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Jetzt tritt freilich ein« ganz andre Vewaudniß der
Dinge ein; um so eher aber können treue Anhänger
$« Preußischen Regierung sich dabei beruhigen, wenn«
wie leicht vorauszusehen, viele dieser ihrer Halbbrü
der v»n dem Anerbieten dcS Prinzen von Isenburg
Gebrauch machen, und Len Fahnen dcS Siegers folgen
sollt«». Die fleißigen Arbeiter unter diesen Auslän
dern, «erde» unstreitig am liebsten, so fern ts ihrem
freien Willen überlassen bleibt- wieder Arbeit suchen;
entweder in threr Heimath, wenn sie etwa nur durch
jugendlichen Leichtzinn, durch einen Unfall, vielleicht
gar durch Ueberlistung, derselben entführt wurden; »der
in ihrem zweiten iVaterlande, wen« sie es lieb gewon
nen, durch anhaltenden Fleiß ein ehrlicher Auskommen
Hann fanden, sich auch wohl durch häusliche Bande
unzertrennlich an dasselbe anschlössen. Blieben aber die
Fremdlinge im Preußischen Heere bloß Waffenträ
ger, im sirengsien Sinne des Works; hatten sic viel-.
Deicht in vieler'Herren Diensten, in und außerhalb des
weiland h. Mimischen Reichs ihr Heil schon versucht,
fesselt sie nichts als die Löhnung an uns: nun, bei
Gott, f» mögen wir uns Glück wünschen, so wohlfei
len Kauft ihner entledigt zu werden.
Glück wünschen ? — warum bas? Weil unser Va
terland durch diese Auskunft, wo nicht ganz, doch gro
ßen Theils, sich der Gefahr überhoben siebt, ein Tum
melplatz verheerender Raubhorden zn werden. Un
sre deutsciscn Landsleute in Baicrn, Schwaben, und
den ehemaligen Rheinischen Kreisen haben «ine theure
Erfahrung davon gemacht. Sie hatten anderthalb
Jahrzchcndc viel, sehr viel, vom Kriege gelitten; aber
fast verderblicher als das Schwerst des Feindes, gele
gentlich auch der Arm der Bundesgenossen, ward ih
nen der Dolch und die Hand der Räuber; diese er
preßten nicht selten, was jene noch verschont halten,
und paarten mir unersättlicher Habsucht, oft den rohe
sten Muthwillen und unmenschliche Grausamkeit. Un
ser den Staaten und ihren Beherrschern war schon
seit Jahren der Friede geschlossen; aber jenes Raub
gesindel setzt den fürchterlichen Krieg im Innern nie
ermüdend und erbarmungslos fort. Wohlhabende,flei
ßige und redliche Familien zu tausenden wurden da
durch in daß schrecklichste Elend gestürzt; kräftige,
Jahre lang anhaltende Maßregeln mehrerer, zu gleichem
Zweck vereinigten Regierungen waren erfoderlich, um
gll dem Gräuel jener Art ein Ziel zu sehen.
Wo fanden sich aber die Pflanzschulen dieser Raub-
Horden? Dorzüglrch im Vaterlands- Herrn- und brot
losem Militair. Der aller überwältigend« Hunger trieb
die umherschweifenden Flüchtlinge zu den äußersten
NNd gewaltsamsten Ausschweifungen. Sollen, können
und wollen nun die von den Preußischen Fahnen jetzt
emsgeschloßnen Fremdlinge nicht auf «in« rechtlich«
Weife durch bürgerliche Gewerbe ihren Unterhalt ver
dienen: so ist «S wahrlich Abwendung einer allgemei
nen Landplage, ist es allgemeine Wohlthat, daß sie
wieder eine geordnete Bestimmung, und ihren noth-
dürftige» Unterhalt bekommen; ja baß st« durch mili-
tairifche Zucht, an deren strengern Zwang sie nun ein
mal gewohnt sind, »«».Zügel gehalten werde».
SnntagSfeier in Berlin.
(. Beschluß. )
ES ertöne« die Glocken von den zahlreichen ge»
spitzten und ungcspitzke» Thürme» dtt Königsstaer,
u»d siel, die sonst alles in träge Unthätigkeik versenk
ten, rufen jetzt das zahlreiche! Publikum der Aufgeklär
ten zur Aroeitz Wehr mehr wie zu den Zeiten uns
rer vlödstchtigen Vorfahren, stehen die Werkstätte öde
und leer; nein, wacter akkvmpagniren Schmiede und
Schlösser mit necvigter Faust das Geläute der Glok»
ken, es raffeln harmonisch die schiverbeladeiirn Wagen
der Brauer und Schiawter; die g meinnutzigcn Ret-
tungS-Institute der allezeit Hungiigen und Durstigen
werden reichlich versorgt, und damit dem Mangel nach-
drückiichst avgeholfen werde, der von allen Seiten ans
das VoU einzudringen droht, durchkarren menschen
freundliche Hoker die Sttaßcn, und bieten mit lau
tem Geschrei Obst und Kartoffeln rar. Doch traurig
sehen sie sich hie und da durcy den Schall der Trom
meln uberstimint, welcher mit dem kleinlautem Schalle
der Loblieder in den Kirchen harmonisch zum Himmel
emporsteigt, und die Feierlichkeit deS Gottesdienstes
erhöht, indem er diesem gewährt, waS ihm der Man
gel dieser Zeit auf inimer entrissen zu haben schien,
die herzerhebende Musik.
AberinalS erschallen die Glocken, um das kleine
Häuflcin der Frommen in den Kirchen zu versammeln,
und festlich begleitet den düstern Glockenschall die
schmetternde Trompete. Zum Heil und Trost aller
jener Unglückliche», welche, von langer Meile gcvlagt,
mit inbrünstigem Gähnen die Stunde« des Ruhetages
zählen, weil sie nur ausruhen vom ftchstägigen Mü
ßiggang«, crjcheittt ein Befreier, und kündigt durch
Trompetcnschall den Schaulustigen die Herrlichkeit an,
welche er ihnen mit seinen Gesellen, kunstreitend und
halsbrechend, in der Abendstunde bereite» wird. Der
Glockenrus ist überhört, die Trompete ist in die schau
lustigen Herzen gedrungen, und in dichten Echaarcn
strömen die fleißigen Arbeiter, welche des Ruhetages
Last und Hitze getragen haben, dem willkommenen
Echaugerust zu, um die ermattete Seele durch reinen
Kunstgenuß z» laben.
Aber die hellest- Seite der sonntäglichen Thätig-
keil, zeigt sich bei dem Blick in die Häuser der Wer-
seil und Gelehrten, der Kunflvcrständig-ii und Kennt-
nißreichen. Ucberall in diesen Hausern sind der Weis
heit und der Wissenschaft Kapellen n.ud Altäre errich
tet, in welchen für unvergängliches Gold und Silber
die unvergängliche» Schätze der Wissenschaft allen Lehr-
bcgierigen mitgetheilt werden, und das Evangelium
von der Schreis- und Rechenkunst, das Geheimniß, die
Muttersprache zu reden, dte Kunst, ans Erden schon, in
dem Glauben a» seine eiacne Weisheit, ein seliges Le
ben zu fuhren, sammt allen übriacn Künsten, Wissen
schaften und Geheimnissen höchst liberal und sorgfältig
verkündigt werden soll.
Ist eS nicht ein schöne« nachahmungSwürdigeS
Beispiel, welches die Hauptstadt dem ganzen Lande
durch diese rastlose Thätigkeit giebt'.' O mSgte es doch-
gleich ihren herrlichen Moden, und mit diesen, unwi
derstehlich von Stadt zu Stadt, von Land z„ Land
forkgcflänft, und überall mit der Bewunderung und
Verehrung, die. dem, was aus der Hauptstadt kommt,
geziemt und gebührt, blindSlingS und demuthövoll nach
geahmt werden!