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Volume Nro. 103, Freitag, den 24. May 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

meine Lippen. Ich betheuerte mit voller Seele, 
nie auf sie böse gewesen zu seyn, nie in meinem 
Leben auf sie böse werden zu können, und küßte 
hundert rothe Flecke auf den schneeweißen Arm." 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Minerva mit dem Drachen. 
Sie»! tat getrostem Bild der unoetmähleten Pallas, 
Und des Drachen, »er treu al'v die Ernste beschuht. 
Wa§, furchtbare Gestalt, du hier bei »er Göttinn? — Zum 
Scduh ihr 
Bin ich, wenn stk bewacht Tempil und heiligen Hain! 
Sorglich bewahret darum die dem Mann zueeifende Jungfrau; 
Amor, der listige, legt Schlingen an jeglichem Ort. 
E. S. 
Tagesbegebenheiten. 
Miszellen. 
!^et ijjährige Franz Dstrand »u Agen verschluckte eine« 
Zwetschgenkern, welcher den Luftrührenkopf passtrte und in der 
Luftröhre stecken blieb. Der Chirurg Lafferre versuchte, bei der 
dringenden Gefahr deS Erjiickens, sofort die Operation der Tracht 
nolomit, d. h. rr öffnete dem Kerne oder Steine von außen des 
Halses einen Weg. Das Unglück ereignete sich am Iften Streit, 
und die Operation wurde am Uten Abends unternommen. Erst 
am vierten Tag nach der Operation gelang eS, den Stein auszu 
ziehen, und am -asten Aprit war der Patient schon einer nahen 
und vollkommenen Heilung verstcherr. 
— »m -5sten April wurden auf der Heerstraße bei Rouen 
z Pferde an der Diligence vom Blitze erschlagen. Der Conduk- 
teur und dje Reisenden kamen mit dem Schrecken davon. 
— Das »riminalgericht des Seine, und Marnedepartements 
»erurtheilte eine Frau Dlllleqp. zum rode, welche ihren Mann 
vergiften wollte. Nach ihrer Auslage war ihr Mattn bös, zän 
kisch , uiid hatte ihr oft mjt Schlägen gedroht. Herr Dalleur ist 
auf dem Weg der Besserung. 
— Don Ostern tL>» biS dahin >8n wurden in Leipzig 4010 
Rinder, 6gog Schweine, l0,-gg Schöpse, »8,7zr Kälber und 78» 
Lämmer, zusammen also 4»/7ä> Stück Bieh verzehrt. 
— Zn einem Dörfchen auf der Strage von Brstss» nach Pa 
ri« bei Braine le Eompte, wurde in der Nacht vom r-ten Juny 
igio ein Reifender, Gent» au« Nancy, von den Einwohnern des 
HaufeS Tour a rour, ermordet und beraubt. Mit Steinen, Stök- 
ken, Aexten halb todt geschlagen, schafften |te ihn au§ dem Hause 
auf »ie Landstraße, wo er gefunden wurde, und noch f» viel 
Stösse hatte, seine Mörder anzugeben. Die 6 Mörder, 4 Männer 
und I Weiber, find zum Tode »erueiheNk. 
— 3« den ersten ragen »es AprilS wurden ,» Rom, auf dem 
Platze vor dem DolkSthvre, fünf durchs MilitärgerichtDtcut,heilte 
erschossen. Fast alle waren au§ Gegenden, die an da« Neapolita 
nische grenzen. Unter diesen war rin Mann ans dem Orte Alatti, 
in der Eampagn» di Roma (unweit von Abrnzzo), der acht Er 
mordungen ohne alle« Zögern freiwillig hererzahlre. Dann sagte 
er ganz ruhig: „Gebt mir zu essen, denn ich habe Hunger." 
Auch die Uedrigen gaben Beweise von Rohheit und Todesver 
achtung. ' ' 
— Zu Kopenhagen hielt vor einigen Lagen der Aeroftatiker 
Colding eine Luftreife. 
— Am >5ten April ist in Heidelberg Karoline Rudolphi, die 
Erzieherin» and Dichterinn, gestorben. 
— Die Stadt Lüchow hat ein sehr hartes Schicksal getroffen i 
skit dem silte,, April Abend 7 Uhr ist sie dnrch ei» verheeren 
des Feuer in einen Schutthaufen verwandelt. Bei dem heftigen 
Sturm griffen die Flammen fo schnell um sich, daß die Einwoh 
ner nur mit Mühe ihr Leben retten konnten, und jetzt unter freiem 
Himmel ohne Obdach find. Nur die Dorstadt nach Salzwedel hin, 
4 Häuser in der jenseitigen Dorstadt und eine Mühle sind stehen 
geblieben. 
— Die volkreiche Stadt Debreczin ist nicht nur am zten und 
Lten, sondern wieder am röten April, also durch 5 FeuerSbrüns,e 
verheert worden, so »aß jetzt gegen zwei Drittheile der Stadt in 
Asche liegen. Da man Derinuthungen, und selbst Spuren hat, 
paß das Feuer jedesmal angelegt gewesen ist, so Ist die Bangigkeit 
in dem geretteten Theile der Stadt vor einem neuen Unglücke sehr 
groß. Jedermann packt seine besten Geräihschaften zusammen, und 
flüchtet sie in die Hütten der nächstgelegenen Weinberge. Da fast 
alle Mühlen abbrannten» so herrscht zugleich großer Mangel an 
Mehl und Brod. 
— Zu Wien erscheint letzt eine gtiechische Zeitung, welche den 
Zweck hat, die in den türkischen Provinzen lebenden Griechen, mir 
dem Neuesten der Wissenschaften bekannt zu machen, und zur 
Wiederaufklärung dieses berühmresten Volkes des Alterthums zu 
wirken. 
— Einer der vrriüglichsten Anstände bei der Zuckererzeugung 
aus Runkelrüben war bisher dir nothwendige vorläufige Zerrei- 
bung der Rüden, welche immer mit einem so großen Auswanbe 
von Zeit und Aedeir verbunden war, zu dessen Ersvacung verschie 
dene schon vorgeschlagene Maschinen noch keineswegs Genüge lei 
steten. Dem in allen Zweigen der Gewerbßinbustrie gegenwärtig 
so regen EefindungSgeiste hat eö geglückt, auch diesem Gebrechen 
wesentlich adzuhtlftn. Der in der Wiener Dorstadt Bumptndorf 
wohnende Maschinist, Georg Hennig, hat eine neue Vorrichtung 
zu Stande gebracht, nach welcher schon auf einer kleinen Hand- 
maschine durch einen Arbeiter in einer Stunde »so Pfund Rüben 
vollkommen zweckmäßig zerrieben werben können, welche bei der 
Anwendung im Großen, mit Btihüise eines Triebwerks von Was 
ser oder Pferden, rin noch weit günstigeres Resuieat verspricht, 
und daher allen Unternehmern der Zuckirerzeugung aus Runkelrü 
ben besonder« empfohlen zu werden verdient.
	        
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