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Volume Nro. 82, Donnerstag, den 25. April 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

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Ach liebt ihn allein, 
Nur »r allein kann mich vergnügen. 
Ihr lacht! doch wchk: er liegt jetzt in den letzten Zügen, 
Und wird «oi morgen schon ein Rand deS LodeS seyn. 
Der zärtliche Ehemann. 
Man spricht so viel vom liebe» jüngsten tage; 
Obschon man so viel davon spricht, 
krwarrere ich ihn doch ohne Furcht und Alage, 
Säh' ich am lieben, jüngsten rage 
Nur meines LebenS größte Plage — 
Mein Weib — mein böseS Weib nur nicht! 
Die Kriegslieder athmen religiösen und 
heldenmüthigen Sinn, ob sie gleich an Kraft und 
Fülle denen eines Gleim weit nachstehen. 
Zn den Romanzen versinkt er zu sehr in Nach 
ahmung anderer Vorbilder, die er nicht erreicht. 
Seine moralischen, so wie seine geistlichen 
Gedichte enthalten Stellen, die reich an einzelnen 
Schönheiten sind. Unter den andern lyrischen Ge, 
dichten befindet sich manches, welches einer jeden 
Anthologie Ehre machen würde. Mit einem 
der kürzern will ich diesen Aufsatz beschließen; 
Die aufgehende Sonne. 
Sie ist's! — mir himmlischem Entzücken 
Iauchjt ihr die feiernde Natur. 
Sie Ist's! Anbetung in den Blicken, 
Empfängt sie die erwachte Flur. 
Sie ist'S! des Morgen« blaue Lhvk« 
Eröffn» ihre goldne Hand, 
Tor ihr verhüllet sich Aurore 
2n ihr rrbiaffendes Gewand. 
Ahr wallt von den berhaulen Feldern 
Ein süßer Opferduft empor. 
Ahr Lob befingr in dunkeln Wäldern 
Der Doge! tausendstimmig Chor. 
Setz mir gegrüßt, o Morgensvnne, 
Des Schöpfers schönstes Meisterstück! 
Dir öffnet stch mein Her, ,ur Wonne, 
Dir -ammt der seelenvolle Blick. 
Hier trinke ich mit ge!,gen Zügen 
AuS deinen Strahlen Himmelklust. 
Bewund'rung, Andacht und Vergnüge» 
Erfüll, die angeschwollne Brust. 
O du, des Lebens reinste Quelle! 
Dir, Sonne! laß mich ähnlich seyn. 
Wie du, sey meine Seele helle. 
Wie du, se, stet« «ein Her,e rein. 
An allgemeiner Menschenliebe 
Verschön're stch mein Geist, wie du! 
Und ist manchmal mein Himmel trübe; 
So lächle du mir wieder in! 
Königsberg in Preußen. 
A. Krause. 
Der Eintritt in die Weiberwelt. 
(Fortsetzung.) 
Zch hatte die Gräfinn nie so schön gesehen. 
Die hohe üppige Gestalt in dem rothseidcnen Klei 
de, das um die runde Hüfte auch nicht eine Falte 
schlug, und aus dem die Fülle des blendenden 
Busens und das weiße Schulternpaar wie belebter 
Alabaster stieg; der schöne volle Nacken, auf dem 
der herrliche Kopf, umschattet von nächtlichen Lok- 
ken, in denen Steine flammten, prangte; der run 
de Arm mit dem lüsternen Grübchen in seinem 
Gelenke; die frische Elüthe des reizenden Gesichts; 
das schwarze Auge, aus dem die Glut in der Ge 
stalt der Freude blickte, die Leichtigkeit und Leben, 
digkeit der Jugend, die sich alles erlaubt und sich 
aus nichts ein Bedenken macht welchen Ein 
druck machte diese Erscheinung auf mich, in des 
sen Adern das Blut wie Schwärmer umherflog, 
und dessen Herz ein Feuerrad war! Sie wäre frei, 
lich zu jeder andern Zeit gelegener gekommen, als 
in jenem Augenblick, in welchem ich auf der letz, 
ten Sprosse der Himmelsleiter stand', und ich 
zürnte ihr Anfangs nicht wenig; aber je länger 
ich sie ansah, je mehr zerrann die Wolke meines 
Zorns vor den Sonnenstrahlen ihres Gesichts, 
und ich trank aus ihren brennenden Augensternen 
das Entzücken, welches mir in den Armen der 
Baronesse werden sollte. 
Man arrangirte einige Parthieen. Die Grä 
finn schien das Einverständniß zwischen mir und 
der Baronesse bemerkt zu haben, und fixirte mich 
mit Aufmerksamkeit. Sie schlug ein Spiel aus, 
und setzte sich nun so, daß auch nicht ein einziger 
meiner Blicke vor der Douane ihrer Augen unbe 
merkt vorbei konnte. Da sie immer mehr in ihrer 
Vermuthung bestärkt wurde, so rückte sie mit ei, 
nem ganzen Freikorps Koketterie auf mich los, 
und attakirte mit diesen Freiwilligen so lebhaft, 
daß es die Baronesse gar bald bemerkte, und fast 
nicht im Stande war, ihre Unruhe L» verbergen. 
Sie nahm einen bittern Ton an, und nun war 
die Gräfinn ihrer Sache gewiß — sie trieb es nun 
weit ärger, als vorher.
	        
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