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alle andere, welche sich cinfinden, werden von den Po-
lizeiofficiantcn und von den ausgestellten Wachen zu
rückgewiesen. Dies ist auch in der Fcuerordnung Tic.
IW. §. 22. festgesetzt.
Aber schwierig ist es in der Nacht, die zu den Lösch-
anstalren nöthigen Menschen zusammen zu bringen,
und diese Schwierigkeit ist jetzt in Berlin um so grö
ßer, da dir Trommel bei einem ausgebrochenen Feuer
nicht mehr gerührt werden darf.
Kann man diesen Mangel nicht auf eine andere
Art ersetzen? Bei Gelegenheit deS letzteren Feuers in
der Nacht vom 28 bis zg. Nov. ist mir ein Mittel ein
gefallen, und ich eile, dasselbe bekannt zu machen, in
der Hoffnung, daß die Vorgesetzten bei denFcuerlösch-
anstalten davon Gebrauch machen mögten. MeinErsatz-
mittel für die Trommel ist sehr einfach, und kann auch,
wenn die Trommel wieder eingeführt werden sollte,
mit Nutzen beibehalten werden.
Wenn ein Feuer in der Nacht ausgebrochen ist,
fo haben fast jedesmal die Nachtwächter die erste öf-'
fcntlichc Kenntniß davon. Außer dem Lärm, welchen
diese machen, muß aber auch die Sturmglocke gezogen,
und von den Thürmen geblasen werden. Alles geschieht
vorzüglich, um die Spritzen mit der dazu bestellten
Mannschaft herbeizurufen. Wie langsam aber die lctz-
tcrn oft zusammen kommen, ist Jedermann bekannt.
Die Nachtwächter haben sich manchmal schon müde ge
blasen und geknarrt, ehe die Glocken anschlagen und
von den Thürmen geblasen wird. Nach der Feuerord
nung Tit. III. §. 4. sollen zwar die Kunstpfcifer oder
StaNmusikanten auf den Thürmen wachen '), und sich
alle Viertelstunden umsehen, ob nicht irgendwo Feuer
zu bemerken ist, und dann sogleich Lärm blasen: allein
dieß geschieht seit langen Jahren nicht mehr. — Mein
Vorschlag ist daher folgender:
V Man gebe den Nachtwächtern unter Androhung
einer bedeutenden Strafe aus, bei jedem in der Nacht
ausgebrochenen Feuer, sogleich neben dem Lärmmachen
den Glockenzicher, Stadtmusikantcn, die Spritzenleute
und sonstige vorzügliche Offizianten bei den Fcucrlösch-
Anstaltcn, selbst zu wecken, und
2) allen diesen Personen befehle man, ebenfalls bei
Straft, den Nachtwächtern des Quartiers ihre Woh
nungen genau anzuzeigen.
Wenn diese zwei Punkte erfüllt werden, so wird
es niemals an schleuniger Hülfe bei einem Feuer feh
len. Die übrige» werden dann noch durch den allge
meinen Lärm herbei gerufen.
Den Nachtwächtern wird hierdurch wirklich nur
«ine geringe Mühe aufgelegt, denn e§ giebt 15°Nacht
wächter, und 133 Straßen und 91 Gassen. Da nun
itder Nachtwächter nur einige Straßen zu bewachen
hat, so wird er auch gerade nur so viel Personen zu
wecken haben, und dabei kann er immer da« Blasen
oder Knarren fortsetzen. Wollte man auch alle Nächte
') Dam schicken n» Invaliden besser; denn alte beute
habe» e>»k» leisen und wenigen Schlaf, d. H.
ei tilge Mann in den Spritzenhäusern wachen lassen,
so würde das Aufwecken der übrigen doch nöthig seyn,
und um alleEehülfen bey einem Fruer zu
versammeln, würde man doch blasen, knar
ren und stürmen müssen. Pariser Fcuerlöschan-
staltcn, welche, wie bekannt, seit fünfzig oder mehre
ren Jahren die vorzüglichsten sind, haben wir nicht,
und wir können ohne Lärm, so wie in Paris, nicht
viel ausrichten.
Alles hier gesagte habe ich nur in Bezug aus eine
FeuerSbrunst bei Nacht gesagt. Bei Tage aber sollten
jetzt wirklich die Thürme besetzt werben, denn wer soll
sogleich Feuerlärm machen, da nicht mehr getrommelt
werden darf, und die Nachtwächter am Tage zu schla
fen pflegen? I. CI. G.
Maria Read (Ried), eine Seeräuberinn.
(Beschluss.)
Wie sehr aber auch das Betragen Mariens, selbst
bloß nach ihrem eigenen Geständniß beurtheilt, von
männlicher Roheit zeugt, so verlor ste doch nie den
Sinn für die beiden Hauptzüge im weiblichen Charak
ter, für Sittsamkcit und für zarte Gefühle Beharr
lich machte sic ein Geheimniß au§ ihrem Geschlecht,
und beobachtete es so strenge, baß eine andre mir ihr
auf dem Raubschiff« lebende Frauensperson, Anna Bon-
ny, — die nämliche, die mit ihr um Aufschub des TodeS-
urthcils nachsuchte — sie für einen Dtann nahm, und
ihr mit feurigen Anträgen entgegen ging. Freilich kam
eS nun zwischen Beiden zu Erläuterungen; allein Ma
rie machte unverbrüchliches Stillschweigen zur Pflicht,
welches auch treulich beobachtet wurde, bis sie selbst
sich wieder durch Liebe zu einem Jüngling hingezogen
fand. Er war ein SchiffSzimmermann und von einem
erbeuteten Kauffabrer, seiner Brauchbarkeit halber, ganz
gegen seinen Willen auf den Kaper gebracht und mit
Zwang am Bord behalten worden. Der tiefe Kummer,
den er über seine Lage verrieth, machte ihn gleich Ma
rien interessant; bald fesselte er ihre Neigung, und sie
legte cS nun darauf an, auch die seine zu gewinnen.
Besondere bewirkte sie dies durch häufige Aeußerun
gen ihrcS großen Mißfallens an dem Seeräubcrgcwer-
bc. Als sie sich damit nach und nach sein Vertrauen im
hoben Grade errungen, gab sie sich ihm endlich zu er
kennen, und sah ihre Leidenschaft durch die setnige feu
rig erwiedert. Noch immer aber hielt sie sich in den
Grenzen des Wohlstandes, ungeachtet sie ihm übrigens
die überzeugendsten Proben von ihrer innigen Liebe er
theilte. Sie stellte sogar ihr eignes Leben der augen
scheinlichsten Gefahr blos, um sic bemManii ihres Her
zens zu ersparen. Er, ein schüchterner Jüngling, ge-
ricth mir einem Veteranen der Seeräuber in Streit,
der, wie gewöhnlich, durch einen Zweikampf enrschiedcn
werden sollte. Dieser Vorfall versetzte Marien in die
äußerste Nnruhe. Sie wünschte nicht, daß ihr Geliebter
sich dem Kampfe entziehe; theils weil Feigheit an ei
nem Manne ihr im hohen Grade verächtlich war;
theils weil sie die Beschimpfungen und Mißhandlungen