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Volume Nr. 64., 8. November 1806

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue1.1806 (Public Domain)

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Kraft? Freilich nicht ohne diese würde er seyn, wa« 
er ist, aber cS walle« «in höherer Schutz über ihn, er 
selbst glaubt ihn, darum darf man sagen, er ist wahr 
haftig. 
( Der 5'csrf(us folgt, ) 
Wie sollten dir Kalender jetzt eingerichtet seyn? 
Noch bei Dielen des Volks bleiben auch jetzt die Kalen 
der der einzige Weg, Kenntnisse sich selbst zu erwerben, 
und Untergebenen mitzutheilen. Immer zur Hand, von 
Len Meisten mit Eifer durchgelesen, schweben die Auf 
sätze, die sie enthalten, lang im Gedächtniß. Das Wür 
digste als», da» Gemeinnützigste und allgemein Heilig 
ste zu enthüllen durch dies Volksbuch, sollte Len Re 
gierungen ernste Angelegenheit seyn, ein Wunsch, von 
Neuigkeiten und 
Berti». 
Wie sonderbar oft die Bestimmung eines Mannes 
fällt! Im löten Jahrhundert ward dem Spanischen 
General Don Alarcos das Loos zu Theil zwei Könige, 
Franz 1. von Frankreich und Albert von Navarra und 
den heiligen Vater Clemens 7., die bald nacheinander 
Gefangene Kaiser Carls 5. wurden, in Verwahrung zu 
halten. In unsern Tagen sehen wir einen Französi 
schen General, in engen Fristen ganz entlegnen und 
zu Frankreich nicht gehörigen Provinzen als Admini 
strator angesetzt. General Gl arte, der ehemals rie 
fen Posten inItalie», und im vorigen Jahre imOest- 
reichschen bekleidete, ist jetzt ebenfalls zum Gouverneur 
der Kur- und Neumark, Magdeburgs und Pommerns 
ernannt. Wir wollen uns diese Wahl eines Mannes, 
der sich schon früher durch Rechtschaffenheit, Humani 
tät im VcrwaltungSgcschäst auszeichnete, um so mehr 
lieb seyn lassen, da ihm nun noch größerere Erfahrung 
und Kenntniß der Drangsale, welche der Krieg über 
unglückliche Länder verhängt, und die Mittel sie zu 
verhüten oder zu mildern zu statten kommt! 
Tausend wäre gegen Eins z» wetten, daß keiner 
unserer zahlreichen militärischen Gäste ohne Erinne 
rung auf die Vorstellung gekommen seyn mag, «S.wäre 
in dieser Woche der Hauptjahrmarkt Berlins ab 
gehalten worden. Und doch ist dem also. Berlins gro 
ße Märkte lassen sich zwar mit den M-ff-n ,u Leipzig 
und Franksurr am Main, oder auch nur zu Braun- 
schweig und Frankfurt an der Oder auf keine Weise 
vergleichen; und wiewohl cs überhaupt auf den Na 
men einer eigentlichen Handelsstadt keinen Anspruch 
machen darf, so haben doch seine Einwohner täglich 
Gelegenheit, sich mit den ihnen nöthige» Bedürfnissen 
Lessen Realisirung Belebung oder gänzliche Ertödtung 
de» religiösen und moralischen Enthusiasmus »um 
Theil abhängen kann. 
Religiosität und Patriotismus sind die zwei gro- 
ßen Springfedern, die die verfallncn Maschinen de« 
Staats neu aufrichten können und werden. Rich 
tige Begriffe von äußern politischen Verhältnissen, und 
der eignen Slärke und Gewandheit, Irre von der 
Gefahr, die unsern Glauben selbst, wenn ei» 
halbes Lustrum noch unsere Verfassung dieselbe bleibt, 
bedroht, Hindeutung auf Wege, die jetzt das Volk z» 
wandeln hat, wenn es sie nicht später, gezwungen wan- 
dein müssen soll, heiliger reiner Enthusiasmus der 
Liebe und des Vertrauens auf die Hülse der Gottheit, 
Lie dem Schwachen, Loch Muthigen nah ist, sollte da« 
Buch de« großen Hausen« jetzt erfüllen. 
Korrespondenzen. 
in den vielen Niederlagen zu versorgen. Dennoch aber 
sind jene Jahrmärkte nicht ganz unbedeutend, beson 
ders in Ansehung einiger Artikel, z. B. des groben 
Leib- de« Tisch und BettleinenS, de« irdenen, hölzer 
nen und Kupfergeschirrs. Diese Waaren werden zwar 
nicht aus der Fremd«, aber doch aus andern Preußi 
schen Provinzen herbcigebracht, z. B. kommen aus der 
Altmark, Halberstadt, Westphalen; irden Gut akls der 
Ukcrmark, Schlesien rc. und nicht bloß die Einwohner 
benutzen die Gelegenheit, von dem reich ausgelegten 
Vorrath ihr Bedürfniß za befriedigen, sonven auch 
die Nachbarschaft, vornehmlich vom flachen Lande, eilt 
in gleicher Absicht herbei; für diese aber ist gerade der 
allerhciligen Markt zu Anfange des Novembers der 
wichtigste. Vor dem Frühling trifft kein neuer Markt 
ein; jetzt aber haben sie ihre Feldarbeiten besorgt, und 
einen Theil ihrer Erndte ausgedroschen und verkauft; 
sie können folglich jetzt Zeit und Geld mehr als je er 
übrigen. Kein Wunder daher, daß die Landlcntc vor 
allem znm allcrheiligcn Markt nach der Residenz ströh- 
mcn, sich dabei nach Vermögen gütlich thun, ja daß 
ste ihn deshalb vorzugsweise den fröhlich en Jahr 
markt nennen. DaS ist er ihnen auch in der That. 
Einem Menschenkeeunde thut eS wahrlich wohl, wenn 
er, zumal am ersten Tage, die Schaaren sich glücklich 
fühlender Landlcntc vom Jahrmarkt nach ihrer Hct- 
niath zurückkehren sah. Die Freude über den gehab 
ten LcbcnSgennß und über den gemachten Eftikauf 
strahlte auf allen Gesichtern. Der Knabe und Jüng 
ling trugen die neue Pudelmütze mit scharlachnem 
Goldbetressten Deckel, andere den Hut, die Stiefeln, 
die Pfeife zur Schau; d-S Mädchen ihre Bänder, 
Tücher, Mieder, w. der ehrbare Varec seine Pftrde- 
uind Ackcrgcschirr; und aus dem Korbe der häusliche.
	        
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