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tung aberward zurückgetrieben, und er selbst blieb
mir einem Freunde und einem Sklaven Gefange
ner in der Christen Händen. Ale er hierauf vor
den Präfekt geführt wurde, vergaß er, seiner
Würde sich erinnernd, die gegenwärtige Lage, in
die ihn seine Kühnheit und sein Ungestüm verseht
hatten; ein stolzes Benehmen und eine entschloe'
sene Sprache verriethen an ihm gar bald des Ka
lifen Feldherrn, und schon hatte ein christlicher
Soldat die Streitaxt aufgehoben, um dem toll
kühnen Gefangenen den Todeestrcich zu versehen,
als noch die Geistesgegenwart seines Sklaven ihm
das Leben rettete. Dieser gab seinem Herrn au
genblicklich eine Ohrfeige; mit dem Befehl in har
tem Ton: in Gegenwart seiner Vorgesetzten zu
schweigen. Der schnellgläubige Christ ward da
durch getäuscht, nahm den Vorschlag zu einem
Vertrage an, und die Gefangenen wurden, in Hoff
nung, daß eine besondre Gesandschaft eintreffen
sollte, entlassen. Diese so wohl angebrachte Ohr
feige rettete dem Oberfeldherrn das Leben, und
machte ihn bald darauf zum Sieger über die
Hauptstadt; Alexandrien gieng an die Saracenen
640 den aasten December über.
ssBittmtera. R a a b e.
Tagesbegebenheiten.
Miszellen.
Annigunha Müzleunn, ,z Ja« alt, eineö Tagelöhners rochier,
»nftel noch einet außerehelichen Schwängerung in den Wahn, »er
Teufel werde sie holen. Bald arrere ihr Wahnsinn in Tobsucht
aus. Armuth, schlechte Nahrung, Mißhandlungen aller Art vol
lendeten ihre schreckliche Lage; sie entlief von Zeit >» Zeit aus iy-
r>r Heimath, zerriß ihre Kleider und irrte Tag und Nacht, bei
Wegen und Schnee, in den Wäld-rn herum, immer rufend: „Dort
isi er, jetzt holt tr michSie wurde endlich eingesperrt. Zn die,
sem Zustande, und hSehst abgezehrt, fand sie der würdige Priester
und Ortspfarrer, Dominikus Mer, >u FreyenfelS, Landgerichts
Hollfeld im Mainkreise, beim Antritt seiner PfarrNelle. Theilneh,
mend erforschte er die Leidensgeschichte dieser Unglücklichen, lieh
ihr die Ketten abnehmen, und suchte durch paffende Vorstellungen
auf ihr beängstigtes Gemüth >u wirken. Aber kaum entfesselt, ent.
floh sie durchs Fenster. Man suchte nun ihre Sinnlichkeit durch
einige Leckerbiffen ,u gewinnen. UN» sie in eine menschliche Lage
,u »ersetzen. Der würdige Priester blieb nicht bei tönenden Trost-
gründen stehen, sondern »ersah die Unglückliche täglich von seinem
Tische mit Speisen, reichte ihr ,«eckmäßige Spielwerke, und be
fahl, sie mit Liebe, Schonung und Sanftmuth ,u behandeln.
Durch kleine Geschenke, die ihre weibliche Eitelkeit rcge machten,
gtwöhnte sie sich so sehr an ihren Pfarr:r, daß sie ihm sogar in
seine Wohnung folgte, und ansing, an häuslichen Arbeiten Theil
zunehmen. Zhre Aufmerksamkeit auf sich, und auf Gegenstände
außer ihr, gab täglich schönere Hoffnung ,nr Genesung, sie »ahm
Vernunftgründe an, kehrte allmählig ,u ihrer sonst gewohnten Be
schäftigung im Nähen und Stricken inrück, und nährt nun mit
ihrer Handarbeit ihre alte arme Mutter und eine kranke Schwester.
— Ein schreckliches Ereigniß hat sich fn dem Steinkohlenberg
werk deß Thal s St. Lambert bei Lüttich zugetragen. Folgendes
sind die traurigen Umstände davon: Als am assten April, um
7 Uhr Abends, die Nachkarb-il-r in die Geube fuhren, gingen
zwei von ihnen voraus, um die brennbare Luft ,n vertreiben; der
Feuerwächter, der sich am Eingang der Auffahrt befand, enftün-
»ete dieselbe mit seinem Lichte. Dieser giftige Dunst, aus der
Lustart erieugt, welche sich aus den Gewässern entwickelt, die die
ehemaligen Gänge derDergader von Mal-Garnie ausfüllen, nahm
ohne Zw.ifil alle leeren Räume ein; denn der Knall war so heftig,
daß er ,n gleicher Zelt und allenthalben verspürt, daß der größte
Theil der Arbeiten verschüttet, und der Schacht ierstört wurde.
Die Folgen dieses traurigen Vorfalls sind, daß von 5i Menschen,
welche sich gerade in dem Schacht befanden, 3; plötzlich geiödret
und ts mehr oder weniger verwundet wurdtn. Ein tinzigtr
(Baptisie Mottard) entging dem allgemeinen Unglück. Dieser
Mann und ein gewisser Croneck, der nur eine leichte Wunde er
halten harte, harten den Muth, nochmals in den Schacht hinun
ter zu steigen, um diejenigen ihrer tlnglückSgefäkrten, welche sie
noch ins Leden zurück zu bringen hoffeeu, ;t> reiten. Die Aufopfe
rung dieser deiden braven Arbeiter blieb nicht ohne Erfolg, ,m»
sie trugen dajii bei, 17 mehr oder weniger verwundete Menschen
zu retten.
— Der Besitzer der Bäder von Tivoli in Paris will die B«.
metknng gemacht haben,Ddaß das grüne, noch nicht alte Hol, eine
größere Hitze gebe, als das dürre. ES wäre der Mühe werth, diese
Bemerkung durch weitere Erfahrungen zu begründen.
— Am gern May ereignete sich ein unglücklicher Vorfall in der
Gemeinde Kruft, KantonS Andernach. Don 7 Arbeitern, weiche
mit der Niederreißung der ehemaligen probsteilichen Gebäude be
schäftigt waren, wurden 6 von einem lusammen stürzenden Stücke
Mauer begraben. Einer blieb wde auf dem Platze; die 5 andern
sin» mehr oder weniger schwer verwundet.
— Vor z- Jahren starb die Tochrer deS damaligen Ritterguts
besitzers zu DörflaS, eine« HauptmannS «on RöirenbachS, an den
Kmderblairern in einem Alter von 6,1/2 Jahren. Sie stand drei
volle Tage auf dem Dretre, nnd wurde dann in das zu dem Rit,
tersitz Dörflas gehörige Erbbegribniß zu Cbrispeadors begraben.
Bor einigen Wochen stirbt der gegenwärtige Besitzer dieses Dorfes,
und wie man die vermauerte Gruft ,n seiner Beerdigung öffner,
waS in den versioffenen 3- Jahren nicht geschehen war, sinder
man den Sarg jenes KindeS umgeworfen und.an das Luftloch ge
schoben, da« Gerippe deS «indes aber nicht weit davon in einem
Winkel zusammen geneigt. Wahrscheiniiich, da der Deckel noch
am Orte, wo der Sarg beigesetzt war, lag, hat die Arme den um
gekehrten Sarg an das Luftloch geschoben, um darauf zu treten,
und eher durch dieses Loch mit ihrem Flehen um Rettung gehört
zu werden. Die Wahrheit dieftr Geschichte wird verbürgt.