Briefe zur
Transformation
movum
5/2017
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Kunst-P
Global
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Kultur und Transformation
THEORIE
PRAXIS
WIE LÄSST SICH EINE „KULTUR
DES WENIGER“ GESTALTEN?
Von Bernd Sommer und Harald Welzer
DER AUSSENSEITER
Ein Porträt des Künstlers
Hermann Josef Hack
„ES GIBT KEINE STÜCKE ZU UMWELTZERSTÖRUNG“
Interview mit Theaterschauspieler Ulrich Matthes
KRISTALLISATION DES KLIMAWANDELS
Von Daniela Schmidtke
Foto: Saša Fuis
movum.info
EDITORIAL
1
KULTUR UND NATUR IM ZEITALTER DES MENSCHEN
Von Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings
D
ie Aufklärung war der Versuch einer Emanzipation des Menschen von der Natur. Fortschritt verhieß Kontrolle über die Natur und
die Unwägbarkeiten des Lebens. In dieser
Idee steckte die Hoffnung, die ungezähmte
Natur durch die kulturelle Vernunft zu ersetzen. Die große Hoffnung auf eine rational begründete Gesellschaft, wie sie Gottfried Leibniz Ende des
17. Jahrhunderts beschrieb, grub sich tief in unserer Kultur ein.
Es entstand ein Naturbild, in dem der Mensch der Gute und
die Natur das Böse war. Francis Bacon gab dem Menschen die
Aufgabe, die Natur zu besiegen, für René Descartes waren Entdeckungen siegreiche Schlachten gegen die Natur. Das Problem
dieses Weltbildes liegt in seiner Wirkung: Die großen Umweltkrisen der Gegenwart, vom Klimawandel über das Artensterben bis
zur Überdüngung, sind im Kern das Ergebnis der falschen Entgegensetzung Mensch versus Natur. Die Debatten um die massiven,
globalen Umweltverschlechterungen zeigen, dass dieser Gegensatz so nicht mehr lange lebbar sein wird.
Während unsere Umwelt immer menschengestalteter wird,
sehnen wir uns zurück in die Natur, ins Natürliche. Das Natürliche sind dabei in der Regel Gärten, Parks, allenfalls eine Wanderung über saftige Almwiesen. Das Adjektiv natürlich ist wegen
des überall auf der Erde spürbaren Einflusses des Menschen
jedoch irreführend. Bei dem Wort natürlich assoziieren wir
ursprünglich, unberührt, echt, rein und sauber. Intuitiv ist natürlich immer besser als künstlich: Joghurt mit natürlichen Aromen,
Getränke mit natürlichem Fruchtzucker und Gummibärchen mit
natürlichen Farbstoffen scheinen uns gesünder als ihre künstlichen Alternativen – selbst wenn die chemische Struktur der
Inhaltsstoffe identisch ist.
Dort, wo uns die Kultur zu viel geworden ist, hat die Natur
wieder Einzug gehalten – zumindest das, was man für Natur
hält: Immer größere Einkaufszentren versuchen ihre Besucher
mit auf Fotowänden gedrucktem Urwald, aus Lautsprechern
ertönenden Vogelstimmen und sonnengefluteten Kunst-IndoorGärten zu locken. Die ehemals größte Mall der Welt, die West
Edmonton Mall im kanadischen Alberta, beinhaltet eine künstliche Lagune, einen Wasser-Erlebnispark, einen Tiefseebereich
und einen Wald voll Palmen: Convenient-Natur zum Anfassen und Shoppen. Diese keimfreie, gefahrlose Natur mit künstlich zerstäubtem Fichtennadelextrakt ist es, die uns entspannen
lassen soll.
Spätestens hier wird deutlich, dass das Ideal der natürlichen Natur ein Luftschloss ist. Nicht nur in der Kunstnatur von
Kaufhäusern, sondern überall, wo die menschliche Kultur ihre
Spuren hinterlassen hat, ist die wilde Unberührtheit dahin. Heute
sind diese menschlichen Kulturspuren in den tiefsten Tiefen der
Meere, auf den höchsten Bergen und sogar im ewigen Eis zu
finden. Und auch im Alltag hält die Natur wieder Einzug: Starkregen, verheerende Stürme und ein Jahrhundertsommer nach
dem anderen zeigen uns mehr denn je, dass wir der Natur nicht
entkommen werden.
Wenn Wasser und Schlamm im Keller stehen, wird
wieder klar, warum Menschen jahrtausendelang nicht in
den Überflutungsgebieten von Flüssen gesiedelt haben.
Die Debatten um den Beginn der Epoche des Anthropozäns, der
Menschenzeit, zeigen, dass der Mensch mit seinen Aktivitäten zu
einem geologischen Faktor geworden ist: Seit Beginn der Industrialisierung haben wir so viele neuartige Mineralien in so kurzer
Zeit in Umlauf gebracht, wie es die Natur in 2,4 Milliarden Jahren
nicht geschafft hat; der Stickstoffeintrag in die Biosphäre durch
künstliche Dünger ist in der Erdgeschichte ohne Beispiel und
unsere Schiffe und Flugzeuge überschreiten artengeografische
Barrieren und verändern den Lauf der Evolution. Diese Erkenntnisse heben den Dualismus zwischen Natur und Kultur auf.
Hier hält das Anthropozän besonders für Umweltpolitiker,
Umweltverbände und Ökologen eine kulturelle Herausforderung
bereit: In der Regel insinuieren wir den Menschen als schlecht,
als Störer der guten, unberührten, sich im Gleichgewicht befindenden Natur. In einem Zeitalter, in dem wir Menschen als Leitfossil noch lebendig sind, hebt sich dieser Gegensatz auf: Der
Mensch muss sich als integrativer Bestandteil der heutigen Natur
auffassen. Wir müssen es schaffen, uns als der Natur zugehörig zu
begreifen. Unsere Kultur kann nicht von der Natur, sondern nur
mit der Natur leben. Wir sind nicht von einer Umwelt umgeben,
sondern wir leben in einer von uns entscheidend geprägten
Unswelt. Politik und Wirtschaft alleine können unsere Integration
in die Natur nicht gewährleisten. Was wir brauchen, ist eine neue
Kultur des Umgangs miteinander – und mit der Natur. Diente der
aus der Aufklärung entspringende Gesellschaftsvertrag dazu, die
Konflikte zwischen den Akteuren der Gesellschaft zu lösen, so
ist nun ein neuer Vertrag erforderlich, der auch unsere Beziehung
zur Unswelt regelt.
AKTEURE
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5/2017
DREI FRAGEN ZU KULTUR UND TRANSFORMATION
Eine sozial-ökologische Transformation braucht die
Kultur, um die Herausforderung des Wandels mehrheitsfähig zu machen. Wie kann Kultur dieser Aufgabe
gerecht werden?
Indem sie nicht als veranstaltete Kunst, also als Funktionsbereich,
wahrgenommen wird und nicht als Singular, sondern als Plural.
Die Kulturen, jeweils verstanden als voneinander im einzelnen
unterscheidbare Werte, Gebräuche und Sprachen, bewähren
sich verschieden im Umfang und in der Geschwindigkeit, mit
denen sie Anpassungen an eine sozial-ökologische Transformation erlauben. Weil sich kulturelle Änderungen zumindest beim
Menschen schneller vollziehen können als genetische, liegt im
kulturellen Wandel eine notwendige Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung.
An welchen Stellschrauben muss gedreht werden, damit
die Kultur zu einem wichtigen Vorreiter und Medium
der „Postwachstumsgesellschaft“ wird?
Warum tun sich die etablierten Kultureinrichtungen
schwer, die ökologischen Herausforderungen zu bearbeiten?
Für Kulturen gibt es keine „Stellschrauben“, denn Kulturen sind
keine bewusst gestalteten Konstrukte, sondern sich laufend an
die aktuellen Herausforderungen anpassende Werte, Verhaltensmaximen sowie Verhaltensweisen. Es gibt sozusagen nur Bojen
oder Seezeichen, die politisch zu setzen sind und eine Fahrrinne der akzeptablen Naturbelastung beschreiben, in der sich
die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zukünftig halten
muss. Wo diese Bojen zu verankern sind, ist selbst eine wertbehaftete Entscheidung, speziell die Abwägung zwischen dem
heutigen Nutzen und den Schäden am Naturvermögen morgen
und übermorgen.
Weil Geschichten zwischen und über Menschen interessanter
sind als solche, in denen es um Menschen und die übrige Natur
oder um diese Natur alleine geht. Unsere natürlichen Lebensgrundlagen erscheinen im „Kulturbetrieb“ meist als apokalyptische Szenarien ohne Auswege mit unserem Handeln. Was ist also
gefordert? Ich meine, es geht darum, den Satz „Jeder kehre vor
seiner eigenen Tür“ zur Maxime staatlicher Nachhaltigkeitspolitik zu machen – zum Beispiel: Was gesetzlich vorgeschrieben
ist, muss der Staat auch kontrollieren und Verstöße müssen sanktioniert werden. Ohne diese notwendige Bedingung haben die
Kulturen keine Bojen!
Andreas Troge ist Wirtschaftswissenschaftler und war von
1995 bis 2009 Präsident des Umweltbundesamtes.
Der nötige sozial-ökologische Wandel braucht viele Akteure.
Ich freue mich, dass sich hier in den vergangenen Jahren
zwischen traditionell eher ökologisch ausgerichteten Strukturen
und den sozialen Bewegungen eine intensivere Kommunikation und Kooperation entwickelt hat – ich erinnere nur an den
großen Transformationskongress 2012 von Umweltverbänden,
Kirchen und Gewerkschaften.
Die Kulturszene spielt in dieser Zukunftskoalition in der Tat
bislang nur eine marginale Rolle. Die Gründe dafür sind vielschichtig und liegen auch im Strukturwandel der Kulturlandschaft
begründet, die sich überall mit einem hohen Kommerzialisierungsdruck konfrontiert sieht, der natürlich massiv entpolitisiert.
Als Mitglied des Schriftstellerverbandes VS beobachte ich diese
Entwicklung im eigenen Verband seit Jahren mit Sorge.
Das mag auch dazu beigetragen haben, dass auf Seiten der
ökosozialen Akteure wenig Erwartungen vorherrschen. Im neuen
„Transformationsatlas“ des Deutschen Naturschutzrings DNR,
der sich bemüht, möglichst umfassend Projekte und Angebote
zur sozial-ökologischen Transformation zu präsentieren, gibt es
zehn Rubriken – der Bereich Kultur ist überhaupt nicht darunter.
Wir sehen also auf der Seite der Kultur wenig Entwicklungen
und bei den bekannten Akteuren der sozial-ökologischen Transformation entsprechend wenig Erwartungen ...
Aus meiner Sicht ist es keine Frage von „Stellschrauben“, sondern
es braucht eine grundlegende Erneuerung des erstarrten Kulturverwaltungsbetriebes. Da setze ich sehr auf die junge Generation Kulturschaffender, die tatsächlich überwiegend einen
transformatorischen Anspruch lebt. Es gibt zahlreiche Kulturprojekte und -initiativen mit sozialökologischem Ansatz, allerdings fast ausschließlich unabhängig von den herkömmlichen
Kultur- und Kulturförderinstitutionen.
Die sozial-ökologische Bewegung, und da schließe ich
ausdrücklich neben der Ökologiebewegung auch die sozialen
Akteure, die Kirchen und besonders die Gewerkschaften ein,
sollten ihre ehemals erheblich umfangreicheren kulturpolitischen
Aktivitäten wieder intensivieren und den Kontakt zu diesen – oft
unorganisierten – Projekten suchen, sie unterstützen, fördern und
den inhaltlichen Diskurs suchen. Das wird letztlich auch nicht
ohne Wirkung auf den etablierten Kulturbetrieb bleiben, den die
Transformateure ebenfalls weit stärker als bisher ansprechen und
herausfordern sollten. Lasst uns damit beginnen, den „Transformationsatlas“ auch um die zahlreichen spannenden Kulturprojekte und -akteure zu ergänzen. Denn wir wissen: Am Ende ist
die sozial-ökologische Transformation vor allem auch ein kultureller Wandel.
Die deutsche Kulturszene ist nach einem Zwischenhoch im Zuge
der hochproduktiven „Durchmischung“ von ost- und westdeutscher Kulturlandschaft durch die deutsche Einheit Anfang der
90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zwischenzeitlich in ein
kollektives gesellschaftspolitisches Koma gefallen.
Der Wahlkampf des aktuellen SPD-Kanzlerkandidaten Martin
Schulz – als ehemaliger Buchhändler immerhin nicht ganz
kulturfern – wird in seiner Wirkung gerade auf junge Menschen
gerne mit den erfolgreichen Kampagnen Willy Brandts in den
1960er/70er-Jahren verglichen. Damals waren es jedoch gerade
die Intellektuellen und Kulturschaffenden, die am Paradigmenwechsel in der deutschen Politik großen Anteil hatten. Wo sind
diese Stimmen heute?
Zu allen Zeiten hat sich der Wert von Kultur auch daran bemessen, was sie zu den Herausforderungen der Zukunft zu sagen und
beizutragen hatte. Kultur – und damit auch die kulturellen Institutionen – sollen unterhalten, aber auch herausfordern, verstören,
provozieren und Auseinandersetzungen forcieren. Die unwürdigen
Geschehnisse um die Zukunft des Berliner Ensembles nach dem
Dienstende von Intendant Claus Peymann sind da nur ein – wenn
auch nicht untypisches – Beispiel. Ich fürchte, ohne eine sozialökologisch inspirierte „Kulturrevolution“ werden wir die deutsche
Kulturlandschaft nicht aus dem Koma wecken können.
Jörg Sommer ist Schriftsteller und Vorsitzender
der Deutschen Umweltstiftung.
Ulrich Brand, Markus Wissen:
Imperiale Lebensweise
Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im globalen
Kapitalismus
Oekom Verlag, München 2017
224 Seiten, 14,95 Euro
ISBN 978-386581-843-0
Einige der interessantesten Bücher zur Ökologie erscheinen zweifellos im Oekom-Verlag, so zuletzt dieses. Ein
Politik- und ein Gesellschaftswissenschaftler mit Professuren in Wien und Berlin beschreiben die Folgen des
übermäßigen Ressourcenverbrauchs, der grenzenlosen
Nutzung menschlicher Arbeitskraft als billige Ware und
der heutigen Formen weltweiter Arbeitsteilung. Sie vertiefen das, was die Umweltbewegung braucht, um in der
Transformationsdebatte zu bestehen: die gesellschaftstheoretische Einordnung der
heutigen Krisen. Sie begründen, warum mit der Globalisierung die Fragen imperialer Wirtschaftsformen und Lebensweisen auf die Tagesordnung gehören und warum
weltweite Naturzerstörung, billige Arbeit und ökonomische Herrschaft eng zusammenhängen. Das Buch ist ein Meilenstein in der Debatte über eine sozial-ökologische Transformation zu einer mit Mensch und Natur solidarischen Wirtschafts- und
Lebensweise.
B.A.U.M. e.V. Jahrbuch 2017
Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Altop Verlag, München 2017
228 Seiten, 19,90 Euro
ISBN 978-3-925646-67-6
Die zunehmende Digitalisierung verändert nicht nur
die Arbeitswelt, faktisch werden alle Bereiche des
Lebens umgewälzt. Es geht um weit mehr als um
eine neue Technik. Ganz im Sinne der „schöpferischen Zerstörung“ bei Joseph Schumpeter geht es um
eine neue gesellschaftliche Infrastruktur, die gestaltet werden muss. Dabei liegen Gefahren und Chancen
eng nebeneinander. Die Digitalisierung kann unser
ökologisches Verhalten transparent machen, den Energieverbrauch, die Ressourcennutzung einschließlich der Rebound-Effekte und des ökologischen Fußabdrucks. Dem Bundesdeutschen
Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) kommt das Verdienst zu,
in seinem Jahrbuch 2017 das schwierige Thema in 16 Beiträgen aufzuarbeiten. Nur
wenn Nachhaltigkeit von Beginn an konsequent mitgedacht wird, können die Chancen
genutzt werden.
Konzeptwerk Neue Ökonomie, DFG-Kolleg Postwachstumsgesellschaften (Hrsg.):
Degrowth in Bewegung(en)
32 alternative Wege zur sozial-ökologischen Transformation
Oekom Verlag, München 2017
416 Seiten, 22,95 Euro
ISBN 978-3-86581-852-2
Vielfältige Initiativen, ganz unterschiedliche Strömungen und soziale Bewegungen sind unterwegs, um Alternativen zum herrschenden Wirtschaftsmodell zu diskutieren
und auszuprobieren und den Grundfragen des guten Lebens
für alle nachzugehen. Das Buch stellt eine große Bandbreite der sich entwickelnden Szene vor, darunter Buen
Vivir, Ökodorf-Bewegung, Transition-Initiativen, Gewerkschaften, Urban Gardening, Post-Extraktivismus, Freie Software, Umweltbewegung.
Und das von der lokalen bis zur globalen Ebene. Ein wachstumskritisches Netzwerk
initiierte und begleitete das Buchprojekt, um Vernetzung und Austausch zu fördern.
Gemeinsamkeiten von Initiativen und Bewegungen werden sichtbar, grundlegende
Unterschiede nicht verschwiegen. Die Einsicht in die Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation eint viele der vorgestellten Beispiele. Die Wege dahin entwickeln sich. Die Bewegungen selbst sind in Bewegung, das drückt auch programmatisch
der Buchtitel aus.
Der Deutsche Naturschutzring ist der Dachverband der deutschen Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbände. In seinen 87
Mitgliedsorganisationen engagieren sich knapp 10 Millionen Menschen, die das Ziel haben, Natur- und Lebensräume zu schützen, die Schönheit der Landschaft zu genießen und ein Leben innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen zu ermöglichen.
www.dnr.de
THEORIE
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KLIMAERWÄRMUNG
IST EIN KULTUR- UND NATURTHEMA
Plädoyer für eine Partnerschaft von Umwelt- und Kulturverbänden
Te x t : O L A F Z I M M E R M A N N
D
ie Einflüsse der menschlichen Kultur auf die
Natur, also unsere Umwelt, sind unübersehbar und kaum ein Fleckchen der Erde bleibt
von ihnen verschont. Trotzdem machen wir
gerne einen Unterschied zwischen einer
vermeintlichen natürlichen Umwelt und einer unnatürlichen, also von Menschen beeinflussten Umwelt. Bei dem Wort „natürlich“ assoziieren wir
sofort „ursprünglich“, „unberührt“, „rein“, „sauber“, also zumindest nicht künstlich. Doch dieses Ideal von natürlicher Natur ist
eine Fiktion. Überall, wo die menschliche Kultur ihre Spuren
hinterlassen hat, ist die vermeintliche Unberührtheit dahin. Heute sind diese menschlichen Kulturspuren in den tiefsten Tiefen
der Meere, auf den höchsten Bergen und sogar im „ewigen“ Eis
zu finden.
„Schuld“ daran ist die menschliche Natur. Wir wollen unsere
Umwelt kultivieren. Kultur, vom lateinischen cultura für „Bearbeitung“, „Pflege“, „Ackerbau“, bezeichnet im weitesten Sinne
alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Aber nicht
als Selbstzeck, sondern als notwendige Maßnahme, um in der
Umwelt überleben zu können.
Die Vorstellung gerade von Umweltschützern, dass mit
weniger kultureller Beeinflussung die Natur „besser“, weil
„unberührter“ sei, ist aus der Sicht eines Menschen eher eine
akademische denn eine praktische Frage. Ohne Zweifel wäre die
Natur ohne das Wirken des Menschen nicht Kultur, vielleicht
auch „schöner“, aber der Mensch könnte in ihr nicht leben. So
weit geht dann die Naturliebe auch des größten Umweltschützers wohl doch nicht.
Trotzdem beschreiben die Begriffe Kultur und Natur in den
gesellschaftlichen Debatten der letzten Jahrzehnte mehr Gegensätze als Gemeinsamkeiten. Diejenigen, die sich für die Natur
einsetzten, und diejenigen, die sich für die Kultur einsetzten,
standen sich oft wie feindliche Brüder gegenüber. Doch ist dieser
alte Gegensatz noch zeitgemäß?
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87
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Denn wenn es die unberührte Natur nicht
mehr gibt, dann ist alles um uns herum
Kulturnatur oder Naturkultur. Das
bedeutet aber gerade nicht, dass der
Mensch keine Verantwortung für
seine Umwelt hätte. Gerade weil er
der universelle Gestalter ist und
obwohl er diese Gestaltung auch
nicht einfach abstellen kann, ist
er für sein Tun, also die Art und
Weise der Gestaltung mit all
ihren Auswirkungen, verantwortlich. Er trägt Verantwortung für das Artensterben,
die Erderwärmung und den
Raubbau an den Naturschätzen.
KULTURSPRÜNGE DURCH
KLIMAÄNDERUNGEN
Das Klima ist ein gutes Beispiel
für die Dualität von Kultur und
Natur. Unsere kulturelle Entwicklung ist maßgeblich vom Klima
gestaltet worden. Das Römische Reich
konnte sich vor mehr als zweitausend
Jahren leichter ausdehnen, als die Alpenpässe wegen der Klimaerwärmung auch im
Winter nutzbar wurden. Fast tausend Jahre später
zerstörten nach einer deutlichen Abkühlung Gletscher viele römische Straßen in den Alpen und beschleunigten den Untergang des Römischen Reiches. Nord- und
Nordwesteuropa wurden wegen der Klimaänderung zu dieser
Zeit von Hungersnöten heimgesucht, die, so glauben Wissenschaftler, den Anstoß für die Völkerwanderung, einem fundamentalen kulturellen Aufbruch, gaben.
Später lösten Erwärmungen im Osten Dürreperioden aus,
die den Handel der damaligen Zeit nachhaltig schädigten und
höchstwahrscheinlich auch zur Zerstörung der Seidenstraße führten. In Nordeuropa wirkte sich die Erwärmung dagegen überwiegend positiv aus. Es wurde
grüner, Landwirtschaft wurde auch in Höhenlagen möglich. Die steigende landwirtschaftliche Produktion ermöglichte die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung
und den Ausbau von Handel und
Gewerbe.
Die kleine Eiszeit beendete
diese kulturelle Aufwärtsbewegung. Die Pest und der Hunger
hatten Europa fest im Griff. Der
religiöse Fundamentalismus,
auch eine Kulturerscheinung,
nahm damals dramatisch zu.
Kriege waren an der Tagesordnung. Flucht war oftmals
die einzige Rettung.
Seit 150 Jahren erwärmt
sich das Klima wieder. Dieses
Mal ist der Mensch nicht nur
Opfer oder Nutznießer dieser
Entwicklung, sondern er ist
selbst mitverantwortlich für
diese Veränderung. Schon jetzt
zeigen sich die Wirkungen weltweit. Der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien schlug im März
dieses Jahres Alarm. In Afrika und
Asien drohen 20 Millionen Menschen zu
verhungern. Gründe sind Krieg, Vertreibung, Missmanagement, aber auch der Klimawandel.
Wirbelstürme, Hitzewellen, Überschwemmungen
und andere Extremereignisse werden weltweit zunehmen.
Immer mehr Menschen werden vor den Umweltkatastrophen
flüchten, besonders innerhalb Afrikas und Asiens, auch nach
Europa. Parasiten und tropische Krankheiten werden sich auch
in Mitteleuropa ausbreiten. Die Klimaänderung hat unsere Kultur
verändert und wird sie auch in der Zukunft massiv prägen.
UMWELTFRAGEN ALS KULTURFRAGEN NEU BEWERTEN
Die gerade stattfindende Erderwärmung, die wir Menschen
zumindest stark mitbefördern, wird keinen kulturellen Segen
bringen. Die Zahlen liegen auf dem Tisch, die Notwendigkeit
eines schnellen Gegensteuerns ist eigentlich unumgänglich.
Warum passiert trotzdem so wenig?
• Weil die Klimaerwärmung nicht als Kulturthema, sondern nur
als Naturthema gesehen wird.
• Weil es versäumt wurde, Umweltbildung als essenziellen Teil
der kulturellen Bildung und umgekehrt zu verstehen.
• Weil es zugelassen wurde, dass Kultur und Umwelt als ein
Gegensatz wahrgenommen werden, statt sie als Einheit zu
verstehen.
Was bedeutet das für einen Kulturverband wie den Deutschen Kulturrat? Es ändert die bislang schön aufgeteilten
Verantwortlichkeiten. Die einen kümmern sich um die Natur,
die anderen um die Kultur. Die einen sind Naturwissenschaftler,
die anderen Kulturwissenschaftler, die einen sind Umweltpolitiker, die anderen sind Kulturpolitiker, die einen engagieren sich
in Umweltverbänden, die anderen in Kulturverbänden.
Bislang hat sich der Kulturbereich aus Umweltthemen weitgehend herausgehalten. Doch wenn man sich Herausforderungen wie die Klimaerwärmung anschaut, muss man erkennen, wie
unverantwortlich das ist. Da in diesem Jahr die Weltklimakonferenz in Bonn stattfindet, besteht die Chance, Umweltschutzfragen
als Kulturfragen gemeinsam neu zu bewerten. Wir, Umwelt- und
Kulturverbände, sollten die Chance dazu nutzen.
Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates.
Dem Spitzenverband gehören
257 Bundeskulturverbände an.
THEORIE
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„ES GIBT KEINE STÜCKE ZU
UMWELTZERSTÖRUNG“
Der Schauspieler Ulrich Matthes über die Abwesenheit ökologischer Themen in deutschen Theatern.
I n t e r vi e w: SUSA N N E G Ö T Z E U N D M IC H A E L M Ü L L E R
Herr Matthes, Sie spielen gerade in „Der Mensch erscheint im
Holozän“ von Max Frisch am Deutschen Theater in Berlin.
Welche Rolle spielt darin die Natur?
Ulrich Matthes: Ich spiele Herrn Geiser, der die Natur aufgrund
seines fragilen Geisteszustandes hochintensiv erlebt. Die Natur
schützt und bedroht ihn zugleich. Es geht um einen Erdrutsch,
der sich vermutlich im Tessin ereignet, denn das Stück ist nahe
an Frischs Biografie. Das Tal ist dadurch von der restlichen Welt
abgeschnitten und der Erzähler reagiert hoch angespannt – weil
er sich eben selbst in einer Art persönlicher Apokalypse befindet. Es ist aber eigentlich nicht die Natur, die ihm Angst macht,
sondern seine beginnende Demenz.
Der Mensch als verlorenes Wesen in der Natur ist ja seit
Büchners Lenz ein starkes Motiv: Warum greift Frisch so
einen Stoff auf?
Frisch hat selbst in einem Tal im Tessin gelebt. Er selbst hat
die Natur in ihrer Schönheit und in ihrer Bedrohlichkeit immer
wieder erfahren und beschrieben. Und es geht natürlich um den
Geisteszustand von Herrn Geiser. Denn der Erdrutsch ist zwar
eine starke Änderung der Umwelt, aber auch keine Katastrophe
wie beispielweise ein Erdbeben. Geiser hat genug Konserven und
kann sich eigentlich in dieser Isolation einrichten – aber es fällt
ihm schwer, eben aufgrund seiner inneren Aufgewühltheit.
Sind dramatische Stoffe, in denen die Natur eine wichtige
Rolle spielt, eher die Ausnahme?
Es geht im Theater meist um die zwischenmenschlichen Dinge.
Es geht um Macht, Ausüben von Macht, Gewalt und Liebe. Ich
glaube, die Natur ist eher in der Prosa zuhause – auch weil man sie
da genauer beschreiben kann. Theater hingegen arbeitet eher mit
Bildern. Ein Beispiel für ein starkes Naturverständnis ist Thomas
Bernhard, mit dem ich mich viel beschäftigt habe.
Ist das Thema Natur für das Theater zu kompliziert?
Auch Gewalt und Liebe sind kompliziert. Ich glaube eher, dass
sich das Medium nicht dafür eignet. Anders als der Film zum
Beispiel.
Siegfried Lenz hat die Natur und das Problem der Selbstvernichtung der Menschheit in seiner Rede zum Friedenspreis
des Deutschen Buchhandels thematisiert.
Das war auch ein Prosaschriftsteller. Aber für das Theater eignet
sich die Ökologie nicht wirklich oder es hat sich noch keiner
rangetraut.
Aber sind Klimawandel oder Umweltzerstörung nicht genauso
aktuell wie die Flüchtlingsfrage, die ja sehr stark aufgegriffen
wird?
Ja, aber die Stücke muss ja irgendwer schreiben. Und ich glaube,
neben der mangelnden Darstellbarkeit auf der Bühne ist auch das
Interesse der meisten Dramatiker an Fragen der Natur einfach
sehr gering. Die Autoren kümmern sich eher um die Flüchtlingsfrage oder den Rechtspopulismus. Dazu kann man direkter Einfluss nehmen und sich ausdrücken – das finde ich auch
verständlich.
Liegt es vielleicht auch daran, dass es beim Umweltschutz
schnell um den moralischen Zeigefinger geht?
Jeder weiß heute, dass die ökologische Frage wichtig ist. Mittlerweile kümmern sich ja alle Parteien um ökologische Belange.
Aber Sie sehen es an der Schwäche der Grünen: Das Thema zieht
gerade nicht – vor allem bei den Kreativen.
Vielleicht sind es Dimensionen, die wir heute, wo das kurzfristige Denken im Vordergrund steht, einfach schwer begreifen?
Ja, Sie sehen es an der Zwei-Grad-Diskussion beim Klimawandel:
Es bleibt letztendlich eine abstrakte Zahl. Und man muss auch
gar nicht so weit gehen: Ich lebe in einem bürgerlichen Wohnhaus und verzweifle an der Mülltrennung. Viele schmeißen ihre
Apfelsinenschalen ins Papier und die Flaschen in den Bioabfall –
und diese Inkonsequenz vieler Leute in ihrem Alltag zeigt: Der
Mensch ist nicht das idealste Tier ...
Sind Sie ein Naturmensch?
Ich bin in der Stadt, hier in Berlin aufgewachsen. Aber wir hatten
hinter unserem Wohnblock einen riesigen, völlig unberührten
Garten mit Obstbäumen. Daran denke ich noch heute mit großer
Sentimentalität zurück.
Ulrich Matthes ist Schauspieler am
Deutschen Theater. Er erhielt den
Grimme-Preis und den Faust-Theaterpreis
und wurde zweimal zum Schauspieler des
Jahres gewählt
WIR BRAUCHEN ATTRAKTIVE BILDER
EINER NEUEN, FRIEDLICHEN KULTUR
Te x t: J O H A N O S T R A S S E R
W
ieder einmal wie schon so oft in der
Geschichte der Menschheit verstärkt
sich heute das Gefühl, in einer Endzeit zu leben. Wird uns womöglich,
fragen sich viele Menschen, jetzt die
Rechnung präsentiert für die Zerstörung der Biosphäre, für die achtlose
Verschwendung des über viele Jahrmillionen angesammelten Naturkapitals, für die Missachtung der Lebensinteressen der Mehrheit der Weltbevölkerung, für die leichtfertige Überschreitung
von Grenzen des Verantwortbaren? Müssen wir nun bezahlen für das, was wir in unserer Hybris, in unserer Maßlosigkeit und in unserem Machtrausch angerichtet haben?
Lars von Trier hat vor einigen Jahren diese bange
Stimmung in seinem Film Melancholia in bedrückende Bilder gefasst. Am Ende kommt über die
verängstigten Menschen, die nach einer Hochzeitsfeier in einem prächtigen Schloss zurückbleiben,
ein allen heilsgeschichtlichen Sinns beraubtes
apokalyptisches Geschehen: Ein Planet namens
Melancholia droht mit der Erde zu kollidieren und
auf einen Schlag alles höhere Leben zu vernichten. Die „Lösung“, die der Film – vermittelt durch
die depressive Schwester der Hausherrin – suggeriert, lautet: Lasst ab von der hektischen Suche
nach Auswegen, fügt euch in das Unvermeidliche!
Die Hellsicht des verdunkelten Gemüts, das alte
Kassandra-Motiv, hat immer seine Anhänger gehabt.
Heute taucht es in Filmen und Büchern vermehrt wieder
auf. Filme, die den Weltuntergang zum Thema machten,
wurden in größerer Zahl zuerst in den 1950er Jahren in
Hollywood gedreht, damals zumeist unter dem Eindruck des
atomaren Wettrüstens und des Ost-West-Konflikts. Heute sind
es neben Phantasien über die Invasion der Erde durch Außerirdische und Schreckensbildern eines weltweiten atomaren Krieges
oft ökologische Katastrophen, die zu apokalyptischen Szenarien
ausgemalt werden, so zum Beispiel in Cormac McCarthys Roman
Die Straße, der im Jahr 2009 auch verfilmt wurde, oder in Roland
Emmerichs Horrorfilm The Day After Tomorrow von 2004.
Inzwischen gibt es eine größere Zahl von sogenannten postapokalyptischen Dystopien, düstere Szenarien des mühsamen Überlebens in einer Welt, in der eigetreten ist, wovor Wissenschaftler
und Intellektuelle wortreich gewarnt hatten, was sie aber nicht
verhindern konnten – von Reinhard Jirgls Roman Nichts von
euch auf Erden (2012) bis zu Heinz Helles Eigentlich müssten
wir tanzen (2015).
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ist es vielleicht doch nicht ganz falsch, in der auffällig großen
Zahl von Weltuntergangsdramen einen Ausdruck der Krise
unseres Wirtschafts- und Lebensmodells zu sehen. Umstritten
ist, ob sie auf der Basis und mit den Mitteln der Vernunft zu lösen
ist oder ob es sich hier auch um eine Krise der Vernunft selbst,
besser: einer spezifischen, eingeengten Variante der westlichen
Rationalität, handelt.
Insgeheim, so ist zu vermuten, halten auch manche Menschen,
die im Alltag relativ zuverlässig und angstfrei funktionieren,
es für möglich, vielleicht sogar für wahrscheinlich, dass die
Zerstörung der Umwelt, der Verfall der westlichen Kultur,
das Abrutschen in einen Zustand totaler Überwachung,
dass eine lange, womöglich finale, Phase von Terror und
Krieg nicht mehr abgewendet werden kann.
Dass die meisten Menschen sich von gelegentlichen Zukunftsängsten dennoch nicht überwältigen
lassen und im praktischen Leben, manchmal sogar
entgegen ihren eigenen innersten Überzeugungen,
zuversichtlich bleiben, sollte man ihnen nicht
als Dummheit oder mangelnde Aufrichtigkeit
ankreiden. Denn Pessimismus, auch wenn er gut
begründet erscheint, erst recht ein latent apokalyptisches Verständnis der Gegenwart kann die
Kräfte, die zur Abwehr der Gefahren gebraucht
werden, lähmen und verwandelt sich leicht in eine
self-fulfilling prophecy.
Aber die Zerstörung der Biosphäre ist kein unabwendbares Schicksal. Sie lässt sich verhindern, wenn
die an unserem kulturellen Selbstverständnis Arbeitenden die Kraft finden, nicht nur vor der Apokalypse
zu warnen, sondern auch attraktive Bilder einer neuen,
friedlichen Natur und einer sie mit der menschlichen Kultur
versöhnenden Wirtschafts- und Lebensweise zu schaffen – und
wenn daraus eine kooperative Praxis erwächst.
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Auch wenn die allermeisten Menschen, die solche Bücher
lesen und sich solche Filme anschauen, auch weiterhin ein ganz
normales Leben führen, sich jedenfalls nicht zu einer radikalen
Umkehr aufgerufen fühlen, oder in tiefe Melancholie versinken,
Johano Strasser ist Politologe, Publizist
und Schriftsteller. Es war ab 1995
Generalsekretär und dann bis 2013 Präsident des deutschen PEN-Zentrums
THEORIE
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WIE LÄSST SICH EINE
„KULTUR DES WENIGER“ GESTALTEN?
Ein Rasenmäher kann uns viel über Transformationsdesign lehren –
aber auch darüber, warum es wichtiger ist sich mit den Fragen zu beschäftigen, als mit den Antworten.
Te x t : B E R N D S O M M E R U N D H A R A L D W E L Z E R
B
ei Manufactum, aber auch bei Gardena gibt es
noch sogenannte handbetriebene Spindelrasenmäher, die besonders für kleinere Rasenflächen bis etwa 500 Quadratmeter gut geeignet sind. Das Manufactum-Modell kommt aus
den USA und wird seit ungefähr 100 Jahren
weitgehend unverändert produziert. Es kostet
knapp 200 Euro und geht nie kaputt, weil an ihm nichts kaputtgehen kann. An notwendigem Service ist alle paar Jahre ein Schleifen der Messer erforderlich, sonst nichts.
In deutschen Gärten und Vorgärten ist so ein Rasenmäher
heute ein exotisches Gerät. Selbst in Reihenhaussiedlungen mit
handtuchgroßen Rasenflächen wird elektrisch oder mit Benzinmotor gemäht, und in der Regel hat jeder Gartenbesitzer seinen
eigenen Rasenmäher dafür. Zeitersparnis bringt das keine; die
zu mähende Fläche bleibt ja dieselbe, die Benzinmäher brauchen Treibstoff und Wartung, elektrische Rasenmäher Strom
und sorgfältigen Umgang mit dem Kabel. Aufwendige Reinigungen erfordern beide. Die Mäher selbst brauchen mehr Platz zum
Abstellen, und ihre Lebensdauer ist, besonders im Vergleich zum
unzerstörbaren Spindelmäher, vergleichsweise begrenzt. Zudem
produzieren sie erheblichen Lärm und natürlich CO2-Emissionen. Schließlich: Dem Rasen bekommt die Rasur mit dem Spindelmäher besser, da der Schnitt anders und pflanzenschonender erfolgt. Kurz: Alles, was nach dem Spindelmäher erfunden
und auf den Markt gebracht wurde, bringt für den durchschnittlichen Klein- oder Vorgartenbesitzer nur Nachteile. Gleichwohl
ist der Marktanteil der handbetriebenen Mäher verschwindend
gering, die Leute kaufen lieber die, die ihnen jede Menge Nachteile einbringen.
Wenn man im eigenen Garten mit dem Spindelmäher arbeitet, erlebt man denn auch regelmäßig den Tom-Sawyer-Effekt.
Interessierte Nachbarn stehen am Gartenzaun und fragen spöttisch, was das denn sei – so was habe man ja schon lange nicht
mehr gesehen. Die Antworten kann man beliebig variieren: von
„der ist emissionsfrei“ über „der macht keinen Lärm“ bis hin zu
„ist jetzt das Neueste, mäht besser als die elektrischen“ ist alles
geeignet, um die nachbarliche Neugier weiter zu steigern. Von
da ist es nicht mehr weit bis zu der Frage: „Darf ich mal probieren?“ – und schon sehen Sie den Nachbarn Ihren Rasen mähen.
Mit dem Spindelmäher.
FERTIGE ANTWORTEN AUF NICHT GESTELLTE FRAGEN
Was zeigt dieses Beispiel an Grundsätzlichem in Sachen Transformationsdesign – wenn es also um die Gestaltung des sozialökologischen Wandels geht? Es zeigt, dass der Mitteleinsatz
zunächst von der Antwort auf die Frage abhängt, welches Ziel
man erreichen möchte. Das ist im Rasenmäher-Beispiel leicht zu
beantworten: Ziel ist ein schonend gemähter Rasen. Das Erreichen dieses Ziels lässt sich mit einer einmaligen Investition,
einem Materialeinsatz von zehn Kilo Metall und Kunststoff und
einem überschaubaren Körpereinsatz dauerhaft sicherstellen.
Vom leichten körperlichen Ertüchtigungseffekt haben wir dabei
noch gar nicht gesprochen.
Aber auch in anderen Fällen würde die Antwort ähnlich
einfach ausfallen. Wenn beispielsweise eine Raumüberwindung,
sagen wir, von Berlin nach Essen ansteht, dann kann man sich
in einen Zug der Deutschen Bahn setzen und das Ziel in etwa
dreieinhalb Stunden erreichen. Man kann aber auch fliegen, was
weniger als eine Stunde reine Flugzeit erfordert. Leider befindet sich der Flughafen aber in Düsseldorf, was einen Transfer
nach Essen nötig macht. Auch in Berlin ist der Flughafen nicht so
einfach zu erreichen wie einer der sechs Bahnhöfe, was zusätzliche Zeit und Aufwand erfordert. In der Regel benutzen die Fluggäste für die Transfers ein privates Auto, einen Mietwagen oder
ein Taxi. So schafft niemand – die Wartezeiten, Sicherheitskontrollen, Ein- und Aussteigezeiten et cetera eingerechnet – eine
kürzere Reisezeit als dreieinhalb Stunden für diese Strecke.
Trotzdem verzeichnen die Fluggesellschaften seit Jahren steigende Passagierzahlen, die Leute bevorzugen also die schlechtere
und vor allem ökologisch hoch problematische Mobilitätsform.
Warum? Weil die Leute vergessen haben zu fragen, für
welche Aufgabe ihre Konsumentscheidung eine Lösung sein soll.
Dass sie das vergessen, ist wiederum einfach zu erklären: weil
moderne Infrastrukturen immer schon Lösungen für Aufgaben
konventioneller Art bereitstellen. Das komplette Universum der
Konsum- und Mobilitätsangebote bildet ein stets verfügbares
Archiv von Antworten auf Fragen der unterschiedlichsten Art
– was man essen, wie man sich kleiden, wie man sich bewegen,
was man sehen soll. In dieser Dauerverfügbarkeit voreingestellter
Antworten geraten, wie in den beiden Beispielen, die Fragen, die
man ursprünglich hatte, völlig in den Hintergrund. Man befindet
sich, anders gesagt, chronisch in einem Universum von Antworten, ohne dass man noch wüsste oder sich erinnern könnte,
was eigentlich die zugehörige Frage gewesen ist. Das
ist es, was konventionelles Design leistet: permanent
neue Antworten auf Fragen zu geben, die nicht mehr
eigens formuliert zu werden brauchen.
NICHTSTUN KANN DIE BESTE LÖSUNG SEIN
Transformationsdesign geht demgegenüber
davon aus, dass die Frage das Entscheidende ist: Welches Ziel möchte ich erreichen, was sind die dafür erforderlichen
Mittel? Mögliche Antworten darauf
schließen ein, dass man sogar das Ziel
selbst infrage stellt: Muss man tatsächlich nach Essen? Muss der Rasen im
Garten so kurz sein wie das Grün in
Wimbledon oder auf dem Golfplatz?
Transformationsdesign setzt also nicht
bei der Lösung an, sondern bei der
Definition der Frage, die in der Praxis
auftaucht. So könnte die Antwort
auf die Frage nach der bestmöglichen
Lösung für eine Platzgestaltung sein:
Man lässt den Platz, wie er ist. Oder die
Antwort auf die Frage nach der bestmöglichen Reiseverbindung: zu Hause bleiben.
Transformationsdesign ist also zunächst
nichts anderes als die Anwendung von moralischer Fantasie und moralischer Intelligenz und
muss sich keineswegs in eine Form von Produktion und Produkt übersetzen. Sein Ergebnis kann
im Handeln oder auch im Nicht-Handeln bestehen.
Soziale und individuelle Prozesse von möglichen Frageund Antwortstellungen gehen dem jeweiligen Ergebnis immer
voraus. Im konventionellen Design ist die Reihenfolge genau
umgekehrt: Das Ergebnis ist auf alle Fälle ein Produkt, die Frage
bleibt lediglich, wie ich es gestalte. In diesem Sinn ist konventionelles Design moralisch und sozial obdachlos, weshalb es auch
nicht problematisiert, dass es in der Regel mit einer Aufwandserhöhung einhergeht. Transformationsdesign strebt dagegen nach
dem kleinstmöglichen Aufwand. Dieser kann auch bei null liegen.
Transformationsdesign setzt nicht bei Produkten an, sondern bei
der kulturellen Produktion und Reproduktion.
KONSUMKULTUREN SIND NICHT KRISENSICHER
Transformationsdesign ist also etwas anderes als nur das Design
von Artefakten – seien es Produkte, Mobilitätsinfrastrukturen,
Häuser oder Städte. Es betrifft die Veränderung kultureller Praktiken des Gebrauchs von Energie, Stoffen und Produkten und
damit auch soziale Kategorien wie Kommunikation, Handel,
Konsum, Versorgung. Vor diesem Hintergrund beschäftigt
sich Transformationsdesign auch mit der Geschichte solcher
Praktiken, denn ihre kulturelle Entstehung und Entwicklung
beschreibt zugleich die Potenziale ihrer Veränderbarkeit.
Durch die enorme Ausweitung von Strukturen wechselseitiger
Abhängigkeiten sind zeitgenössische Gesellschaften zusätzlich
störanfällig geworden. So gelten etwa Verkehrs- und Energieinfrastrukturen als „kritische Infrastrukturen“, weil zahlreiche weitere gesellschaftliche Funktionen von ihnen abhängen.
Eine Störung an einem Punkt dieses Abhängigkeitsgeflechts
vibriert dann durch das gesamte System. Kulturen der Fremdversorgung befriedigen Bedürfnisse aller Art durch Konsumangebote, deshalb tendieren sie dazu, die Menge der angebotenen
und gekauften Artikel durch die Schaffung immer neuer Bedürfnisse beständig auszuweiten.
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Das erhöht nicht nur den Material- und Energieverbrauch und
die Müllberge, es verringert auch die Resilienz, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen. Die Produkte gewinnen Herrschaft
über ihre Nutzer. Umgekehrt wird ein nachhaltiges Design nicht
nur die erforderlichen Material- und Energiemengen verringern, sondern zugleich die Autonomie der Menschen vergrößern. Transformationsdesign bekommt damit eine zivilisatorische Aufgabe, ganz im Sinn der klassischen Aufklärung: Es dient
der Ermöglichung von Mündigkeit. Man könnte auch sagen: Es
ist emanzipatives Design.
Der Text ist ein Auszug aus dem Buch „Transformationsdesign.
Wege in eine zukunftsfähige Moderne“, Oekom Verlag, München
2016.
Bernd Sommer ist Soziologe und Leiter des
Bereichs "Klima, Kultur und Nachhaltigkeit" am Norbert Elias Center for
Transformationsdesign & Research (NEC)
der Europa-Universität Flensburg
Harald Welzer ist Sozialpsychologe und
Direktor der gemeinnützigen Stiftung
„Futurzwei“ und seit Juli 2012 Honorarprofessor für Transformationsdesign an
der Europa-Universität Flensburg
PRAXIS
6
5/2017
Fotos: Andreas Pohlmann
DER AUSSENSEITER
Der Künstler Hermann Josef Hack will den Verlierern der Gesellschaft in Zeiten von Globalisierung und Klimawandel ein Gesicht geben. Zu seinen
Kontrahenten gehört auch eine Welt, zu der er selbst ein bisschen gehört: der Kunstbetrieb.
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uf der Art Cologne im vergangenen Jahr war
Hermann Josef Hack ein Kunstwerk. Der
60-Jährige schritt durch die Hallen der Kölner Kunstmesse, bekleidet mit einer weißen
Plane, in die er ein Loch für den Kopf geschnitten hatte. Vor seiner Brust baumelte
ein Computer. Er selbst redete – für ihn ungewöhnlich – kaum. Da lief eben nur zur Hälfte der Siegburger
Künstler Hack, zur anderen Hälfte war er seine eigene Plastik.
An seiner statt sprachen Menschen, die live auf dem Tablet zu
sehen waren, und zwar Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in
der kleinen Stadt Siegburg zwischen Köln und Bonn, wo Hack mit
seiner Frau wohnt. „Sichtkontakt“ las man auf Hacks Gewand.
Eine Art Beschnuppern zwischen dem Kölner Bürgertum und
Geflüchteten.
Wenn Hack davon erzählt, regt er sich ein bisschen auf. Das
liegt an den Problemen, die es bei der Genehmigung der Aktion
gab – die Kunstmesse wollte sie nicht zulassen. Aus den Hallen
wurden Hack und sein künstlerischer Partner Andreas Pohlmann schnell vom Sicherheitspersonal verwiesen. Selbst das
Zelt, das Hack vor dem Messegelände sozusagen als Homebase für das Sichtkontakt-Projekt zu nutzen vorhatte, wollte der
Veranstalter nicht erlauben. Hack baute es dennoch auf, wieder
aus über und über bemalten Kunststoffplanen. Legal, wie er
betont. Statt vom Messeveranstalter hatte er sich die Erlaubnis
vom Polizeipräsidium geholt – der Platz vor dem Messegelände
ist schließlich öffentlich.
Richtig wohl fühlt Hack sich in der Kunstszene nicht, ist
manchmal ihr Außenseiter, ihre Nervensäge. Er echauffiert
sich gern, über den Kunstmarkt, über versnobte Galeristen,
über „Siegerkunst“ von reichen Künstlern für reiche Käufer.
Eine Gratwanderung: Zwangsläufig ist er als Künstler ja auch
Teil dieser Welt, deren Regeln er leidenschaftlich kritisiert. Den
Widerspruch scheint schon sein Äußeres abzubilden. Hacks
DER FREIE RADIKALE
SORRY, 2050!
Den Verlierern der Gesellschaft will Hack ein Gesicht geben.
Eben zum Beispiel den Flüchtlingen in Siegburg. Für sie hat er
zusammen mit Pohlmann eine Kunstakademie gegründet, lernt,
spricht und malt mit ihnen. Seit Jahren ist eines seiner großen
Themen aber der Klimawandel. „Sorry, 2050“ stand groß auf
einer der Planen, die Hack 2015 an einen Bauzaun gehängt
und vor den Siegburger Bahnhof gestellt hatte. Darunter lagen
Blumensträuße. Eine Gedenkstätte für die zukünftigen Opfer
der Klimakatastrophe nannte Hack die Installation. Die Kinder
von morgen, soll das heißen, können sozusagen schon heute als
Verlierer der Gesellschaft gelten.
In Interviews oder in seiner Kolumne im Online-Magazin klimaretter.info scheut Hack selten die Konfrontation. Er hat keine
Probleme damit, Kollegen oder Galerien, die sich seiner Meinung
nach verkauft haben, lautstark zu kritisieren – auch auf die Gefahr
hin, eine Ausstellung weniger zu bekommen. Kaum ein Verrat
wiegt für ihn schwerer, als wenn die Kunst sich in den Auftrag
der Mächtigen stellt.
Kämpft gegen Ungerechtigkeit und Kunst, die sich in den Dienst der
Mächtigen stellt: Beuys-Schüler Hermann Josef Hack.
braune Zottelmähne, der Ohrring, manchmal ein locker um den
Hals geworfenes Tuch – typisch Künstler eben. Die Sonnenbrille
mit den vielen kleinen Strasssteinen bricht damit.
Auch Hacks Medium, die Zeltplane, fällt aus dem Rahmen. Hack
nutzt solche Planen seit Jahren für seine Bilder, nicht nur für das
Sichtkontakt-Projekt. Leinwand findet er prätentiös. Die Zeltplanen hingegen, so erzählt er gern, seien lebendiger. Mal hängen
sie einfach flach an der Wand, mal baut Hack aus ihnen Zelte, um
etwa auf Klimaflucht aufmerksam zu machen, manchmal spielen
Kinder in Flüchtlingsunterkünften damit. Außerdem gefällt ihm
der Gedanke, dass er durch seine Kunst Abfallmaterial neues
Leben einhaucht.
Hacks Leben als Künstler war nicht immer vorgezeichnet.
Mit Anfang zwanzig machte er eine Ausbildung zum Verwaltungsbetriebswirt bei der Bundesbahn. In den Neunzigerjahren
arbeitete er im Bundesministerium für Forschung und Technologie – immerhin als Kunstbeauftragter. Jetzt wird Hack oft
in eine Reihe mit Joseph Beuys gestellt, dessen Schüler er als
ganz junger Mann war. Mit 17 begann Hack, an der Kunstakademie Düsseldorf von dem Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner
und Kunsttheoretiker zu lernen. Beuys‘ Idee der sozialen Plastik
hat ihn beeinflusst. Was da aber noch gefehlt habe, sei die globale
Perspektive, meint Hack. Ohne die gehe es heute nicht mehr.
Vor einem Vierteljahrhundert hat der Künstler deshalb das
„Global Brainstorming Project“ gegründet, mit dem er immer
wieder Aktionen veranstaltet. Das Projekt fordert dazu auf, Politik
und Weltgestaltung kreativ anzugehen – als Kunst bzw. durch
Vermittlung der Kunst. Seine eigene UNO nennt er es gern mit
einem Augenzwinkern. Die echten Vereinten Nationen oder das
Militärbündnis Nato hält Hack für festgefahren und ineffektiv. Als
Künstler sei es seine Aufgabe, Entwürfe für die Gesellschaft und
den Planeten zu haben. Das müssen, findet Hack, keine konkreten
politischen Forderungen sein, aber eben Visionen. „Sonst könnte
ich mir gleich die Kugel geben.“
PRAXIS
movum.info
7
VERBINDENDE TECHNIK
Moon Ribas und Neil Harbisson sind Cyborgs: Sie haben Mikrochips im Körper, um der Natur nahe zu sein. Mit Hightech-Körpererweiterungen wollen
die New Yorker Künstler ein besseres Verständnis für unsere Umwelt erreichen.
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eit jeher verändern die Menschen ihre Umwelt.
Doch Tempo und Intensität der menschlichen Gestaltungsmacht vergrößerten sich mit dem Einsetzen der Industrialisierung, die mittlerweile
als eigenes Erdzeitalter, als „Anthropozän“, unter Experten diskutiert wird. Aus der Nutzung
der gegebenen Ressourcen wurde ein aggressiver Raubbau, der auf einer unheilvollen Dialektik von Fortschritt und Zerstörung gründet. Je stärker die technischen
Möglichkeiten, umso höher der Grad der Umweltzerstörung. Ein Ausweg? Weniger Technik, Verzicht und Minimalismus.
Moon Ribas hat einen anderen Weg eingeschlagen. Die Avantgarde-Künstlerin trägt seit 2013 einen
Mikrochip im linken Arm, den sie selbst entwickelt
hat. Der Sensor ist mit einem Online-Seismographen verbunden und lässt die 31-Jährige Erdbeben
spüren. „Das Implantat erlaubt es mir, jedes Beben
auf der Welt in Echtzeit wahrzunehmen“, sagt Ribas.
Die Katalanin, die mittlerweile in New York lebt,
musste sich an die ständigen Vibrationen gewöhnen,
anfangs wachte sie nachts noch davon auf. Vor allem
heftige Beben rührten die Künstlerin, weil sie wusste,
dass in jenen Minuten auch Menschen sterben können.
Es sei ein riesiger Unterschied, ob man wisse, dass es
gerade irgendwo ein Erdbeben gebe, oder ob man es fühle,
sagt Ribas. Deshalb hat sie eine Tanzperformance entwickelt,
bei der sie die Erschütterungen der Erde in Bewegungen übersetzt. Barfuß steht sie dafür auf der Bühne, reißt ihre Arme in die
Höhe oder lässt ihren zuckenden Körper zu Boden fallen. Und
wenn sie keine Schwingungen verspürt, steht Ribas einfach nur
still. Auch mit Instrumenten übersetzt sie ihre Wahrnehmungen.
Die Erdbeben, die Mexiko im Laufe der vergangenen Jahrzehnte
heimgesucht haben, vertont Ribas auf einer Trommel. Je heftiger
die Trommelwirbel, desto heftiger waren die Beben.
Die Vibrationen, die die Tänzerin manchmal mehrfach am Tag
spürt, bezeichnet Ribas als ihren seismischen Sinn. „Mein Körper
besitzt einen Sinn, der nicht menschlich ist“, sagt Ribas, die sich
deshalb auch als Cyborg bezeichnet. Cyborgs erweitern ihre
menschlichen Sinneswahrnehmungen oder Fähigkeiten. Wie eine
Maschine fühlt sich Ribas trotzdem nicht. Über die Sin-neserweiterungen, so glaubt sie, könne sie eine engere Verbindung zur
Umwelt herstellen. Neben ihrem Herzschlag fühle sie nun auch
den Rhythmus der Erde. Auch den Tieren, die Erdbeben wahrnehmen können, fühlt sich Ribas nun näher. Diese veränderte Wahrnehmung führe zu einem tieferen Verständnis
von natürlichen Vorgängen und letztlich zu einem anderen
Verhalten. „Der Mensch versucht stets nur die Umwelt zu
ändern statt sich selbst“, sagt Ribas. Sie modifiziert sich
lieber selbst.
MEHR MENSCHEN SOLLEN CYBORGS WERDEN
Foto:
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og r aph ics | Pi xabay.com
Durch ein Implantat spürt Moon Ribas die Erschütterungen
der Erde und ent wickelt einen „ seismischen Sinn“.
Gemeinsam mit Neil Harbisson hat Ribas die Cyborg
Foundation gegründet. Harbisson setzt auch auf die Möglichkeiten der Selbstoptimierung: Er ist farbenblind und trägt einen
Sensor am Kopf, der Farben in seiner Nähe in Töne übersetzt.
Mit ihrer gemeinsamen Stiftung wollen Ribas und Harbisson
den Menschen dabei helfen, selbst ein Cyborg zu werden. Dabei
lassen sie sich von der Natur oder von Tieren inspirieren. „Wir
müssen nicht mehr auf die Evolution warten, sondern können
uns zu Lebzeiten weiterentwickeln“, sagt Ribas. Doch nicht zum
reinen Selbstzweck – sondern um die Erde anders wahrzunehmen. Die Technik müsse die Menschen nicht von der Umwelt
entfremden, sie könne ihnen dabei helfen, Mensch und Umwelt
besser zu verbinden.
VON LEUCHTTÜRMEN UND TRÄUMEN
Kann ein Leuchtturm fern vom Meer Wandel bewirken? Ja, sagt der britische „Artivist“ John Gordon. Transformation entsteht nicht, weil die
Menschen die Fakten kennen, sondern weil sie träumen.
T e x t : E VA M A H N K E
KOPF, HERZ UND HAND
Für dieses Träumen soll der Leuchtturm stehen und Poesie in
die Auseinandersetzungen um den Flughafen bringen. Und
tatsächlich halten hier mittlerweile Einheimische an, die vorher
Hemmungen hatten, sich den Aktivisten zu nähern.
Foto: The Yes Men | Wikimedia.org
J
ohn Gordon baut an einem Leuchtturm mit. 20 Meter
hoch soll er werden, sein Licht weit in die Ferne schicken
und in den Menschen das Bild wachrufen, dass es die
stürmische See gibt und den sicheren Hafen. „Er ist ein
Kunstobjekt“, sagt der Brite, der seit mehr als 20 Jahren
in verschiedenen Bewegungen aktiv ist, „er wird wunderschön und ein Symbol des Widerstands.“
Der Leuchtturm entsteht weit entfernt von jeder Küste. Sein
Licht wird er aufs platte Land westlich der französischen Stadt
Nantes schicken, wo Aktivisten seit Jahren versuchen, den Bau
eines neuen Großflughafens zu verhindern. In der harten Auseinandersetzung geht es um Ökologie, um Lärm, um den Klimawandel. Es geht um Arbeitsplätze und um Perspektiven für eine
ländliche Region. Die Aktivisten glauben nicht daran, dass der
Flughafen die richtige Art von Entwicklung bringt. Sie wollen
eine kleinteilige, regionale Wirtschaft, die den Landstrich lebendig macht, statt eines Großprojekts, von dem nur wenige profitieren. Die Auseinandersetzung läuft seit Jahren. Sie ist eine der
vielen Schauplätze, an denen sich entscheidet, ob eine sozialökologische Transformation gelingen kann.
John Gordon ist hier, um dafür zu sorgen, dass dieser Wandel
mit den richtigen Mitteln in Gang gebracht wird. „Viele glauben,
dass man Menschen überzeugen kann, Dinge anders zu machen,
indem man ihnen die Fakten erzählt“, sagt Gordon. So und so
viele Arten seien vom Aussterben bedroht, so und so verhalte es
sich mit dem Klimawandel, so und so viele Menschen litten millionenfach weltweit. „Ich kann all diese Daten und Fakten aufzählen und dann sagen: Handle!“ Das werde aber nicht funktionieren.
„Menschen werden nicht durch Fakten motiviert, sie brauchen
Träume, wie es anders sein könnte, wie die Welt und ihr Leben
stattdessen aussehen könnten.“
Die Yes Men sind bekannt für ihren bissigen Humor und ihre öffentlichkeit wirksamen Aktionen: Hier geben sie sich als Exxon-Mobil-Manager aus.
Die Strategie, die Gordon verfolgt, nennt sich „Artivism“,
ein Kunstwort aus „art“ und „activism“. Auch wenn das Wort
„Kunst“ im Begriff steckt, geht es nicht darum, Kunst über ein
politisches Thema zu machen. Vielmehr sollen künstlerische,
kreative, überraschende Ideen in soziale Auseinandersetzungen
hineingetragen werden, um Menschen emotional anzusprechen.
„Die besten Artivism-Strategien sind vielleicht Innovation und
Konfusion“, sagt Gordon. „Durch die Wiederholung der immer
gleichen Aktionsformen – der Marsch von A nach B, die Mahnwache, das Protestcamp – verlieren diese schnell an Einfluss.“
Erfolge gebe es dagegen oft, wenn neue Formen erfunden werden,
die überraschen. Dazu gehören zum Beispiel die „Clown Army“,
die auf Demonstrationen friedliche Verwirrung stiftet, oder auch
die „Yes Men“, die vorgeben, Konzernsprecher zu sein, und so für
überraschende Reaktionen und Medienberichte sorgen.
Artivism ist aber mehr als eine Strategie. „Es ist eher eine
Haltung“, sagt Gordon. Mit anderen Worten: Es geht nicht
nur um die politischen Aktionen selbst, die eine sozialere und
ökologischere Welt möglich machen sollen. Artivism soll auch
die zumeist sehr akademische und rationale Auseinandersetzung um Transformation bereichern. „Wir brauchen kreative
Formen des Wissensaustauschs und partizipatorische Bildungsansätze, die versuchen, gemeinsam geteiltes Wissen weiterzugeben“, ist Gordon überzeugt. „Wir müssen über das Sprechen
und Zuhören hinausgehen und Kopf, Herz und Hand gleichermaßen einbeziehen.“
PRAXIS
8
5/2017
KRISTALLISATION DES KLIMAWANDELS
Kunst soll Perspektiven für eine nachhaltige Gesellschaft eröffnen und den Klimawandel vermitteln, aber kann sie das?
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er Klimawandel ist für viele Menschen
immer noch ein Abstraktum. Zwar leiden
schon heute Millionen Menschen unter den
Folgen eines „verrückt“ spielenden Klimas,
dennoch sind die dramatischen Veränderungen vor allem in westlichen Stadtgesellschaften oft weit vom Alltag entfernt. Während Politiker über Treibhausgas-Reduktion verhandeln, werden
den Bürgern Verhaltensänderungen und Verzicht gepredigt.
Künstler aus aller Welt arbeiten deshalb seit Jahren daran, den
Klimawandel zu übersetzen und ihn greifbar und wahrnehmbar zu machen. Sich zu entwöhnen und zu verändern, bedeutet
immer einen großen Einschnitt für das eigene Leben und braucht
Motivation. So wurde in Berlin in der Akademie der Künste im
Juli 2016 öffentlich gefragt, ob Kultur und Kunst dazu beitragen können, einen Weg aus der Klimakrise zu finden, oder beim
„DeLight Art Festival“ im März 2017 versucht, über zeitgenössische Kunst einen nachhaltigen Lebensstil zu vermitteln.
METAPHERN FÜR DEN KLIMAWANDEL
Mit seiner Lichtinstallation „Crystal Study“, die beim DeLightFestival gezeigt wurde, versucht Akitoshi Honda Phänomene wie
die Erderwärmung sichtbar zu machen. Das Werk macht deutlich,
dass es sich dabei um einen nicht offenkundig zutage tretenden
Vorgang handelt, sondern um ein Phänomen, das sich über einen
langen Zeitraum vollzieht.
„Crystal Study“ ist eine Langzeitbeobachtung des Kristallisationsprozesses in einem sogenannten Sturmglas. Der Prozess
findet auf einer molekularen Ebene statt und bleibt so dem
menschlichen Auge verborgen. Die Veränderung der Materie
macht Honda über einen Laser sichtbar, indem er die Veränderungen in der Lichtbrechung aufzeichnet. So wird nicht erst
der ausgebildete Kristall als Produkt erkennbar, sondern auch
dessen Entwicklung. In der Installation sieht man, wie sich die
Lichtfrequenz des Lasers wandelt.
Vor der Diskussion in der Akademie der Künste wurde eine
Szene aus der Videoarbeit „3 Ster mit Ausblick“ von Michael
Sailstorfer und Jürgen Heinert gezeigt: Eine Holzhütte in der
Foto: Akitoshi Honda 2015
Der japanische Künstler Akitoshi Honda macht mit einer Laser-Installation die Transformation der Stoffe sichtbar.
Landschaft, oben heraus lugt der Schornstein eines Ofens.
Qualm tritt aus, immer mehr Qualm. Die Hütte fällt zusammen, Stück für Stück löst sie sich auf, bis erst noch der Ofen
übrig bleibt und irgendwann nur Feuer und Funken. Die Hütte
hat sich selbst verbrannt. Die Selbstverbrennung der Zivilisation als Symbolbild für die Klimakrise – ein starkes Bild, das
auch der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber in seinem
neuesten Buch bemüht.
Der Laser und die brennende Hütte: Zwei starke Bilder, den
Klimawandel zu übersetzen oder wahrnehmbar zu machen –
einmal durch einen komplexen Prozess und einmal durch ein
auf den Punkt gebrachtes künstlerisches Statement. Zwei Metaphern, um den Klimawandel als Chronologie auszuweisen oder
die Konsequenz des menschlichen Handelns in ihrem Ausmaß
darzustellen.
VORHANDENE DENKWEISEN AUFBRECHEN
Kunst kann jedoch mehr als das, arbeitete eine Diskussion um
Perspektiven für eine nachhaltige Gesellschaft auf dem DeLightFestival heraus. Sie kann nicht nur sichtbar machen oder übersetzen, sondern auch eine andere Vision von Nachhaltigkeit
schaffen, die jenseits von Untergangsphantasien existiert und
so einen anderen Blick beispielsweise auf das Anthropozän und
dessen Möglichkeiten eröffnet. Als Beispiel wurde das Projekt
„The Sixth Extinction“ der Künstlerin Daisy Ginsberg genannt,
das eine neue Welt mit synthetischer Biodiversität konstruiert.
NACHRICHTEN
Pendler vor dem Burnout
Der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands ist nach Ansicht des Braunschweiger Mobilitätsforschers Stephan Rammler teuer erkauft.
Der flexibilisierte Arbeitsmarkt mit häufigen Ortswechseln sei nur mit langen Arbeitswegen und billiger Energie möglich, sagte
Rammler im Interview mit dem Deutschlandfunk. Gleichzeitig gebe es noch immer das Leitbild vom Eigenheim mit Auto. Die
Folge sei eine große psychische und körperliche Belastung der Beschäftigten, die viele aber unterschätzen würden. „Ein großer
Teil der Erwerbstätigen steht kurz vor dem Burnout“, warnte der Forscher, der eine Abschaffung von Anreizen wie der Pendlerpauschale fordert.
Städte für Menschen
Wie können Städte lebensfreundlicher werden? Um die Diskussion darüber anzuregen, hat das
Umweltbundesamt (UBA) in einer Studie Vorschläge für einen grundlegenden Wandel der Mobilität gemacht. Kernelement der „Stadt für Morgen“ ist ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr,
ergänzt um gute Fuß- und Radwege. Ähnlich argumentieren die Sozial- und Stadtforschungs-Institute ISOE, Difu und Steteplanung in einer eigenen Studie für das Land Hessen: Die Landes- und
Kommunalpolitik brauche einen Perspektivwechsel von der autogerechten Stadt zur Förderung der
Nahmobilität. Zentraler Vorschlag ist ein Landesverkehrsfinanzierungsgesetz für den Übergang.
Ginsberg fragt, wie Natur und biologische Vielfalt mit Blick
auf die technischen Möglichkeiten bewahrt werden können. Dabei
stellt sie infrage, dass der Schutz bestehender Natur die einzige
Möglichkeit ist, und spielt mit Alternativen, die die synthetische Biologie hervorbringen kann. Wie könnte eine zukünftige
Umwelt aussehen mit Wesen, die synthetisch erzeugt sind und
sowohl uns Menschen als auch der Natur zugutekommen?
Haben wir die menschliche Kultur bisher in Abgrenzung zur
Natur verstanden, so ist nun ein Umdenken notwendig, suggeriert diese Arbeit. Kultur war bisher positiv konnotiert als etwas
genuin vom Menschen Hervorgebrachtes, das seine Lebenswelt
erhält, und Natur als etwas unabhängig vom Menschen Existierendes und für ihn teilweise Bedrohliches. Das hat sich nun umgekehrt: Nun ist vielmehr unsere Kultur uns zur Bedrohung geworden.
Während Diskussionen um den Klimawandel oft in apokalyptische Szenarien abgleiten, kann Kunst – wie im letzten Beispiel
– einen offeneren Blick auf die Zukunft werfen, sie als Prozess
zeigen, ohne bereits feststehenden Horizont.
Dabei ist der Eklektizismus der Kunst, der in der Wissenschaft
verpönt ist, ihr Vorteil. Gerade dort, wo sich Künstler mit ökologischen Fragen auseinandersetzen, gehen sie häufig ein Bündnis
mit den Wissenschaften ein, arbeiten sich in den Forschungsstand
ein, kooperieren mit Physikern, Chemikern, Biologen und experimentieren mit den gewonnenen Erkenntnissen. Darin steckt
Potenzial: die Zukunft nicht dunkel zu färben, sondern positive,
wenn auch gleichzeitig irritierende Visionen zu zeichnen.
IMPRESSUM
Herausgeber:
Reiner Hoffmann, Vorsitzender, Deutscher Gewerkschaftsbund
Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident, Deutscher Naturschutzring e.V.
Damian Ludewig, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Michael Müller, Vorsitzender, NaturFreunde Deutschlands e.V.
Christel Schroeder, Lutz Ribbe, EuroNatur Stiftung
Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender, Deutsche Umweltstiftung
Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender, BUND e.V.
Dr. Martin Held, Gesprächskreis Die Transformateure
– Akteure der Großen Transformation
Redaktion:
Chefredaktion: Dr. Susanne Götze, Joachim Wille (V.i.S.d.P.)
Redakteurin: Sandra Kirchner
Debatte
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Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröffentlichung
liegt bei den AutorInnen.
Projekt Forum Transformation
DIESES PROJEKT WURDE GEFÖRDERT VON:
Layout
Adrien Tasic, Gestaltung
Hermann Josef Hack, Plakat
Foto: Tom HiltonFlickr | Flickr- www.flickr.com/photos/tomhilton/3933593835/
„Ende Gelände“ macht weiter
Auch dieses Jahr will das Aktionsbündnis Ende Gelände wieder gegen die Kohlenutzung protestieren. Ende August soll im Rheinischen Braunkohlerevier die Kohleproduktion „so lange wie möglich blockiert werden“. Eine Woche lang sollen Aktionen stattfinden.
Die Aktivisten wollen sich dabei vom Kohleriesen RWE nicht einschüchtern lassen: Wegen der Besetzung des Braunkohletagebaus
Garzweiler 2015 drohen vielen von ihnen zivilrechtliche Klagen. Grund ist ihre Weigerung, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben, die ihnen das Betreten aller RWE-eigenen Anlagen inklusive Tagebaue und damit alle künftigen „Ende-Gelände“-Aktionen untersagen würde.
Mitbestimmung auf dem Teller
In immer mehr Städten gründen sich Ernährungsräte. Sie verstehen sich als Gegenbewegung
zu einem Ernährungssystem, das von Agrarkonzernen und Lebensmittelketten beherrscht wird,
berichtet die Zeitschrift Schrot & Korn. Die Großunternehmen sorgen für ein Komplettangebot
und bezahlbare Preise – aber auch für eine Entfremdung zwischen Erzeugern und Konsumenten,
für Ausbeutung, Tierfabriken, Verschwendung und Umweltschäden. Gegen jede dieser Negativfolgen leisten Menschen Widerstand und arbeiten an Alternativen, oft jedoch getrennt. Die Ernährungsräte wollen ihre Kräfte bündeln, mit Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten und für eine
progressive Ernährungspolitik in den Städten eintreten.
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Der Verlag haftet nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie
Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach Genehmigung des Verlages.
movum liegt exklusiv, regelmäßig und kostenlos der Fachzeitschrift politische
ökologie des oekom verlags bei.
Auflage: Mantel: 10.000 Exemplare, Plakatbeilage: 11.000
Die movum-Ausgaben können Sie kostenlos bestellen:
bestellung@naturfreunde-verlag.de
oder per Post: Naturfreunde-Verlag Freizeit und Wandern GmbH
Warschauer Str. 58 a + 59 a, 10243 Berlin
Foto: Michael Schulze von Glaßer | www.schulze-von-glasser.eu
VERANSTALTUNGEN
15. bis 17. Mai 2017
Tagung
„Gute Arbeit ohne Wachstum“
Evangelische Akademie Tutzing
www.ev-akademie-tutzing.de
29. Mai 2017
Jahreskonferenz des Rates
für Nachhaltige Entwicklung
„Wissen – wählen – wünschen“
Berlin Congress Center, Berlin
www.nachhaltigkeitsrat.de
12. Juli 2017
Konferenz „Fokus Wachstumswende –
Postwachstums-Politiken in Zeiten von
erstarkendem Rechtspopulismus“
Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
www.fokus-wachstumswende.de
18. bis 23. August 2017
„Degrowth-Sommerschule 2017 –
Skills for System Change“
Rheinisches Braunkohlerevier
www.degrowth.de