Briefe zur
Transformation
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3/2016
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Elemen
Ressourcen und Macht
THEORIE
„DEUTSCHLAND MUSS
SEINE CHANCEN NUTZEN“
Interview mit Ex-Bundeskanzler
Gerhard Schröder
PRAXIS
HOHER PREIS FÜRS SCHWARZE GOLD
Von Eva Mahnke
CHINAS WENDE BEI DER KOHLE
Von Martin Jänicke
TELEFON FÜR WELTVERBESSERER
Von Sandra Kirchner
Foto: LHOON | flickr.com/photos/lhoon/191847021
EDITORIAL
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AUSGEBEUTET, VERBRAUCHT, VERSCHWENDET
Von Martin Held und Jörg Schindler, Gesprächskreis Die Transformateure
D
ie Verfügbarkeit über Ressourcen bedeutet Macht. Wer am Oberlauf eines Flusses
sitzt, kann den Unterliegern das Wasser abgraben. Land mit fruchtbaren Böden war
die Basis für das Aufblühen großer Städte.
Reichhaltige Erzlagerstätten standen Pate
beim Machtzuwachs aufsteigender Herrschergeschlechter ebenso wie beim Aufstieg von Handels- und Finanzimperien wie dem der Fugger. Kohle- und Stahlbarone wurden im Laufe der Industrialisierung geradezu sprichwörtlich. Im
englischen Begriff power ist die doppelte Bedeutung von Macht
wie auch Energie und Kraft unmittelbar spürbar. Auf der Kehrseite wird Machtverlust ausgelöst durch den Verlust von Territorien und damit der Verfügung über deren Ressourcen, ebenso wie
etwa durch das Versiegen von Ölquellen oder die Schließung von
Minen, wenn die leichter zugänglichen und hoch angereicherten
Minerale und Flöze erschöpft sind. All diese Beispiele machen
den engen Zusammenhang von Ressourcen und Macht deutlich.
Diese Verbindung ist nicht einfach Geschichte, spiegelt nicht
nur längst vergangene Zeiten, sondern wirkt bis auf den heutigen
Tag und auch in Zukunft. Wer die Geschichte des Nahen Ostens,
seine Zerrissenheit und die anhaltenden Kämpfe verstehen will,
dem sei etwa das Buch des US-Militärhistorikers Geoffrey
Wawro empfohlen: „Quicksand. America’s Pursuit of Power in
the Middle East“. Die Urgewalt, in der die beginnende Ausbeutung neu entdeckter Ölquellen sämtliche Lebensverhältnisse in
Saudi-Arabien auf den Kopf stellte, die Gesellschaft komplett
transformierte, hat Abdalrachman Munif in Romanen wie „Zeit
der Saat“ und „Salzstädte“ literarisch verarbeitet.
In Zeiten von Virtualität und Digitalisierung sinkt vermeintlich
die Bedeutung mineralischer Rohstoffe. Auch in Zeiten des Klimaschutzes seien sie nicht mehr so wichtig, da ja die fossilen Ressourcen, vor allem Öl und Kohle, ohnehin im Boden bleiben „müssen“.
Wer Klimaschutz mit der gebotenen Entschlossenheit betreiben
will, der ist gut beraten, sich mit den Interessen der Besitzer der
fossilen Ressourcen auseinanderzusetzen. Das hat mit Macht zu
tun, denn für die beginnende große Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung braucht es Gegenmacht, um die Strukturen
rasch zu verändern. Das Schauspiel des Einbremsens der Energiewende in Deutschland ist dieser Kräftekonstellation geschuldet.
Wer die erneuerbaren Energien als Alternativen rasch und umfassend durchsetzen will – ein Muss für die große Transformation
von Wirtschaft und Gesellschaft –, der sollte genauer verstehen,
wie sich die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Kohle, Erdöl
und Erdgas entwickeln, und er sollte auch die Verwendungszusammenhänge verstehen und damit die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen ihrer Änderbarkeit. Auch hier
ist Macht ein wesentlicher Aspekt.
Der Beitrag von Martin Jänicke in diesem Heft über Kohle
in China lehrt noch etwas anderes: Klimaschutz braucht starke
Verbündete. China in seiner rasenden nachholenden Entwicklung
der Nichtnachhaltigkeit verbraucht als einzelnes Land inzwischen
mehr Kohle als die gesamte restliche Welt. Die Folgen des Erfolgs
werden zunehmend zum Problem: Die heimische Kohleförderung
stößt an Grenzen, trotz hoher Eigenförderung sind die Kohleimporte hoch, viele Städte und Regionen leiden über weite Teile des
Jahres unter einer kaum noch erträglichen Luftverschmutzung.
Das hat die chinesische Führung vor vier Jahren zu einem radikalen Umsteuern veranlasst. Die politische Vorgabe, den Vorrang
für die Kohle zu beenden, hat zu einem Rückgang des Kohleverbrauchs geführt. Diese veränderte Motivlage, bei der das Weltklima gerade nicht im Vordergrund stand, brachte China zum
Einlenken bei den Klimaverhandlungen und war die Voraussetzung für den Erfolg des Pariser Klimagipfels.
Nicht anders verhält es sich mit den stofflichen Voraussetzungen der Energiewende und der Digitalisierung. Letztere ist
keine virtuelle Entwicklung zu einer Dematerialisierung, ganz
im Gegenteil: Die Aufregung über das damalige Quasimonopol
Chinas bei der Förderung seltener Erden in den Jahren um 2010
war nur ein erstes Vorzeichen. Trotz zaghafter Ansätze zu Recycling bei einigen wenigen Materialien geht die Verschwendung
und Dissipation der Metalle weiter. Im englischen Begriff dissipation steckt wiederum der Schlüssel zum Verständnis: Er bedeutet verbreiten, zerstreuen ebenso wie verschwenden. Die Digitalisierung ist nicht virtuell. Die Entdeckung des Periodensystems
1869 und das zunehmende Verständnis der Nutzungen, die die
verschiedenen chemischen Elemente ermöglichen (Funktionalisierung genannt), schufen die Voraussetzung für die Digitalisierung und ebenso für die Energiewende. Vier von fünf Elementen des Periodensystems sind Metalle oder Halbmetalle. Wurden
im Lauf der Geschichte davon vielleicht zehn bis 15 verwendet,
sind es jetzt nahezu alle: Wir befinden uns am Beginn des all
metals age.
Die beginnende sozial-ökologische Transformation hält eine
doppelte Aufgabe bereit: Erstens ist die Abhängigkeit vom fossilen Trio rasch abzubauen, beginnend mit Öl und Kohle. Bei der
Dominanz des Erdöls im Verkehrssektor ist das eine gewaltige
Aufgabe.
Zweitens ist die Verschwendung der Rohstoffe zu beenden.
Diese ist eine Erbschaft aus der fossilen Prägung des industriellen Zeitalters. Sie läuft dem Ziel einer Transformation in Richtung Nachhaltigkeit diametral entgegen. Die Rede von peak
everything – als Steigerung von peak oil – hilft da gar nicht.
Metalle sind nach ihrem Gebrauch ja noch da. Es gilt, ihren wachsenden Verbrauch zu reduzieren und endlich die Stoffwende als
Baustein der großen Transformation anzustoßen: Metalle nicht
mehr verbrauchen, sondern gebrauchen. Dazu kann auch beitragen, die „Metalle der Hoffnung“ zu verstehen und damit klug
umzugehen.
AKTEURE
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DREI FRAGEN ZU RESSOURCEN UND MACHT
Unser Umgang mit den stofflichen und energetischen
Ressourcen ist strukturell nicht nachhaltig. Was sind heute
und in Zukunft die zwei oder drei wichtigsten Ressourcen?
Die Antwort mag überraschend klingen: die Human Resources,
also das Wissen und Können der Menschen, und die nicht mehr
genutzten fossilen Energieträger. Die Erklärung ist aber einfach.
Wir brauchen einerseits technische, soziale und politische
Innovationen, um bei den jetzt notwendigen weitreichenden
Transformationen erfolgreich zu sein. Der Weg in eine emissionsneutrale, ressourcenleichte, gerechte und nachhaltige Welt stellt
uns vor große Herausforderungen. Es geht um den Umbau von
Infrastrukturen und um grundlegend andere Produktions- und
Konsummuster. Human Resources sind dabei für die Entwicklung
der Innovationen und ihre erfolgreiche Einführung entscheidend.
Neben den Innovationen brauchen wir aber auch das Gegenteil: Exnovationen, um von den nicht nachhaltigen Praktiken
wegzukommen. Der Strukturwandel – etwa beim Ausstieg aus
den fossilen Energieträgern – muss aktiv gestaltet werden. Dafür
müssen kluge gesellschaftlich und politisch tragfähige Transformationsansätze entwickelt werden.
Welche grundlegenden Probleme sind damit verbunden?
Für den Einstieg in neue und den Ausstieg aus alten Strukturen sind die bestehenden Machtstrukturen und ihre Veränderung ein wesentlicher Punkt, der oft über Erfolg oder Misserfolg bestimmt. Bei Widerständen die Initiative zu ergreifen, ist
dabei oft entscheidend.
Widerstände in Veränderungsprozessen sind für die meisten
Menschen ein Ärgernis. Erfahrene „Change Agents“ – Gestalter des Wandels – wissen aber, dass Widerstände ihnen helfen,
bessere Lösungen für ihre Veränderungsideen zu finden und
die Menschen mit ihren guten Ideen einzubinden. Kurz gesagt:
Widerstände sind wichtig für einen erfolgreichen Wandel. Viele
Widerstände können für den Veränderungsprozess genutzt
werden, wenn die Change Agents das Heft in die Hand nehmen.
Dadurch lassen sich manchmal auch für die Interessenunterschiede, die am Ende bleiben, neue Lösungen finden.
Die Volkswirtin und Nachhaltigkeitsexpertin Kora Kristof leitet
seit 2011 die Grundsatzabteilung des Umweltbundesamtes.
Mineralische Ressourcen haben sich in geologischen Prozessen
innerhalb von Millionen – manchmal sogar Milliarden – Jahren
gebildet. So gesehen scheint es keine Nachhaltigkeit im Bergbau
zu geben. Für einen nachhaltigen Umgang mit Mineralien gibt
es drei Grundsätze: Nutze, was zur Verfügung steht; nutze so
wenig wie möglich; recycle so viel wie möglich. Wendet man
diese Prinzipien an, bedeutet das, dass wir ein komplett anderes
Industriesystem als heute brauchen. Wir müssen lernen, wie wir
weitermachen können, ohne die seltenen Ressourcen zu nutzen,
die eigentlich nicht recycelt werden können. Das betrifft zum
Beispiel wertvolle Metalle für die Katalyse, Indium, Tantal oder
Gallium für elektronische Geräte. Andere Mineralien mit einem
vergleichsweise hohen Anteil in der Erdkruste können vergleichbare Funktionen erfüllen. Beispielsweise Aluminium und Magnesium für tragende Teile, Stahl für Werkzeuge, Aluminium als
elektrischer Leiter, Silizium für Halbleiter. Mit diesen Materialien können wir das meiste herstellen, was für eine komplexe
Industriegesellschaft gebraucht wird, die durch solare Energie
versorgt wird. Allerdings müssen wir dafür unser Wirtschaftssystem umstellen.
Komplexe Systeme wie die menschliche Gesellschaft haben
eigentlich keine „Probleme“, sie haben vielmehr Antriebskräfte und Feedbacks. Gegenwärtig sind die Hauptkräfte, die
auf die menschliche Zivilisation einwirken, die Erschöpfung der
Ressourcen und der Klimawandel. Beide stoßen das System aus
dem Gleichgewicht. Die Menschen nehmen das als Problem wahr
und sie glauben, dass die Lösung darin liegt, noch härter daran zu
arbeiten, dass alles so bleibt, wie es ist. Aber das ist ein vergebliches Unterfangen. Das System steuert auf einen „Kipppunkt“ zu,
an dem es sich in einen völlig anderen Systemzustand begeben
wird. Derzeit können wir nicht sagen, wann dieser tipping point
erreicht sein wird und was sich danach herausbilden wird. Aber
der Übergang wird nicht unbedingt schmerzfrei vor sich gehen.
Ugo Bardi: Der geplünderte Planet. Die Zukunft des
Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen.
Oekom, München 2013
In einem umfassenden Überblick erläutert Ugo Bardi
die Herkunft der Bodenschätze und die Geschichte
des Bergbaus wie auch deren Bedeutung im Lauf der
Geschichte. Durchgehend hat er den Blick sowohl auf
den mineralischen als auch auf den fossilen Rohstoffen. Im Unterschied zur vorherrschenden Trennung
behandelt er die Frage der Ressourcenverknappung
im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung und
Klimawandel. 16 Einschübe internationaler Autoren
machen das Buch zusätzlich lesenswert. Sehr gut nachvollziehbar durchleuchtet Bardi den „Wettlauf nach den
Regeln der Roten Königin“ und zeigt die Richtung, wie
er überwunden werden kann. Das Buch empfiehlt sich
als Einstieg in den Themenschwerpunkt Ressourcen
und Macht. Es unterstreicht dessen Bedeutung für die anstehende große Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung.
Ulrich Grober: Der leise Atem der Zukunft. Vom
Aufstieg nachhaltiger Werte in Zeiten der Krise.
Oekom, München 2016
Ulrich Grober nimmt Leserinnen und Leser mit auf
den Weg seiner Wanderungen in Schwarzwald und
Harz ebenso wie ins Ruhrgebiet oder nach Wolfsburg:
zu Besuch bei „Transformateuren“, die mit nachhaltigeren Lebensweisen experimentieren. Eine wichtige
Stimme der großen Transformation wird hier hörbar,
die eine vielfach fehlende Seite betont: Bei aller Dringlichkeit der Umsteuerung gehört zur Nachhaltigkeit eine „Kultur des Lassens“, die sich auf Zyklen
und Rhythmen der Natur einlässt. Diese Einübung
in Gelassenheit, die wiederum Kraft geben kann für
Aktivität und Umsteuern weg von der vorherrschenden
Nichtnachhaltigkeit, wird hier in poetischer Sprache
nahegebracht. Lebensfreude paart sich mit dem Realismus, dem das Risiko eines Kollapses bewusst ist. Nicht zu vergessen die starken
Sprachbilder, wie das Märchen „Das kalte Herz“ als Parabel der Gier.
Was ist dabei (macht)politisch bestimmt?
Was ist bei der Überwindung der Probleme
politisch beeinflussbar – und wie?
„Nichts ist beständiger als der Wandel.“ Auf diese Regel können
erfolgreiche Veränderungen bauen. Um sich nicht zu verzetteln,
sollten sich Change Agents auf einige Punkte konzentrieren.
Sie sollten bestimmte Hotspots in den Mittelpunkt stellen,
zum Beispiel nachhaltige Infrastrukturen und ihre Kopplung:
Energie-, Verkehrs-, Wasser-, Informations- und Kommunikations-Infrastrukturen. Denn Infrastrukturen sind relativ dauerhaft und haben eine große Ressourcen- und Umweltwirkung.
Die Change Agents sollten Experimente unterstützen, etwa
das Zusammenwachsen von Konsumenten und Produzenten zu
sogenannten Prosumenten – zum Beispiel durch 3-D-Drucker,
Digitalisierung oder neue Formen des Zusammenwohnens.
Sie sollten auch Zusammenhänge im Blick haben. So kann die
Energiewende nur glücken, wenn gleichzeitig an der Ressourcenwende gearbeitet wird und soziale Aspekte berücksichtigt werden.
Die erwähnte Exnovation sollten sie bewusst begleiten, indem
sie zum Beispiel die Initiative für einen Strukturwandel in Regionen
mit starker Bindung an fossile Energieträger aktiv gestalten. Und
schließlich brauchen Veränderungsakteure neben Fachwissen auch
Wissen zu den Erfolgsbedingungen von Veränderungsprozessen.
In der heutigen Zeit ist das grundlegende Kontrollelement das
Geld. Unsere Gesellschaft ist vielleicht die am stärksten monetarisierte in der Geschichte. Das Finanzsystem spielt eine so überragende Rolle, dass die grundlegende politische Steuerung der
Gesellschaft nicht mehr gewährleistet ist. Das Kontrollsystem des
Geldes gewinnt immer mehr Macht über die Gesellschaft. Es ist
wirklich mächtig, aber es hat auch gigantische Probleme: Geld
besitzt keine Intelligenz und hat keine Fähigkeit zur Vorausschau.
Außerdem ist es instabil und expandiert ständig. Finanzkrisen
und der Kollaps des Finanzsystems sind das Ergebnis der exzessiven Akkumulation von Geld. Es ist sicher möglich, komplexe
Gesellschaften mit anderen Methoden als Geld zu managen, aber
davon sind wir noch weit entfernt. Die Dinge ändern sich jedoch
ständig und die Zukunft hält immer Überraschungen bereit. Was
wir noch erleben werden, wird uns sicher überraschen.
Ugo Bardi lehrt Chemie an der Universität Florenz und ist Mitglied des Club of
Rome. Er verfasste den Club-of-Rome-Bericht 2013 zur Rohstoffsituation der Erde.
Maja Göpel: The Great Mindshift. How a New
Economic Paradigm and Sustainability Transformation go Hand in Hand. Springer, Berlin 2016
Transformationswissen – transformative literacy –
wird in diesem Buch als eine entscheidende Fähigkeit
und Kompetenz eingeführt, um die erforderlichen
radikalen Schritte zur Umsetzung der Reformstrategien zur Nachhaltigkeit gehen zu können. Dazu führt
die Wissenschaftlerin Maja Göpel in die Forschung
zur Nachhaltigkeitstransformation ein und stellt
grundlegende Merkmale des sich herausbildenden
neuen ökonomischen Paradigmas vor. Sie veranschaulicht das an vier Fallbeispielen zu Pionierbewegungen für Nachhaltigkeits-Innovationen. Zudem
bricht sie die Analyse der großskaligen Systemänderungen auf Strategien zu individuellen Veränderungen herunter. Damit wird die Richtung aufgezeigt,
bei der die theoretische Fundierung und konkretes Umsetzungswissen zusammenkommen.
AKTEURE DER GROßEN TRANSFORMATION
Das fossile Zeitalter ist nicht nachhaltig. Notwendig ist eine Große Transformation in Richtung einer postfossilen, nachhaltigen Entwicklung. Nun geht es darum,
diesen tiefgreifenden Übergang mit seinen Strukturbrüchen verträglich und gerecht zu gestalten. Dafür braucht es in allen Bereichen Transformateure. Es geht um die
Änderung der Lebensstile ebenso wie um eine Änderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Gesprächskreis Die Transformateure verbreitet diese Idee.
Transformationstagungen und Transformations-Labs tragen gleichermaßen zur Vernetzung bei.
www.transformateure.wordpress.com
Die Herausgeber (Deutscher Gewerkschaftsbund, Deutscher Naturschutzring, BUND, Deutsche Umweltstiftung, EuroNatur,
FÖS, NaturFreunde und Die Transformateure) und andere Akteure der Transformation stellen sich an dieser Stelle im Wechsel vor.
THEORIE
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CHINAS WENDE BEI DER KOHLE
Te x t : M A R T I N JÄ N I C K E
C
hina ist ein Land voller Widersprüche. Das
betrifft nicht nur den Gegensatz von Stadt
und Land oder Arm und Reich. Es geht auch
um ein politisches System, das einerseits
eine hohe Starrheit aufweist, gleichzeitig
aber extreme Dynamiken auslösen kann.
Das zeigt sich am dortigen Boom von
Wind- und Solarenergie. Die Kapazität der Windenergie wuchs
in den letzten zehn Jahren unerwartet von 1,3 auf 133 Gigawatt,
die Ausbauziele für das Jahr 2020 wurden deshalb immer wieder
angehoben, von ursprünglich zwei auf nunmehr 250 Gigawatt. Die
Solarstrom-Kapazität wuchs ähnlich rasant in wenigen Jahren auf
43 Gigawatt, die Ziele für 2020 wurden ebenfalls schrittweise von
zwei auf 160 Gigawatt hochgesetzt.
Das eigentlich Bemerkenswerte ist aber die Wende bei der
Kohle. China erzeugt nicht nur die Hälfte der Kohle der ganzen
Welt. Das Land hat überdies in wenigen Jahren eine gewaltige
Importabhängigkeit entwickelt. Noch 2013 wurden mehr als 300
Millionen Tonnen Kohle importiert.
ZUERST GING ES UM LUFTVERSCHMUTZUNG
Mit dem extremen Kohleverbrauch konnte es allein schon aus
Gründen des Umweltschutzes nicht gut gehen. Und es ist nicht gut
gegangen: Zu Beginn des Jahres 2014 veröffentlichten chinesische
Zeitungen Bilder von Häfen, in denen sich die importierte Kohle
stapelte. In den Städten und Provinzen, aber auch in der Schwerindustrie fanden sich offenbar nicht mehr genügend Abnehmer.
Und immer stärker wirkten sich staatliche Maßnahmen gegen die
Kohle aus. Die sich Ende 2013 abzeichnende Wende hat sich in
den folgenden drei Jahren beschleunigt. Sie bedeutet eine Dekarbonisierung, die die Kohle nicht mehr ausklammert.
Mittlerweile erlebt China eine Transformation des Energiesystems, die rascher abläuft als in Deutschland.
In kaum einem anderen Land war die Kohlelobby bisher so
stark wie in China – die Chefs der Kohlekonzerne haben den
Status eines stellvertretenden Ministers. Als umweltpolitischer
Berater der Regierung wurde man noch 2011 darauf verwiesen,
dass die Rolle der Kohle bei der Elektrizitätsgewinnung tabu sei.
Es gelte weiterhin ein Kohleanteil an der Stromerzeugung von
70 Prozent.
Allerdings schon zu dieser Zeit möglich war die Einführung
strikter Umweltschutzstandards für Kohlekraftwerke. Seit Anfang
2012 gelten für solche Kraftwerke strenge Grenzwerte. Für
Schwefeldioxid und Stickoxide wurden sie ausdrücklich doppelt so
streng formuliert wie in der EU oder den USA. Erstmals wurden
auch Grenzwerte für Quecksilber festgelegt. Bis 2015 erforderte
dies Investitionen von umgerechnet 40,7 Milliarden US-Dollar.
PROGRESSIVE STROMTARIFE
Interessant ist, dass diese höheren Kosten für den Umweltschutz,
aber auch für die erneuerbaren Energien nur den 20 Prozent der
Stromkunden mit hohem Stromverbrauch angelastet werden. Die
obersten fünf Prozent mit dem höchsten Stromverbrauch zahlen
dabei einen besonders hohen Tarif.
Im Jahr 014 ging die Regierung zu direkten Maßnahmen gegen
den hohen Kohleverbrauch über: Neue Kohlekraftwerke müssen
künftig Effizienzstandards einhalten und den Kohleverbrauch
auf 310 Gramm pro Kilowattstunde begrenzen, Altanlagen auf
315 Gramm. Diese Regelung ist Teil des „Klimawandelplans“ für
2020. Der Plan sah auch die Schließung von zehn Gigawatt ineffizienter Kohlekraftwerkskapazität vor.
Im selben Jahr drängte die Regierung die 14 wichtigsten Kohlekonzerne, ihre Produktion um zehn Prozent zu senken, auch um
dem Verfall der Kohlepreise entgegenzuwirken. 320 Millionen Tonnen Standardkohle sollten allein 2014 und 2015 eingespart werden, um den zwölften Fünfjahrplan einzuhalten, der
2015 endete. Gleichzeitig wurden Importabgaben für Steinkohle
eingeführt, wie es sie bereits seit 2013 für Braunkohle gab. Das
ermutigte nun auch die Provinzen zu weitgehenden Maßnahmen.
Zwölf Provinzen planten, den Kohleverbrauch bis 2020 um 655
Millionen Tonnen und die CO2-Emissionen um 1,3 Milliarden
Tonnen zu verringern.
IMMER SCHÄRFERE GESETZE
Maßnahmen zur Beschränkung der Kohle haben sich
bis in die Gegenwart hinein fortgesetzt. Die Kohleproduktion sank in den ersten acht Monaten
dieses Jahres um mehr als zehn Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Seit 2013 ist das
ein Rückgang um mehr als 500 Millionen
Tonnen. Das sind Größenordnungen,
die die globale Klimapolitik erheblich beeinflussen. Die radikalste
Festlegung enthält der neue Fünfjahresplan von 2016 bis 2020. In
diesem Zeitraum soll der Kohleverbrauch um jährlich zwei bis
vier Prozent zurückgehen. In
den nächsten drei Jahren soll
die Kohleproduktion um ein
Fünftel verringert werden.
4.300 Kohleminen mit insgesamt 700 Millionen Tonnen
Jahresproduktion
sollen
geschlossen werden. Allein
für dieses Jahr ist ein Kapazitätsabbau bei der Kohlegewinnung um 250 Millionen
Tonnen vorgesehen. Für 30
Kohlekraftwerke wurde ein
Baustopp erlassen.
Die extremen Smog-Situationen 2013 und 2014 waren
sicher das ausschlaggebende
Handlungsmotiv. Sie führten 2014
auch dazu, dass das Umweltgesetz
die weitestgehende Verschärfung seit
1989 erfuhr. Zu den neuen Instrumenten gehören nicht nur höhere Strafgebühren für Verschmutzung, sondern auch
das öffentliche Anprangern von industriellen Umweltsündern und die Absetzung oder
Strafverfolgung von lokalen Beamten. Firmenchefs können 15 Tage inhaftiert werden, wenn sie eine
Umweltverträglichkeitsprüfung unterlassen, BaustoppAnweisungen oder Verbote ignorieren. Neu ist auch, dass
Umweltorganisationen unter bestimmten Bedingungen Gerichtsverfahren anstrengen können. Auch wenn der Vollzug in China
dem Gesetz meist hinterherhinkt, sind das wichtige Maßnahmen.
DEUTSCHLAND HAT DEN WEG NOCH VOR SICH
Neben der extremen Luftverschmutzung gibt es eine Reihe
weiterer Gründe für die Wende bei der Kohle. Die geplante teilweise Abkehr von der Schwerindustrie hat die Strukturprobleme dieses Sektors mit seinen unflexiblen Staatsunternehmen
verschärft. In der Industrieprovinz Liaoning ging die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um mehr als fünf Prozent
zurück. Ein anderer Grund ist der hohe Kühlwasserbedarf der
Kohlekraftwerke in einem Land, dessen Städte mehrheitlich
unter Wasserstress leiden. Natürlich war auch das Eindämmen
der explodierenden Importabhängigkeit ein politisches Motiv.
Ebenso wirkte sich das rasch wachsende Stromangebot der erneuerbaren Energien positiv aus.
China ist also mittlerweile ein Land mit einer Politik der Dekarbonisierung, die überraschenderweise die bis dahin privilegierte
Kohle besonders trifft. Diese Politik folgt bisher keinem großen
Plan. Sie hat auch ihre Mängel – wie die unzureichende Netzanbindung von Wind- und Solarstrom oder den teilweisen Rückgriff
auf Atomenergie. Aber sie hat ein teilweise interessantes Instrumentarium: Effizienzstandards für Kohlekraftwerke, Steuern und
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Importabgaben auf Kohle, progressive Stromtarife und demnächst
auch Emissionshandel. Fallweise werden auch Beschäftigungsalternativen für den Bergbau diskutiert.
Damit wird China zu einem Vorreiter auf einem Weg, den
Deutschland bei der Braunkohle noch vor sich hat. Bei der Reduzierung der Kohlenstoffintensität seiner Volkswirtschaft war
China im letzten Jahr Weltmeister. Es folgten Großbritannien
und die USA, zwei Länder mit ebenfalls rückläufigem Kohleverbrauch als Folge klimapolitischer Maßnahmen. Deutschland liegt
in dieser Hinsicht deutlich zurück.
Professor Martin Jänicke leitete die
Forschungsstelle für Umweltpolitik an
der FU Berlin. Viele Jahre beriet er die
Bundesregierung in Umweltfragen.
THEORIE
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"DEUTSCHLAND MUSS
SEINE CHANCEN NUTZEN"
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) über Donald Trump, die Achse China– EU, russisches Erdgas und eine neue ökologische Steuerreform
I n t e r v i e w: M IC H A E L M Ü L L E R U N D JOAC H I M W I L L E
Herr Schröder, der Slogan des neuen US-Präsidenten Donald
Trump lautet: „Make America great again.“ Das will er unter
anderem erreichen, indem er die fossilen Energieträger – vor
allem die Kohle – pusht und die Umweltgesetzgebung zurückfährt. Kann das funktionieren?
Gerhard Schröder: Eine Volkswirtschaft auf alten, ressourcenintensiven Industrien, vor allem auf Kohle und Stahl, aufzubauen, entspricht der Wachstumsphilosophie von vor 100 Jahren.
Das wird in den USA, aber auch in anderen Ländern nicht mehr
gehen. Ich würde es sehr bedauern, wenn die USA versuchen, das
Rad zurückzudrehen. Mit einer solchen Strategie würde Trump
die US-Wirtschaft in die Isolation steuern, die Gewinner wären
China und, wenn sie zusammenbleibt, die EU.
Wie ernst ist es China mit dem Umsteuern? In der Klimapolitik
war Peking zuletzt einer der Antreiber, zusammen mit den
Obama-USA.
In China verändert sich die Einstellung in Umweltfragen rasant,
von der kommunalen Ebene bis ganz oben zur Führung. Die
Menschen dort spüren immer stärker die Folgen der Umweltbelastungen. Die KP Chinas hat begriffen, dass die nächste Generation ein anderes Wachstum braucht. Diese Neuausrichtung wird
entweder in Konkurrenz oder in Partnerschaft mit Europa erfolgen. Die EU muss begreifen, welche Chancen sich mit einem
gemeinsamen nachhaltigen Wachstum auftun.
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Foto: Campus Symposium GmbH Wikimedia Commons
Können Sie das genauer erklären?
Trump will, dass das transpazifische Freihandelsabkommen
mit Asien nicht in Kraft tritt. Damit eröffnen sich Europa neue
Chancen. Peking will ein nachhaltiges Wirtschaften voranbringen. Das hat weitreichende Folgen auch in anderen Feldern, etwa
der Kultur und Wissenschaft, in denen China enger mit Europa
kooperieren will.
Von 1998 bis 2005 war Gerhard Schröder (SPD) deutscher Bundeskanzler und leitete die erste rot-grüne Koalition auf Bundesebene.
Im Dezember 2005 übernahm Schröder den Vorsitz der Nord Stream AG, an der der russische Gaskonzern Gazprom einen Anteil
von 51 Prozent hält. Zudem hatte Schröder nach seiner Kanzlerschaft Aufsichsrats- und Direktoriumsposten inne, unter anderem
für Pipelineprojekte und den russisch-britischen Ölkonzern TNK-BP.
Ist Europa überhaupt bereit, eine „grüne Achse“ mit China zu
bilden?
Das ist die Frage. In der EU, gerade auch in Deutschland, sind
Konzepte für ein nachhaltiges Wachstum entwickelt worden.
Der Einstieg erfolgte 1998 mit der rot-grünen Bundesregierung. Es wäre ideal, wenn diese Konzepte auch zusammen mit China weiterentwickelt würden. Deshalb
bedauere ich, dass einige EU-Länder, vor allem
im Osten, auf eine alte Energiepolitik, vor
allem auf Kohle und Atom, setzen.
Welche Rolle spielt Russland, das
rohstoffreichste Land der Erde?
Müssen Deutschland und die EU
nicht auch das Verhältnis zu
Moskau neu bestimmen?
Aus vielerlei Gründen brauchen
wir eine neue Ostpolitik, die ein
vernünftiges Verhältnis zwischen
Russland und der EU schafft. Mit
Blick auf Rohstoffe ist es eine
Frage europäischer Vernunft.
Auch wenn wir in Zukunft
weniger verbrauchen, sind wir
in den nächsten Jahrzehnten auf
sie angewiesen. Russland bietet
diese Rohstoffe, aber das Land
braucht bessere Technologen,
um nachhaltiger zu wirtschaften
und Ressourcen zu schonen. Auch
deshalb muss die Partnerschaft
ausgebaut werden.
Um die Energie aus Russland, vor
allem Erdgas, kümmern Sie sich intensiv,
wie jeder weiß ...
Irgendwo müssen wir das Erdgas ja herbekommen. Neben der Frage der Versorgungssicherheit geht es auch darum, die gesamte Kette
der Energienutzung ökologisch effizienter zu machen.
Dafür brauchen wir Erdgas.
Viele haben die Sorge: Wir machen uns durch den Bau neuer
Ostsee-Pipelines, den Ihr Nord-Stream-Konsortium vorantreibt,
zu sehr abhängig von Russland.
Es ist eine gegenseitige Abhängigkeit. Russland ist seit vier Jahrzehnten ein zuverlässiger Lieferant, egal, wer in Moskau regiert
hat. Das wird sich nicht ändern. Die Alternativen sind bei weitem
nicht so sicher: der Nahe Osten oder Nordafrika.
In der Rohstoffnutzung ist auch der „Umweltvorreiter“
Deutschland alles andere als ein Vorbild. Pro Kopf verbrauchen
wir im Schnitt pro Jahr 16 Tonnen an Ressourcen, so das
Umweltbundesamt ...
Umso mehr braucht es konkrete, praktikable Konzepte, wie wir
von solchen Mengen herunterkommen. Ich bin kein Experte
in dieser Frage, aber dass Politik und Industrie hier mehr tun
müssen, ist offensichtlich. Es wäre gut, wenn meine Partei, die
SPD, Konzepte weiterentwickelt, die Ökologie, Innovation und
soziale Gerechtigkeit miteinander verbinden. Denn eines ist auch
klar: Energie ist eine soziale Frage, sie muss bezahlbar sein.
Der Weltkongress für Geologie hat die Epoche, die in der wir
leben, kürzlich umbenannt. Statt im Holozän, der gemäßigten
Warmzeit, leben wir nun im Anthropozän, also in der maßgeblich vom Menschen geprägten Welt. Und das bedeutet auch: Um
die Destabilisierung der Ökosysteme zu verhindern, muss der
Mensch ein globales Regime der Ressourcenschonung etablieren. Könnte Europa das Vorbild liefern?
Durchaus. Aber nur, wenn wir zeigen, dass die Transformation nicht mit Wohlstandsverlust einhergeht. Wir dürfen keinen
Zweifel daran aufkommen lassen, dass wir den Wandel bei uns
vorantreiben. Aber wir müssen zugestehen, dass die Schwellenund Entwicklungsländer eventuell mehr Zeit brauchen, um diesen
Wandel zu vollziehen.
Die Zeit wird allerdings mehr als knapp. Eine nachholende
Industrialisierung für alle nach dem Muster von Europa und
USA hält die Erde nicht aus. Wird das 1,5-Grad-Limit der
Erderwärmung aus dem Paris-Vertrag ernst genommen, müsste
THEORIE
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WEGE IN DIE
ROHSTOFFWENDE
Mit einem passgenauen wissenschaftlichen Konzept und politischem Willen soll eine andere
Rohstoffwirtschaft in Deutschland möglich werden
Te x t : M AT T H I A S B U C H E R T U N D S T E FA N I E D E G R E I F
der globale CO2-Ausstoß binnen zehn Jahren auf Null sinken ...
Ein solch radikaler ökonomischer Umbau ist kaum denkbar.
Das kennen wir aus Deutschland. Für einen sozialverträglichen
Umbau in den Braunkohle-Revieren in Brandenburg, Sachsen
und NRW braucht man Zeit.
Das Problem ist nur: Da spielt das Klima nicht mit. Die Umwelt
ist inzwischen der limitierende Faktor.
Trotzdem muss der Umstieg wirtschaftlich und sozial vernünftig
gestaltet werden, nicht zu abrupt. Es geht um eine Strategie, die
einen verlässlichen Weg aufzeigt, dem die Menschen vertrauen.
Nach diesem Muster habe ich den ursprünglichen rot-grünen
Atomausstieg von 2000 angelegt. Das Konzept hieß: Ausstieg
und Umstieg in einem planbaren Zeitraum. Das ist durch die
chaotischen Entscheidungen der Bundeskanzlerin 2010/2011 –
erst Laufzeitverlängerung, dann nach Fukushima überstürzter
Ausstieg – über den Haufen geworfen worden. Jetzt brauchen wir
einen schnellen, aber auch sehr teuren Ausbau der Infrastruktur,
besonders der Stromtrassen. Es wäre für alle Beteiligten besser
gewesen, den Atomkonsens von 2000 beizubehalten.
Wir wissen seit langem, was getan werden muss, aber die nötigen
Veränderungen finden nicht oder nur langsam statt. Die Elektromobilität zum Beispiel hatte man längst anpacken können ...
Das ist richtig. Die deutsche Autoindustrie hat die Entwicklung
verschlafen. Sie hat zu lange geglaubt, es ginge alles so weiter
wie bisher. Wenn sie wettbewerbsfähig sein will, muss sie stärker
auf Elektromobilität setzen.
Es bleibt der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln,
besonders beim Klimawandel. Hier sind die Menschen im
Süden, vor allem in Afrika, besonders betroffen, doch die Folgen
holen auch uns ein, zum Beispiel durch die Migration.
Diese Probleme wird Deutschland allein nicht lösen. Deshalb
muss es eine übergreifende Strategie geben: nationale Anstrengungen, eine gemeinsame europäische Strategie und globale
Verträge im Rahmen einer gestärkten UN. Die Wahrheit aber
ist, dass schon in der EU die Notwendigkeit eines klimaverträglichen Wachstums nicht von allen geteilt wird.
Und auf der nationalen Ebene? Was ist mit der in ihrer Amtszeit
begonnenen ökologischen Steuerreform? Müsste sie weiterentwickelt werden?
Natürlich wäre eine Fortführung sinnvoll. Allerdings müssen die
Schritte gut überlegt werden, und vor allem muss sichergestellt
sein, dass die Industrie gegenüber der internationalen Konkurrenz keine Nachteile hat.
In Ihre Regierungszeit fiel auch der Irak-Krieg. War es ein Krieg
um Öl?
Die Gründe waren vielschichtig, wie auch die Begründungen
wechselnd waren. Fakt ist: Die Intervention war falsch und die
Folgen sind verhängnisvoll.
Kann künftig der Kampf um Ressourcen zu einem weltpolitischen Konflikt werden?
Das ist nicht ausgeschlossen. Die Ressourcenfrage ist eine zentrale machtpolitische Frage. Um Konflikte zu verhindern, müsste
es auch internationale Verständigungen geben. Allerdings wird es
schwierig, einzelnen Ländern vorzuschreiben, was sie mit ihren
Rohstoffen zu tun haben.
In der Umweltbewegung gibt es Vertreter, die auf Autarkie
setzen, insbesondere auf Energieautarkie. Sie setzen dagegen
auf eine bessere Kooperation?
Ich glaube nicht an ein autarkes Wirtschaften, das ganz ohne
Rohstoffe auskommt. Wir sind eine Industrienation und wollen
es auch bleiben. Wir werden auch in Zukunft auf Rohstoffe angewiesen sein. Und da wir selbst kaum welche haben, werden wir
sie importieren müssen. Und anderen entwickelten Volkswirtschaften geht es genauso. Also ist ein multilateraler Ansatz in
der Ressourcenfrage notwendig, um Konflikte zu vermeiden,
aber auch um die sozialen und ökologischen Bedingungen in den
Rohstoffländern zu verbessern. Denn wir sollten nicht nur an uns,
sondern auch an die anderen Gesellschaften denken.
D
as Wissen haben wir: Wie viel Quecksilber gelangt jedes Jahr durch den illegalen
Goldabbau in das peruanische Amazonasgebiet? Rund 40 Tonnen. Wie
viel Treibhausgasemissionen verursacht die weltweite Stahlund Zementproduktion? 5,7
Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalent, etwa das
Sechsfache des Ausstoßes der Bundesrepublik. Wie viele Kinder arbeiten in südkongolesischen Minen? Rund 40.000 nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks Unicef.
Seit Jahrzehnten sind die Beispiele
der negativen ökologischen und sozialen Folgen der Primärgewinnung von
Rohstoffen bekannt. Uns ist auch bewusst,
dass wir ein Baustein im globalen Kreislauf sind, decken doch die weltweiten
Abbau- und Verarbeitungsaktivitäten
auch die Nachfrage eines Industrielandes wie Deutschland. Und klar ist: So wie
bisher kann Deutschland nicht weitermachen, notwendig ist eine langfristig angelegte Rohstoffwende.
KONZEPT FÜR ROHSTOFFWENDE
BIS 2049
Das Öko-Institut in Darmstadt hat nun einen
Vorschlag zu einer langfristigen Strategie für
eine nachhaltige Rohstoffwirtschaft für Deutschland entwickelt und auf seiner Jahrestagung Anfang
Dezember mit Fachleuten aus Politik, Wirtschaft und
Zivilgesellschaft diskutiert. Die zentrale Annahme ist,
dass die Bandbreite der weltweit im Einsatz befindlichen
Rohstoffe nach passgenauen und rohstoffspezifischen Zielen
und Maßnahmen verlangt. Diese müssen konkret auf die jeweiligen Problemlagen der Rohstoffgruppen zugeschnitten sein. Nur
so können die ökologischen und sozialen Probleme bei Abbau,
Verwendung und Entsorgung der Materialien verringert werden.
Und nur so können Verbraucher und Industrie von einer ethisch
und ökologisch nachhaltigen Rohstoffnutzung profitieren.
Das Forschungsteam teilte das analysierte Set aus 75 Rohstoffen in zwei Gruppen ein: Sogenannte Massenrohstoffe mit einem
jährlichen Bedarf von mehr als 100.000 Tonnen in Deutschland
und Nicht-Massenrohstoffe mit einem geringeren Bedarf. Jede
der beiden Gruppen wiederum wurde in sechs Cluster unterteilt.
Die Cluster fassen Rohstoffe zusammen, die ähnliche Merkmale
haben oder gemeinsame Risiken aufweisen. Für jedes dieser
Cluster wurden schließlich in zwei Szenarien – dem Businessas-usual- und dem Rohstoffwende-Szenario – die Potenziale für
eine Rohstoffwende bis 2049 mit einem Bündel an politischen
Zielen und Maßnahmen beschrieben.
HEIMISCHE BAUROHSTOFFE SCHONEN
So enthält etwa das Cluster „heimische Baurohstoffe“ Kies, Sand,
Naturstein und Ton. Sie alle werden aus natürlichen Vorkommen
in Deutschland gefördert, was vor allem Flächen in Anspruch
nimmt. Die Detailanalyse des Rohstoffs Kies macht deutlich, dass
für eine Rohstoffwende der Bedarf dieses heimischen Primärbaustoffs deutlich sinken muss. Der Abbau in Kiesgruben nimmt
viel Fläche in Anspruch und zerstört intakte Landschaften und
damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Das „Rohstoffwendeszenario“ nimmt deshalb an, dass durch eine längere Nutzung
von Bestandsgebäuden durch vorausschauende Sanierung der
Neubaubedarf zurückgeht. Zusätzlich soll bei der Errichtung
neuer Bauten mehr Sekundärmaterial, also etwa Betonbruch als
Kiesersatz, verwendet werden.
Konkret schlägt die Forschungsgruppe vor, die jährlichen
Sanierungsraten bis zum Jahr 2049 auf ein statt heute 0,8 Prozent
für gewerbliche Immobilien und auf drei statt heute einem
Prozent für Wohnhäuser zu erhöhen. Dies kann den jährlichen
Bedarf an Ton, Naturstein und Sand um mindestens 20 Prozent
bis 2049 und an Kies sogar um bis zu 45 Prozent verringern. Um
Foto: w
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8
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3670
steuernd einzugreifen, wird vorgeschlagen, eine Primärbaustoffsteuer einzuführen. Sie soll Anreize schaffen, die Primärrohstoffvorkommen an Kies zu schonen und den Einsatz von Recyclingbaustoffen zu fördern.
IMPORT-REGELN FÜR SELTENE ERDEN
Im Gegensatz zu den Massenrohstoffen verlangt die Rohstoffwende für ein Technologiemetall wie Neodym, das zum Beispiel
für Elektromotoren in E-Fahrzeugen eingesetzt wird, gänzlich
andere Ziele und Maßnahmen. Neodym wird vollständig importiert. Es gibt neben dem Versorgungsrisiko sowie den Risiken der
Korruption, der mangelnden Arbeitssicherheit und der Kinderarbeit vor allem sehr große Umweltrisiken: die radioaktiven Rückstände sowie die Schwermetalle bei der Primärgewinnung.
Deshalb liegt der Schwerpunkt einer Rohstoffwende-Strategie
hier vor allem auf Maßnahmen in der Primärkette, die zertifiziertes Rohmaterial nach anspruchsvollen Kriterien im Blick haben.
Zudem sollte der Einsatz von Sekundärmaterial von heute null
auf 30 Prozent im Jahr 2049 erhöht werden. Nicht zuletzt sollte
sich die Nutzungsdauer von Informations- und Kommunikationstechnik um 50 Prozent verlängern.
Das Gesamtkonzept für die Rohstoffwende mit langfristigen
politischen Zielen und konkreten Maßnahmen will das Öko-Institut Anfang 2017 vorlegen.
Matthias Buchert leitet den Institutsbereich Ressourcen &
Mobilität am Öko-Institut, in dem auch Stefanie Degreif an
wissenschaftlichen Lösungen zur Rohstoffwende arbeitet.
PRAXIS
6
3/2016
HOHER PREIS FÜRS SCHWARZE GOLD
Foto: Eva Mahnke
Südafrika lebt von seinem „schwarzen Gold“. Farmer warnen, dass der Kohlebergbau gerade die fruchtbarsten Böden zerstört.
Das kümmert die Regierung bislang nicht.
T e x t : E VA M A H N K E
N
ichts von dem, was Sie jetzt hier sehen, wird
in 20 Jahren noch da sein“, sagt Gideon Anderson nüchtern und schlägt mit dem Arm
einen weiten Bogen in Richtung der Felder ringsum. „Sämtliche Schürfrechte für
dieses Land wurden bereits verteilt.“ Anderson ist Farmer in Südafrika; seine Farm
liegt zwischen den Städten Middelburg und Belfast in der Provinz Mpumalanga. Aus dieser Provinz kommt der Großteil der
in Südafrika geförderten Kohle. Mehr als die Hälfte der Region
ist dem „schwarzen Gold“ schon zum Opfer gefallen oder es gibt
Anträge auf Förderlizenzen. Südafrika ist der siebtgrößte Kohleförderer der Welt. Auch nach Deutschland wird die Steinkohle
verschifft. Im vergangenen Jahr waren es fünf Millionen Tonnen.
Bis vor einem Jahr war Andersons südafrikanische Farm ein
stattliches Anwesen. Geräumige Wirtschaftsgebäude, ein freundliches Wohnhaus, weite Rasenflächen und üppige Blumenrabatten – man sah auf den ersten Blick, dass die Geschäfte der Farm
„Zonnebloem“ gut gehen. Ende August musste Anderson das
alles aufgeben.
Der wohlhabende Landwirt, der im großen Stil Mais und Sojabohnen anbaut, ist nicht freiwillig gegangen. Zehn Jahre lang hat
er gekämpft. Am Ende aber konnte sich der kräftige Mann mit
den Stoppelhaaren nicht gegen den Schweizer Rohstoffkonzern
Glencore durchsetzen. Der will die Kohle unter seinem Land zu
Geld machen.
Praktisch alle in Deutschland tätigen Energiekonzerne – von
Vattenfall über Eon, RWE und EnBW bis zur Steag – verbrennen auch südafrikanische Kohle. Damit tragen sie nicht nur dazu
bei, dass Farmer wie Anderson vertrieben werden und sich das
Klima aufheizt. Sie sorgen auch indirekt dafür, dass in Südafrika
weniger Lebensmittel produziert werden.
KOHLE UNTER DEN FRUCHTBARSTEN BÖDEN
Denn mit jedem neuen Tagebau, der sich mit Bulldozern und
Baggern in die Landschaft frisst, verdrängt die Kohle die Landwirtschaft ein Stückchen mehr. Gerade in Mpumalanga findet
sich ein Teil der fruchtbarsten Böden Südafrikas. „Die Ironie ist:
Wo immer es guten Boden gibt, gibt es Kohle“, sagt Anderson,
der sich als Landwirt damit bestens auskennt. „Ohne Bodenproben zu nehmen, kann ich Ihnen genau sagen, wo die Kohlefelder beginnen und wo sie enden.“ Wo immer Kohle gefunden
wird: Das Rohstoffministerium genehmigt die Förderanträge fast
ausnahmslos.
Wenn die Rohstoffkonzerne anrücken, bleibt Farmern wie
Anderson nichts anderes übrig, als sich auf dem heiß umkämpften Bodenmarkt neues Land zu kaufen. Der schwere, gute Boden
von Andersons früherem Land ist unwiederbringlich verloren –
trotz der Bemühungen um Rekultivierung, zu denen die Grubenbetreiber verpflichtet sind. Die schieben den Mutterboden zur
Seite, bevor sie die Kohle aus dem Untergrund sprengen. Später
wird das Erdreich auf den wieder zugeschütteten Gruben glatt
gewalzt, bevor es mit Gras bepflanzt wird.
Aber der Schein trügt. Der Experte weiß, dass sich dann unter
dem Gras unfruchtbare Einöde versteckt.
löst Schwermetalle aus dem Gestein. Gelöste Salze steigen an die
Oberfläche und verschlechtern die Bodenqualität immer weiter.
Zudem verändert der Bergbau die ursprüngliche Bodenstruktur. „Sie wird so zerstört, dass der Boden das Wasser nicht
mehr halten kann“, erklärt Pretorius. „Es fließt einfach ab und
nichts bleibt, um die Pflanzen zu versorgen.“ Die Bergbaukonzerne behaupten zwar, dass man auf dem rekultivierten Land
wieder Landwirtschaft betreiben könne. Das ist aber nur die
halbe Wahrheit.
Zwar kann man etwa Mais anbauen, aber der Ertrag ist um
ein Vielfaches geringer. Auf den ursprünglichen Böden ernten
die Farmer durchschnittlich neun Tonnen Mais pro Hektar; auf
dem rekultivierten Land ehemaliger Kohlegruben sind es gerade
noch 2,5 Tonnen. „So rechnet sich der Anbau für uns Landwirte
nicht“, sagt Anderson. Deshalb liegen die rekultivierten Flächen
meist brach. Gerade beim Mais könnte der fortlaufende Verlust
der Böden die Nahrungsmittelpreise künftig drastisch steigen
lassen. Aus Mpumalanga kommt durchschnittlich ein knappes
Viertel der gesamten südafrikanischen Ernte. In einem trockenen Jahr ist es sogar mehr als die Hälfte.
Bislang deckt Südafrika seinen Bedarf an Mais fast vollständig selbst. „Wenn die Ernte nicht mehr ausreicht, wird Südafrika
Mais bald teuer importieren müssen“, sagt Landwirtschaftsexperte Pretorius. Darunter werden vor allem die Ärmeren im Land
leiden, für die Mais ein wichtiges Grundnahrungsmittel ist.
REGIERUNG UNBEEINDRUCKT VOM PROTEST
Foto: Eva Ma h n ke
Das "scharze Gold" aus Südafrika landet auch in
deutschen Kohlekraft werken.
BERGBAU ZERSTÖRT WASSERHAUSHALT
„Das wiederhergestellte Land ist ästhetisch akzeptabel, aber
in Bezug auf die Artenvielfalt und die Qualität der Böden eine
Wüste“, sagt Koos Pretorius. Der Besitzer einer Kirschplantage
kämpft nicht nur gegen den Verlust seines Landes, sondern warnt
als Vertreter der Umweltorganisation Federation for a Sustainable
Environment schon seit Jahren vor den verheerenden Auswirkungen der Kohleförderung: Eindringendes Wasser führt im
aufgebrochenen Gestein des Untergrunds zu chemischen Reaktionen, die das Wasser versauern lassen. Dieses Wasser wiederum
Die Kohleförderung gefährdet die Landwirtschaft sogar über die
eigentlichen Abbauflächen hinaus. Denn das durch den Bergbau
versauerte Wasser bahnt sich seinen Weg durch Grundwasserleiter, durch Bäche und Flüsse. Wo immer es hingelangt, reduziert
es die Artenvielfalt, bringt giftige Schwermetalle mit und hinterlässt hässliche Salzkrusten. Mittlerweile ist etwa der Stausee
Loskop Dam so verschmutzt, dass Bauern, die ihn für die Bewässerung ihrer Felder nutzen, Gefahr laufen, ein wichtiges Gütesiegel für den Export von Obst und Gemüse zu verlieren. „Diejenigen, die das Siegel ausstellen, wollen das Wasser nicht mehr
als sicher anerkennen“, sagt Pretorius.
Dass viele Farmer gegen den Verlust ihres Landes klagen und
immer wieder auf die Gefahr für Böden und Wasser hinweisen,
beeindruckt die zuständigen Ministerien bislang nicht. Dennoch
will Koos Pretorius weiterkämpfen. Gideon Anderson aber hat
bereits verloren. Übrig bleiben wird von seiner Farm nur der
Name. Nach ihr wird das neue Loch in der Landschaft benannt:
„Sonnenblumen-Mine“.
movum.info
PRAXIS
7
GELD MACHT MACHT
Durch Finanzflüsse wollen Klimaaktivisten der fossilen Wirtschaft Geld und Einfluss wegnehmen. An den Universitäten der Welt sammeln sich die Protestler.
Te x t : S U S A N N E S C H WA R Z
Foto: Benjamin von Brackel
S
eit dem 6. Mai 2014 ist die Uni Stanford im USBundesstaat Kalifornien ein "Weltbürger". Als
solcher, so sagte Hochschulrektor John Hennessy
damals, habe Stanford „die Verantwortung, Nachhaltigkeit auf unserem Planeten voranzubringen“.
Es war der Tag, an dem die Uni Stanford Divestment gelobte. Zwei Jahre lang hatten Studierende
der Gruppe „Fossil Free Stanford“ darauf hingearbeitet – mit der
Hochschulleitung diskutiert, gegen sie protestiert.
Der Divestment-Bewegung gehören etliche bekennende Antikapitalisten an, der US-amerikanische Linguist Noam Chomsky
etwa und die kanadische Autorin Naomi Klein. Dabei geht es hier
um das genaue Gegenteil von Kapitalismus-Boykott: Divestment
greift auf, was die Finanzwirtschaft tagtäglich macht – Geld von
A nach B schieben, in diesem Fall von der fossilen zur erneuerbaren Energiewirtschaft.
Dass auch Linke plötzlich kapitalistische Strukturen nutzen
wollen, zeigt nur die Dringlichkeit des Klimaproblems. Auf den
Zusammenbruch einer endlos wachsenden und erstaunlich strapazierfähigen Ausbeutungswirtschaft zu warten, dafür haben
auch Chomsky und Klein angesichts der Klima- und Umweltkatastrophe keine Zeit. Dass die Politik die Fossilwirtschaft bald
stoppt, ist unwahrscheinlich. Dann lieber den Kapitalismus mit
seinen eigenen Waffen bekämpfen, so der Gedanke. Hier bedeutet Geld Macht, und die will man denen entziehen, die mit dem
Klimawandel Profit machen.
Bisher sind den Öl-, Kohle- und Gaskonzernen durch Divestment weltweit 3,4 Billion US-Dollar entgangen. Am stärksten
haben sich daran religiöse Gruppen beteiligt, sie stellen ein Viertel
der 623 Institutionen, die ihr Geld bisher aus fossilen Anlagen
zurückgezogen haben. 13 Prozent sind Universitäten wie Stanford.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Divestment-Bewegung an den Forschungsstätten floriert. „Die Unis müssen hier
die Führung übernehmen, denn durch sie wissen wir vom Klimawandel“, schrieb der Gründer der US-Umweltorganisation 350.
org, Bill McKibben, schon 2012 in einem berühmt gewordenen
Gastbeitrag in der Musikzeitschrift Rolling Stone, der eine ganze
Welle von neuen Uni-Divestment-Gruppen nach sich zog. Besonders in den USA, wo es viele milliardenschwere Privatunis gibt,
lohnt sich das. Allein Stanford verwaltet ein Stiftungsvermögen
von rund 22 Milliarden US-Dollar.
Es heißt aber genau hinzuschauen, wenn jemand Divestment
Protest junger Divestment-Aktivisten auf der Klimakonferenz in Paris: Lasst die fossilen Energien im Boden!
verspricht. Stanford zum Beispiel hat sich nur von der Kohle
verabschiedet, nicht jedoch von Öl und Gas. Genau das fordern
aber die Studierenden von Fossil Free Stanford. „Der Klimawandel hat nicht aufgehört – unsere Bewegung also auch nicht“, sagt
Gruppensprecherin Courtney Pal.
Bisher stoßen die Studierenden mit ihrer Forderung auf Granit.
„Wir sind davon überzeugt, dass langfristig nur ein niedriger
Verbrauch von fossilen Treibstoffen gegen den Klimawandel
helfen kann“, schrieb das Kuratorium der Hochschule im Frühjahr in einem offenen Brief an Fossil Free. „Weil das aber noch
dauern wird und Öl und Gas noch zu stark mit unserer Wirtschaft
verflochten sind, glauben die Kuratoren nicht, dass Divestment
in diesem Fall sinnvoll ist.“ Es ist eine beliebte Argumentation:
Noch ist es nicht so weit, dass die Finanzlücke, die durch ein
bisschen Divestment entsteht, durch neue sinnvolle Investments
ausgeglichen werden kann.
Noam Chomsky sieht das auch so, trotzdem ist er auf der Seite
des Divestments: „Beim Divestment geht es nicht nur darum,
Exxon Mobil zu ärgern“, sagte der Sprachwissenschaftler in einer
Rede vor der Divestment-Gruppe an „seiner“ Uni, dem Massachusetts Institute of Technology. „Wenn große Institutionen wie
das MIT, das den guten Ruf eines intellektuellen Weltzentrums
genießt, ihr Geld aus klimaschädlichen Anlagen zurückziehen,
weckt das Aufmerksamkeit für den Klimaschutz.“
ÖLMARKT PASST SICH NIEDRIGPREISEN AN
Mit Donald Trump wird in den USA das Umfeld für die Öl- und Kohleindustrie und auch für das Fracking wieder freundlich, sagt Kirsten Westphal von
der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Allerdings kann auch der neue US-Präsident die Vorherrschaft der Ölstaaten nicht erschüttern.
I n t e r vi e w: JÖRG STAU DE
Frau Westphal, der neue US-Präsident Donald Trump will sein
Land bei der Energieversorgung unabhängiger machen und
mehr eigenes Öl fördern lassen. Wird damit der Ölpreis am
Weltmarkt weiter niedrig bleiben?
Kirsten Westphal: Es zeichnet sich ab, dass mit Trump die
gesamten Bemühungen der Obama-Regierung um den Klimaschutz sehr stark zurückgedreht werden. Das ist auch möglich,
weil Obama hier ohne den Kongress agiert hat. Im Energiebereich
werden – das kann man schon aus der Programmatik der Republikanischen Partei ableiten – Steuervergünstigungen für erneuerbare Energien zurückgefahren und regulatorische Maßnahmen
gegen die Öl- und Kohleindustrie gelockert werden. Kurzum: Das
Umfeld wird wieder freundlich auch für die Fracking-Industrie.
All das hat in hohem Maße Auswirkungen auf die Weltmärkte
von Öl wie auch der fossilen Brennstoffe insgesamt.
Was auf dem Ölmarkt passiert, liegt doch aber nicht mehr in
Hand eines Landes, seien es die USA oder sei es Saudi-Arabien?
Ja, unabhängig von dem, was Trump tun wird, bleiben die Fundamentaldaten im Ölmarkt bestehen. Die spielen eine größere Rolle
als die Politik. Insofern ist auch von Bedeutung, ob die Opec
jetzt entscheidet, die Förderung zu deckeln oder zu kürzen. Ob
die Disziplin im Kartell lange anhält,
darf aber in jedem Fall bezweifelt
werden.
Trotz aller gesetzlichen Lockerungen werden auch künftig die
US-Produzenten auf die Preissignale
der Märkte reagieren. Beim Zusammenspiel von Preis und Angebot sind
die USA allerdings in einer komfortablen Situation. Sie können sehr
schnell auf Preisausschläge in beide
Richtungen reagieren. Beim Fracking
reden wir über kleinere Mengen, über
zeitlich kürzere Bohrungen
Foto: Susanne Götze
Dass die Fracking-Industrie der USA
sich bisher flexibel auf den niedrigen
Ölpreis einrichten konnte, hat doch
überrascht.
Ja, die Ölindustrie ist sehr viel effizienter geworden und hat sich an
das Niedrigpreis-Niveau angepasst.
Allerdings sind große Fördernationen wie Saudi-Arabien mit
Fracking nicht zu erschüttern, eher sind die kleineren, teureren Felder betroffen. Wir bekommen wieder eine Konzentration
der Förderung in der sogenannten strategischen Ellipse von den
persischen und arabischen Golfstaaten über den Iran bis nach
Russland, wo wir die günstigsten Förderkosten haben. Wirklich
unter Druck geraten die teureren Felder, also die in der Nordsee,
die arktischen und die Tiefseebohrungen. Das birgt, wenn man
die Energiesicherheit im Blick hat, Nachteile für Europa. Nordseeöl wird praktisch nicht mehr konkurrenzfähig sein.
Öl galt ja immer als das Schmiermittel der Weltwirtschaft. Wer
über das Öl verfügte, konnte die Weltmärkte dominieren. Ist das
immer noch so?
Es gilt noch, aber die Bedeutung des Öls nimmt ab. Schon rein
quantitativ gesehen wird Öl künftig eine etwas kleinere Rolle
spielen, vergleichbar etwa der von Erdgas. Schaut man in die
Prognosen für das Jahr 2035, dann werden die drei fossilen
Ressourcen Öl, Gas und Kohle jeweils etwa ein Drittel Anteil
am Weltmarkt für fossile Rohstoffe haben. Längerfristig zeichnet sich schon ab, dass Öl nicht mehr die Leitwährung für andere
Energieträger sein wird.
Das Bild vom Schmiermittel gilt auf jeden Fall aber noch
für die Regierungen in den ölreichen Ländern. Und die nächste
große geopolitische Frage ist, welche alternativen wirtschaftlichen Wachstumsmodelle die Regierungen finden, die nicht mehr so
stark auf dem Ölexport basieren. Auch da haben wir große Fragezeichen.
Kirsten Westphal arbeitet seit 2008 für die
Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)
in der Arbeitsgruppe Globale Fragen.
PRAXIS
8
3/2016
TELEFON FÜR WELTVERBESSERER
Ein Fairphone kostet viel Geld und Geduld. Der Anbieter garantiert „Konfliktfreiheit“ und faire Rohstoffförderung. Doch ist das erste Öko-Smartphone
wirklich nachhaltiger als herkömmliche Modelle? Eine Erfahrungsbericht.
F
ast ein halbes Jahr habe ich auf mein neues Mobiltelefon gewartet. Fünf Monate, in denen ich mich
mit einem widerspenstigen Leihgerät begnügen
musste, das mir Freunde borgten, nachdem mein
schwarzes, klobiges Handy nach etlichen gemeinsamen Jahren plötzlich seinen Dienst verweigerte. Fünf Monate, in denen meine Mitbewohner abgedroschene Ossi-Witze rissen, weil das Warten gewissermaßen
zum sozialen Habitus gehört, wenn man vor dem Fall der Mauer
östlich der Elbe geboren wurde.
Der Grund für das Warten erinnert tatsächlich an alte Zeiten:
Mein bestelltes Telefon musste erst noch gebaut werden. Als das
Paket samt Fairphone wenige Tage vor Weihnachten eintraf,
war die Freude groß. Ein ungewohnt großes Gerät lag in meinen
Händen: eines, das fairer und nachhaltiger sein sollte als andere
Smartphones. Doch ist das Handy wirklich besser als andere
Mobiltelefone?
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist davon überzeugt. Ende Oktober hat die Stiftung den Deutschen Umweltpreis an Fairphone-Gründer Bas van Abel verliehen, weil er wirtschaftliche Ziele, Umweltschutz und soziale Aspekte in Einklang
gebracht habe, und zwar über die gesamte Produktlebensdauer –
von der Rohstoffgewinnung über die Fertigung bis zur Reparatur und zum Recycling.
EINE GARANTIE AUF „KONFLIKTFREIHEIT“
„Wir arbeiten in vier Kernbereichen zu Nachhaltigkeit: Rohstoffgewinnung, Herstellung, Design und Life Cycle“, sagt Fabian
Hühne von Fairphone. Ziel ist ein reparaturfähiges, länger nutzbares Telefon – erreicht werden soll das durch einen modularen
Aufbau, bei dem die Einzelteile einfach ausgetauscht werden
können, wenn sie kaputt gehen. Bei etlichen Modellen ist das
heute gar nicht möglich, da die einzelnen Komponenten fest
miteinander verklebt sind.
„Der Akku lässt sich kinderleicht wechseln, ebenso wie das
Display“, sagt Christian Wölbert, Redakteur beim Computermagazin c’t, über das Fairphone. Es sei damit das erste Mobiltelefon,
das sich vom Benutzer selbst reparieren lasse. Der modulare
Aufbau soll für eine längere Lebensdauer des Geräts sorgen und
so weniger Ressourcen verschwenden. Das Fraunhofer-Institut
für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM geht davon aus,
dass das modular gebaute Fairphone 2 den CO₂-Ausstoß über
den gesamten Lebenszyklus um 30 Prozent senkt. Allerdings nur,
wenn der Nutzer das Smartphone auch entsprechend länger nutzt.
Um die Nutzungsdauer des Telefons noch zu erhöhen, soll das
Fairphone aufgerüstet werden können: mit einem leistungsfähigeren Kameramodul und Software-Updates.
Dabei wollte Bas van Abel gar kein Smartphone bauen.
Eigentlich ging es dem gelernten Industriedesigner zunächst um
Aufklärung. 2010 begann Fairphone als Projekt der niederländischen Waag Society, um auf Konfliktmineralien in Verbraucherelektronik aufmerksam zu machen – und auf die Menschenrechtsverletzungen und Kriege, die damit im Kongo finanziert werden.
„In jedem Smartphone stecken circa 40 verschiedene Mineralien“, sagt Fabian Hühne. „Wir haben uns dafür entschieden, weil
es ein Alltagsgegenstand ist, den jeder benutzt. Im Prinzip hätte
es aber jedes andere Elektronikprodukt sein können.“
Sogenannte Konfliktmineralien wie Coltan oder Zinn werden
in fast jedem Computer oder Smartphone verbaut. Nur sieht man
den fertigen Geräten nicht an, unter welchen oft unmenschlichen Bedingungen die Rohstoffe gefördert wurden. Für Tantal,
Wolfram und Zinn garantiert das Fairphone Konfliktfreiheit. Für
das Mobiltelefon wurde erstmals eine Lieferkette für fair gehandeltes Gold aufgebaut. „Aus einer Förderstätte in Peru beziehen
wir Fairtrade-Gold“, sagt Hühne. Ganz so einfach ist es aber
doch nicht: Denn die Rohstoffmenge, die das niederländische
Unternehmen verarbeiten lässt, ist im Vergleich zum konventionellen Markt äußerst gering. Über ein Massenausgleichsmodell
zahlt Fairphone bei seinem Goldzulieferer einen Aufschlag für
das fair gehandelte Gold. Komplett fair ist das Telefon also nicht.
TECHNIK NICHT GANZ NEU, ABER ALLTAGSTAUGLICH
Für c’t-Redakteur Wölbert macht das Fairphone dennoch gleich
mehrere Schritte in die richtige Richtung. „Es ist das einzige
Foto: PICNIC Network | Flickr.com
Te x t: SA N D R A K I RC H N E R
Eff inziente Rohstoffnutzung beim Fairphone: Weniger Metalle verwenden,
mehr recyceln und reparieren.
Telefon mit dem Ökosiegel Blauer Engel.“ Neben dem Vermeiden
von Umweltzerstörung müsse sich der Hersteller für das Umweltsiegel auch Mühe bei den Arbeitsbedingungen geben. So zahlt Fairphone den chinesischen Fabrikarbeitern, die mit ihrer Tätigkeit
meist nicht einmal ihre Existenz sichern können, einen Extralohn.
Um sich mit dem Blauen Engel schmücken zu dürfen, muss
sich das Fairphone leicht recyceln lassen. Zusätzlich unterstützt
das Unternehmen eine Recycling-Initiative in Ghana. Bislang
wird nur ein Bruchteil aller Handys recycelt oder repariert. Rund
1.000 Tonnen wertvoller Rohstoffe ließen sich laut einer Studie
im Auftrag von Greenpeace allein in Deutschland jährlich durch
kleine Reparaturen an Smartphones und Tablets einsparen.
So viel Weltverbesserungsanspruch hat seinen Preis: Über 500
Euro kostet das Fairphone – für Technik, die nicht mehr ganz auf
dem neusten Stand ist. „Die Technik ist etwa zwei Jahre hinterher,
aber sie ist absolut alltagstauglich“, sagt Wölbert. Gerade bereitet Fairphone das Upgrade auf das Betriebssystem Android 6 vor,
während alle anderen Hersteller schon am Update der nächsthöheren Version arbeiten. Doch beim Datenschutz ist das Smartphone ganz weit vorn: Die Niederländer bieten eine Android-Variante ohne vorinstallierte Google-Apps.
NACHRICHTEN
IMPRESSUM
Erster nationaler Ressourcenbericht
Jeder Bundesbürger verbraucht am Tag durchschnittlich 44 Kilogramm Metall, Beton, Holz und
andere Rohstoffe. Das Umweltbundesamt fordert deshalb die Politik in seinem ersten nationalen
Ressourcenbericht zum Gegensteuern auf. Recyclingquoten sollen eingeführt oder erhöht und
Reparaturen nach schwedischem Vorbild steuerlich bevorteilt werden. Ein Ressourcenschutzgesetz
soll Bereiche wie Bergbaurecht, Raumordnungs- oder Baurecht bündeln und die Regeln konkretisieren. Dem Umweltverband BUND ist das noch zu wenig. Der Rohstoffverbrauch müsse auf rund
ein Fünftel sinken. Dafür müsse der Konsum begrenzt und „Suffizienzpolitik“ betrieben werden.
Herausgeber:
Reiner Hoffmann, Vorsitzender, Deutscher Gewerkschaftsbund
Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident, Deutscher Naturschutzring e.V.
Damian Ludewig, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
Michael Müller, Vorsitzender, NaturFreunde Deutschlands e.V.
Christel Schroeder, Lutz Ribbe, EuroNatur Stiftung
Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender, Deutsche Umweltstiftung
Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender, BUND e.V.
Dr. Martin Held, Gesprächskreis Die Transformateure
– Akteure der Großen Transformation
Foto: Martin Abegglen | flickr.com/photos/twicepix/2317729569
EU-Gesetz gegen Konfliktmineralien
Die Europäische Union hat sich im November über ein Gesetz zu sogenannten Konfliktmineralien geeinigt. Die Regelung soll verhindern, dass importierte Rohstoffe Kriege, Bürgerkriege und Menschenrechtsverletzungen finanzieren. Die Verordnung gilt für die
Einfuhr von Zinn, Wolfram, Tantal und Gold aus allen Staaten der Welt. Einige Unternehmen müssen damit erstmals Verantwortung für ihre Rohstofflieferketten übernehmen. Zivilgesellschaftliche Organisationen kritisieren jedoch die Ausnahmeregelungen
für viele Unternehmen. Sie fordern die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, dafür zu sorgen, dass die Ausnahmen nicht die Ziele der
Verordnung aushöhlen.
Foto: EU-Kommission
Pensionsfonds müssen Verantwortung übernehmen
Pensionsfonds in Europa müssen künftig Sozial- und Umweltstandards bei ihren Investitionen
berücksichtigen. So müssen die betrieblichen Altersversicherungen künftig eine „Divestment“Strategie zum Ausstieg aus fossilen Energien verfolgen. Mit großer Mehrheit bestätigte das
EU-Parlament im November die neue Regelung, die es zuvor mit den Mitgliedsstaaten teils gegen
Widerstände ausgehandelt hatte. Europaweit verwalten betriebliche Pensionsfonds etwa 3,3 Billionen Euro. Fondsmanager müssen künftig soziale und ökologische Kriterien sowie eine gute
Unternehmensführung berücksichtigen. Zudem sollen die Kunden bessere Informationen über
die Investitionen der Fonds erhalten.
Staaten kürzen Kohlekraftwerks-Pläne
Die Zahl der weltweit geplanten Kohlekraftwerke ist seit dem Pariser Klimagipfel deutlich gesunken. Das zeigt ein Report der
US-Umweltorganisation Coalswarm. Die geplanten Erzeugungskapazitäten sind danach zwischen Januar und Juli 2016 um 14 Prozent
zurückgegangen. Das Minus entspricht in etwa der gesamten Kohlekraftwerks-Kapazität in der Europäischen Union. Vor allem China
und Indien tragen zu dem Kurswechsel bei. Aber auch andere asiatische Länder wie Vietnam, Indonesien und die Philippinen haben
ihre Kohle-Ausbaupläne gekürzt. Trotzdem hat China im Weltvergleich noch immer die meisten Kohlemeiler im Betrieb, gefolgt von
den USA und Indien.
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Chefredaktion: Dr. Susanne Götze, Joachim Wille (V.i.S.d.P.)
Redakteure: Matthias Bauer, Sandra Kirchner
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VERANSTALTUNGEN
27. und 28. Januar 2017
„Genug für Alle. Konferenz zum
sozial-ökologischen Umbau“, Zeche
Zollverein, Essen
www.sozial-oeko-logisch.de
2. bis 3. Februar 2017
Tagung „Gesellschaftliche Umbrüche.
Auf dem Weg zur sozial- ökologischen
Transformation?“, Akademie für Politische Bildung, Tutzing
www.apb-tutzing.de
4. bis 5. Februar 2017
Workshop „Wachstumszwang? Wirtschaftliche Sachzwänge zwischen
Rhetorik und Realität“, Universität
Witten/Herdecke
www.voeoe.de
bis 14. Februar 2017
Ringvorlesung „Raus aus der Krise?
Wege in eine sozial-ökologische Gesellschaft“, FU Berlin
www.fu-berlin.de/sustain-it