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Römer und Franken in Serm
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Ein bedeutender frühgeschichtlicher
Siedlungsplatz im Duisburger Süden
Der ehrenamtlich tätige Bodendenkmalpfleger Thomas van Lohuizen stieß bei
Feldbegehungen in der Umgebung von Duisburg-Serm auf die Spuren einer
außergewöhnlichen Siedlung aus frühgeschichtlicher Zeit. Große Mengen an
aufgelesenen Keramikscherben belegen, dass das heute landwirtschaftlich
genutzte Areal im frühen Mittelalter dicht besiedelt und bebaut gewesen sein
muss (Abb. 1).
Auswahl zu den keramischen Scherbenfunden des frühmittelalterlichen Siedlungsplatzes bei Serm.
Abb.1
Der Fundplatz ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen besitzt
er mit rund 400 x 700 m eine Ausdehnung, die weit über die Fläche der sonst
aus der Gegend bekannten Siedlungsstellen hinausgeht. Zum anderen deutet
die große Zahl und gleichmäßig dichte Streuung an aufgelesenen Keramikfunden auf eine hohe Nutzungsintensität des Areals hin. Schließlich ist auch
die nachgewiesene Zeitspanne dauerhafter Besiedlung, die offensichtlich vom
4. bis 10. Jahrhundert reicht, außergewöhnlich lang. Der Siedlungsbeginn
liegt noch in spätrömischer Zeit. Im Unterschied zu vielen anderen Orten entlang der römischen Reichsgrenze endet die Belegung nicht bereits in den Wirren um den Zusammenbruch der römischen Grenzverteidigung, sondern setzt
sich vielmehr ohne spürbare Abschwächung bis in die Zeit der karolingischen
und ottonischen Könige fort.
Stationen der frühgeschichtlichen und mittelalterlichen Besiedlung
Die Masse der vorliegenden Scherben spricht für einen Siedlungsbeginn in der
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Einige ältere Funde, die in ihrer Verbreitung begrenzt sind, mögen auf eine ältere Hofstelle oder Kleinsiedlung im
gleichen Areal hindeuten. Zuzuweisen sind dieser ersten Nutzungsphase einige handgeformte Scherben von germanischer Machart und wenige Bruchstücke von römischen Importgefäßen, die von der linken Rheinseite bezogen
worden sein müssen (Abb. 2).
Keramikscherben aus der ältesten Hofstelle bzw. spätrömischen Vorgängersiedlung von Serm. 1-4 Rhein-wesergermanische Keramik, 5-7 Rauwandige römische Keramik, 8 Römische Feinkeramik vom Typ Terra nigra. M 1:4.
Abb. 2
Die Hauptsiedlung zeigt bereits im 4. Jahrhundert im Fundbild keine Ähnlichkeit mehr mit den sonst bekannten einheimischen Landsiedlungen der Germanen. Im Hinblick auf den Keramikniederschlag ist sie viel eher mit dem benachbarten römischen Kastell von Gelduba (Krefeld-Gellep) auf der linken
Rheinseite zu vergleichen. Insbesondere die äußerst zahlreichen und fast im
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gesamten Siedlungsareal verbreiteten Scherben aus dem 5. Jahrhundert verweisen darauf, dass die Siedler unmittelbaren Zugang zu Töpfereien in der Eifel und im Vorgebirge besaßen. Diese schon lange dort ansässigen Handwerksbetriebe führten die römischen Töpfertraditionen bis weit in das frühe
Mittelalter hinein fort (Abb. 3-5). Daneben sind aber auch Reste von einfacher
Zwei in spätrömischer Tradition gefertigte Wölbwandtöpfe und eine Schale der Zeit zwischen 400 und 450
(Vergleichsfunde).
Abb. 3
Älteste Scherben aus der Hauptsiedlung von Serm.1-3 Eifelware des 5. Jh., 4-5 Gelleper Ware des 6. Jh.,
6-8 Knicktopfscherben des 7. Jh., Eifelware des 5./6. Jh., 9-11 Vorgebirgsware des 1. Jh. M 1:4.
Abb.4
Gebrauchskeramik zu finden, die wie bei den Germanen üblich von Hand und
ohne Verwendung der Töpferscheibe gefertigt worden sind. Charakteristisch
sind Koch- und Vorratstöpfe mit einbiegendem Rand (Abb. 6).
In römischer Tradition in einer Töpferei des Vorgebirges gefertigter Krug (Vergleichsfund).
Abb. 5
Bruchstücke von älterer, in germanischer Tradition gefertigter Keramik aus der Hauptsiedlung von Serm. 1-4 Karolingerzeitliche Ware des 8. Jh., 5-8 Merowingerzeitliche Ware des 5. bis 7. Jh. M 1:4.
Abb. 6
Im Kastell Gelduba auf der gegenüberliegenden Rheinseite lässt der Fundniederschlag zu Beginn des 6. Jahrhunderts stark nach. In der Siedlung von Serm
kann man diese Beobachtung nicht machen, sodass hier von einer ungebrochenen Siedlungskontinuität und –intensität ausgegangen werden muss. Al-
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Koptische Bronzekanne aus dem Fürstengrab von KrefeldGellep aus der Zeit um 530 mit der eingravierten Inschrift.
Abb. 7
lerdings darf man die Veränderungen im Kastell nicht mit der Entwicklung des
gesamten Ortes von Gelduba gleichsetzen. Die aus dem Krefelder Gebiet bekannten Gräberfelder zeigen eindrucksvoll, dass die Siedlung vor Ort in vollem Umfang weiter bestanden hat. Lediglich der Kastellbereich muss zu Beginn des 6. Jahrhunderts neu strukturiert worden sein (Pirling/Reichmann
1998; Reichmann 2006). Nach der Beseitigung Sigiberts von Köln übernahm
offenbar in dieser Zeit ein Gefolgsmann des salfränkischen Königs Chlodwig
auch den bis dahin rheinfränkischen Sprengel in Gellep. Wir kennen sogar
den Namen dieses neuen Ortsherren, da er in eine Bronzekanne graviert ist,
die ihm als Beigabe ins Grab gelegt worden ist. Die Inschrift lautet: Arpvar
erat (f)elex undique pre(clarus) (Arpvar war glücklich und hochangesehen; Pirling 1986) (Abb. 7).
Arpvar eröffnete offensichtlich mit seiner Gefolgschaft ein neues Gräberfeld
neben dem weiter bestehenden Ortsfriedhof. Außerdem ließ er einen Großteil des Kastells, der ihm möglicherweise als Residenz dienen sollte, räumen.
Die Lage der fränkischen Zivilsiedlung ist hingegen bislang noch nicht bekannt. Wahrscheinlich befand sie sich wie der spätrömische Vicus auf einer
der vorgelagerten Rheininseln.
Wir kennen allerdings eine zugehörige Töpferei in Gellep, die im 6. Jahrhundert in den Ruinen des mittelkaiserzeitlichen Lagerdorfes angelegt worden ist
(Pirling 1960) (Abb. 8).
Plan der Töpferei des 6. Jh. in Krefeld-Gellep. Die Töpferöfen sind in einem älteren römischen Gebäude eingerichtet worden.
Abb. 8
Einige der kennzeichnenden Produkte dieses Betriebes wurden auch in der
Siedlung bei Serm gefunden. Es handelt sich vor allem um Wölbwandtöpfe,
die in dieser Zeit als Koch- und Vorratsgefäße besonders weit verbreitet waren und in großer Stückzahl in Gellep gefertigt worden sind. Die vorwiegend
hohen Töpfe besitzen einen ausbiegenden Wulstrand, der immer noch das
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Graue, noch in spätrömischer Tradition getöpferte Wölbwandtöpfe. Ähnliche Gefäße wurden auch in Gellep im
6. Jh. hergestellt (Vergleichsfunde).
Abb. 9
Vorbild der spätrömischen Eifelware erkennen lässt. Gebrannt wurden die
Tonwaren in der Regel in reduzierender Atmosphäre, also unter Luftabschluss
im Töpferofen, und sind deshalb grau gefärbt (Abb. 9).
Der Fundniederschlag der Siedlungsstelle bei Serm wächst im 6. Jahrhundert
noch weiter an, erreicht seinen Höhepunkt aber erst im 8. Jahrhundert. Ab
dieser Zeit geht die Fundmenge wieder leicht zurück und bricht dann im 10.
Jahrhundert vollends ein (Abb. 10).
Badorfer Amphore mit Rollrädchenverzierung aus
der Zeit zwischen 750 und 850 (Vergleichsfund).
Abb. 11
Jüngere frühmittelalterliche Keramikscherben aus der Hauptsiedlung von Serm. 1-2 Vorgebirgsware des späten
7. und 8. Jh., 3-4 und 6 Badorfer Keramik aus dem Vorgebirge des späten 8. und 9. Jh., 5 und 7 Eifelkeramik
des späten 8. und 9. Jh. M 1:4.
Abb. 10
Großen Anteil am Fundmaterial von Serm haben härter gebrannte Waren aus
der Eifel, vor allem Mayener Kugeltöpfe mit Linsenböden, die aber in ähnlicher Form auch im Kölner Vorgebirge, z. B. in Walberberg, produziert wurden.
Daneben sind die charakteristischen Vorgebirgsprodukte des frühen Mittelalters durch zahlreiche Funde belegt. Darunter finden sich auch rädchenverzierte Töpfe, Kannen und Amphoren aus dem Töpfereizentrum von Badorf (Abb.
11, 12).
Badorfer Schüssel mit Rädchenzier aus dem 8./9. Jh.
(Vergleichsfund).
Abb. 12
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Tüllenkanne mit Rundboden der sog. Hunneschanskeramik aus Duisburg.
Abb. 13
Neben diesen weit verhandelten Spitzenprodukten rheinischer Töpferei gab
es aber alle Zeiten hindurch daneben auch schlichtere Keramikgefäße aus lokaler Produktion, die teilweise sogar handgeformt sind. Meist besitzen die
Gefäße eine kumpfartige Form. Diese Waren scheinen besonders in karolingischer Zeit von den Ortsbewohnern verwendet worden zu sein. Die durch
Scherbenfunde belegten karolingischen Formen einheimischer Waren sind jedenfalls weitaus zahlreicher vertreten als ihre merowingerzeitlichen Vorgänger (Abb. 6).
Den zeitlichen Abschluss der Keramikentwicklung, und damit wohl auch der
Hauptsiedlung, bilden vor Ort die so genannte Hunneschanskeramik und die
Duisburger oder Ruhrmündungsware. Erstere ist ähnlich der Badorfer Vorgebirgsware gefertigt, aber im Unterschied dazu zusätzlich mit roter Engobe bemalt (Abb. 13). Insbesondere durch Funde in der Kirche von Meschede ist diese Keramik gut in die Zeit um 900 zu datieren. Funde der zweiten Keramikart
sind in deutlich größerer Stückzahl in Serm vertreten. Diese wohl in Duisburg
hergestellte Tonware zeichnet sich durch eine graue Scherbenfarbe und eine
rädchenverzierte Gefäßschulter aus (Abb. 14). Bekannt geworden ist sie vor
allem durch die Freilegung mehrerer Töpferofen aus dem frühen 10. Jahrhundert beim Bau des heutigen Averdunk-Centers im Jahr 1977 (Abb. 15).
Für die anschließende Zeit des hohen Mittelalters lässt sich nur noch ein sehr
begrenzter Siedlungsumfang anhand der Scherbenfunde in Serm belegen.
Wahrscheinlich wurde lediglich eine einzelne Hofstelle weiter bewirtschaftet.
Das übrige Areal ging dann in Wirtschaftsland über und wurde wohl forthin
größtenteils als Ackerflächen genutzt.
Grauer Topf mit Linsenboden und Rädchenverzierung der
sog. Duisburger Ware aus der Abteikirche von Hamborn.
Abb. 14
6
Beim Bau des Duisburger Averdunk-Centers 1977 freigelegter Brennofen einer Töpferei des 10. Jh. Deutlich zu
erkennen sind Züge der Feuerung und Reste des darüber liegenden Brennraumes.
Abb. 15
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Brückenkopf und Handelsplatz
In Anbetracht der auffälligen Besonderheiten dieses Siedlungsplatzes stellt
sich die Frage nach seiner möglichen Funktion bzw. nach den Gründen für
seine Entstehung. Abgesehen von den deutlichen Übereinstimmungen der
aus Serm vorliegenden Keramikscherben mit Fundstücken aus dem benachbarten Krefeld-Gellep macht auch die Lage im unmittelbaren Vorfeld des niedergermanischen Limes deutlich, dass der Platz wohl kaum ohne die Zustimmung des römischen Militärs angelegt worden ist. In einer von J. Kunow 1987
veröffentlichten Studie wird nachgewiesen (Kunow 1987), dass gerade in
spätrömischer Zeit die römische Kontrolle über das unmittelbare Vorland der
Rheingrenze deutlich zunahm. Die südlich der Lippe bestehenden germanischen Siedlungen mussten in dieser Zeit den rechten Uferstreifen räumen.
Es ist deshalb anzunehmen, dass auch dieser Ort planmäßig von den Römern
angelegt worden ist und nicht auf einen in seinem Ursprung einheimischen,
germanischen Siedlungsplatz zurückgeht. Allerdings muss diese Anlage Eigenschaften besessen haben, die ihr ein Überleben nach dem Zusammenbruch der römischen Militärorganisation am Rhein ermöglichte. Am ehesten
ist mit einem Handelsplatz auf dem rechten Flussufer zu rechnen, der strategisch günstig und gleichzeitig gut angebunden an das Fernwegenetz der damaligen Zeit lag (Abb. 16). Der Ort könnte bereits unter dem Schutz des römischen Militärs gegründet worden sein. Später werden lokale Machthaber
zur Verfolgung eigener wirtschaftlicher Interessen die Hoheit über diesen
Platz übernommen haben.
Übersicht mit dem mutmaßlichen Verlauf des Hellweges zwischen Mülheim und Krefeld-Gellep. Eingezeichnet ist
auch Duisburg-Großenbaum wegen des von dort bekannten Schatzfundes aus der Mitte des 4. Jh.
Abb. 16
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Gellep liegt in römischer Zeit offenbar am rheinischen Endpunkt des Hellweges, der das Rheingebiet mit Mitteldeutschland verband. Deshalb bestand
hier ein wichtiger Umschlagplatz für den Handel mit germanischen Erzeugnissen. Knochenfunde weisen in erster Linie auf Wildtierprodukte hin (Reichmann 2001). Folgt man den Ausführungen des römischen Schriftstellers Plinius über den „berühmten“ Gelleper Wild-Siser (Faserpflanze zur Stoffherstellung), so könnten auch Pflanzenprodukte in größerem Umfang über diese
Wegeverbindung verhandelt worden sein (Nat. Hist. 19, 90). Plinius schreibt,
„Den Siser hat Kaiser Tiberius berühmt gemacht, indem er ihn sich jedes Jahr
aus Germanien bringen ließ. Gelduba heißt ein am Rhein gelegenes Kastell,
wo er von vorzüglicher Qualität wächst. ...“.
Jedenfalls war der Markt in Gellep anscheinend so interessant, dass er auch
mehrfach, wenn nicht gar regelmäßig, von orientalischen Kaufleuten besucht
wurde. Hierauf deuten die Funde von mittlerweile drei Ritzinschriften hin, die
in aramäischer Sprache abgefasst sind. Auf einen direkten Schiffsverkehr mit
der Levante scheint der Fund einer orientalischen Wanderratte schließen zu
lassen. Knochen von diesem Tier wurden in einem Gelleper Brunnen aus der
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts geborgen (Sorge 1995).
Nun scheint sich der Gelleper Fernhandel während der Römerzeit überwiegend auf einheimische, d. h. im Gebiet der Kölner Civitas beheimatete Zwischenhändler gestützt zu haben. Die rechtsrheinischen Erzeuger lieferten
demnach ihre Waren im Normalfall nicht unmittelbar nach Gelduba, sondern
wurden über den Hellweg von den rheinischen Zwischenhändlern aufgesucht
(Reichmann 2001). Im Laufe der Zeit bildeten sich für diesen Warenumschlag
an mehreren Stellen innergermanische Märkte heraus. Einer der wichtigsten,
mindestens während der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, scheint der archäologisch genauer untersuchte Handelsplatz auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Erin in Castrop-Rauxel gewesen zu sein (Dickmann 1995).
Nach der Mitte des 4. Jahrhunderts trat jedoch eine einschneidende Änderung ein, denn zu dieser Zeit brach der Einstrom römischer Münzen, vor allem der des Kleingeldes aus Kupfer, weitgehend ab. Diese Beobachtung lässt
vermuten, dass die alten Märkte jetzt einen großen Teil ihrer Bedeutung einbüßten, vor allem aber kaum noch von den rheinischen Zwischenhändlern
besucht wurden.
Da sich der Zeitpunkt des Münzstromabbruches mit dem Neuanfang bei Serm
deckt, könnte man einen Zusammenhang in Erwägung ziehen. Möglicherweise war die Reise für die Zwischenhändler zu unsicher geworden. Es wäre
aber auch denkbar, dass die rechtsrheinischen Handelspartner mittlerweile
stark genug waren, um den lästigen Zwischenhandel auszuschalten. Damit
konnten die Geschäfte jetzt auch unmittelbar an der Rheingrenze abgewickelt werden, zumal ein solches Vorgehen am rätischen Limes, im Gebiet der
Hermunduren an der oberen Donau, offenbar schon lange üblich war (Tacitus
Germ. 41).
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Das Ende der Siedlung
Die Aufgabe der Siedlung im 10. Jahrhundert steht wohl vor allem im Zusammenhang mit dem Aufstreben des nahe gelegenen Duisburgs in dieser Zeit.
Dieser Ort konnte sich rasch zu einer überregional bedeutenden Handelsstadt
und einem bedeutenden Hafenort emporschwingen. Damit wanderte auch
der Hellweghandel vollends dorthin ab. Gleichzeitig wird man aber auch berücksichtigen müssen, dass der ehemalige römische Hafen in Gellep am Ende
des 8. Jahrhunderts bereits weitgehend verlandet war und deshalb der
Schiffsumschlag hier weniger günstig war als früher. Gleichzeitig setzte zu
dieser Zeit der Auflösungsprozess der alten Grafschaften ein. Damit könnte
der Siedlung bei Serm darüber hinaus endgültig das bis dahin schützende politische Dach entzogen worden sein.
Mit der Gründung des heutigen Ortes Serm steht der Siedlungsplatz offenbar
nicht mehr in direkter Verbindung. Der ursprüngliche Dorfkern von Serm ist
an anderer Stelle, im Bereich der heutigen Ortslage zu suchen. Einzelne Bewohner der aufgelassenen Siedlung sind vielleicht in den neuen Ortskern
übersiedelt und haben sich in der dort entstehenden Dorfgemeinschaft von
Serm eingerichtet. Die Masse der Bewohner hat den alten Ort und wahrscheinlich auch die Flur auf Dauer verlassen. Der heutige Ort Serm dürfte
dann in der bislang unbebauten benachbarten Flur „aus wilder Wurzel“ neu
gegründet worden sein. Von einer reinen Ortsverlagerung kann man offensichtlich nicht sprechen, wie sie sonst im hohen Mittelalter vielfach zu beobachten ist. Der neue Ort erreichte bei weitem nicht die Größe und Bedeutung
des alten Siedlungsplatzes und kam bis zur Eingemeindung in das Stadtgebiet
von Duisburg nicht über die von der Landwirtschaft geprägte Struktur eines
Dorfes hinaus.
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Literatur:
Dickmann 1995
E. Dickmann, Der Handels- und Opferplatz der späten römischen Kaiserzeit
in Castrop-Rauxel, Erin. In: H. Hellenkemper/ H. G. Horn (Hrsg.), Archäologie
in NRW – Ein Land macht Geschichte (Köln 1995) 213-217.
Pirling 1960
R. Pirling, Ein fränkischer Töpferofen aus Krefeld-Gellep. Germania 38,
1960, 149-154.
Pirling 1986
R. Pirling, Römer und Franken in Krefeld-Gellep (Mainz 1986) 139 ff.
Pirling/Reichmann 1998
R. Pirling/Ch. Reichmann, Die Ergebnisse der archäologischen Forschung. In:
R. Feinendegen/H. Vogt (Hrsg.), Krefeld – Die Geschichte der Stadt, Bd. 1
(Krefeld 1998) 65-284.
Plinius Nat. Hist. 19
C. Plinius Secundus der Ältere, Naturalis Historiae, 19. Buch.
Reichmann 2001
Ch. Reichmann, Gelduba (Krefeld-Gellep) als Fernhandelsplatz. In: Th. Grünewald (Hrsg.), Germania inferior. Ergänzungsband des Reallexikons der
Germanischen Altertumskunde 28, 2001, 480-516.
Reichmann 2006
Ch. Reichmann, Frühgeschichte des Krefelder Rheinhafens. In: 100 Jahre
Rheinhafen Krefeld (Krefeld 2006) 93-120.
Sorge 1995
G. Sorge, Ratten aus dem spätantiken Kastell Krefeld-Gellep. In: C.-M. Hüssen (Hrsg.), Provinzialrömische Forschungen. Festschrift für G. Ulbert (Espelkamp 1995) 387-395.
Tacitus Germ. 41
P. Cornelius Tacitus, Germania, Kapitel 41.
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IMPRESSUM
Herausgeber:
Stadt Duisburg
Der Oberbürgermeister
Stadtentwicklungsdezernat
Untere Denkmalbehörde
Text: Dr. Christoph Reichmann, Museum Burg Linn, Stadt Krefeld
Redaktion: Dr. Volker Herrmann, Untere Denkmalbehörde
Zeichnungen: Verfasser
Fotos: Stadt Duisburg
Satz und Layout:
Organisations- und Personalamt, Grafischer Betrieb /
Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement
c Stadt Duisburg 2008
ISBN-Nr. 978-3-89279-636-7
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