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Volume Nr. 46., 6. September 1806

Full text: Berlin oder der preußische Hausfreund (Public Domain) Issue1.1806 (Public Domain)

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Neuigkeiten und 
Berliner Coüünie. 
Viertes Heft. (Veichiuß. ) 
Nr. i. stellt eine Bäuerin vor, die eine Kiepe mit 
Eier zur Stadt bringt. Sie bat die Hände in die 
eriw» gestemmt, mir icmand, der etwas zu bewundern 
««©pou” 0 ÜU * *^ tCC ^‘ cne iurückgchalte- 
Sicher bat sie eben ihre Waare einer Hauswir 
thinn der Residenz angeboten, und ihr diese den Dorr 
N'un gemacht- ' 
«Ahr Landleute seyd doch «in recht betrügerisches 
»»Lotk, wie klein ihr jetzt die Lier macht gegen sonst." 
Ja ja, eine gute Wirthinn muß aus alles Acht haben. 
Nr. e.i zeigt einen Scheerenschleiser, der, 
ein passendes Seitcnstück zu dem Kesselflicker im ersten 
Hefte, sorgenlos von einem Tag zum andern lebt, und 
wenigstens immer ein scharfes Messer besitzt, sein Brod 
ju schneiden, wenn er'6 nur erst verdient hat. 
Das Blumenmädchen auf Nr. 3. ist oft ein« 
sehr willkommene Botin», wen» sie einer jungen Scho 
nen einen blühenden Rosenstock, oder eine vrovhetische 
Myrrhe, als Geschenk des Auvcrwählrcn bringt, oder 
einen duftenden Strauß zu einem Ball, wo man den 
Abend Eroberungen zu machen hofft; und doppelt will 
kommen ist sie, wenn dem Winter zum Troz das Treib 
haus eines Boucher oder Zickelmann diese Blumen er 
zeugt hat. 
Nr. 4. »st ein sehr wichtiger Mann für unsre Mo 
dedamen, er handelt mir Pa'ppkastcn aller Art. Wer 
die hundert und wieder hundert kleinen Bedürfnisse 
des Putzes der galanten weiblichen Welt kennt, wird 
an seiner Unentbehrlichkeit nickt zweifeln. Da braucht 
man Kästchen zu Seide, Zwirn, farbiger Wolle, Näh,- 
Etcck,- Strick-Nadckn, zu Flittern, Band, italiäni 
schen Blumen und mehr dergleichen, und die Kartons 
dieser Künstler sind beständig auf dem Wege von oder 
zu dem Gallanlcriclad-n, der Putzmacherinn, der Blon- 
dtnwäschcrinn. 
Der GipSgießer Nr. 5- ist bei weitem noch 
nicht auf dem rechten Wege, seine Kunstprodukte an 
den Mann zu bringen. Der antike Kops in der Rech 
ten, und der >mvr mit einem Doge! in der Linken, 
sind nicht mehr an der Tagesordnung. In der einen 
Hand müßte er einen Todtcnkopf nach Gall'S Schck- 
deilchrc, in der andern Doktor Luthers Büste heim 
tragen. Die sind Mode, die würde er reißend los 
werden; auch wenn er nicht die Kunst verstände, feine 
Waare so laut auSzuposauucn, wie sein Nachtreter 
Nr. 6. der Nachtwächter die Stunden ausruft, 
und den schlafenden oft auS süßen Träumen ausschreckt, 
um «bm kund zu thun, was er gar nicht wissen will 
und auch nicht zu wissen braucht, baß die Glocke bald 
zwölf oder eins oder zwei geschlagen hat. 
Berlin. 
Kunst. 
Es ist eine erfreuliche Erscheinung, wenn ein jun 
ger talentvoller Mann, fast ohne Anweisung, durch 
Fleiß und Anstrengung, in kurzer Zeit es in einer 
Kunst zu einem gewissen Grade der Vollkommenheit 
bringt, der für die Zukunft, bei Aufmunterung, unun 
terbrochener Ausdauer und unter Leitung anerkannter 
Meister, etwas vorzügliches hoffen läßt. Dies ist der 
f all mit einem jungen Kupferstecher, Theodor Dnch- 
ein, dem Sohne eines hiesigen verdienstvollen Schul 
lehrers, der mit Hülse de« Herr» Laurens, eines eben so 
Korrespondenzen. 
talentvollen Zeichners, als Probeblättcr die Bildnisse 
der regierenden Königs und der regierenden Königinn 
Majestäten geliefert hat, die einer lobenswerthcn Er 
wähnung mir Recht verdienen. Der strenge Kritiker 
wird allerdings noch das «ine und das andere dabei zu 
erinnern finden, aber jeder Nneingenommenc gern ge 
stehen, daß sie von vielem Fleiß zeigen, mit Sauberkeit 
gearbeitet sind, und wenig oder nichts von der Steif 
heit verrathen, die den ersten Versuchen gewöhnlich ei 
gen stiid. Vermißt man auch in dem Biftniß der re 
gierenden Königinn Majestät jene Anmuth, die, wie 
ein wunderbarer Zauber über das Urbild vcrvreilct ist, 
so kann man dicS um so eher übersehen, als es bis jetzt 
noch keinem Künstler, selbst dem größten Meister, hat 
glücken wollen, diesem Zauber nachzubilden; er licat 
vielleicht eben so auS dem Wirkungskreise seiner Kunst, 
als tic Darstellung der Morgenröthe, oder die magische 
Belkiichrung einer schönen Mondnacht. 
( 53:ite KuvserssiLe sind aurii bet Dem Verleger dieser Zeit, 
schrifr für ir Gr. z» baden. ) 
Anzeige einer patriotischen Schrift 
für Schule n. 
Unter dem Titel: Beispiele bewundernswür 
diger Handlungen aus der römischen Ge 
schichte, von moralischen Maximen begleitet, 
hat Herr Scherwinzky, Diaeouiis zu Repveu und Pre 
diger zuTornowin derNeumark, im Berlage des Buch 
händlers Darnmann zu Züllichau, eine Sammlung 
denkwürdiger Tbarrn veranstaltet, und jede Erzählung 
mit einer moralischen Maxime degleiiet. Er bestimmt 
dieses Buch vorzüglich ,ür Garnisonschiilen, um dadurch 
den Geist der strengen Ordnung, der edlen Ruhmbe 
gierde, der unerschütterlichen Geluld, des Patriotis 
mus und der pflichlmäßigen Treue zu wecken und zu 
beleben, wozu die römische Geschichte vorzugsweise ge 
braucht werden kann. An der That wird durch solche 
Lcctür« in unsrer Zeit ein wahres Bedürfniß be 
friedigt. Es ist gut, große Handlunacn der Dorze t 
in Erinnerung zu bringen', um zu ähnlichen Tnsiea- 
den angespornt zn werden. Besonders muß unsre 
deutsche Äugend aus der Geschichte lernen, wie man sei 
ne moralische Kraft gebrauchen und dem Vaterlande 
sich hingeben solle. An dieser Hinsicht empfehlen wir 
diese Sckeist, deren stofreicher Anhalt, zweckmäßig be 
nutzt, nicht ohne guten Erfolg kür die moralische Aus 
bildung und Belebung pakiotischer Gefühle bleiben wird. 
(Ladenpreis i4 Gr.) 
Nachricht. 
Dies« Zeitschrift er,»eint regelmäßig rieitfiagl and Sunna» 
dends. Die Vorausbeiabiung auf ein Vierreliabr bewögt > Tblr. 
in Cvuranr. T>«r Verkauf einzelner Siüeke kan» nicht dki 
allen Ekakt ssnde». Dictericl. 
Evans. Sw. Nr. st. 
Re, dem Verleger dieser Zeitschrift ist l» baden: 
„ Belohnung, Beispiel, Ermunterung. Ein Lesebuch 
„für Preußische Soldatenschulen." 
Diese Echrisi enlbait bunderk Eriahllingen wahrer, ruliin» 
würdiger Begedenhei», *ul »er Preußischen Armee, und jede 
»ai die Tendern, Tugend und PawiviuSmu« »u erwecken. —- 
Gleich ngch Erscheinung dieses Buche«, geruhte» Sr. Maicssät 
der König iroc> Eremvlarr davon lause», und ai« ,i»eekmä» 
ßigeS Geschenk «n Garnisonschulen »ertheilen in lassen. Man 
glaube, wegen erneuerter Voltige »esseldm leg« «ui,Huldig» 
zu werbe», Der Preis ist 6 Er.
	        
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