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Tochter. In ihrem i/tfcn Jahre machte sie auch schon
mir ihr eine Reiic »ach Paris, um sie dort der Poli
tik aufzuopfern.
A. er der bessere Genius des Hannoverschen und Preu
ßisch BraUdenburgifchcu Hauses verhütete dieses Un
glück, und hielt den Mvrdfiahl des grausam drohen
den Schicksals von dem unschuldigen Opfer einer an
gebeteten Prinzessinn zurück.
( Wir» fortgebt. )
Eigenthümlichkeiten des Preuß. Staats»
c Beschluß. )
„Kein Mensch," sagte der weise Solon, „ist selig zu
preisen vor seinem Ende." Ich sage: auch kein Pro-
dlikr des Menschen ift es vor seiner Beendigung. Dies
hat dieser Aufsatz erfahren. Der Herr Baron Haller
«on Hallersicin hat in Nr. ist. l55- 156. des Frei
müthigen') einige Worte gegen diese Eigenthümlich
keiten gesprochen, erstens alS sie vieles Eigenthümli
che übergangen, und dann vieles nicht Eigenthümliche
aufgeführt. Ich beantworte den ersten Anklagevunkt.
Er meint, ick hätte die von der Akademie veranstalte
ten Kunstausstellungen, die Einrichtung derselben für
das Studium nach dem Nackten zu zeichnen, die Bau
akademie, die Eisengießerei erwähnen müssen. Konnte
aber der Herr Baron wissen, ob ich nicht dies allcs
und noch weit mehr vielleicht späterhin berühren würde,
wo ich von Len BilbungSanstalten des Preuß. Staats
zu sprechen hatte? Und so ist es in der That. Ich komme
zum zweiten Theile der Anklage. Es sey mir hier ver«
ginnt, den Herrn Baron mit seinen eigenen Waffen
anzugreifen. Nach seinem Begriffe von Eigenthüm
lichkeit sind ia auch weder jene Kunstausstellungen,
noch das Zeichnen nach dem Nackten, noch die Bau,
«kademie, noch endlich die Eisengießerei eigenthümlich.
Die ersten hat auch Dresden, Weimar u. s. w., das
zweite war in Griechenland gleichsam zu Hause, die
tzrilte ist in Dresden nicht minder, und die vierte ist
zu Mückcberg in Sachsen zu sehr großer Vollkommen
heit gelangt. So lange wir uns in Einzelheiten her
umtreiben, wird uns das Eigenthümliche nimmer er
scheinen. Der Herr Vers, verlangt eine Dcfiniziott.
Im ersten Stücke dieser Abhandlung steht, was ich
meine: „was des Menschen Wille vermag, zeigst du
im lebenden Bilde." Daß Anstalten, welche in andern
Staaten langsam sich empor arbeite», schnell hier ge
deihen; daß andere, welche dort mangelhaft waren,
hier höher hinauf steige«; kurz, daß die Blüte» der
verschiedensten Zeitalter und der verschiedensten G«--
•) Tine nicke uninteressante Dochcnschrist, die seit mehrere»
3at)v<n in Berti» erscheint, c, H.
griiden hier auf einem kleinen nnfruchtbaren Ramne
sich entfalten,— dies iü'S, wa« dem Preußischen Staate
eigenthümlich ist, erzeugt durch „die weise Gesetzgc,
düng, «in Vorbild der Staaten." Doch ich will mit
dem Herr» Vers, selbst zu den Einzelheiten hinabstei
gen. Nr. i. Herr» Mcndelsohns Werke kenne ich eben
falls ans Autopsie, und weiß, daß noch kein Verviel-
fachungekreis von andern Künstlern des Preuß. Staa
tes vorher gemacht worden ist. Nr 2. Hier wieder
hole ich nur des Herrn Vers, eigene Worte: „die
Globen, welche bisher aus fünf verschiedenen Orten
geholt werden mußten, werden nun auch in Berlin
verfertigt-" Nr. z. Die Nachrichten über Polyauto-
graphie hat der Herr Verfasser nicht recht verstanden.
Herr Reuter erhielt nicht Auftrag zu ihrer Ausübung,
sondern nur zu einer Zeichnung auf Kalk. Dieses ist
aber eben so verschieden, als wenn ich saqen wollte:
der Herr Baron ist Kupferdrucker statt Kupferstecher.
Herr Reuter hat jene Ausübung erst durch eigene Kraft
erkämpft, und wer Len unschätzbaren Vorzug von Ori
ginalen vor Kopien kennt, wird seine Ersindung rich
tig würdigen. Noch tadelt mich der Herr Vers, mit
einer Art von Freude über seine Sprachkunde, daß ich
statt Kalksteinxlattcn Kalkplatren gesagt habe. Doch
Schade, daß seine Freude zu Wasser wird- ES ist ja
bekannt genug, daß die Kalkerdc in der Natur stets
mit Säuren verbunden vorkommt, z. B. mit Kohlen
saure, Schwefelsäure, Flußsäure, PhoSphorsäure, Arse
niksäure. Kalkstein heißt aber mineralogisch bloß koh
lensaurer Kalk. ES taugt ja aber nicht bloß dieser,
sondern auch Gips, Flußspat, Apatit, Pharmakolith
zur Polyautographie; folglich ist der Ausdruck Kalk-
steinvlattcn zu eng, und der allgemeine Begriff Kalk-
platten ganz richtig. Nr. 4. Ich sagte, die Holzschnei
dekunst sey bekanntlich in Nürnberg von Holbein er-
ftindcn worden. Oer Angriff gegen mich ist hier dop
pelt; einmal meint der Vers., sey jene Kunst lange
vor Holbein gewesen, dann habe sie Holdem gar nicht
ausgeübt. Ich sage: mag immer die erste Spur da
von in den Spielkarten Karls VI. von Frankreich (oder
nach den meisten Geschichtschreibern sogar Karls V.)
vorkommen, um HolbeinS Zeit wurde st« doch in Deutsch
land vcrvollkommt. Dann: mag daS H t unter dem
berühmten Todtentanze immer Hans Litzclmann
bedeuten statt Holbein, so wird dock) sehr allgemein
Holbein als Erfinder aufgeführt, und dieses bezeichnete
ich durch „bekanntlich." Da der Herr Baron den
Herrn Prof. Gubitz dabei herabsetzt, und meint, dag
«die alt« wirklich kunstmäßige, aber auch schwerere
Manier eines Albrecht Dürers ganz vernachläßigr wer
de," — so frage ich: worin besteht denn jene ge
rühmte Manier? etwa in Umrissen? Diese liefert auch