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Ach liebt ihn allein,
Nur »r allein kann mich vergnügen.
Ihr lacht! doch wchk: er liegt jetzt in den letzten Zügen,
Und wird «oi morgen schon ein Rand deS LodeS seyn.
Der zärtliche Ehemann.
Man spricht so viel vom liebe» jüngsten tage;
Obschon man so viel davon spricht,
krwarrere ich ihn doch ohne Furcht und Alage,
Säh' ich am lieben, jüngsten rage
Nur meines LebenS größte Plage —
Mein Weib — mein böseS Weib nur nicht!
Die Kriegslieder athmen religiösen und
heldenmüthigen Sinn, ob sie gleich an Kraft und
Fülle denen eines Gleim weit nachstehen.
Zn den Romanzen versinkt er zu sehr in Nach
ahmung anderer Vorbilder, die er nicht erreicht.
Seine moralischen, so wie seine geistlichen
Gedichte enthalten Stellen, die reich an einzelnen
Schönheiten sind. Unter den andern lyrischen Ge,
dichten befindet sich manches, welches einer jeden
Anthologie Ehre machen würde. Mit einem
der kürzern will ich diesen Aufsatz beschließen;
Die aufgehende Sonne.
Sie ist's! — mir himmlischem Entzücken
Iauchjt ihr die feiernde Natur.
Sie Ist's! Anbetung in den Blicken,
Empfängt sie die erwachte Flur.
Sie ist'S! des Morgen« blaue Lhvk«
Eröffn» ihre goldne Hand,
Tor ihr verhüllet sich Aurore
2n ihr rrbiaffendes Gewand.
Ahr wallt von den berhaulen Feldern
Ein süßer Opferduft empor.
Ahr Lob befingr in dunkeln Wäldern
Der Doge! tausendstimmig Chor.
Setz mir gegrüßt, o Morgensvnne,
Des Schöpfers schönstes Meisterstück!
Dir öffnet stch mein Her, ,ur Wonne,
Dir -ammt der seelenvolle Blick.
Hier trinke ich mit ge!,gen Zügen
AuS deinen Strahlen Himmelklust.
Bewund'rung, Andacht und Vergnüge»
Erfüll, die angeschwollne Brust.
O du, des Lebens reinste Quelle!
Dir, Sonne! laß mich ähnlich seyn.
Wie du, sey meine Seele helle.
Wie du, se, stet« «ein Her,e rein.
An allgemeiner Menschenliebe
Verschön're stch mein Geist, wie du!
Und ist manchmal mein Himmel trübe;
So lächle du mir wieder in!
Königsberg in Preußen.
A. Krause.
Der Eintritt in die Weiberwelt.
(Fortsetzung.)
Zch hatte die Gräfinn nie so schön gesehen.
Die hohe üppige Gestalt in dem rothseidcnen Klei
de, das um die runde Hüfte auch nicht eine Falte
schlug, und aus dem die Fülle des blendenden
Busens und das weiße Schulternpaar wie belebter
Alabaster stieg; der schöne volle Nacken, auf dem
der herrliche Kopf, umschattet von nächtlichen Lok-
ken, in denen Steine flammten, prangte; der run
de Arm mit dem lüsternen Grübchen in seinem
Gelenke; die frische Elüthe des reizenden Gesichts;
das schwarze Auge, aus dem die Glut in der Ge
stalt der Freude blickte, die Leichtigkeit und Leben,
digkeit der Jugend, die sich alles erlaubt und sich
aus nichts ein Bedenken macht welchen Ein
druck machte diese Erscheinung auf mich, in des
sen Adern das Blut wie Schwärmer umherflog,
und dessen Herz ein Feuerrad war! Sie wäre frei,
lich zu jeder andern Zeit gelegener gekommen, als
in jenem Augenblick, in welchem ich auf der letz,
ten Sprosse der Himmelsleiter stand', und ich
zürnte ihr Anfangs nicht wenig; aber je länger
ich sie ansah, je mehr zerrann die Wolke meines
Zorns vor den Sonnenstrahlen ihres Gesichts,
und ich trank aus ihren brennenden Augensternen
das Entzücken, welches mir in den Armen der
Baronesse werden sollte.
Man arrangirte einige Parthieen. Die Grä
finn schien das Einverständniß zwischen mir und
der Baronesse bemerkt zu haben, und fixirte mich
mit Aufmerksamkeit. Sie schlug ein Spiel aus,
und setzte sich nun so, daß auch nicht ein einziger
meiner Blicke vor der Douane ihrer Augen unbe
merkt vorbei konnte. Da sie immer mehr in ihrer
Vermuthung bestärkt wurde, so rückte sie mit ei,
nem ganzen Freikorps Koketterie auf mich los,
und attakirte mit diesen Freiwilligen so lebhaft,
daß es die Baronesse gar bald bemerkte, und fast
nicht im Stande war, ihre Unruhe L» verbergen.
Sie nahm einen bittern Ton an, und nun war
die Gräfinn ihrer Sache gewiß — sie trieb es nun
weit ärger, als vorher.