Handiungcn; aber nicht für ehrlos oder entchrevdwlrd
e« dagegen von dem großen Haufen des Aielsian-eS,
gehauen, dose Schulden z» machen, den fleißigen Hand
werker für seine treu und gut gelieferten Arbeitn, ent
weder gar nicht, oder unter harten Schimpfworten,
»der er- nach Jahr und Tag zu bezahle», das Lffcnt-
ttchr Vergnügen, besonder« «m Schauspiel, Lurch ein
geräuschvolles und kindisches LSctragcn muthwiüig zu
stören, gute dramatische Arbeiten durch Labale von
»er Bühne zu verdrängen, anständige Frauenzimmer
auf der Straß« zu insultircn,chie öffentliche Meinung
durch ein gemeine« Possenspicl (man erinnere sich der
Schlittenfahrt, zur Ehre Luthers) zu bekriegen, und
die heilige Stille der Nacht durch Saufgelage und Her-
umschwnrmen in den Straßen zu entweihen.') Mit
welchem Herzen kann der Bürger den Schutz und die
Erhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
solchen Händen und solchen Geißern anvertraut sehen,
und welche« Vertrauen kann ihm eine.solche Vorübung
zu den «rosten, die höchst« Arizlrengung und Scelcu-
flärke erfordernden Kriegesunternehmungen und Kric-
gcSthaten einflöße«?
Geht r« «icht au« diesen Thatsachen, die sich so
leicht vermehren ließen, deutlich genug hervor, daß die
wahr« Ehre keineSwegcS ein ausschließliches Eigemhum
des Adels, vielmehr gerade da an, allerwenigsten zu
ffiden sey, wo das Dorurthcil mit der ersten Nahrung
«.«gesogen ist, daß schon die Abstammung von hohen
») Non solchem Adel <nn»irst «in Geistliger im I. 1604.
«in« feit treue Schilderung, ,u der man vieSriginale auch wohl
„och,n unfern Zeiten „ich, mühsam wird aussuchen dürfen, unter
andern sagt er von ihm: „das sind solche Eoicuräer, welche sich
l*iT«n dtdünken, daN die alleine UN» bjllich sollen und müssen für
rechte Ldelleur« gehalten «erden, welche da tonnen Fresse», Sau,
sen, Markern, LLüde», Fluchen, Unzucht treiben,-sich unflärhig
„nd garstig stellen, Gott und seine Diener lästern, b>e Predigten
versäumen, di« Sakramente verachten, ehrbare Matronen und
Jungfrauen schenden, jedermann viel nachreden, «ur allein von
sich und den seinen etwas halten, viel geloben und wenig hal
te», groß sprechen und nichts dahindc», anders rede» mit dem
Mund, denn als man es im Hertzen meint, item, die da pran
gen mlt stattlichen Pferden, -mit »leien Hunden und gottlose»
übergebenen Dienern, m,e «rächeiger närrischer Kleidung, item,
di« da viel ausborgen «nd wrnig t-uaßlen, ia noch wohl »aju
schnarche» und -rochen, und niemand gut wahrt gebe», «dee »«<
Maul,gönne«, wenn sie gemahnt werden, sondern nur sauer
«»»sehen, die «äsen rümpffcn, »le Stirn« kraiiß machen, daß
Maul aoswriffen, daß Messer störten und dir Augen lueten,
Katen «ine» guten dumm asten Muth, daß tammetiie
-Hüt.rin mir der gülrncn Schnur und gülden Ecken muß auch
verdrießlich freien, und die Han» aus der «ehr« in der seile»,
»vollen viel besser seyn als andere Leute, wüseu die Schenkel aus,
ttffchlenkern wie die Friesischen Hengste, und ist »ffimalt sol»««
gesellen und junckern ohn« geldi «in« gross, drrtk« -gassk »» eng«
u. s. w.. b, H.
und durch Verdienste glanzenden Personen vollkommen
hinreichend sey, um Ansprüche aus Ehre -und Auszeich
nung zu machen, und daß er dazu der eigenen Ver
dienste und guten Eigenschaften wicht bedürfe? Daß
böse Beispiel, welches eine so lange und mit Recht so
gepriesene Regierung, wie die -unseres großen Fried-
richs, in dieser Hinsicht Zegeben hat, .konnte keine an
dere, als sehr nachthciligc Wirkungen auf die folgen
den Regierungen heroorbringrn, besonders da die war
nenden Lehren, welche die Revolution in Frankreich
gab, und die Wahrheiten, welche sic (freilich durch sehr
abschreckende Mittel) in älmlauf brachte, bei unS so
wenig beherzigt wurden.
Wollten wir auch nur bei der militärischen Bra
vour stehen bleiben, die freilich im Ganzen ihren letz
ten Grund immer in der Ruhmbegierde und in dem
leidenschaftlichen Ehrgefühle hat (die ächte und wahr
haft edle Tapferkeit dürste sich vielleicht nur in den
alten Schweitzcrkriegen, in dem Nordamerikanischcir
Kampf für bürgerliche Selbsißäodigkcit, und in dein
der alten Niederländer gezeigt haben): so mögte auch
diese wohl schwerlich mit einigem Grunde dem Adel
als ausschließliches Eigenthum und als Mitgabe der
Geburt zugeschrieben werden können. WcnigsienS leh
ren die oben angeführten Kriege, so wie die Helden
thaten aller alten Völker, die neuern Fraiizostschen
Kriege, die Armeen einiger deutschen Provinzen, na
mentlich die Hannöver'schc, und da§ Betragen unserer,
fast durchaus bürgerlichen Artillerie in allen Preußi
schen Feldzügen offenbar daS Gegentheil. Auch ist eS
ganz ungcgründet, daß Bürgerliche einen durch feiges
Betragen oder durch Gewissenlosigkeit entehrten Offi-
cier unbedenklich in ihre Mitte aufnehmen, und daß
nur unter Üblichen dieser Fall ohne Bcisvicl sey. „Ist
ja ein Ossicicr (sagt GstlluS in seiner Geschichte der
Mark Brandenburg) und noch dazu rin Obergeneral
von Adel mit Schande bedeckt worden, so ist dieß dem
Brittischen Lord Sa ckville wegen seines unwürdigen
Betragens in der Schlacht bet Minden 1759 widerfah
re«. Don der ganzen Englischen Nation mir Verwün
schungen überhäuft, von einem förmlichen Kriegsge
richte entchrt, unter Georg lk. ffür unfähig zu allen
Kriegsdiensten erklärt, wurde rr dennoch von Georg
UI. zum Kriegsminister erhoben, und hier zeigte er sich
seiner würdig, indem er durch seine Entwürfe Veran
lassung gab, daß Großbrittannien seine Nocdamcrika-
nischen