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Gesunde Umwelt
für gesunde Kinder
Schädigende Einflüsse
erkennen und vermeiden
www.bund.net
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Der Arbeitskreis
Gesundheit
K
linische und niedergelassene ÄrztInnen verschiedener Fachrichtungen, WissenschaftlerInnen und VerwaltungsexpertInnen, von Umweltkrankheiten Betroffene und UmweltexpertInnen engagieren sich ehrenamtlich im Arbeitskreis Gesundheit. Ihr Thema ist der vorsorgende Umwelt- und Gesundheitsschutz, ihre Motivation beziehen sie aus dem gemeinsamen
Engagement bei den zwei- bis viermal jährlich stattfindenden
Sitzungen, der Teilnahme an Aktivitäten sowie dem produktiven
Arbeiten in Netzwerken. Sie beteiligen sich an Tagungen,
halten Vorträge, verfassen Beiträge für Zeitschriften usw.
Der AK Gesundheit versteht sich aufgrund seiner Interdisziplinarität als Querschnittsarbeitskreis, der mit fundiertem Fachwissen in Theorie und Praxis allen Fachdisziplinen im BUND
zur Seite steht, der kritisch die Folgen menschlichen Handelns
hinterfragt und entsprechende Empfehlungen für ein umwelt- und gesundheitsförderndes Verhalten und Handeln gibt.
Die Mitglieder beteiligen sich an politischen Fachdiskussionen
und tragen die Thematik in die verschiedenen Gremien des
BUND. Langfristig soll auch eine eigene BUND-Position „Umwelt
und Gesundheit“ entstehen.
Wer im Arbeitskreis Gesundheit
mitarbeiten möchte, ist herzlich
eingeladen. Weitere Informationen
zur Arbeit des AKs finden Sie unter
www.bund.net/ueber_uns/arbeitskreise/gesundheit
Seit seiner Gründung fordert der AK die Verantwortlichen in
Politik, Verwaltung und Wirtschaft auf, im Sinne eines vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutzes darauf zu verzichten,
umweltschädliche Stoffe zu produzieren oder in die Umwelt
freizusetzen.
Der Arbeitskreis kümmert sich schwerpunktmäßig um die gesundheitlichen Auswirkungen von Chemikalien, Mobilfunk,
Feinstaub und Nanopartikel, Gentechnik und insbesondere um
Kindergesundheit.
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G
esunde Kinder sind der Herzenswunsch eines jeden Elternpaares. Häufig schon bei der Familienplanung, spätestens
aber während der Schwangerschaft, sind werdende Eltern
äußerst sensibel und aufmerksam für alles, was das Wohl ihrer
Kinder gefährden könnte.
Die Gefahren für die Gesundheit von Kindern haben sich in
den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Die früher
oftmals tödlichen Infektionskrankheiten wie Masern und Polio
haben zumindest in unseren Breiten weitgehend ihren Schrecken
verloren. Dagegen verunsichern tägliche Meldungen über neue
mögliche Gesundheitsrisiken durch Schadstoffe in Lebensmitteln
und Alltagsprodukten oder maßlosen Umgang mit digitalen
Medien. Gleichzeitig bereitet die Zunahme von chronischen
Gesundheitsstörungen Sorgen: Die Zahl der Kinder, die unter
Übergewicht und Fettleibigkeit oder allergischen Erkrankungen
leiden, steigt mit beunruhigender Geschwindigkeit. Daneben
häufen sich die psychosozialen Verhaltensstörungen, beispielsweise das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) bzw. die
Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS).
Dieser Ratgeber wendet sich an Eltern und Paare, die eine
Elternschaft planen. Er enthält einen Überblick möglicher Umwelteinflüsse, denen ihre Kinder im Laufe ihrer Entwicklung
ausgesetzt sind, gibt Tipps und Anregungen, wie sie diese so
gut wie nötig, aber auch so einfach wie möglich, schützen
können. Oftmals lassen sich mit nur wenigen Maßnahmen
Ihre eigenen Belastungen und die Ihrer Kinder in bedeutendem
Maße verringern, ohne Einbußen an Komfort oder hohe Kosten
in Kauf nehmen zu müssen.
Gesunde Kinder
in einer gesunden
Umwelt
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Alles wird gut
Eine sorgenfreie Schwangerschaft ist etwas Wunderbares. Sich
auf das Kind freuen und die Monate bis zur Geburt genießen
können – das wünscht sich jede Schwangere.
Eine Reihe von nützlichen Empfehlungen zur Vorsorge für
Mutter und werdendes Kind sind hinreichend bekannt: Alkohol,
Tabak und bestimmte Speisen, darunter rohes Fleisch, sind
schädlich für das Ungeborene. Weniger geläufig ist, dass auch
Chemikalien, die in Alltagsprodukten stecken, die Gesundheit
des Kindes gefährden können. Besonders Stoffe, die wie Hormone wirken, sind problematisch. Die Weltgesundheitsorganisation vermutet einen Zusammenhang mit hormonell bedingten
Krankheiten, wie Brust- und Hodenkrebs, Diabetes oder Übergewicht, die in den letzten Jahrzehnten weltweit häufiger
auftreten.
Was also tun?
Schwangerschaft
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Selbst für Experten ist es schwer zu erkennen, welche potentiell
gefährlichen Chemikalien wo enthalten sind. Eine Möglichkeit,
das Risiko zu reduzieren besteht darin, auf Umweltsiegel wie
den Blauen Engel oder das EU-Umweltzeichen („Euroblume“)
zu achten. Mehrmals täglich lüften (Querlüftung) und regelmäßig
Staubsaugen sollte zur Routine werden, da sich auch im
Wohnbereich, vor allem im Hausstaub, Schadstoffe ansammeln.
In Spraydosen, Haarfärbemitteln, Farben und Lacken, chemischen
Haushaltsreinigern, künstlichen Duftstoffen oder Mückensprays
lauern häufig gesundheitsschädliche Stoffe. Viele dieser
Produkte sind vermeidbar oder durch unbedenkliche Alternativen
zu ersetzen.
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Lebensmittelverpackungen sind eine weitere potentielle Schadstoffquelle. So können z. B. Doseninnenbeschichtungen das
Hormongift Bisphenol A enthalten. Durch frische und abwechslungsreiche Ernährung, möglichst aus ökologischer Produktion,
lässt sich der Kontakt mit Chemikalien weiter minimieren.
Ein weiteres Gesundheitsrisiko während der Schwangerschaft
sind Strahlenbelastungen jeglicher Art, vor allem Röntgen und
Computertomographie (CT). Aber auch von Mobilfunk verursachter Elektrosmog kann Schaden anrichten. Entsprechende
Geräte sollten deshalb nach Gebrauch ausgeschaltet und nicht
am Körper getragen werden.
Kurz-Tipps:
• Farben sollten keine oder wenig Lösungsmittel enthalten.
Anti-Schimmel-Farbe enthält schädliche Biozide und ist in
Innenräumen vollkommen unnötig.
• Verzichten Sie auf Vlies- oder Vinyl-Tapeten. Darin stecken
schädliche Weichmacher. Verwenden Sie besser Papiertapeten
und wasserlösliche Tapetenkleister.
• Vermeiden Sie Bodenbelag aus PVC, der Weichmacher ausdünstet. Alternativen sind z. B. Holz, Linoleum, Kork oder
Naturkautschuk. Auch Teppiche sollten keinen PVC-Rücken
besitzen.
Gesunder Nestbau
Die Vorfreude ist groß, ein Kinderzimmer wird eingerichtet,
die Wände frisch gestrichen, neue Möbel angeschafft. Jedoch
in Farben, Lacken, Klebern, Möbeln und Baumaterialien lauern
Schadstoffe, denen sich eine Schwangere nicht aussetzen
sollte. Das Renovieren sollte die werdende Mama daher anderen
überlassen.
• Neue Matratzen sollten Sie sofort aus der Verpackung
nehmen und lange und gut auslüften, bevor Sie oder Ihr
Baby darauf schlafen.
Am besten frühzeitig – spätestens drei Monate vor der Geburt
– sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. So kann die Wohnung
noch auslüften. Denn auch das Baby sollte nicht in ein frisch
renoviertes Zimmer einziehen. Klappt das nicht, warten Sie
mit der Renovierung lieber bis nach dem ersten Geburtstag.
Gute Gebrauchtmöbel sind eine sinnvolle Alternative.
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Ein neuer Mensch
Ihr Neugeborenes braucht vor allem ein sicheres Bett, gesunde
Nahrung und viel Körperkontakt. Das Baby schläft am besten
in einem Beistellbett und in einem Schlafsack. Viele Kissen
und Spielzeug gehören nicht ins Bett. Babys brauchen Platz
zum Strampeln und Herumdrehen und sie brauchen es rauchfrei
– selbstverständlich auch im Auto. Verzichten Sie und Ihre
Gäste bzw. MitfahrerInnen gänzlich auf das Rauchen in der
Wohnung und im Auto, am besten schon ab der Planung einer
Schwangerschaft.
Stillen: ja bitte!
Neugeborenes und
Krabbelalter
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Die beste Nahrung, weil von Natur aus dafür bestimmt, ist
und bleibt die Muttermilch. Die Weltgesundheitsorganisation
und die Nationale Stillkommission empfehlen ausschließliches
Stillen in den ersten sechs Monaten für gesunde, reif geborene
Säuglinge. Erst dann soll mit der Beikost begonnen werden.
Im Zweifelsfall können Sie Ihre Muttermilch kostenlos auf
Schadstoffe untersuchen lassen. Nur wenn das Stillen nicht
möglich ist, muss zu industriell hergestellter Säuglingsnahrung
gegriffen werden. Kuhmilch ist kein Ersatz für Muttermilch
und sollte, um einer Kuhmilchallergie vorzubeugen, nur in geringen Mengen gegeben werden. Frisches Leitungswasser ist
bestens geeignet als Getränk und für die Zubereitung von
Säuglingsnahrung. Vorher einige Sekunden abfließen lassen,
bis es kühl aus dem Hahn fließt. Wasser, das über längere Zeit
in der Leitung steht, kann durch Inhaltsstoffe aus dem Leitungsmaterial, Mikroben und Korrosion beeinträchtigt sein.
Vermeiden Sie gesüßte Getränke. Diese schaden nicht nur den
kommenden Milchzähnen, sondern gewöhnen das Kind an
den süßen Geschmack. Sobald das Kind greifen kann, sollte es
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an den täglichen Mahlzeiten der Familie teilnehmen. Denken
Sie daran, dass dies zuerst sicher eher ein Spiel ist, als dass es
der Nahrungsaufnahme dient, aber Ihr Kind wird sich wohl
und angenommen fühlen, wenn es dazu gehört.
Unser Krabbelkind
Das Krabbelalter bringt mit sich, dass Ihr Kind sich meistenteils
in Bodennähe aufhält und natürlich alles Mögliche aufgreift
und erst einmal in den Mund steckt. Lassen Sie deshalb keine
Gegenstände herumliegen, die verschluckt oder aus denen
durch Lutschen Chemikalien aufgenommen werden könnten.
Dazu gehören u. a. Phthalat-Weichmacher in Produkten aus
Weich-PVC, die in den Hormonhaushalt eingreifen und unter
anderem im Verdacht stehen, Unfruchtbarkeit hervorzurufen.
EU-weit sind drei Weichmacher in Spielzeugen und Babyartikeln
bereits generell verboten. Weitere dürfen zumindest nicht
mehr in Spielzeugen und Babyartikeln enthalten sein, die von
Kindern bestimmungsgemäß in den Mund genommen werden.
Bei allen anderen Produkten, die Weichmacher enthalten
könnten, müssten Sie selbst dafür Sorge tragen, dass diese gar
nicht erst im Wohnbereich landen. Problematisch sind auch
PVC-Böden, von denen sich die Weichmacher im Staub anreichern.
Kurz-Tipps:
• Babys schlafen am besten und sichersten in einem Schlafsack im eigenen Bett.
• Muttermilch ist die beste Nahrung in den ersten sechs Monaten.
• Vermeiden Sie die Aufnahme von hormonähnlichen Substanzen wie Weichmachern aus Kunststoffprodukten, die in den Mund genommen werden können, und PVC-haltige Fußböden, auf denen die
Krabbelkinder herumrutschen. Fußböden austauschen oder regelmäßig nass reinigen.
• Vermeiden Sie Strahlungsquellen: Nutzen Sie kein Babyfon, das gepulste Mikrowellen (WLAN, DECT)
ausstrahlt.
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Laufen will gelernt sein
Sobald das Kind auf eigenen Beinen steht, wird es in der
Wohnung schnell zu eng. Bitte denken Sie daran, mögliche
Gefahrenquellen zu entschärfen, bevor es zu spät ist. Heiße
Herdplatten oder Töpfe und Kannen mit heißen Getränken
führen immer wieder zu Unfällen mit schweren Verbrennungen.
Durch ungesicherte Treppen kann es zu Stürzen kommen, unbefestigte Regale können umfallen, wenn sich ihr Kind daran
aufrichtet.
Das
Kleinkind
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Machen Sie sich keine Sorgen, wenn sich Ihr Kind mit dem
Laufen Zeit lässt. Jedes Kind ist eine Einzelpersönlichkeit und
braucht seine Zeit. Forcieren Sie vor allem nicht das Stehen
oder Laufen, Ihr Kind weiß am besten, wann es kräftig genug
ist. Andernfalls besteht die Gefahr einer nachhaltigen Schädigung
aufgrund einer Überlastung des noch unreifen Halteapparats.
Finger weg insbesondere von sogenannten Hopsern oder Lauflernhilfen: Diese sind vollkommen unnatürlich und keine Hilfe,
sondern schaden und führen immer wieder zu schweren
Unfällen. Hingegen sind Laufräder ab dem zweiten Lebensjahr
empfehlenswert, da Kinder ihren Gleichgewichtssinn schulen
und viel sicherer unterwegs sind als mit Dreirädern oder Fahrrädern mit Stützrädern. Auch gelingt der Wechsel auf ein normales Kinderrad meist problemlos. Da ihr Kind schnell lernt
und ebenso zügig mit dem Laufrad unterwegs ist, muss
spätestens jetzt die Verkehrserziehung beginnen, damit Ihr
Kind z. B. weiß, wann es wo stehenbleiben und auf Sie warten
muss.
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Bewegung macht Spaß
Mein erstes Buch
Freude an der Bewegung ist quasi ein Garant dafür, dass
Übergewicht gar nicht erst auftreten kann. Das Spiel im Freien
bei jedem Wetter sollte tägliches Ritual werden. Während bei
Regenwetter wohl niemand die Matschhose vergessen würde,
kann man immer wieder sehr leicht bekleidete Kinder bei Sonnenschein erleben. Denken Sie daran, dass die Haut niemals
vergisst. Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel und könnte sich
nach Jahrzehnten zu Hautkrebs entwickeln.
Kinder lieben Bilderbücher und freuen sich auf das abendliche
Vorlesen. Reduzieren Sie Ihren Medienkonsum und Handygebrauch im Beisein Ihres Kindes möglichst auf ein Minimum.
Kinder wollen natürlicherweise teilhaben an allem, was sie
wahrnehmen. Was die Eltern oder auch ältere Geschwister
machen, interessiert sie besonders. Nicht nur wegen der möglicherweise gesundheitsgefährdenden Strahlung, sondern auch
aufgrund der vollkommen anderen Art des Lernens, sollten
Computer, Handys und Co. erst in die Hände von Kindern gelangen, wenn sie Lesen und Schreiben gelernt haben.
Schützen Sie die nackte Haut Ihres Kindes, vorrangig mit angemessener Kleidung. Sonnenschutzmittel sollten möglichst
weder hormonelle Schadstoffe (wie chemische UV-Filter) noch
Nanopartikel enthalten.
Kurz-Tipps:
• Schützen Sie Ihr Kind vor Unfallgefahren in der Wohnung und draußen. Geben Sie Ihrem
Kind seine Zeit zum natürlichen Laufen lernen ohne Hilfsmittel. Draußen sind Laufräder
das erste Verkehrsmittel der Wahl.
• Gönnen Sie Ihrem Kind Freude an der Bewegung draußen. Denken Sie an guten Sonnenschutz.
• Bilderbücher und das Vorlesen kindgerechter Bücher sind die ersten grundlegenden
Medienerfahrungen Ihres Kindes. Nehmen Sie sich Zeit für das gemeinsame Erleben.
• Verzichten Sie auf WLAN-verbundenes Spielzeug (intelligente Sprechpuppen, Tablets u. ä.).
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Das Kindergartenalter
Hinaus in die Welt
Früher oder später wird die gemeinsame Zeit zu Hause enden
und Ihr Kind wird tagsüber in einer Kita (Kindertagesstätte)
oder im Kindergarten betreut. Dort wird es viele neue Erfahrungen
mit anderen Kindern und Erwachsenen machen. Der Besuch
von solchen Einrichtungen hat viele Vorteile für das Kind und
verschafft der Familie Freiräume. Trotzdem will die Auswahl
wohl überlegt sein. Ideal wäre es, wenn sich die Einrichtung in
verkehrsarmer Lage befindet, mit sauberer Luft, nahen Grünflächen und Platz zum Spielen im Freien.
Gesunde Innenräume
Wichtig ist aber auch die Innenausstattung der Einrichtung.
Immer wieder werden hier insbesondere Schadstoffe wie Holzschutzmittel, Formaldehyd (aus Spanplatten), Weichmacher,
z. B. in PVC-Fußböden, und flüchtige organische Verbindungen
(u.a. aus Lösemitteln) gemessen.
Gesundes Essen
Ihr Kind wird nun erstmals regelmäßig außer Haus verpflegt.
In vielen Einrichtungen wird gesunde Biokost mit wenig Fleisch
selber zubereitet. Dabei lernen auch schon die Kleinsten, sich
am Kochen und Tischdecken bzw. -abräumen zu beteiligen.
Kurz-Tipps:
• Bei der Auswahl der Kita sollte gelten: Fußläufig, verkehrsarm, nahe an Grünflächen und Platz zum Spielen im Freien.
• Legen Sie Wert auf eine schadstofffreie Innenausstattung
ohne Holzschutzmittel, Formaldehyd, Weichmacher und
flüchtige organische Verbindungen.
• Achten Sie auf frische Biokost. Das Mitarbeiten der Kinder
sollte selbstverständlich sein.
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Das Schulkind
Gesunde Schule
Weil es viele ältere Schulgebäude gibt, muss hier mit Altlasten
wie polychlorierten Biphenylen (PCB) aus Dichtungsmassen,
Lacken und Isoliermitteln gerechnet werden. Zudem gibt es in
älteren Gebäuden häufig Schimmelprobleme.
Geht es auch leiser?
Ein seit Jahren bekanntes Problem ist die zunehmend eingeschränkte Hörfähigkeit schon bei Schulkindern. Dies ist zum
einen der mangelhaften Raumakustik in den Klassenräumen
geschuldet, die erhöhte Lärmpegel begünstigt, zum anderen
sind die Kinder selbst aktive Lärmquellen bzw. setzen sich
auch in der Freizeit einem erhöhten Lärmpegel aus – vor allem
durch zu laute Musik über Kopfhörer.
Mein Smartphone und ich
Eine herausragende Rolle nehmen die sozialen Medien, wie z. B.
Facebook, ein. Die Kinder werden immer früher mit den allgegenwärtigen Geräten konfrontiert, müssen
den Umgang damit aber erst erlernen.
Lassen Sie es bei seinen ersten Erfahrungen
mit Fernsehen, Internet usw. nicht alleine.
Schaffen Sie handyfreie Zeiten für die
ganze Familie und reduzieren Sie die
Strahlenbelastung in Ihrem Haushalt.
Kurz-Tipps:
• Fragen Sie in der Schule nach möglichen Altlasten wie PCB,
Holzschutzmitteln, Formaldehyd, Weichmachern, flüchtigen
organischen Verbindungen und Schimmel.
• Bemühen Sie sich ggf. um bauliche Veränderungen in den
Klassenräumen, um die Akustik zu verbessern. Bei der Reduzierung des Lärmpegels sind sogenannte Lärmampeln hilfreich.
• Reduzieren Sie die Strahlenbelastung im Haus, z. B. durch
strahlungsarme DECT-Telefone und schalten Sie WLAN und
alle nicht genutzten elektronischen Geräte nach Gebrauch
aus.
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Die Jugendlichen
Wer bin ich?
Die beginnende Pubertät stürzt Ihr Kind in neue Turbulenzen.
Manche Auffälligkeiten wachsen sich aus, anderes braucht
therapeutischen Beistand. Verhaltensauffälligkeiten wie ADS
bzw. ADHS wurden bis vor kurzem noch hauptsächlich mit
Medikamenten (wie z. B. Ritalin) behandelt, die ganz und gar
nicht nebenwirkungsfrei sind.
Wo ist mein Platz?
Die Jugend sucht nach ihrem Platz in der Welt. Sich auszuprobieren erfordert Mut, die Grenzen werden aktiv gesucht und
oftmals durch ein risikoreiches Verhalten herausgefordert. Unterstützen Sie Ihr Kind darin, die Balance zu finden. Aktive
Teamsportarten wie Fußball oder Handball, aber auch Radund Skateboard helfen Ihrem Kind, seinen Platz zu finden und
Risiken einzuschätzen.
Erste Liebe
Mit der Pubertät beginnt auch das Interesse am anderen Geschlecht. Antworten Sie auf entsprechende Fragen Ihres Kindes
und sprechen Sie selber die damit verbundenen Freuden, wie
auch mögliche Probleme an.
Sucht kommt von Suchen
Sei es beim Ausprobieren von legalen oder auch illegalen
Drogen, bei übermäßigem Medienkonsum oder anderen Abhängigkeiten – z. B. von Modemarken oder falschen bzw. unerreichbaren Schönheitsidealen -, nehmen Sie Ihr Kind und
seine Suche ernst. Sprechen auch Sie über Ihre Gefühle und
Ängste. Nur wenn sich Ihr Kind von Ihnen angenommen fühlt,
kann es über seine Ängste und Sorgen mit Ihnen sprechen.
Schaffen Sie einen Ausgleich zur virtuellen Welt, begeistern
Sie Ihr Kind für Sport, Musik, Wandern, Lesen oder Experimentieren.
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Der Blick über den Tellerrand
Manche Kinder entwickeln ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, z. B. für gequälte Masttiere in unserer industriellen
Landwirtschaft. Sie wollen dann womöglich nur noch vegetarisch
essen und stellen entsprechende Forderungen an die Familie.
Nehmen Sie die Wünsche Ihres Kindes ernst und bieten Sie
Ihre Unterstützung an.
Global denken – lokal handeln
Womöglich werden dann nach und nach auch andere Lebensbereiche einem Check unterzogen, wie z. B. das Konsumverhalten
generell. Kinder werden heutzutage über die Medien viel eindrücklicher als früher mit den Zuständen in anderen Teilen der
Welt in Kriegen oder nach Naturkatastrophen konfrontiert.
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, seine Hilflosigkeit anzunehmen und seine Handlungsfähigkeit wieder zu erlangen.
Kurz-Tipps:
• Fördern Sie Sport und Bewegung jeder Art.
• Betonen Sie nicht nur die Gefahren, sondern auch die Freuden einer gelebten Sexualität.
Die Risiken einer ungewollten Schwangerschaft und von sexuell übertragbaren Krankheiten (nicht nur HIV/AIDS) sollten offen besprochen werden.
• Diskutieren Sie über legale und illegale Genuss- und Rauschmittel und ebenso über
unbekanntere Formen der Sucht wie z. B. Internet- oder auch Geltungssucht.
• Die Familie ist keine Insel. Diskutieren Sie globale Probleme wie Klimawandel, Krieg,
Flucht oder Trinkwassermangel und loten Sie Handlungsmöglichkeiten für alle Familienmitglieder aus.
• Auch die BUNDjugend kann eine hilfreiche Anlaufstelle sein, um Jugendliche handlungsfähig zu machen, Gleichgesinnte kennenzulernen und aktiv zu werden. Angebote finden
Sie auf www.bundjugend.de.
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Eine enkeltaugliche
Politik für eine
gesunde Umwelt
D
er heutigen Generation obliegt es, nicht nur für die eigenen
Kinder, sondern auch für weitere zukünftige Generationen
eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Die Weichen
hierfür muss die Politik stellen. Der BUND engagiert sich
deshalb auf politischer Ebene in Deutschland und EU-weit für
einen besseren Schutz von Umwelt und Gesundheit.
Wir versuchen über unsere Kampagnenarbeit, den für echte
Veränderungen oft unerlässlichen öffentlichen Druck aufzubauen.
Entscheidend dabei sind die vielen Unterstützer und Unterstützerinnen, Mütter und Väter, die sich mit uns zusammen
dafür einsetzen, dass Umwelt- und Gesundheitsschutz zu zentralen Themen der Politik werden.
Dazu gehört eine strengere gesetzliche Regelung von gefährlichen
Chemikalien im unmittelbaren Umfeld von Kindern und Heranwachsenden. Das sind, neben den klassischen Giften (Quecksilber,
PCB, Blei, Cadmium), die hormonellen Schadstoffe wie Bisphenole,
Phthalat-Weichmacher oder Parabene. Sie stecken u. a. in
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Möbeln, Bodenbelägen, Tapeten, Spielzeug, Duschvorhängen,
Autositzen, Kosmetika, Schuhen, Lebensmittelverpackungen,
Konservendosen und im Essen selbst.
Wir unterstützen die Entwicklung hin zu einer ökologisch
nachhaltigen Landwirtschaft. Wir fordern ein Verbot von umwelt- und gesundheitsschädlichen Pestiziden wie Glyphosat
und eine allgemeine Reduzierung des Chemieeinsatzes in der
Landwirtschaft. Unbelastetes Gemüse und Fleisch sollte insbesondere in Kitas und Schulkantinen die Regel sein.
Bei der Festlegung von gesetzlichen Grenzwerten für Chemikalien
muss vorsorglich die besondere Empfindlichkeit von Kindern
berücksichtigt werden. Schadstoffe, die in das Hormonsystem
eingreifen, können dagegen schon in sehr geringen Dosierungen
wirken und haben in Alltagsprodukten und Nahrungsmitteln
gar nichts zu suchen.
Ein zunehmend wichtiges und kontrovers diskutiertes Thema
in unserer digitalisierten Welt sind die potentiellen Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder (EMF). Auch hier
gilt es die besondere Empfindlichkeit von Kindern bei gesetzlichen
Maßnahmen zu berücksichtigen. Auf WLAN-fähiges Spielzeug
und Babyfone sollte ganz verzichtet werden.
Nicht zuletzt braucht es wirksame Maßnahmen, um die Schadstoffbelastung durch den Straßenverkehr zu reduzieren. Zu
unseren Forderungen gehören die Förderung besonders schadstoffarmer Fahrzeuge, der Ausbau von Radwegenetzen, Tempo
30- und Fußgängerzonen sowie eine Reduzierung der Flächenversiegelung.
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Forderungen des Ak Gesundheit
Fertilität und Schwangerschaft
• Verbot von hormonell wirksamen Chemikalien für umweltoffene Anwendungen
• Ausdehnung des Grenzwert- und Vorsorgekonzepts von Sendeanlagen auf
Smartphones, Tablets etc.
Nahrungsmittel
• Ausbau des ökologischen Landbaus
• Reduzierung des Pestizid- und Antibiotikaeinsatzes, Verbot besonders gefährlicher
Pestizide
Wohnumfeld
• Verringerung der Schadstoffbelastung aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen
(z. B. Kfz-Verkehr)
• Ausweitung der Tempo 30 – Zonen und Spielstraßen, Ausweitung der Umweltzonen,
Förderung des Radverkehrs
Kita und Schule
• Schadstofffreie und strahlungsarme Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder
• Vermittlung von Medienkompetenz
• Flächendeckende Mensaangebote mit überwiegend vegetarischer Biokost
Allgemein
• Extra Vorsorgewerte für Kinder für Wasser, Boden und Luft, z. B. für Weichmacher,
Schwermetalle, Pestizide, Feinstäube, Formaldehyd, hormonwirksame Chemikalien,
Strahlung u. a.
• Unfallschutzvorsorge in allen Lebensbereichen
• Verbot von funkbasierten Spielzeugen mit integrierten Smartphones oder Tablets,
Sprech-Puppen und Spielkonsolen
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TOXFOX
DER PRODUKTCHECK
Hormone im Duschgel?
Weichmacher im Kinderwagen?
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Schadstoffe erkennen oder
Herstellern die „Giftfrage“ stellen.
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Impressum Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. · Friends of the Earth Germany · Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin
Fon (0 30) 27 5864-0 · Fax -40 · E-Mail: info@bund.net · www.bund.net · Konzept und Text: Erik Petersen · Manuel Fernandez
V.i.S.d.P.: Yvonne Weber · Titelbild: lube | photocase.de · Fotos: S. 3: Unschuldslamm | photocase.de, S 4. Vanda Lay | photocase.de,
S. 5 shutterstock.com | mtlapcevic, S. 6: kb-photodesign | photocase.de, S. 7: shutterstock.com | Oksana Kuzmina, S. 8: J.R. | photocase.de,
S. 9: Mario Mavorin | photocase.de, S.10: frootmat | photocase.de, S.11: illmedia | photocase.de, shutterstock.com | 3DMAVR (unten),
S. 12: SirName | photocase.de, S.13: emoji | photocase.de, shutterstock.com | Diana Taliun (unten), S. 16: phoozy | photocase.de,
Gestaltung: Natur & Umwelt GmbH · Druck: Z. B.! Kunstdruck · Berlin, 10/2016
Die Erde braucht
Freundinnen und
Freunde
Als BUND arbeiten wir seit vielen
Jahren für einen verantwortungsvollen Umgang mit Chemikalien im
Alltag. Auf der einen Seite wollen
wir den Verbrauchern eine bewusste
Entscheidung ermöglichen und zum
anderen bei Politikern ein Umdenken
im Sinne der Vorsorgepflicht erzielen.
Wir fordern daher für das unmittelbare Umfeld von Kindern und Heranwachsenden strengere gesetzliche
Regulierungen für gefährliche Chemikalien, welche sich u. a. in Möbeln,
Bodenbelägen, Spielzeug, Kosmetika,
Lebensmittelverpackungen befinden.
Unterstützen Sie unsere
Arbeit für eine gesunde
Umwelt für gesunde Kinder
und werden Sie BUNDmitglied ganz einfach auf:
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