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VII. Sürforgeamf.
1. Wohltätigkeit.
A. Allgemeines.
Das Fürsorgsamt hat sich im zweiten Jahre seines Bestehens wesentlich ver
größern müssen. Schon äußerlich zeigt sich die Erweiterung. Die Räumlichkeiten
im Rathausc erwiesen sich als unzureichend, sodaß außerhalb des Rathauses Unter
kunft beschafft werden nmßte. Im November 1918 siedelte das Fürsorgeamt in
das Kornmesser'sche Waisenhaus, Teltower Straße 7—10, über. Mit dem Tage
des Umzuges sah sich das Fürsorgeamt vor neue Aufgaben gestellt. Der plötzliche
Abbruch des Krieges, die uns auferlegte kurzfristige Demobilisierung und die Ein
stellung der Kriegsindustrie machten eine ungeheure Zahl von Arbeitskräften frei.
Dem Fürsorgsamt liegt es ob, die Arbeitskräfte der hiesigen Gemeinde der Frie
densarbeit zuzuführen und in der Übergangszeit die Erwerbslosen zu unterstützen.
Die Vermittlungstätigkeit des Arbeitsnachweises mußte zu diesen: Zweck auf eine
andere Grundlage gestellt werden, damit die Fürsorge für diejenigen, für die
Arbeit nicht vorhanden ist, ordnungsmäßig durchgeführt werden kann. Die Vor
bereitungen wurden so getroffen, daß sich die Fürsorge vom 1. Tage glatt und
reibungslos vollzieht.
Besondere Maßnahmen waren ferner für die Beschaffung von Wohnungen
für die heimkehrenden Krieger notwendig. Bereits im Laufe des Sommers wurde,
um der immer stärker auftretenden Wohnungsnot zu steuern, ein Wohnungsnach
weis eingerichtet. Mit der Verlegung des Fürsorgeamtcs wurde der Wohnungs
nachweis dem Baupolizeibüro angegliedert, das die zur Milderung der Wohnungs
not erlassenen Vorschriften durch Ausbau von Kleinwohnungen und Errichtung von
Siedelungshäusern durchzuführen hat.
Die Fürsorge für Säuglings und Kinder, für die Kriegsbeschädigten, Kriegs
hinterbliebenen, Flüchtlinge und Lungenkranken hat im verflossenen Berichtsjahre
einen größeren Umfang angenommen und ist weiter ausgebaut worden.
Derschiedentliche kriegswirtschaftliche Maßnahmen mußten bis jetzt noch
weitergeführt werden, so die Beschaffung von Kleidung für Minderbemitteltei die
Verteilung von Nähfäden und Garnen, der Betrieb der Schuh - Reparatur
werkstatt usw.
Die vom Fürsorgeanit veranstaltelLn Sammlungien für die Ludendorff-
und Kolonial-Kriegerspenden, sowie die Sammlung getragener Männeroberklei -
düng hatten gute Ergebnisse. Konnten doch den Spenden Beträge von zusammen
54 243,68 M. zugeführt und der Kleiderverwertungsgesellschaft 1721 Anzüge über
wiesen werden.
6. K i n d e r f ü r s o r g e.
' Die Einführung der Reichswochenhilfe hat die Sterblichkeit der Säuglinge
günstig beeinflußt. Ter Mangel an Milch und Säuglingsnahrung kann nicht besser
ausgeglichen werden, als durch die natürliche Ernährung. Um es den selbststillen
den Müttern zu ermöglichen, die Brust auch noch nach Ablauf der Reichswochen
hilfe zu reicher:, hat die Gemeindevertretung gern Mittel zur Verfügung gestellt.
Sie beschloß:
1. am 30. Mai 1918: Wöchnerinnen, die in Berlin-Lichterfelde aus der
Reichswochenhilfe Stillgeld bis zu dem hierfür vorgesehenen Zeitpunkt
empfangen haben, wird das Stillgeld nach Ablauf dieser Frist aus Mitteln
der Gemeinde bis zum 30. September 1918 weitergezahlt für die Säug
linge, die nach dem 20. Februar 1918 geboren sind;
2. a m 16. Sepie nrber 1918: Wöchnerinnen, die in Berlin-Lichterfelde
aus der Reichswochenhilfe Stillgeld bis zu dem hierfür vorgesehenen Zeit
punkt enrpfangen Hecken, wird nach Ablauf dieser Frist ein Stillgold aus
Mitteln der Gemeinde für die Tauer von 6 Monaten gewährt. Das
Stillgeld beträgt für die ersten 3 Monate 5 M. für die Woche und für die
letzten 3 Monate 3 M. für die Woche.
In der Zeit vom Mai bis 31. Dezember 1918 sind an Stillgeldern aus Ge-
meindemiteln 1222,96 M. gezahlt worden.
Eine weitere Fürsorge, konnte dank dem Entgegenkommen des Vaterländischen
Frauenvereins und des Vereins Johanneskindsrheim durch Einrichtung von
2 Nacht-K i nde rheim-en bei dem Kinderheim Hindenburgdamm und dem