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auf die allernotwendigsten Arbeiten beschränk werden. Die unbewachten Platz
anlagen im Orte wurden durch die zügellos gewordene Fugend arg verwüstet.
Koniferen litten unter der Plünderung durch Diebe, die wie die Vandalen hausten.
Das-Merkurstandbild in den Parkanlagen wurde nächtlicherweise umgestürzt und
stark beschädigt. Blumenbeete und Rosenrabatten wurden wiederholt beraubt.
In den Anlagen zwischen Musikiempel und Parkstraße waren fiir die
Kriegsküchen Kartoffeln angebaut worden. Üppig gedeihende Kohlfelder be
deckter: die Spielwiese. Die Kleingärten erstreckten sich im Sommer 1918 auf jede
irgendwie anbauwürdige freie Fläche. Ihre Versorgung mit Wasser aus den
Straßenleitungen verursachte in dem heißen Frühsommer viel Arbeit.
Die Entwickelung des Pflanzenverkaufs in der Friedhofsgärtnerei nahm trotz
aller Betriebsschwierigkeiten einen starken Aufschwung. Der weitere Ausbau
dieses Verwaltungszweiges ist dringend zu empfehlen.
Nach Eintritt der Demobilmachung kehrten die meisten Angestellten der
Garteirverwaltung bis auf-die Gartenarbeiter Liepe und Poinmerening wieder heim.
Sie konnten sofort wieder eingestellt werdrn.
Um der großen um Weihnachten einsetzenden bedenklichen Arbeitslosigkeit
zu steuern, wurde eine große Zahl von Straßen in der Weise durchforstet, daß
jeder zweite Baum entfernt wurde. Das Holz wurde von der Bevölkerung schnell
aufgenommen. Hinter der Wiesenbande an der Bremer- und Rostocker Straß-
würden die Arbeiten zur Herstellung der Spielplatzanlagen als Notstandsarbeiten
wieder aufgenommen. Die Löhne waren im Laufe des Jahres, besonders nach
den Revolutionstagen des November 1918, derart in die Höhe geschnellt, daß an
eine Einhaltung des Voranschlages nicht mehr zu denken war. Die Gartenver-
waltung wird unter diesen Umständen fiir lange Jahre auf alle weiteren Pläne
zur Verschönerung des Ortes verzichten müssen und die Anlagen nur in einfachste:
Form unterhalten können.
V. IDohnungs- un9 Siegelungswesen.
1. Wohnungznachwm.
Im hiesigen Gemeindedezirk- machte sich im letzten Kriegsjahre ein besonders
starker Mangel an Wohnungen geltend. Mieter, denen eine Kündigung zugestellt
worden war, und die es unterlassen hatten, rechtzeitig das Mieteinigungsamt
anzurufen, sowie die große Zahl der aus dem Felde zurückgekehrten Kricgsgetrautcn
und diejenigen Ehepaare, die während des Krieges ihre Sachen auf dem Speicher
gestellt hatten, vermochten weder hier noch in den Nachbarorten Wohnungen zu
finden. Die Gemeinde mußte sich deshalb entschließen, bei dem Staatskommissar
für das Wohnungswesen zu beantragen, ihr auf Gründ der Bekanntmachung über
Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel vom 29. September 1918 die Ermächti
gung zum Erlaß von Anordnungen über die Meldepflicht von unbenutzten Woh
nungen und Räumen und deren Vermietung zu erteilen. Die Genehmigung er
folgte unter dem 23. November 1918 und die Anordnung wurde unterm 30. No
vember 1918 erlassen.
Mit der Inanspruchnahme des Wohnungsnachweises durch die Berolterung
hat die Zahl der angemeldeten leeren Wohnungen nicht im entferntesten Schritt
gehalten. Einer Nachfrage von rund 1450 Fällen standen nur rund 160 leere
Wohnungen gegenüber. Am größten war die Nachfrage nach 2- und 3-Zimmer-
wohnungen, aber auch größere Wohnungen bis zu 8 Zimmern wurden täglich von
Ortseingesessenen, Groß-Berlinern und Mietslustigen ans allen Teilen des Reiches
begehrt.
'Die Regelmäßigkeit der An- und Abmeldungen der leerstehenden und ver-
mieteten Wohnungen von'Seiten der Eigentümer und ihrer Vertreter hat viel
zu wünschen übrig gelassen.
r. Notwohnungen.
Zur Bekämpfung der dringendsten Wohnungsnot hat die Gemeindevertre
tung durch Beschluß vom 16. September 1918 und vom 30. Januar 1919 als Bei
hilfe zur Einrichtung von Wohnungen in Koller- und Dachgeschossen 250O00 M.
zur Verfügung gestellt. Danir sind bis zum Schluise des Berichtsjahres 45 Klein-