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Volume Nr. 78., 27. December 1806

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue1.1806 (Public Domain)

weil er so unvcrstilndig gebandelt, und gar feint 
AiisialtrN getroffen, das Bombardement zu hin» ern, 
»der doch dessen Verheerungen in der Stadt, wo nicht 
ganz, doch zm» Theil zn verhüten. Ader dald bcstum 
sich der König, daß von Niemand mehr ge,oder« wer 
den dürfe, «M er zu (fisten vermag; und er nahm sei. 
ncn Vorwurf mit den Worten zurück: „ich bin selöst 
daran Schuld, warum hab' ich solch -einen —jum Kom 
mandanten gemacht!" 
Friedrich grolltcmitdem wackren Schmitt au; die, 
ser hatte bereit« 1758 Dresden de» Preußen erhalten, Im 
folgenden Jahre behauptete er es wieder unerschrocken, 
ungeachtet derKönig die schrecklich)«Niederlage bei Ku- 
ner-dors erlitten, und ihm bei der Anzeige davon die 
Erlaubniß ertheilt hatt«, die Stadt zu übergeben, «ur 
vor allen die Kassen mnd die Besatzung zu retten. 
Noch harrte Schmrttau 27 Tage au«; al« aber immer 
keine Nachricht wom Könige einging, keine Aussicht 
auf Enkfiltz stch zeigte, al« die Belagerer ihn mit schlim 
men Posten, -und wiederholten dringenden Auffode- 
rungen heimsuchten, da glaubte er, e« sey Zeit von 
der Erlaubniß de« König« Gebrauch zu machen; er ka- 
pitulirte, und errang den freien ehrenvollen Abzug mit 
der Garnison, der Artillerie, Munition, Bagage, und mit 
den s Millionen betragenden Kassen. Aber dennoch 
grollte Friedrich, weil Gchmetrau au« der Eilfertigkeit, 
womit dir Oestreicher die Uebergabe betrieben, au« den 
guten Bedingungen, die sic ihm gewährten, nicht die 
Annäherung de« Euisatze« errieth, der wirklich, aber 
einen Tag zu spät, von dem General Wunsch her 
bei geführt ward. Schmettau ward nicht weiter ge 
braucht. 
Friedrich zürnte über die Sorglosigkeit de« Gene 
ral« v^Z astrow, kcm Schweidnitz in ü Stunden ent 
rissen ward; und dennoch ließ sich so manche« zu Za- 
strows Entschuldigung sagen. Die Umstände schienen 
keine besondere Wachsamkeit zu gebieten. Da« Königl. 
H«er stand ganz in der Nähe, dic^cstreicher hatten 
nicht dir geringsten Anstalten zu einer Belagerung ge 
macht; in der Stadt dachte man auf «inen Ball, al« 
sich der kühne Laudon durch eiucn schnellen Marsch ihr 
naht«, und in Sturm ihrer bemächtigte. Friedrich selbst 
hatte Mühe/sich um folgenden Morgen von der Wahr 
heit der kecken That zu überzeuge« — aber Zastrow 
vourdt. entlassen. 
(ver anfällst im nich rrn Stück«). i 
39Ö *-*■ 
Dir Geueralitin von Trer-kow. 
(Eia Gcgciistüct 4U dcr En'chciiiun« tet L«gkS.) 
Jetzt, da s» viele Preuß. Festungen durch da« straf 
würdig« Verfahren ihrer Kommandanten übergegangen 
sind, und die Schlesische» Festungen zum Thcil auch 
schon im Belagerungszustände sich brsinden, wird c« 
de» Lesern deö Hausfreundes wahrscheinlich eine Er, 
quickung seyn, an folgende Begebenheit aus dem sie- 
beuiährigcn Kriege, als an ein Gegenstück zu den Kom 
mandanten unserer Zeit erinnert zu werde». 
Die Oesircichcr belagerten im Jahr 175g die Fe 
stung Nrissc. ES war dieselbe nur mit wenigen Trup 
pen besetzt, der König und seine Armee war weit ent 
fernt, und cS war da« «sichtliche Treffen bei Hochkirch 
verloren. Unter diesen mißlichen Umständen führt« 
der General von Tresfow das Kommando in der be 
drängten wichtigen Festung. Er hatte michk weit da 
von ein Gut- Auf diesem befand sich seine Gemah 
linn, als die Oestreicher unter dem General Harsch 
die Belagerung ansingen. Diese besorgten, daß die Un- 
ternehmung sich in die Länge ziehen, und Frie 
drich der Einzige, wenn er gleich achtzig Stunden 
entfernt wäre, dennoch Mittel finde» würde, ihre« 
Entwurf zu vernichten. Eine Verrätheret hielte» 
sie deshalb für da« sicherste und geschwindeste Mittel, 
ihre Absicht zu erreichen. Der General von TreSko» 
war kurz vorher Ocstrcichischer Kriegsgefangener gewe 
sen. Man hatte ihm in Oestreich mit vieler Achtung 
begegnet, und feine Gemahlinn, welche, um da« Schick 
sal ihre« Gemals zu versüßen, selbst nach Oestreich 
gereist war, hatte am kaiserlichen Hofe eine sehr gün 
stige Aufnahme gefunden. Die angenehme Erinnerung 
-au da« Betragen der Kaiserinn Maria Theresia mußte 
noch bei ihr im frischen Andenken seyn. Hierauf grün 
deten nun die Belagerer einen Entwurf. 
Der kaisrrl. Rittmeister und Adjutant der Generale 
Laudon und Harsch, Baron von Eichb erg, wur- 
de dazu ausgewählt, den Entwurf auszuführen. Er 
stattete deshalb der Frau von TreSkow einen Be 
such ab, und brachte ihr Sckutzvcrsicherungen. Sie 
cnipsing und behandelte ihn wie eine» Wohlthäter. E« 
war Abend, als er ankam, und er mußte daher auf ih 
rem Gute übernachten, 85« der Tafel ohne Zeugen 
wird die Unterhaltung über die Kaiserin der Nachtisch. 
Dar edle Herz der G-neraliun verweilte sich lange bei 
dem Lobe der Kaiserinn. Nu» wagte.der Wittmciste,
	        
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