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Full text: Gesunde Umwelt für gesunde Kinder / Weber, Yvonne (Rights reserved)

Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 1 Gesunde Umwelt für gesunde Kinder Schädigende Einflüsse erkennen und vermeiden www.bund.net Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 2 Der Arbeitskreis Gesundheit K linische und niedergelassene ÄrztInnen verschiedener Fachrichtungen, WissenschaftlerInnen und VerwaltungsexpertInnen, von Umweltkrankheiten Betroffene und UmweltexpertInnen engagieren sich ehrenamtlich im Arbeitskreis Gesundheit. Ihr Thema ist der vorsorgende Umwelt- und Gesundheitsschutz, ihre Motivation beziehen sie aus dem gemeinsamen Engagement bei den zwei- bis viermal jährlich stattfindenden Sitzungen, der Teilnahme an Aktivitäten sowie dem produktiven Arbeiten in Netzwerken. Sie beteiligen sich an Tagungen, halten Vorträge, verfassen Beiträge für Zeitschriften usw. Der AK Gesundheit versteht sich aufgrund seiner Interdisziplinarität als Querschnittsarbeitskreis, der mit fundiertem Fachwissen in Theorie und Praxis allen Fachdisziplinen im BUND zur Seite steht, der kritisch die Folgen menschlichen Handelns hinterfragt und entsprechende Empfehlungen für ein umwelt- und gesundheitsförderndes Verhalten und Handeln gibt. Die Mitglieder beteiligen sich an politischen Fachdiskussionen und tragen die Thematik in die verschiedenen Gremien des BUND. Langfristig soll auch eine eigene BUND-Position „Umwelt und Gesundheit“ entstehen. Wer im Arbeitskreis Gesundheit mitarbeiten möchte, ist herzlich eingeladen. Weitere Informationen zur Arbeit des AKs finden Sie unter www.bund.net/ueber_uns/arbeitskreise/gesundheit Seit seiner Gründung fordert der AK die Verantwortlichen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft auf, im Sinne eines vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutzes darauf zu verzichten, umweltschädliche Stoffe zu produzieren oder in die Umwelt freizusetzen. Der Arbeitskreis kümmert sich schwerpunktmäßig um die gesundheitlichen Auswirkungen von Chemikalien, Mobilfunk, Feinstaub und Nanopartikel, Gentechnik und insbesondere um Kindergesundheit. 2 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 3 G esunde Kinder sind der Herzenswunsch eines jeden Elternpaares. Häufig schon bei der Familienplanung, spätestens aber während der Schwangerschaft, sind werdende Eltern äußerst sensibel und aufmerksam für alles, was das Wohl ihrer Kinder gefährden könnte. Die Gefahren für die Gesundheit von Kindern haben sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Die früher oftmals tödlichen Infektionskrankheiten wie Masern und Polio haben zumindest in unseren Breiten weitgehend ihren Schrecken verloren. Dagegen verunsichern tägliche Meldungen über neue mögliche Gesundheitsrisiken durch Schadstoffe in Lebensmitteln und Alltagsprodukten oder maßlosen Umgang mit digitalen Medien. Gleichzeitig bereitet die Zunahme von chronischen Gesundheitsstörungen Sorgen: Die Zahl der Kinder, die unter Übergewicht und Fettleibigkeit oder allergischen Erkrankungen leiden, steigt mit beunruhigender Geschwindigkeit. Daneben häufen sich die psychosozialen Verhaltensstörungen, beispielsweise das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) bzw. die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Dieser Ratgeber wendet sich an Eltern und Paare, die eine Elternschaft planen. Er enthält einen Überblick möglicher Umwelteinflüsse, denen ihre Kinder im Laufe ihrer Entwicklung ausgesetzt sind, gibt Tipps und Anregungen, wie sie diese so gut wie nötig, aber auch so einfach wie möglich, schützen können. Oftmals lassen sich mit nur wenigen Maßnahmen Ihre eigenen Belastungen und die Ihrer Kinder in bedeutendem Maße verringern, ohne Einbußen an Komfort oder hohe Kosten in Kauf nehmen zu müssen. Gesunde Kinder in einer gesunden Umwelt 3 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 4 Alles wird gut Eine sorgenfreie Schwangerschaft ist etwas Wunderbares. Sich auf das Kind freuen und die Monate bis zur Geburt genießen können – das wünscht sich jede Schwangere. Eine Reihe von nützlichen Empfehlungen zur Vorsorge für Mutter und werdendes Kind sind hinreichend bekannt: Alkohol, Tabak und bestimmte Speisen, darunter rohes Fleisch, sind schädlich für das Ungeborene. Weniger geläufig ist, dass auch Chemikalien, die in Alltagsprodukten stecken, die Gesundheit des Kindes gefährden können. Besonders Stoffe, die wie Hormone wirken, sind problematisch. Die Weltgesundheitsorganisation vermutet einen Zusammenhang mit hormonell bedingten Krankheiten, wie Brust- und Hodenkrebs, Diabetes oder Übergewicht, die in den letzten Jahrzehnten weltweit häufiger auftreten. Was also tun? Schwangerschaft 4 Selbst für Experten ist es schwer zu erkennen, welche potentiell gefährlichen Chemikalien wo enthalten sind. Eine Möglichkeit, das Risiko zu reduzieren besteht darin, auf Umweltsiegel wie den Blauen Engel oder das EU-Umweltzeichen („Euroblume“) zu achten. Mehrmals täglich lüften (Querlüftung) und regelmäßig Staubsaugen sollte zur Routine werden, da sich auch im Wohnbereich, vor allem im Hausstaub, Schadstoffe ansammeln. In Spraydosen, Haarfärbemitteln, Farben und Lacken, chemischen Haushaltsreinigern, künstlichen Duftstoffen oder Mückensprays lauern häufig gesundheitsschädliche Stoffe. Viele dieser Produkte sind vermeidbar oder durch unbedenkliche Alternativen zu ersetzen. Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 5 Lebensmittelverpackungen sind eine weitere potentielle Schadstoffquelle. So können z. B. Doseninnenbeschichtungen das Hormongift Bisphenol A enthalten. Durch frische und abwechslungsreiche Ernährung, möglichst aus ökologischer Produktion, lässt sich der Kontakt mit Chemikalien weiter minimieren. Ein weiteres Gesundheitsrisiko während der Schwangerschaft sind Strahlenbelastungen jeglicher Art, vor allem Röntgen und Computertomographie (CT). Aber auch von Mobilfunk verursachter Elektrosmog kann Schaden anrichten. Entsprechende Geräte sollten deshalb nach Gebrauch ausgeschaltet und nicht am Körper getragen werden. Kurz-Tipps: • Farben sollten keine oder wenig Lösungsmittel enthalten. Anti-Schimmel-Farbe enthält schädliche Biozide und ist in Innenräumen vollkommen unnötig. • Verzichten Sie auf Vlies- oder Vinyl-Tapeten. Darin stecken schädliche Weichmacher. Verwenden Sie besser Papiertapeten und wasserlösliche Tapetenkleister. • Vermeiden Sie Bodenbelag aus PVC, der Weichmacher ausdünstet. Alternativen sind z. B. Holz, Linoleum, Kork oder Naturkautschuk. Auch Teppiche sollten keinen PVC-Rücken besitzen. Gesunder Nestbau Die Vorfreude ist groß, ein Kinderzimmer wird eingerichtet, die Wände frisch gestrichen, neue Möbel angeschafft. Jedoch in Farben, Lacken, Klebern, Möbeln und Baumaterialien lauern Schadstoffe, denen sich eine Schwangere nicht aussetzen sollte. Das Renovieren sollte die werdende Mama daher anderen überlassen. • Neue Matratzen sollten Sie sofort aus der Verpackung nehmen und lange und gut auslüften, bevor Sie oder Ihr Baby darauf schlafen. Am besten frühzeitig – spätestens drei Monate vor der Geburt – sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. So kann die Wohnung noch auslüften. Denn auch das Baby sollte nicht in ein frisch renoviertes Zimmer einziehen. Klappt das nicht, warten Sie mit der Renovierung lieber bis nach dem ersten Geburtstag. Gute Gebrauchtmöbel sind eine sinnvolle Alternative. 5 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 6 Ein neuer Mensch Ihr Neugeborenes braucht vor allem ein sicheres Bett, gesunde Nahrung und viel Körperkontakt. Das Baby schläft am besten in einem Beistellbett und in einem Schlafsack. Viele Kissen und Spielzeug gehören nicht ins Bett. Babys brauchen Platz zum Strampeln und Herumdrehen und sie brauchen es rauchfrei – selbstverständlich auch im Auto. Verzichten Sie und Ihre Gäste bzw. MitfahrerInnen gänzlich auf das Rauchen in der Wohnung und im Auto, am besten schon ab der Planung einer Schwangerschaft. Stillen: ja bitte! Neugeborenes und Krabbelalter 6 Die beste Nahrung, weil von Natur aus dafür bestimmt, ist und bleibt die Muttermilch. Die Weltgesundheitsorganisation und die Nationale Stillkommission empfehlen ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten für gesunde, reif geborene Säuglinge. Erst dann soll mit der Beikost begonnen werden. Im Zweifelsfall können Sie Ihre Muttermilch kostenlos auf Schadstoffe untersuchen lassen. Nur wenn das Stillen nicht möglich ist, muss zu industriell hergestellter Säuglingsnahrung gegriffen werden. Kuhmilch ist kein Ersatz für Muttermilch und sollte, um einer Kuhmilchallergie vorzubeugen, nur in geringen Mengen gegeben werden. Frisches Leitungswasser ist bestens geeignet als Getränk und für die Zubereitung von Säuglingsnahrung. Vorher einige Sekunden abfließen lassen, bis es kühl aus dem Hahn fließt. Wasser, das über längere Zeit in der Leitung steht, kann durch Inhaltsstoffe aus dem Leitungsmaterial, Mikroben und Korrosion beeinträchtigt sein. Vermeiden Sie gesüßte Getränke. Diese schaden nicht nur den kommenden Milchzähnen, sondern gewöhnen das Kind an den süßen Geschmack. Sobald das Kind greifen kann, sollte es Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 7 an den täglichen Mahlzeiten der Familie teilnehmen. Denken Sie daran, dass dies zuerst sicher eher ein Spiel ist, als dass es der Nahrungsaufnahme dient, aber Ihr Kind wird sich wohl und angenommen fühlen, wenn es dazu gehört. Unser Krabbelkind Das Krabbelalter bringt mit sich, dass Ihr Kind sich meistenteils in Bodennähe aufhält und natürlich alles Mögliche aufgreift und erst einmal in den Mund steckt. Lassen Sie deshalb keine Gegenstände herumliegen, die verschluckt oder aus denen durch Lutschen Chemikalien aufgenommen werden könnten. Dazu gehören u. a. Phthalat-Weichmacher in Produkten aus Weich-PVC, die in den Hormonhaushalt eingreifen und unter anderem im Verdacht stehen, Unfruchtbarkeit hervorzurufen. EU-weit sind drei Weichmacher in Spielzeugen und Babyartikeln bereits generell verboten. Weitere dürfen zumindest nicht mehr in Spielzeugen und Babyartikeln enthalten sein, die von Kindern bestimmungsgemäß in den Mund genommen werden. Bei allen anderen Produkten, die Weichmacher enthalten könnten, müssten Sie selbst dafür Sorge tragen, dass diese gar nicht erst im Wohnbereich landen. Problematisch sind auch PVC-Böden, von denen sich die Weichmacher im Staub anreichern. Kurz-Tipps: • Babys schlafen am besten und sichersten in einem Schlafsack im eigenen Bett. • Muttermilch ist die beste Nahrung in den ersten sechs Monaten. • Vermeiden Sie die Aufnahme von hormonähnlichen Substanzen wie Weichmachern aus Kunststoffprodukten, die in den Mund genommen werden können, und PVC-haltige Fußböden, auf denen die Krabbelkinder herumrutschen. Fußböden austauschen oder regelmäßig nass reinigen. • Vermeiden Sie Strahlungsquellen: Nutzen Sie kein Babyfon, das gepulste Mikrowellen (WLAN, DECT) ausstrahlt. 7 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 8 Laufen will gelernt sein Sobald das Kind auf eigenen Beinen steht, wird es in der Wohnung schnell zu eng. Bitte denken Sie daran, mögliche Gefahrenquellen zu entschärfen, bevor es zu spät ist. Heiße Herdplatten oder Töpfe und Kannen mit heißen Getränken führen immer wieder zu Unfällen mit schweren Verbrennungen. Durch ungesicherte Treppen kann es zu Stürzen kommen, unbefestigte Regale können umfallen, wenn sich ihr Kind daran aufrichtet. Das Kleinkind 8 Machen Sie sich keine Sorgen, wenn sich Ihr Kind mit dem Laufen Zeit lässt. Jedes Kind ist eine Einzelpersönlichkeit und braucht seine Zeit. Forcieren Sie vor allem nicht das Stehen oder Laufen, Ihr Kind weiß am besten, wann es kräftig genug ist. Andernfalls besteht die Gefahr einer nachhaltigen Schädigung aufgrund einer Überlastung des noch unreifen Halteapparats. Finger weg insbesondere von sogenannten Hopsern oder Lauflernhilfen: Diese sind vollkommen unnatürlich und keine Hilfe, sondern schaden und führen immer wieder zu schweren Unfällen. Hingegen sind Laufräder ab dem zweiten Lebensjahr empfehlenswert, da Kinder ihren Gleichgewichtssinn schulen und viel sicherer unterwegs sind als mit Dreirädern oder Fahrrädern mit Stützrädern. Auch gelingt der Wechsel auf ein normales Kinderrad meist problemlos. Da ihr Kind schnell lernt und ebenso zügig mit dem Laufrad unterwegs ist, muss spätestens jetzt die Verkehrserziehung beginnen, damit Ihr Kind z. B. weiß, wann es wo stehenbleiben und auf Sie warten muss. Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 9 Bewegung macht Spaß Mein erstes Buch Freude an der Bewegung ist quasi ein Garant dafür, dass Übergewicht gar nicht erst auftreten kann. Das Spiel im Freien bei jedem Wetter sollte tägliches Ritual werden. Während bei Regenwetter wohl niemand die Matschhose vergessen würde, kann man immer wieder sehr leicht bekleidete Kinder bei Sonnenschein erleben. Denken Sie daran, dass die Haut niemals vergisst. Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel und könnte sich nach Jahrzehnten zu Hautkrebs entwickeln. Kinder lieben Bilderbücher und freuen sich auf das abendliche Vorlesen. Reduzieren Sie Ihren Medienkonsum und Handygebrauch im Beisein Ihres Kindes möglichst auf ein Minimum. Kinder wollen natürlicherweise teilhaben an allem, was sie wahrnehmen. Was die Eltern oder auch ältere Geschwister machen, interessiert sie besonders. Nicht nur wegen der möglicherweise gesundheitsgefährdenden Strahlung, sondern auch aufgrund der vollkommen anderen Art des Lernens, sollten Computer, Handys und Co. erst in die Hände von Kindern gelangen, wenn sie Lesen und Schreiben gelernt haben. Schützen Sie die nackte Haut Ihres Kindes, vorrangig mit angemessener Kleidung. Sonnenschutzmittel sollten möglichst weder hormonelle Schadstoffe (wie chemische UV-Filter) noch Nanopartikel enthalten. Kurz-Tipps: • Schützen Sie Ihr Kind vor Unfallgefahren in der Wohnung und draußen. Geben Sie Ihrem Kind seine Zeit zum natürlichen Laufen lernen ohne Hilfsmittel. Draußen sind Laufräder das erste Verkehrsmittel der Wahl. • Gönnen Sie Ihrem Kind Freude an der Bewegung draußen. Denken Sie an guten Sonnenschutz. • Bilderbücher und das Vorlesen kindgerechter Bücher sind die ersten grundlegenden Medienerfahrungen Ihres Kindes. Nehmen Sie sich Zeit für das gemeinsame Erleben. • Verzichten Sie auf WLAN-verbundenes Spielzeug (intelligente Sprechpuppen, Tablets u. ä.). 9 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:04 Seite 10 Das Kindergartenalter Hinaus in die Welt Früher oder später wird die gemeinsame Zeit zu Hause enden und Ihr Kind wird tagsüber in einer Kita (Kindertagesstätte) oder im Kindergarten betreut. Dort wird es viele neue Erfahrungen mit anderen Kindern und Erwachsenen machen. Der Besuch von solchen Einrichtungen hat viele Vorteile für das Kind und verschafft der Familie Freiräume. Trotzdem will die Auswahl wohl überlegt sein. Ideal wäre es, wenn sich die Einrichtung in verkehrsarmer Lage befindet, mit sauberer Luft, nahen Grünflächen und Platz zum Spielen im Freien. Gesunde Innenräume Wichtig ist aber auch die Innenausstattung der Einrichtung. Immer wieder werden hier insbesondere Schadstoffe wie Holzschutzmittel, Formaldehyd (aus Spanplatten), Weichmacher, z. B. in PVC-Fußböden, und flüchtige organische Verbindungen (u.a. aus Lösemitteln) gemessen. Gesundes Essen Ihr Kind wird nun erstmals regelmäßig außer Haus verpflegt. In vielen Einrichtungen wird gesunde Biokost mit wenig Fleisch selber zubereitet. Dabei lernen auch schon die Kleinsten, sich am Kochen und Tischdecken bzw. -abräumen zu beteiligen. Kurz-Tipps: • Bei der Auswahl der Kita sollte gelten: Fußläufig, verkehrsarm, nahe an Grünflächen und Platz zum Spielen im Freien. • Legen Sie Wert auf eine schadstofffreie Innenausstattung ohne Holzschutzmittel, Formaldehyd, Weichmacher und flüchtige organische Verbindungen. • Achten Sie auf frische Biokost. Das Mitarbeiten der Kinder sollte selbstverständlich sein. 10 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:05 Seite 11 Das Schulkind Gesunde Schule Weil es viele ältere Schulgebäude gibt, muss hier mit Altlasten wie polychlorierten Biphenylen (PCB) aus Dichtungsmassen, Lacken und Isoliermitteln gerechnet werden. Zudem gibt es in älteren Gebäuden häufig Schimmelprobleme. Geht es auch leiser? Ein seit Jahren bekanntes Problem ist die zunehmend eingeschränkte Hörfähigkeit schon bei Schulkindern. Dies ist zum einen der mangelhaften Raumakustik in den Klassenräumen geschuldet, die erhöhte Lärmpegel begünstigt, zum anderen sind die Kinder selbst aktive Lärmquellen bzw. setzen sich auch in der Freizeit einem erhöhten Lärmpegel aus – vor allem durch zu laute Musik über Kopfhörer. Mein Smartphone und ich Eine herausragende Rolle nehmen die sozialen Medien, wie z. B. Facebook, ein. Die Kinder werden immer früher mit den allgegenwärtigen Geräten konfrontiert, müssen den Umgang damit aber erst erlernen. Lassen Sie es bei seinen ersten Erfahrungen mit Fernsehen, Internet usw. nicht alleine. Schaffen Sie handyfreie Zeiten für die ganze Familie und reduzieren Sie die Strahlenbelastung in Ihrem Haushalt. Kurz-Tipps: • Fragen Sie in der Schule nach möglichen Altlasten wie PCB, Holzschutzmitteln, Formaldehyd, Weichmachern, flüchtigen organischen Verbindungen und Schimmel. • Bemühen Sie sich ggf. um bauliche Veränderungen in den Klassenräumen, um die Akustik zu verbessern. Bei der Reduzierung des Lärmpegels sind sogenannte Lärmampeln hilfreich. • Reduzieren Sie die Strahlenbelastung im Haus, z. B. durch strahlungsarme DECT-Telefone und schalten Sie WLAN und alle nicht genutzten elektronischen Geräte nach Gebrauch aus. 11 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:05 Seite 12 Die Jugendlichen Wer bin ich? Die beginnende Pubertät stürzt Ihr Kind in neue Turbulenzen. Manche Auffälligkeiten wachsen sich aus, anderes braucht therapeutischen Beistand. Verhaltensauffälligkeiten wie ADS bzw. ADHS wurden bis vor kurzem noch hauptsächlich mit Medikamenten (wie z. B. Ritalin) behandelt, die ganz und gar nicht nebenwirkungsfrei sind. Wo ist mein Platz? Die Jugend sucht nach ihrem Platz in der Welt. Sich auszuprobieren erfordert Mut, die Grenzen werden aktiv gesucht und oftmals durch ein risikoreiches Verhalten herausgefordert. Unterstützen Sie Ihr Kind darin, die Balance zu finden. Aktive Teamsportarten wie Fußball oder Handball, aber auch Radund Skateboard helfen Ihrem Kind, seinen Platz zu finden und Risiken einzuschätzen. Erste Liebe Mit der Pubertät beginnt auch das Interesse am anderen Geschlecht. Antworten Sie auf entsprechende Fragen Ihres Kindes und sprechen Sie selber die damit verbundenen Freuden, wie auch mögliche Probleme an. Sucht kommt von Suchen Sei es beim Ausprobieren von legalen oder auch illegalen Drogen, bei übermäßigem Medienkonsum oder anderen Abhängigkeiten – z. B. von Modemarken oder falschen bzw. unerreichbaren Schönheitsidealen -, nehmen Sie Ihr Kind und seine Suche ernst. Sprechen auch Sie über Ihre Gefühle und Ängste. Nur wenn sich Ihr Kind von Ihnen angenommen fühlt, kann es über seine Ängste und Sorgen mit Ihnen sprechen. Schaffen Sie einen Ausgleich zur virtuellen Welt, begeistern Sie Ihr Kind für Sport, Musik, Wandern, Lesen oder Experimentieren. 12 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:05 Seite 13 Der Blick über den Tellerrand Manche Kinder entwickeln ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, z. B. für gequälte Masttiere in unserer industriellen Landwirtschaft. Sie wollen dann womöglich nur noch vegetarisch essen und stellen entsprechende Forderungen an die Familie. Nehmen Sie die Wünsche Ihres Kindes ernst und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Global denken – lokal handeln Womöglich werden dann nach und nach auch andere Lebensbereiche einem Check unterzogen, wie z. B. das Konsumverhalten generell. Kinder werden heutzutage über die Medien viel eindrücklicher als früher mit den Zuständen in anderen Teilen der Welt in Kriegen oder nach Naturkatastrophen konfrontiert. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, seine Hilflosigkeit anzunehmen und seine Handlungsfähigkeit wieder zu erlangen. Kurz-Tipps: • Fördern Sie Sport und Bewegung jeder Art. • Betonen Sie nicht nur die Gefahren, sondern auch die Freuden einer gelebten Sexualität. Die Risiken einer ungewollten Schwangerschaft und von sexuell übertragbaren Krankheiten (nicht nur HIV/AIDS) sollten offen besprochen werden. • Diskutieren Sie über legale und illegale Genuss- und Rauschmittel und ebenso über unbekanntere Formen der Sucht wie z. B. Internet- oder auch Geltungssucht. • Die Familie ist keine Insel. Diskutieren Sie globale Probleme wie Klimawandel, Krieg, Flucht oder Trinkwassermangel und loten Sie Handlungsmöglichkeiten für alle Familienmitglieder aus. • Auch die BUNDjugend kann eine hilfreiche Anlaufstelle sein, um Jugendliche handlungsfähig zu machen, Gleichgesinnte kennenzulernen und aktiv zu werden. Angebote finden Sie auf www.bundjugend.de. 13 Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:05 Seite 14 Eine enkeltaugliche Politik für eine gesunde Umwelt D er heutigen Generation obliegt es, nicht nur für die eigenen Kinder, sondern auch für weitere zukünftige Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Die Weichen hierfür muss die Politik stellen. Der BUND engagiert sich deshalb auf politischer Ebene in Deutschland und EU-weit für einen besseren Schutz von Umwelt und Gesundheit. Wir versuchen über unsere Kampagnenarbeit, den für echte Veränderungen oft unerlässlichen öffentlichen Druck aufzubauen. Entscheidend dabei sind die vielen Unterstützer und Unterstützerinnen, Mütter und Väter, die sich mit uns zusammen dafür einsetzen, dass Umwelt- und Gesundheitsschutz zu zentralen Themen der Politik werden. Dazu gehört eine strengere gesetzliche Regelung von gefährlichen Chemikalien im unmittelbaren Umfeld von Kindern und Heranwachsenden. Das sind, neben den klassischen Giften (Quecksilber, PCB, Blei, Cadmium), die hormonellen Schadstoffe wie Bisphenole, Phthalat-Weichmacher oder Parabene. Sie stecken u. a. in 14 Möbeln, Bodenbelägen, Tapeten, Spielzeug, Duschvorhängen, Autositzen, Kosmetika, Schuhen, Lebensmittelverpackungen, Konservendosen und im Essen selbst. Wir unterstützen die Entwicklung hin zu einer ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft. Wir fordern ein Verbot von umwelt- und gesundheitsschädlichen Pestiziden wie Glyphosat und eine allgemeine Reduzierung des Chemieeinsatzes in der Landwirtschaft. Unbelastetes Gemüse und Fleisch sollte insbesondere in Kitas und Schulkantinen die Regel sein. Bei der Festlegung von gesetzlichen Grenzwerten für Chemikalien muss vorsorglich die besondere Empfindlichkeit von Kindern berücksichtigt werden. Schadstoffe, die in das Hormonsystem eingreifen, können dagegen schon in sehr geringen Dosierungen wirken und haben in Alltagsprodukten und Nahrungsmitteln gar nichts zu suchen. Ein zunehmend wichtiges und kontrovers diskutiertes Thema in unserer digitalisierten Welt sind die potentiellen Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder (EMF). Auch hier gilt es die besondere Empfindlichkeit von Kindern bei gesetzlichen Maßnahmen zu berücksichtigen. Auf WLAN-fähiges Spielzeug und Babyfone sollte ganz verzichtet werden. Nicht zuletzt braucht es wirksame Maßnahmen, um die Schadstoffbelastung durch den Straßenverkehr zu reduzieren. Zu unseren Forderungen gehören die Förderung besonders schadstoffarmer Fahrzeuge, der Ausbau von Radwegenetzen, Tempo 30- und Fußgängerzonen sowie eine Reduzierung der Flächenversiegelung. Broschüre_Umwelt und Gesundheit_20x20_2_2012 18.10.16 12:05 Seite 15 Forderungen des Ak Gesundheit Fertilität und Schwangerschaft • Verbot von hormonell wirksamen Chemikalien für umweltoffene Anwendungen • Ausdehnung des Grenzwert- und Vorsorgekonzepts von Sendeanlagen auf Smartphones, Tablets etc. Nahrungsmittel • Ausbau des ökologischen Landbaus • Reduzierung des Pestizid- und Antibiotikaeinsatzes, Verbot besonders gefährlicher Pestizide Wohnumfeld • Verringerung der Schadstoffbelastung aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen (z. B. Kfz-Verkehr) • Ausweitung der Tempo 30 – Zonen und Spielstraßen, Ausweitung der Umweltzonen, Förderung des Radverkehrs Kita und Schule • Schadstofffreie und strahlungsarme Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder • Vermittlung von Medienkompetenz • Flächendeckende Mensaangebote mit überwiegend vegetarischer Biokost Allgemein • Extra Vorsorgewerte für Kinder für Wasser, Boden und Luft, z. B. für Weichmacher, Schwermetalle, Pestizide, Feinstäube, Formaldehyd, hormonwirksame Chemikalien, Strahlung u. a. • Unfallschutzvorsorge in allen Lebensbereichen • Verbot von funkbasierten Spielzeugen mit integrierten Smartphones oder Tablets, Sprech-Puppen und Spielkonsolen 15 TOXFOX DER PRODUKTCHECK Hormone im Duschgel? Weichmacher im Kinderwagen? Jetzt mit der neuen TOXFOX-App Schadstoffe erkennen oder Herstellern die „Giftfrage“ stellen. www.bund.net/toxfox JETZT RUNTERLADEN KOSTENLOS IM ITUNES APP- UND GOOGLE PLAY-STORE • Zu Risiken mobiler Kommunikationstechnologien: www.bund.net/emf Mit Lamas durch die Rhön, zelten an der Ostsee, mit dem Kanu durch Polen und Schweden oder mit der Kräuterhexe durch die Eiffel - die Landesverbände der BUNDjugend bieten für jede Altersgruppe Möglichkeiten an, um die Ferienzeit zu gestalten. Angebote unter www.bundjugend.de/termine Impressum Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. · Friends of the Earth Germany · Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin Fon (0 30) 27 5864-0 · Fax -40 · E-Mail: info@bund.net · www.bund.net · Konzept und Text: Erik Petersen · Manuel Fernandez V.i.S.d.P.: Yvonne Weber · Titelbild: lube | photocase.de · Fotos: S. 3: Unschuldslamm | photocase.de, S 4. Vanda Lay | photocase.de, S. 5 shutterstock.com | mtlapcevic, S. 6: kb-photodesign | photocase.de, S. 7: shutterstock.com | Oksana Kuzmina, S. 8: J.R. | photocase.de, S. 9: Mario Mavorin | photocase.de, S.10: frootmat | photocase.de, S.11: illmedia | photocase.de, shutterstock.com | 3DMAVR (unten), S. 12: SirName | photocase.de, S.13: emoji | photocase.de, shutterstock.com | Diana Taliun (unten), S. 16: phoozy | photocase.de, Gestaltung: Natur & Umwelt GmbH · Druck: Z. B.! Kunstdruck · Berlin, 10/2016 Die Erde braucht Freundinnen und Freunde Als BUND arbeiten wir seit vielen Jahren für einen verantwortungsvollen Umgang mit Chemikalien im Alltag. Auf der einen Seite wollen wir den Verbrauchern eine bewusste Entscheidung ermöglichen und zum anderen bei Politikern ein Umdenken im Sinne der Vorsorgepflicht erzielen. Wir fordern daher für das unmittelbare Umfeld von Kindern und Heranwachsenden strengere gesetzliche Regulierungen für gefährliche Chemikalien, welche sich u. a. in Möbeln, Bodenbelägen, Spielzeug, Kosmetika, Lebensmittelverpackungen befinden. Unterstützen Sie unsere Arbeit für eine gesunde Umwelt für gesunde Kinder und werden Sie BUNDmitglied ganz einfach auf: bund.net/mitgliedwerden
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