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Volume Nr. 47., 9. September 1806

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue1.1806 (Public Domain)

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Jene deutsche Landplage, die triduiforderndcn Hun 
nen, fanden (9)4) unweit Rosbach, bei Merseburg, 
durch den Stcldteerbauer Kaiser Heinrich i. ihr Grab, 
und sein Sohn Otto der Große, trieb sie für immer, 
nach der entscheidenden Schlacht bei Augsburg (955), 
in ihre Grenzen zurück. 
Mit deutscher Mannskraft zerstörte Rudolph von 
Habspurg mehr als siebzig Räuberbanden, die aus ih. 
ren festen Burgen und Schlössern hausten, und gab 
dem bedrängten Deutschland einen erwünschten Land 
frieden wieder- 
Hochherzig treten späterhin nach ihm der edle 
ZiSka und Procopius in Böhmen auf, widersetzen sich, 
mit heroischem Sinne und seltener Seclengröße, der 
ElaubensdeSpotie, und siegen. 
Fast zu eben der Zeit erscheinet, gleich einem 
wohlthätigen Genius, der Burggraf Friederich von 
Hohenzollcrn, als Kurfürst I. von Brandenburg in der 
Mark, befreiet sein erkauftes Land vom begüterten 
Raubgesindel, und gründet, mit Klugheit und frommen 
Herzen, die Wohlfahrt seines Volks und feiner erha 
benen Fürstenhauses unsterblichen Ruhm! 
Am Ufer der Elbe in Sachsen erblicken wir den 
Brandenburgischen Kurfürsten Joachim H., vor dem 
Throne deS großma'chligstcn Kaisers Carl V., um die 
Spanisch-deSpotischc Kabale zu vernichten, einem Mit 
fürsten das Leben zu retten, und den »»dankbaren 
Herrscher zur Pflicht, zum Edelsinn und zur Gerad 
heit der deutschen Charakters zurückzuführen! 
Mit vollem Bewußtseyn der guten Sache und 
mit einem Feuereifer für das Wohl der Menschheit, 
trat noch vor ihm, in der finstern Nacht des Aber 
glaubens,',da Priesterherrfchaft das Land bedeckte, zu 
Wittenberg ein deutscher Mann, Martin Luther, als 
Retter vom päbstlichen Joch, auf! 
Nur einer großen eminenten Kräfte bedurfte es, 
um die, bis dahin eingeschläferten und gemißhandelten 
Deutschen, zum Gefühl ihrer eigenen Kraft und Gei- 
stcSfreiheit zurückzuführen *). 
Leider gelang das große Werk der Reformation 
•) Dan» les plus violents essorts (il eat la qnes. 
tion Je la France Jans les Memoire» de Bran- 
dcnbourg.) Cette Monarchie eniretient 400 
xnille combatteurs, mais les grands generaux 
etoient mons, et il se tvouve, avant que le 
sncrite de yillars se fut fait connoitre, que la 
France avoit 800000 bras, mais pa» de tete, 
tout il eat vrai de dire que la fort«ne des 
«tat» ne dopend que d’un seul homme! 
Frcderie II, 
nur halb! Das arme Deutschland gewann zwar «ff 
Freiheit und Dcrnunftmäßigkeit deS Glaubens, verlor 
aber an Einheit deS Willens gegen gemeinschaftliche 
Feinde. Süd - und Norddeutschland hatten nun, fest 
200 Jahren ein durchaus verschiedenes StaatSintercsse, 
welches immer die Mutter des Hasses, der Eifersucht, 
der Zwietracht war, und vielleicht seines Unterganges 
seyn dürfte! Dreißig schreckcnsvolle Jahre zerfleisch 
ten endlich Deutschlands Eingeweide, und nur mit dem 
Verluste vieler seiner großen Söhne, errang! es den 
jetzt verachteten und abgenutzten Frieden, der zu Mün 
ster und Osnabrück geschlossen, mit so vielem deutschen 
Blute besiegelt und mit so unbeschreiblichem Elende — 
erkauft war. 
Mitten in diesem, auch für die Mark Branden 
burg so traurigen Zeitalter, sproßte ein gesundes kräf 
tiges Reis am Ufer der Spree hervor, das bald zum 
schützenden Baume aufwuchs. Friedrich Wilhelm, 
der große Churfürst, der Sieger bei Warschau, 
Fehrbcllin, Rathcnau und in Preußen, zeigte sich mit 
majestätischem Heldenmuthe, und legte nicht nur einen 
fester» und tiefern Grund zur künftigen Größe seines 
unterdrückten und fast gefunkenen Hauses, sondern 
war auch eine Schutzmauer gegen fremde Ellgriffe in 
deutsche Staatsverfassung und Preußische Unabhängig 
keit. 
Durch bri'ttisch-deutschen Verein sehen wir dort 
unweit der Donau, nach der Hochstädter Schlacht 
(1704, den laten August), Deutschlands Wohlfahrt und 
Konstitution noch einmal gegen Frankreichs Hcrrsch- 
sucht gerettet, und den Feind über den Rhein getrieben! 
Blicket herab, Ver.theidiger desVaterlan- 
d e s, von der höchsten Msenspitzc der Sudeten, und 
betrachtet rund um Euch Böhmens, Schlesiens und 
Sachsens Thäler unter euren Füßen, als den merk 
würdigen Schauplatz, auf welchem sich das Kriegstalent 
des großen Königs und seiner Heerführer entwtk, 
feste/ wo es sich im seltenen Glanze zeigte. 
Am zehnten April 1)41 eröffnet sich der König dort 
bei Mollwitz seine Heldenbahn, und unter dem furcht 
barsten Donner der Kanonen erringen ihm seine treuen 
Landcskinder — ein wohlerzogenes Fußvolk, den ersten 
Lorbeerkranz! 
Kaum war ein Jahr verflossen, so krönet ihn bei 
Czaslau in Böhmen ein neuer glänzender Sieg! 
Nach einigen Friedensjahren erwarben sich aber 
mals die tapfern Preußen, bei Hohenfticdberg (17-i-
	        
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