassen, und die Flucht ergreifen inußleu.
An« Lrkenmlichkeit für diese wundervolle Rettung
wünschte Uladislaus das Gnadenbild zu besttzen, und
es mit nach Schlesien zu nehmen, damit es in Del«
den fernern würhenden Angriffen der Tartaren nicht
ausgesetzt bliebe. König Ludwig bewilligte seine Bitte
aus Dankbarkeit für die ihm geleisteten Dienste; und
fröhlich trat er nun mit dem heiligen Bilde die Reise
nach Schlesien an. Schon befand er sich nahe an den
Grenzen dieses Landes; aber, 0 Wunder! mit einem
male ist da« Bild unbeweglich, und alle Bemühungen,
es von der Stelle zu bringen, sin» vergeblich. Uladis
lau« fällt vor dem Bilde auf seine Knie nieder, und
bittet Gott, ihm seinen Willen zu offenbaren. Nach
verrichtetem Gebete überfallt ihn ein tiefer Schlaf,
und im Traume wird ihm geossenbaret, daß da« Bild
seinen Wohnsitz in Czenstochau aufschlagen wolle. Die«
sem zu Folge wurde es im Jahre 19*2 am csstcii Au
gust auf dem Klarenberge zu Czenstochau aufgestellt,
und der Orden der Pauliner wurde gewürdigt, die
Heiligkhümer diese« Gnadenbildes zu verwalten.
Hier halle es ungefähr acht und vierzig Jahre
gestanden, und sich durch eine Menge Wunder ver
herrlicht, wodurch es in allen umliegenden Ländern
einen ganz außerordentlichen Ruf erlangt halte, als in
dem Hussitenkriege ein Schwarm wilder Hussiken aus
Böhmen durch Schlesien auch in Polen eindrang. Sie
überfielen Czenstochau, mordeten die Geistlichen des
dortigen Orden«, und vergriffen sich endlich auch an
dem Heiligkhume, um dessen Vernichtung ihnen vor
nehmlich zu thun warp Diese Ruchlosigkeit war indes
sen zu ausschweifend, al« daß sie nicht durch ein auf
fallende« Slrafwunder hätke geahndet werden müssen.
Kaum waren diese Mörder und Kirchenräuber mit
dem geraubten Marienbild« einige tausend Schrillt
sorigeeill, al» der Waagen, auf dem es gefahren w«-
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