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Volume Nro. 7, Donnerstag, den 10. Januar 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

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Von meiner Mirdergeschichte schien sie nichts zu 
wisse». „Aber sagen Sie," hob sie mit einem 
Male an, „was harten Sie denn gestern mit mir: 
Sie sprachen da von einer Kanone, von einer, 
glaube ich, Lärmkanone, ich glaube, ich glaube, 
es war bei Ihnen im Oberstübchen nicht recht 
richtig." 
(Der Schluß folgt.) 
Tagesbegebenheiten. 
Miszellen. 
!^ie Morning > Ehronicle vom rken August enthält folgende Er 
zählung , dessen Aurhenkicilär ein Correspondent derlelden als Au 
genzeuge verbürge. 
Die Bewohner eine« Pächterhause« zu Deuyam bei Tiberkon, 
in Denonfhire, find feie kurzem von einem Gelärme gestört und 
sehr in Aengfien gesetzt worden, dessen natürliche Ursache man bis 
jetzt, trotz alter angewandten Untersuchung, nicht hae ergründen 
können. Sehr angesehene Männer von dem vorzüglichste» Cha 
rakter und den reifsten Derftandeskräsren haben die Sache selbst 
untersucht, um die Wahrheit zu entdecken, und den Betrug zu 
enthüllen. Man har die Familie und die Dienstboten auf das 
schärfste eraminirr; doch ihre Berichte find übereinstimmend, und 
mehrere Männer von Stande, die einige Nächte in dem Hause 
zugebracht haben, wurde» völlig überzeugt, daß das besondere 
Gelärme, waS ste hörten, nicht natürlicher Arr sey. 
Des Pächters weibliche Dienstboten schlafen in einer Boden 
kammer, wohin ste über einen Vorplatz gelangen. Um Mitter 
nacht läßt stch ein leises Klopfen gegen die Verkleidung der Wan» 
»eS Vorplatzes hören, welches stch nach und nach biS in die 
Kammer verbreitet; dann beginnt daS schrecklichste, übernatürlichste 
Gelärme, ein Gewicht scheint das Bette zu pressen, ein altes 
Schwerdt, daS hinter dem Veite hängt, wird heftig geschüttelt, 
und man hört im Zimmer ein rappen, a!S wandelte kork ein 
Bär ohne Klauen. Ei» junges Kind, welches mit den Mägden 
in »er Kammer schlief, ist durch den «nerklätlichen Druck fast er 
stickt worden. 
Zuweilen besucht es des Pächters Schlafkammer. Eines 
NachkS ward der metallene Leuchter, der auf dem Boden stand, 
mit der größten Schnelligkeit umgeworfen; der Pächter, dadurch 
aufgeschreckr, war im Begriff, die Schelle zu ziehe», alS der Leuch 
ter mir der größten Gewalt gegen daS Kopfstück der Bettstelle ge- 
wolfen ward, ohne jedoch den Pächter zu treffen. DaS Zimmer 
ward sogleich untersucht; aber man konnte nichts entdecken. 
DaS Haus ist von Steinen erbauet; zwischen der Mauer und 
der Verkleidung ist nicht der geringste Raum, der einen Belrug 
möglich machen könnte. 
— Hr. Rauqu«, Arzt an dem Krankenhaus« zu Orleans, hat. 
Mit dem besten Erfolge, eins neue Heilart wlher die Krätze ange 
wandt, welche darin besteht, die kranken Theile mit einem Absud 
von Länseriltersporn (Delphiuium Staphhngria) zu waschen, 
worin er ei» wenig rohes Opium har «ustöfen lassen. Er hat sich 
vorgenommen, unverjüglich eine weikläustgere Beschreibung seiner 
schon sehr zahlreichen Erfahrungen bekannt zu mache». 
— Zn Ofen ist am rasten Dezember Ser als Schriftsteller bei »er 
König!. Ungarischen Starihalterel bekannte Franz Boros vonRakoS, 
Verfasser der „Genialitäten" u. f. w. im 27sten Jahre gestorben. 
— Das in Bau stehende neue Schauspielhaus in Pest wird 
eine Zierde der Stadt seyn; der berühmte Hofarchilekt Aman hakte 
den Auftrag, mit Bewilligung Sr. Majestät des Kaisers »nd Kö 
nigs, den Plan dazu zu entwerfen, und di« Ausführung davon 
zu leiten. 
— DaS in einigen Zeitungen »srb»itete Gerücht von einem 
tragischen Vorfalle in Böhmen, wobei ein Offizier, dessen Bedien 
ter und ein FörsterSfohn ihr Lehen verloren baden sollte», ist gänz- 
lich grundlos. 
— Don Fayolle ist ein Werk »neer dem Titel erschienene 
Notice» im Corelli, Tartini, Gavimes, Pugnani et Viot- 
ti, avec leitr» portrai« (9. Liv. le Normant). Man findet 
darin eine Menge Anekdoren über diese berühmten Violinspieler, 
und über die Entstehung der Geige selbst, Sie »er Verfasser ins zte 
ober >ote Jahrhundert fetzt. Dazumal halte di- G-ige nur 5 Sai 
ten, und hieß Rebec; in der Mitte des eiten Jahrhunderts erst 
erhielt ste die 4te Saite. Mehrere Anekdoten find wol schon be 
kannt, z. B. die Enrstehling der TeufelSsonare »es Tarelni, die er 
im Traum« 07*3) vom Teufel vorspielen Hörle; von der sonder 
baren Rache eines FayancierS von Turin, der Pugnani'S Por 
trait in den Boden gewisser Töpfe mahlt«, und al§ Pugnani stch 
darüber beklagte, ein Schnupftuch mir Friedrichs II. Portrait 
hrrvorzog, und äußerte: „Pugnani hätte so wenig Recht, böse zu 
werden, als der große Friedrich u. dergl." Auch von der Empfind 
lichkeit der Tonkünstler kommen mehrere Züge vor: so legte Eorel- 
li, als ln einem feiner Konzerte die Gesellschaft z» plaudern an- 
fieng, ganz gelassen seine Geige mimn im Spiele weg, aus Furcht, 
wie er sagte, die Unterhaltung zu stören. — Pugnani harre einst 
bei Madame Denis mit vieler Anfmerkfamkeir Doitairen eiiiige 
Derfe vorlesen Horen. Er wurde gebeten ,» fvielen; »a ad-r Vol 
taire ihm nicht gleiche Stille bewies, so schloß er plötzlich seine 
Geige ein, mir ver D-rstcherung: „Daß Voltaire zwar sehr schön« 
Verse mache, von der Musik aber nicht den Teufel verstünde." 
— In einem Dorf» bei Dieppe ist di» Frau Lorin in, lösten 
Jahre gestorben. Kurz vor ihrem Tode dssorgre ste ihr HauSwefen 
noch srlbft, UN) spann ohne Drille. Sie hinterläßt eine jüngere 
Schwester von 102 Jahren, die ebenfalls noch rüstig ist. 
— Am Igsten Dezember ist ,n Augsburg der bekannte Dibli», 
graph und Kenner der alten Literatur, ver Geheimerarh Zapf, in 
seinem Szsten Jahre mir Tode abgegangen.
	        
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