Path:
Volume Nr. 79., 30. December 1806

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue1.1806 (Public Domain)

39 7 
blc fthletssafte Auswahl der FestungSkommandantcn 
ftlbst. Ein Kommandant sollte billig ein ganzer 
Mann, im ganzen Sinne des Wortes seyn. Thätig 
riild rüstig a» Leib und an Geist, Krieger und Men 
schenkenner zugleich; erfahren in der Kunst, die Gemü 
ther zu behandeln, um sich ohne Gewaltthat' und Roh 
heit beim Bürgerstandc, dessen Stimmung für die 
Vertheidigung einer Festung von solcher Wichtigkeit 
ist. Ansetzn, Zutrauen und Liebe zu verschaffen; er soll 
te mit bewährter Redlichkeit, Festigkeit des Charakters, 
mit raschem-Muthe, Gegenwart des Geistes, und Vor» 
stcht, mir Talenten, Erfahrung im Dienste verbinden; 
besonders sollte er auch vom Fcstungs- und Artillerie- 
wesen, wenigstens so viel Kenntniß besitzen, glS durch 
aus erforderlich ist, die Angaben der ihm untergeordne 
ten Ingenieurs und Artillerie-Offiziere gehörig beur 
theilen zu können. 
Nun frage ich alle Welt, wie viele Kommandan 
ten haben wohl mit diesem nicht, überspannten Ideale 
auch in der Ferne nur Aehnlichkeit? Aber ist das ein- 
Wunder? bat man bei ihrer Anstellung wohl immer 
darauf gedacht, ihr-« Tüchtigkeit zu de« ausnehmend- 
wichtigen Posten auch nur im geringsten zu prüfen? 
Hat man nicht häufig bloß den Mann, nicht daS Amd 
zu versorgen gesucht? hinfällige Greife zu Kommandant 
ken ernannt, deren ganzer Anspruch sich darauf grün 
det, daß sie. di« Uniform eine lange Reitze von Jahre» 
gctragcn» und -deren einziges Talent sich darauf be-- 
fchränkt, von einem Bataillon oder Regiment das vor 
geschriebene Exercitium erträglich vollziehen zu lassen r- 
Fccilich so lange kein Feind sich- hören oder sehen läßt, 
richtet ein solcher militairischer Pfründner» wenn er. 
sonst nicht gerade am Herzen verkrüppelt ist, eben keiw- 
Uuheil an; allein wenn die Stunde der Prüfun 
schlägt, dann wird cs klar, daß er sich weder zu ra 
then noch zu helft», daß er durchaus nicht auSzu- 
sinnrn weiß, was er thun »der lassen soll; dann zeigt- 
er leicht eine Unkuude, die man nicht seinem jüngsten 
Herrn Cohn, dem Fahnsunker, ein Schwanken, bat. 
nur» kaum dem gnädigen Fräulein Tochter, oder eitt- 
Bufbrausen gegen vernünftige Vorstellungen, das man 
nur der hochgebietenden Frau Gemahlin zutrauen soll 
te; — dann gehiS — — wie'« ging. 
Aber «n wen soll der Staat sich dann halte»? 
Wem soll er Vorwürfe machen? Wer den Haftn z„« 
Feldhüter setzt, der lasse sich «S nicht befremden, wenn 
der Waue, hcldenhcrzige Merten, beim ersten An- 
S 1 
schlagen streifender Hunde, gewaltig die Ohren spitzt', 
ein Männchen macht, und dann stink die Waffen be 
nutzt, die Mutter Natur ihm verlieh. 
Friedrich maß sich die Schuld bei — nicht dem 
Kommandanten von Küstrin. —r. 
N. S. Der jetzt bekannt gemachten Kapitulation 
zufolge führte der General von Urten Hoven, daS 
Kommando in Plasscnburg. Die in der ersten Abthei 
lung dieses Aufsatzes geäußerte Vermuthung, daß der 
Mmor von Pillnitz, der dort mit seiner Jnvalidenkom- 
vagnie lag, in-dieser Festung kommandirt habe, muß 
hiernach berichtigt werden. 
Gesang für den Sylvester, Abend. 
Kidi dir Mrlottte: »»«in- freie«. Lebe» fuhren wir rc^" 
Damen. 
Ausl lasset den Sylvestertag ' 
mit Sang und Klang uns ehren; 
der Männer eitle Herrschaft mag 
am Morgen wiederkehren- 
Schenkt wohl, ihr Herrn! die Gläser Voll;- 
„DaS Regiment der Weiber soll 
stets wachsen, grünen, blühen!" 
Herrn. 
Wir stoßen hohen Muthes an: 
„es blüh des Mannes Reich fortan, 
„er ist der Herr der Schöpfung." 
Damen. 
Gemach, ihr Herrn! Mit euerm Reich 
hat's, traun! nicht viel zu sagen. 
S'ist Scherz, wenn wir zuweilen euch: 
„mein Kind, was meinst du?" fragen. 
Das Weibchen thut, war ihm gefällt, 
und wer recht hat, und recht behält, 
sind wir'» nicht, liebe Herren? 
Herrn. 
Wir gönnen euch den säßen Wählt; 
war Weibchen thut ist wohlgethan,- 
der Herr hat'S ja beschlossen. 
Damen. 
Ihr kennt dar sanfte Zepter doch, 
daS eure Gattinn führet? 
ES lebe der Pantoffel hoch, 
der weit' und breit regieret! 
ES leb" der Mann, der ftenndlich 1l?bt>' 
wenn Weibchen ihn vom Fuße zieht 
und schalkhaft fragt: „stetzl kennst du 
Herrn. 
ES leb der Mann, »er, Fürst im HanS, 
von Klub» Kasino, Ball nutz Schmant 
nicht braucht zu reftriren.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.